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Theravada

Aus Jewiki
(Weitergeleitet von Theravada-Buddhismus)
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„Großer Buddha“, die 12 Meter hohe Buddha-Statue auf Koh Samui, Thailand

Der Theravada (Pali: Schule der Ältesten) ist die älteste noch existierende Schultradition des Buddhismus. Er führt seine Abstammung auf jene Mönchsgemeinde zurück, die zu den ersten Anhängern des Buddha gehörte. Der Theravada ist heute vor allem in Sri Lanka, Myanmar, Thailand, Kambodscha, Laos und teilweise auch in Vietnam und der VR China (in Yunnan) verbreitet. Vom Mahayana wird er zum Hinayana gezählt, wobei diese Zuordnung vom Theravada selbst abgelehnt und als diskriminierend empfunden wird.

Entwicklung

Drei Monate nach dem Tod des Buddha traten seine Schüler in Rajagarha zum ersten Konzil zusammen, um den Dhamma und die Vinaya zu besprechen und gemäß den Unterweisungen des Buddha festzuhalten. Die weitere Überlieferung erfolgte mündlich. Etwa 100 Jahre später fand in Vesali das zweite Konzil statt. Diskutiert wurden nun vor allem die Regeln der Mönchsgemeinschaft, da es bis dahin bereits zur Bildung verschiedener Gruppierungen mit unterschiedlichen Auslegungen der ursprünglichen Regeln gekommen war. Während des zweiten Konzils und den folgenden Zusammenkünften entstanden bis zu 18 verschiedene Schulen (Nikaya-Schulen) die sich auf unterschiedliche Weise auf die ursprünglichen Lehren des Buddha beriefen. Daneben formierte sich auch die Mahasanghika, die für Anpassungen der Regeln an die veränderten Umstände eintrat und als früher Vorläufer des Mahayana betrachtet werden kann.

Im 3. Jahrhundert v. Chr. trat in Pataliputra (heute Patna), unter der Schirmherrschaft des Königs Ashoka und dem Vorsitz des Mönchs Moggaliputta Tissa, das 3. Konzil zusammen. Ziel der Versammlung war es, sich wieder auf eine einheitliche buddhistische Lehre zu einigen. Häretiker sollten aus der Gemeinschaft ausgeschlossen und falsche Lehren widerlegt werden. Im Verlauf des Konzils wurde zu diesem Zweck das Buch Kathavatthu verfasst, das die philosophischen und scholastischen Abhandlungen zusammenfasste. Dieser Text wurde zum Kernstück des Abhidhammapitaka, einer philosophischen Textsammlung. Zusammen mit dem Suttapitaka, den niedergeschriebenen Lehrreden des Buddha, und dem Vinayapitaka, der Sammlung der Ordensregeln, bildet es das in Pali verfasste Tipitaka (sanskrit: Tripitaka, „Dreikorb“, auch „Pali-Kanon“), die älteste noch erhaltene große Zusammenfassung buddhistischen Schriftgutes in einer indischen Sprache.

Nur diese Schriften wurden vom Konzil als authentische Grundlagen der buddhistischen Lehre anerkannt, was die Spaltung der Mönchsgemeinschaft besiegelte. Während der Theravada, die Lehre der Älteren, sich auf die unveränderte Übernahme der ursprünglichen Lehren und Regeln einigte, legte die Mahasanghika keinen festgelegten Kanon von Schriften fest und nahm auch Schriften, deren Herkunft von Buddha nicht eindeutig nachgewiesen werden konnten, in ihre Lehren auf.

Verbreitung

Wat Phra Sri Mahathat, Meditationstempel in Bang Khen, Nord-Bangkok

Nach dem Ende des 3. Konzils brachten Mahinda und Sanghamitta, Sohn und Tochter Ashokas, das Tipitaka nach Sri Lanka, wo der Text bis heute vollständig erhalten wurde. Sie wurden als Missionare auf die Insel gesandt und tatsächlich wurde der Theravada schon bald die Staatsreligion des Königreichs. Von Sri Lanka aus wurden in der Folge Missionare in das Gebiet des heutigen Myanmar, damals ein Königreich der Mon, geschickt. Überlieferungen datieren diese Missionierung auf die Zeit der Regentschaft König Ashokas, also das 3. Jahrhundert v. Chr. Gesichert ist das Auftreten des Theravada in dieser Region ab dem 5. Jahrhundert. Von dort wurde er auch weiter östlich, im Gebiet des heutigen Thailands, verbreitet. Wiederum berichten Überlieferungen von frühen Missionaren des Ashoka, die nach Nakhon Pathom, einer der ältesten Städte Thailands und damals von Mon bewohnt, gekommen waren und von dort das Land bereisten. Funde belegen eine Verbreitung ab dem 6. Jahrhundert. Die Thai, die bereits seit dem 6. Jahrhundert aus dem südlichen China kommend nach Südostasien eingewandert waren, übernahmen den Theravada von der dort ansässigen Bevölkerung. Als sie im 11. und 12. Jahrhundert schließlich in die Ebene Zentralthailands vordrangen und ihre ersten Königreiche, Sukhothai und später Ayutthaya gründeten (siehe auch Geschichte Thailands), war der Theravada Staatsreligion. Zugleich übernahmen auch die Bewohner des Reiches um Luang Prabang, also dem heutigen Laos, diesen Glauben. Im 13. Jahrhundert bestieg Srindravarman (regierte 1295–1309) den Thron des Khmer-Königreiches Kambuja (heute Kambodscha). Er war der erste der Könige von Angkor, der Anhänger des Theravada war. Zwar verlor Kambuja mit und nach ihm zusehends an Macht und Einfluss, der Theravada ist aber seither auch in Kambodscha und dem südlichen Vietnam die am weitesten verbreitete Religion.

Gegenwärtig bekennen sich etwa 80 % der Einwohner Sri Lankas, 89 % der Burmesen, 94 % der Thailänder, 60 % der Laoten und 95 % der Kambodschaner zum Theravada. Daneben gibt es Anhänger in Vietnam und in Südwest-China (Yunnan). In Indien nimmt die Zahl der Theravada-Buddhisten nicht zuletzt durch eine Bewegung unter den Dalit, den „Unberührbaren“, wieder zu, die in der Konversion zum Buddhismus einen Weg fanden, der Diskriminierung durch das Kastensystem zu entgehen.

Lehre (pali Dhamma, sanskrit Dharma)

Seit der Niederschrift der Tipitaka während des dritten Konzils werden im Theravada ausschließlich dessen Texte als Grundlage der Lehre und der Regeln des Mönchslebens anerkannt.

Nibbana (Verlöschen)

Das Ziel jedes Anhängers des Theravada ist der Zustand des Nibbana (sanskrit: Nirvana), also das Überwinden und Auslöschen aller an das Dasein bindenden Faktoren wie Ich-Sucht, Gier, Anhaften usw., und damit das Verlassen des Kreislaufs (Samsara) der Reinkarnationen (nicht zu verwechseln mit dem christlichen Begriff der Wiedergeburt) zu erreichen. Nibbana ist nicht vergleichbar mit der Vorstellung des Paradieses in Judentum, Christentum oder Islam, welches den Seelen der Gläubigen das „ewige Glück“ verspricht. Weder das Ich, also auch die Seele, noch das Glück sind, gemäß der Lehre des Buddhismus, ewig. Nibbana bedeutet das Erkennen der Vergänglichkeit aller Dinge und Zustände und die Überwindung des „Anhaftens“ an die Erscheinungen der Welt. Das Erreichen des Nibbana ist auch nicht gleichzusetzen mit dem Tod. Siddhattha Gotama (sanskrit: Siddhartha Gautama), der historische Buddha selbst, lebte und unterrichtete noch mehr als 40 Jahre nachdem er Bodhi („Erwachen“) erfahren und damit Nibbana erreicht hatte.

Buddha war ein Samma-Sambuddha, das heißt ein Buddha, der in der Lage ist, die Vier Edlen Wahrheiten, die unabhängig davon bestehen, ob ein Buddha erscheint oder nicht, einer ganzen Welt zu verkünden.

Bodhi (Erwachen)

Gemäß der Theravada-Lehre gibt es drei Arten von Bodhi, durch die ein Buddhist Nibbana verwirklichen kann:

  • Savaka-Bodhi wird von jenen erreicht, die Bodhi als Schüler eines spirituellen Lehrers erlangen. Ein solcherart Erwachter wird Arahat (auch Arhat) genannt. Arahats sind selbst, nicht zuletzt auf Grund der eigenen Erfahrung, hilfreiche Lehrer für andere.
  • Pacceka-Bodhi wird erreicht ohne die Hilfe oder Unterweisung durch Lehrer. Ein in dieser Weise Erwachter wird Pratyeka-Buddha („Einzelerwachter“) genannt. In der Tipitaka steht dazu, dass solche Buddhas zwar in größerer Zahl erscheinen können, aber nur in Zeiten, in denen die Lehre (Dhamma) verloren ist. Die Fähigkeit eines Pratyeka Buddha, anderen Menschen auf dem Weg zum Erwachen zu helfen, ist geringer als bei den beiden anderen Erscheinungsformen der Buddhas.
  • Samma-Sambodhi ist die höchste, perfekte Form des Bodhi (Erwachens). Wie ein Pratyeka-Buddha erreicht ein Samma-Sambuddha („Vollkommen Erwachter“) Bodhi durch eigene Kraft, ohne die Unterweisung durch andere. Aber er hat auch die Fähigkeit anderen das Dhamma weiterzugeben und sie ebenfalls zum Nibbana, zur Befreiung aus dem Samsara, zu begleiten. Während die Art der Befreiung für alle drei Wesen dieselbe ist, gilt ein Vollkommen Erwachter aufgrund seiner Befähigung zum Lehren als höchste Autorität.

