Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzyklopädie zum Judentum.
Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ... Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten) |
How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida |
Abführmittel
Abführmittel, Laxativa (Einz.: Laxativum) oder Laxanzien (Einz.: Laxans, veraltet: Laxantien) sind Arzneimittel, die die Stuhlentleerung beschleunigen und gegen Obstipation (Verstopfung) eingesetzt werden.
Laxativa sind die Mittel der Wahl, wenn eine tatsächliche Obstipation (d. h. Stuhlgang seltener als drei Mal wöchentlich in Kombination mit starkem Pressen) nicht durch eine Änderung des Lebensstils behandelt werden kann. Eine Ernährungsumstellung mit vermehrter Aufnahme von Ballaststoffen in Kombination mit einer ausreichenden Flüssigkeitsaufnahme und mehr Bewegung kann helfen, die Darmtätigkeit anzuregen und die Stuhlkonsistenz zu verbessern. Erst bei Versagen dieser Maßnahmen ist (nach ärztlicher Abklärung) die Einnahme von Laxantien angezeigt.
Wirkprinzipien der Abführmittel
Bei Abführmitteln wird die Wirkung meistens dadurch erzielt, dass sie das Stuhlvolumen innerhalb des Darms vergrößern. Dadurch wird auch der Druck auf den Darm größer und dieser reagiert mit der Auslösung von Wellenbewegungen (Peristaltik), die den Speisebrei weiter in die gewünschte Richtung schieben.
Im Einzelnen kommen folgende abführend wirkende Prinzipien zur Anwendung:
- Quellung der eingenommenen Quellstoffe durch Wasseraufnahme, z. B. Agar-Agar, Leinsamen, Flohsamenschalen, Trockenpflaume, Weizenkleie, Bassorin, Carboxymethyl-Cellulose
- Steigerung der Darmmotilität (zum Beispiel durch Anthrachinone, siehe auch Prokinetikum), z. B. Emodin
- Zurückhalten des Wassers im Darm via Osmose, z. B. Zuckeralkohole wie Mannitol, Sorbit, Lactose und Lactulose, Polyethylenglykol, salinische Abführmittel wie Bittersalz und Glaubersalz
- Steigerung der Wasserabgabe in den Darm (Hydragoga), z. B. Ricinolsäure (Rizinusöl), anthrachinonglycosidhaltige Pflanzenpräparate aus Faulbaumrinde, Kreuzdornbeeren oder Sennesblättern, Bisacodyl, Natriumpicosulfat
- Erleichterung des Kot-Gleitvermögens, z. B. Paraffinum subliquidum, Docusat-Natrium
- Auslösen des Defäkationsreflexes, z. B. Glycerin-Zäpfchen, Mikroklismen (Einlauf) mit Sorbitol
- peripher wirkender Opioid-Antagonismus, z. B. Alvimopan, Methylnaltrexon
Medizinische Anwendung von Abführmitteln
Als medizinisch sinnvoll werden Abführmittel angesehen,
- vor einer Röntgendiagnose, bei der ein entleerter Darm nötig ist
- vor einer Operation oder Darmspiegelung
- bei Patienten, die mit Opioiden, welche Obstipation verursachen, behandelt werden; in dem Fall sind Laxantien zu Lasten der Krankenkasse verschreibbar
- bei schmerzhafter Defäkation, zum Beispiel bei Hämorrhoiden oder einer Analfissur
- bei anlagebedingter chronischer Obstipation
- bei langen Darmpassagezeiten (länger als 64 Stunden; sog. Slow Transit)
- bei schwangerschaftsbedingter Obstipation (Natriumpicosulfat und Bisacodyl sind zur kurzfristigen Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit indiziert)
- bei Patienten im Rollstuhl
- chronische Obstipation (weniger als dreimal wöchentlich)
Bei einer medizinisch indizierten Einnahme, auch über Jahrzehnte hinweg, ist eine Elektrolytverschiebung im Serum nicht nachzuweisen, ebenso kann man eine Gewöhnung nur in den seltensten Fällen beobachten. Der obstipierte Patient sollte seinen Stuhlgang bewusst beobachten und kann somit durch die Verwendung von Abführmitteln einen normalen Stuhlang bewirken. Dies führt zu einer Steigerung der Lebensqualität. Ein Auftreten der Obstipation nach Absetzen des Abführmittels ist kein Beleg für eine Gewöhnung sondern zeigt das Fortbestehen der ursprünglichen Obstipation an, welche zu Anwendung des Abführmittels geführt hat. In einem solchen Falle sollte die chronische Obstipation weiterhin behandelt werden.
