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Wehencocktail

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Zutaten für einen typischen Wehencocktail: Aprikosensaft, Sekt, Mandelmus und Rizinusöl.
Verzehrfertiger Wehencocktail

Als Wehencocktail wird eine Mischung aus verschiedenen zum Teil arzneimittelwirksamen Stoffen zur Einleitung der Geburtswehen bezeichnet, die in der Geburtshilfe zum Einsatz kommt.[1]

Wirkungsweise

Arzneimittelbestandteil jedes Wehencocktails ist Rizinusöl, daneben werden andere Flüssigkeiten hinzugegeben, die entweder die Wirkung verstärken oder der geschmacklichen Verbesserung des Cocktails dienen sollen. Die in Rizinus enthaltene Rizinolsäure wirkt auf die Darmfunktion und löst so Reaktionen aus (z. B. starke Kontraktionen der Darmmuskulatur). Lange wurde angenommen, dass diese dem Körper der Schwangeren signalisieren, dass sich die Lebensbedingungen des ungeborenen Kindes akut verschlechtern und aus diesem Grund zu heftigen Wehen führen.[2] Es ließ sich jedoch nachweisen, dass Rizinolsäure direkt auf Prostaglandinrezeptoren der Muskelzellen in der Gebärmutter, wie auch im Darm, wirkt.[3][4] Daher kommt es neben der für ein Abführmittel typischen Symptome[5] auch zu einer Anregung der Gebärmutterkontraktionen. Zur Wirksamkeit bestehen nur wenige, kleine Studien, die einen geburtbeschleunigenden Effekt andeuten, allerdings trat als sehr häufige Nebenwirkung Übelkeit und Durchfall auf.[6][7][8] In einer systematischen Übersichtsarbeit wird die Datenlage aufgrund des schwachen Studiendesigns als nicht ausreichend zur Beurteilung der Wirksamkeit bewertet.[9] Es existieren Fallberichte über verschiedene Komplikationen beim Einsatz von Rizinusöl in der Geburtshilfe, die jedoch nicht spezifisch für Geburtseinleitungen sind.[6]

Anwendung

Bei Überschreitung des errechneten Geburtstermins um vierzehn Tage liegt eine Übertragung vor. Im deutschsprachigen Raum ist zudem für den Zeitraum von der 40+1 bis 41+6 Schwangerschaftswoche der Begriff Terminüberschreitung etabliert. Aufgrund des bereits vor der eigentlichen Übertragung kontinuierlich ansteigenden Risikos für eine fetale Mortalität und Morbidität durch Plazentainsuffizienz wird in Deutschland zu einer Geburtseinleitung mit Vollendung der 41. Schwangerschaftswoche empfohlen. Zu den geburtseinleitenden Maßnahmen zählt dabei auch die Gabe eines Wehencocktails unter Kontrolle.[10][11]

Alternative zu Misoprostol

Zur Weheneinleitung hat sich im klinischen Alltag Misoprostol (häufig auch unter dem Handelsnamen Cytotec bekannt) erwiesen. Aufgrund der juristisch problematischen Einordnung als Off-Label-Medikament gehen viele Krankenhäuser, oft auch unter Druck ihrer Versicherungen, wieder dazu über, übertragenden Frauen den Wehencocktail anstatt Misoprostol anzubieten.

Risiken

Wehencocktails können von medizinischen und pharmakologischen Laien hergestellt und ohne ausreichende medizinische Indikation und ärztliche Überwachung eingenommen werden. Aus diesem Grund distanzierte sich die Hebamme Ingeborg Stadelmann von der Anwendung des von ihr entwickelten und weit verbreiteten Rezeptes.[12] Der gewünschte Effekt der Geburtseinleitung kann nur dann eintreten, wenn sich auch der Muttermund öffnet. Daher birgt die Einnahme eines Wehencocktails bei noch nicht geburtsbereiten Frauen (fehlende Muttermundreife) Gefahren für Mutter und Kind.[2]

Einzelnachweise

  1. Ingrid Gerhard: Geburtshilfe integrativ: konventionelle und komplementäre Therapie. Elsevier, Urban & Fischer, 2005, ISBN 3-437-56510-9, S. 467.
  2. 2,0 2,1 Birgit Laue: 1000 Fragen an die Hebamme. Gräfe und Unzer, 2008, ISBN 978-3-8338-1209-5, S. 214.
  3. Antje Findeklee: Wehenfördernde Wirkung von Rizinusöl aufgeklärt. Meldung bei spektrum.de vom 21. Mai 2012.
  4. Sorin Tunaru, Till F. Althoff, Rolf M. Nüsing, Martin Diener, Stefan Offermanns: Castor oil induces laxation and uterus contraction via ricinoleic acid activating prostaglandin EP3 receptors. In: Proc. Natl. Acad. Sci. 25. April 2012, doi:10.1073/pnas.1201627109.
  5. J. L. Tenore: Methods for cervical ripening and induction of labor. In: Am Fam Physician. 67(10), 15. Mai 2003, S. 2123–2128. Review. PMID 12776961
  6. 6,0 6,1 G. Briggs, R. Freeman, S. Yaffe: Drugs in Pregnancy and Lactation: A Reference Guide to Fetal and Neonatal Risk. 8., überarb. Auflage. Lippincott Williams & Wilkins, 2008, ISBN 978-0-7817-7876-3, S. 271.
  7. D. Garry, R. Figueroa, J. Guillaume, V. Cucco: Use of castor oil in pregnancies at term. In: Altern Ther Health Med. 6(1), Jan 2000, S. 77–79. PMID 10631825.
  8. S. Azhari, S. Pirdadeh, M. Lotfalizadeh, M. T. Shakeri: Evaluation of the effect of castor oil on initiating labor in term pregnancy. In: Saudi Med J. 27(7), Jul 2006, S. 1011–1014. PMID 16830021
  9. A. J. Kelly, J. Kavanagh, J. Thomas: Castor oil, bath and/or enema for cervical priming and induction of labour. In: Cochrane Database Syst Rev. 2, 2001, Art. Nr. CD003099. Review. PMID 11406076
  10. Das Zweite-kompakt: Gynäkologie, Pädiatrie. Springer, 2007, ISBN 978-3-540-46347-4, S. 33.
  11. Vorgehen bei Terminüberschreitung und Übertragung-Leitlinie S1 der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG). In: AWMF online (Stand Februar 2010)
  12. Ingrid Gerhard: Geburtshilfe integrativ: konventionelle und komplementäre Therapie. 2005, S. 468.
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