Bodhisattva

Im Theravada wird ein Bodhisattva als jemand betrachtet, der Erlösung sucht, um in der Folge anderen auf ihrem Weg helfen zu können. Buddha selbst war in seinen früheren Inkarnationen, bevor er als Siddhartha Gautama geboren wurde, ein Bodhisattva gewesen. In den Texten der Jataka (Geburtsgeschichten), die von den früheren Leben des Buddha erzählen und Teil der Suttapitaka des Tipitaka sind, wird auch davon berichtet. Sie werden von buddhistischen Laien gerne als Inspirationsquelle benutzt. Jeder Praktizierende, der oder die sich dem Bodhisattva-Ideal verpflichtet fühlt, und sich in den 10 Paramitas (Pali : Paramis) = Vollkommenheiten wie Großzügigkeit, meditative Versenkung etc. übt, gilt im Theravada als Bodhisattva (oder Pali : Bodhisatta). Dies hat damit zu tun, dass es die innere Einstellung ist, die einen zum Bodhisattva macht, und nicht das Fahrzeug in welchem man formell praktiziert.

Unterschiede zum Mahayana

Während der Theravada, mit sehr wenigen Ausnahmen, praktisch ausschließlich die Texte des Pali-Tipitaka als Grundlage für die Lehre und das Leben der Mönche und Nonnen als ein besonderes Praxis-Ideal akzeptiert, wurde im Mahayana nie ein endgültiger Kanon von Schriften festgelegt, die Lehre an kulturelle Besonderheiten angepasst, und zum Teil auch das monastische Ideal zugunsten weltlicher Orientierung aufgegeben. Zwar bildet der Sanskrit-Tripitaka auch hier den Kern der Überlieferung, daneben wurden aber auch andere Sutras herangezogen, beispielsweise, um nur einige der bedeutendsten zu nennen, das Herz-Sutra (Prajnaparamita-Sutra), das Diamant-Sutra (Vajrachhedikaprajnaparamita-Sutra) und das Lotos-Sutra (Saddharmapundarika-Sutra).

Ein weiterer wesentlicher Unterschied ist, dass die drei Wege, Bodhi und damit Nibbana zu erreichen, wie sie der Theravada kennt, im Mahayana zugunsten der Bodhisattvaschaft verschoben wurden. Nicht das Erreichen des Nibbana durch eigene Kraft, wie es der Theravada kennt, steht im Mittelpunkt, sondern das Ideal des Bodhisattva, der auf das Parinibbana, das endgültige Aufgehen im Nibbana nach dem Tod, verzichtet, um stattdessen anderen auf ihrem Weg zum Erwachen zu helfen. Der Mahayana kennt eine Vielzahl von Bodhisattvas. Neben Maitreya sind Avalokiteshvara und Manjushri zwei der bedeutendsten.

Siehe auch

Literatur

  • Sayadaw U Pandita: Im Augenblick liegt alles Leben. Buddhas Weg der Befreiung. O. W. Barth Verlag München, 1999. ISBN 3-502-61024-X
  • Walpola Rahula: Was der Buddha lehrt. Origo Verlag Bern, 1982, ISBN 978-3-282-00038-8
  • André Bareau: Les sectes bouddhique du Petit Vehicule. Ecole française d' Extrême-Orient, Paris 1955 (Publications de l' Ecole française d' Extrême-Orient; 38)
  • Jean Varenne: article « Theravâda » de l'Encyclopædia Universalis / Dictionnaire du bouddhisme (recueil d'articles de l'Encyclopædia Universalis).
  • Fritz Schäfer: Der Buddha sprach nicht nur für Mönche und Nonnen. Werner Kristkeitz Verlag, 2. Auflage, 2002, ISBN 3-921508-80-0.
  • Warder, A.K., Indian Buddhism, Delhi: Motilal Banarsidass Publishers 2000
  • Dutt, Nalinaksha, Buddhist Sects in India, Delhi: Motilal Banarsidass Publishers Private Limited 1998
  • Gombrich, Richard F., Theravāda Buddhism. A Social History from Ancient Benares to Modern Colombo, London and New York: Routledge 1996

Weblinks

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