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Villa Baltic

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Villa Baltic, 2013
Verfallener Eingangsbereich der Villa Baltic, 2014

Die Villa Baltic in Kühlungsborn (ehemals Arendsee), Ostseeallee 44, Mecklenburg-Vorpommern erbaute der Architekt Alfred Krause in den Jahren 1910 bis 1912 im Neobarock für den Berliner Rechtsanwalt und Notar Justizrat Wilhelm Hausmann (1856–1921) und seine Ehefrau Margarete geb. Frank (1863–1929) für 2,5 Millionen Goldmark.[1][2]

Margarete Hausmann stiftete die Villa mit dem Park der Berliner Hochschule für die Wissenschaft des Judentums. Als Akademische Gesellschaft Hausmann-Stiftung Arendsee eröffnete am 28. Juni 1931 Rabbiner Leo Baeck die Villa Hausmann und den Park als Erholungsheim, Tagungsort und Treffpunkt für jüdische Akademiker, ihre Angehörigen und Witwen. Im Eröffnungsjahr hatte das Haus bereits 104 Gäste.

Am 7. Juli 1935 schrieb der Niederdeutsche Beobachter: „Arendsee wird judenrein.“ Tage später wurden die Fensterscheiben des Hauses zertrümmert. Zum Ende des Jahres 1935 gab es keine Gäste mehr. Das Anwesen wurde enteignet und 1938 der Goebbels-Stiftung für Bühnenschaffende an der Reichstheaterkammer übergeben. Das Haus verfügte noch über eine umfangreiche Hausbibliothek.

Der Verantwortliche des Hauses fragte seine vorgesetzte Behörde am 24. November 1938 schriftlich:

„Auf dem Boden in der alten Bettenkammer haben wir ungefähr anderthalb Zentner richtiggehende Judenschwarten liegen, sollen die noch aufbewahrt werden oder der Schule zur Altwarenverwertung übergeben? Auch alte Bilderrahmen mit den Photos von den Gaunern, die dieses Schloss erbaut, kurzum alle solche Sachen, die in unsere Weltgeschichte nicht mehr passen.“[3]

Eine handschriftliche Bemerkung auf diesem Brief mit dem Wortlaut „Rahmen aufbewahren, Photos vernichten“ ist ebenfalls überliefert. Bei einer Kuratoriumssitzung der Goebbels-Stiftung im Mai 1940 brüstete sich der Geschäftsführer damit, er habe das Objekt Kühlungsborn für 20.000 RM erworben, obwohl es 1.500.000 RM wert sei.[4]

1945 diente die Villa als sowjetisches Lazarett. Danach wurde sie zunächst der Jüdischen Landesgemeinde Mecklenburg zugesprochen. 1949 wurde sie Eigentum der Union der Sozialistischen Sowjet-Republiken. Während der Zeit der DDR wurde das Haus zum „Kurt-Bürger-Erholungsheim“ des FDGB und für Werktätige. 1972 wurde neben dem Haus eine Meerwasserschwimmhalle errichtet und mit diesem verbunden.

Seit der Wende konnte die Villa trotz wechselnder Eigentümer keiner Verwendung zugeführt werden, Bauschäden durch Leerstand und Vandalismus waren die Folge. Die ebenfalls verfallene Schwimmhalle wurde 2017 abgerissen.[2][5]

Die Villa Baltic wurde in die Liste der Baudenkmale in Kühlungsborn (Nr. 60) aufgenommen.

Im Sommer 2019 erwarben die Oldenburger Brüder Berend und Jan Aschenbeck die Immobilie für zwei Millionen Euro. Mit Unterstützung der Stadt soll die Villa Baltic gerettet werden.[6]

Nordöstlich vor der Villa befindet sich der Findling Kühlungsborn-West.

Weblinks

 Commons: Villa Baltic – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Daniel Sprenger: Vom „Judenschloss“ zur Nachwende-Ruine NDR Nordmagazin vom 10. Januar 2014, abgerufen am 5. Januar 2020.
  2. 2,0 2,1 Hartmut Bomhoff: Das jüdische Schloss am Meer, eine Nachwenderuine: Die Villa Hausmann in Kühlungsborn. Die Welt, Jewish Voice from Germany, 7. Juli 2018. (PDF; 5 MB)
  3. Hartmut Bomhoff: Geschichte: Mecklenburger Mirjamsbrunnen. Das Ostsee-Erholungsheim der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums wird saniert. In: Jüdische Allgemeine. 16. November 2010, abgerufen am 5. Januar 2020.
  4. Jürgen Jahncke: Kühlungsborn – ein Streifzug durch das Leben des Badeortes. Redieck & Schade, Rostock 2006, ISBN 3-934116-54-X, S. 73–78.
  5. Nach Abriss: Wie geht’s weiter am Baltic Park?, Ostsee-Zeitung.de, 29. Juni 2017, abgerufen am 5. Januar 2020
  6. Morbide Villa Baltic: "Wir müssen jetzt handeln", NDR Nordmagazin vom 28. Dezember 2019, abgerufen am 5. Januar 2020
54.1523211.73104
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Villa Baltic aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.