Andere Anwendungen von Abführmitteln
Teilweise werden Laxanzien nicht im therapeutischen Sinne – also z. B. um eine Verstopfung zu behandeln – angewandt. Sie werden z. B. missbräuchlich und meist überdosiert zur (vermeintlichen) Gewichtsreduzierung eingenommen. Man kann jedoch durch Abführmittel keinesfalls abnehmen: Die missbräuchliche Überdosierung verursacht Durchfälle (Diarrhö) und dadurch verliert der Körper wertvolle und lebenswichtige Flüssigkeit. Dies ist – wie immer bei Durchfall – auf Dauer sehr ungesund und kann zu Störungen im Elektrolythaushalt (insbesondere zu Verlusten von Kalium) führen. Kaliumverluste können zu einer Störung der Herzfunktion und Muskelschwäche führen. Zudem kommt es bei Daueranwendung von Abführmitteln zur Reizung der Darmschleimhaut.[1]
Bestimmte Abführmittel werden gerne im Frühjahr zum sogenannten Entschlacken eingesetzt. Ziel soll hierbei sein, den Körper von angesammelten Schlacken zu befreien und ihm hiermit die Möglichkeit zur Regeneration zu geben. Oftmals leitet das Entschlacken eine Fastenzeit ein. Die Befreiung von körperlichem Ballast wie dem Kot wird hier als Aufbruchsignal für die Fastenwoche gesehen. Meist werden hierfür so genannte salinische Abführmittel wie Glaubersalz oder Bittersalz benutzt. Auch hier sollte man einen Arzt befragen, da bei Einnahme dieser Mittel schwere Nebenwirkungen wie Blutdruckabfall, Muskelschwäche bis hin zu Reflexausfällen auftreten können. Ebenso können diese Mittel die Wirkung von anderen Medikamenten, beispielsweise Herzmittel, Blutdrucksenker oder Antibiotika, stören.[2]
Viele, vor allem ältere Menschen, sind zudem der Meinung, man müsse jeden Tag mindestens einmal Stuhlgang haben. Dabei wird aber aus medizinischer Sicht alles zwischen dreimal täglich und dreimal wöchentlich als normal angesehen. Gerade ältere Leute, die oftmals krankheitsbedingt nicht in der Lage sind, sich viel zu bewegen und normalerweise weniger ausgewogen essen, nehmen Laxanzien ein, da sie meinen, an Verdauungsstörungen zu leiden. Allerdings dauert es, bis ein entleerter Darm wieder ausreichend gefüllt ist, um einen Defäkationsreflex auszulösen. Teilweise wird dann verfrüht wieder ein Laxans genommen, in der irrigen Annahme, der Darm sei schon wieder verstopft. Die zu häufige und/oder zu hochdosierte Anwendung von stimulierenden Abführmitteln kann durch die Entstehung von Durchfall (s. o.) zu Wasser- und Elektrolytverlusten führen. Da ein Elektrolytverlust die Funktionsweise von Muskelzellen (Depolarisation des Membranpotentials) stark beeinträchtigt, kann dies bei Patienten mit Herzinsuffizienz zu lebensgefährlichen Komplikationen führen, da die Symptome verstärkt werden und eine Medikation z. B. mit Herzglykosiden nicht mehr ausreicht. Die korrekte Anwendung stimulierender Abführmittel erkennt man sehr leicht: Es darf keinesfalls zu Durchfall kommen (eine Diarrhö ist ein sicheres Zeichen für zu hohe Dosierung oder zu häufige Anwendung). Laut Experten reicht in der Regel eine Anwendung alle zwei bis drei Tage aus. Früher postulierte Gewöhnungs-/Abhängigkeitseffekte durch Langzeitanwendung konnten in neueren Studien nicht belegt werden.
Geschichte
Abführmittel sind seit 2400 v. Chr. bekannt. In Mesopotamien und im Alten Ägypten wurde das aus dem Samen des Wunderbaums gewonnene Rizinusöl für diese Zwecke eingesetzt. Die Assyrer kannten um 1500 v. Chr. neben der Verwendung ballaststoffreicher Nahrungsstoffe wie beispielsweise Kleie auch saline Abführmittel, die den Wassergehalt des Darmtraktes erhöhen.
Nach dem zweiten Band von Jonathan Pereiras (1804–1853) und Rudolf Buchheims Handbuch der Heilmittellehre sollen die alten Griechen vielleicht schon vor Hippokrates († um 370 v. Chr.) den getrocknete Milchsaft der Wurzel von Convolvulus scammonia (Purgierwinde) als stark (drastisch) wirkendes Abführmittel (Drastikum) genutzt haben.[3]
Ein historisches Abführmittel sind die Frankfurter Pillen.
Weitere Gefahren
Einzelnachweise
- ↑ http://www.ernaehrung.de/lexikon/ernaehrung/a/abfuehrmittel.php.
- ↑ http://www.gesund-heilfasten.de/Abfuehrmittel.html.
- ↑ Jonathan Pereira, Rudolf Buchheim: Handbuch der Heilmittellehre, Band 2, Leopold Voß, Leipzig 1848, S. 339 ff., Volltext in der Google Buchsuche.
Weblinks
Bitte den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten! |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Abführmittel aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |