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Weiße Silberwurz

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Weiße Silberwurz
Silberwurz (Dryas octopetala)

Silberwurz (Dryas octopetala)

Systematik
Rosiden
Eurosiden I
Ordnung: Rosenartige (Rosales)
Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
Gattung: Silberwurzen (Dryas)
Art: Weiße Silberwurz
Wissenschaftlicher Name
Dryas octopetala
L.

Die Weiße Silberwurz (Dryas octopetala) gehört zur Gattung Dryas in der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Die Silberwurz ist ein Wahrzeichen der Alpen und wohl der markanteste Typus eines Spalierstrauches.

Namensherkunft

Die Gattung wurde im 16. Jahrhundert Chamaedrys genannt, was Zwergeiche (von griech. chamei = zwergartig und drys = Eiche) bedeutet. Carl von Linné gab der Gattung im 18. Jahrhundert den Namen Dryas mit dem botanischen Zusatz octopetala wegen der meist acht weißen Blütenblätter. Dies ist eine Ausnahme in der Familie, in der sonst fünfzählige Blüten üblich sind.

Pflanzenbeschreibung

Der immergrüne Spalierstrauch erreicht Wuchshöhen zwischen fünf und 15 Zentimeter und kann bis zu 100 Jahre alt werden. Er besitzt niederliegende, verholzte Triebe, die große Flächen überziehen können. Die kriechenden Äste und Zweige können hierbei eine Länge von bis zu einem Meter erreichen.

Die kurz gestielten Laubblätter haben einen gekerbten umgerollten Rand und die Oberseite ist kahl, die Unterseite jedoch durch eine feine, weißfilzige Behaarung glänzend, wovon sich auch der Name ableitet. Diese Behaarung dient als Transpirationsschutz für die nach innen verlagerten Spaltöffnungen. Die Blätter sind wechselständig angeordnet, jedoch rosettig gehäuft. Sie werden bis zu drei Zentimeter lang und um einen Zentimeter breit. Die Nebenblätter sind weit mit dem Blattstiel verwachsen.

Die zwittrigen, radiärsymmetrischen Blüten haben einen Durchmesser von 2 bis 4 Zentimetern und wachsen einzeln aus den Blattachseln. Die acht reinweißen oder cremeweißen Kronblätter sind außen braunfilzig. Die Blütezeit dauert etwa von Juni bis August.

Der Griffel ist bei der Reife der Früchte verlängert und dient mit seinen behaarten Fortsätzen zur Windverbreitung der Früchte. Die Fruchtreife tritt ab Juli ein.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 18 oder 36.[1]

Vorkommen

Weiße Silberwurz auf dem Monte Piana, Italien
Nahaufnahme einer Weißen Silberwurz in den Ötschergräben, Niederösterreich

Die Art ist arktisch-alpin verbreitet. Das Gebiet umfasst neben den Alpen und anderen Gebirgen Mittel- und Südeuropas die arktische Region, Nordeuropa, Sibirien, Ostasien und Nordamerika. In Nordschweden bildet die Silberwurz zusammen mit Moosen und Flechten die Hauptvegetation der Tundra. Im Süden reicht das Verbreitungsgebiet der Art bis Nordspanien, Mittelitalien und Südbulgarien.

Als Standort werden Zwergstrauchheiden der arktischen Tundren, Moränenschutt, Felsflure, Matten und Kalkschuttflure oberhalb der Waldgrenze bevorzugt. In den Alpen ist diese Pflanzenart zwischen 1200 und 2500 Meter anzutreffen. In Nordeuropa werden eher saure Böden bevorzugt.

Dryas octopetala und häufiger noch ihre Hybride mit der nordamerikanischen Art Dryas drummondii, Dryas × suendermannii, finden gelegentlich als Zierpflanzen in Steingärten Verwendung.

Während der Jüngeren Dryaszeit (etwa 10.730–9.700 v. Chr.) war die Art überall in Europa verbreitet, was aus den Pollenanalysen aus dieser Zeit hervorgeht. Der Zeitabschnitt am Ende des Pleistozäns wurde nach dieser Pflanze benannt.

Ökologie

Die Pflanze ist ausgesprochen genügsam, sofern sie genügend Licht bekommt. Da die Pflanze nur wenige Wochen im Jahr stoffwechselaktiv ist, kann sie ein hohes Alter von bis zu 100 Jahren erreichen.

Die Blüten werden während des kurzen arktischen bzw. Hochgebirgssommers wie eine Parabolantenne der Sonne nachgeführt. Als Wärmekollektor stellen sie somit einen attraktiven Landeplatz für Insekten dar. Die Spross- und Blütenknospen werden schon in der vorhergehenden Vegetationsperiode angelegt.

Die Weiße Silberwurz besitzt Wurzelknöllchen, die mit Actinomyceten der Gattung Frankia Luftstickstoff binden. Außerdem gehen sie eine Symbiose mit Ektomykorrhizapilzen ein, wie z. B. dem Starkriechenden Pfifferling, Tomentella sp., Dryadirhiza fulgens und Cenococcum geophilum [2].

Systematik

Dryas integrifolia

Je nach Auffassung umfasst die Gattung zwei bis drei Arten (Dryas drummondii, Dryas octopetala und Dryas integrifolia).

Die blassgelb blühende Art D. drummondii und die weißblühende D. integrifolia besiedeln die Gebirge Nordamerikas, wobei D. integrifolia auch als Varietät von D. octopetala angesehen wird (D. octopetala var. integrifolia) [3].

Trivialnamen

Für die Weiße Silberwurz bestehen bzw. bestanden auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen: Alpengamänderlin, Berggamanderlin, weißer Gathau (Pinzgau bei Fusch), Hirtzwurz, Kateinl (Pinzgau).[4]

Sonstiges

Die Weiße Silberwurz ist oft ausgezeichnet fossil erhalten. Die Blüten, Früchtchen und Pollen haben in eiszeitlichen Tonablagerungen zigtausend Jahre überstanden. Die Pflanzenart war mit Ausklingen der Eiszeit über ganz Deutschland verbreitet (Nachweis über Pollenanalysen). Nach dieser Pflanzenart wurde diese Zeit Dryas-Zeit (Silberwurzzeit) genannt.

Diese Pflanzenart steht gebietsweise unter gesetzlichem Schutz. Die Silberwurz ist die Symbolpflanze der schwedischen Provinz Lappland und seit 2004 Nationalblume Islands.

Literatur

Weblinks

 Commons: Weiße Silberwurz – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
Wiktionary: Silberwurz – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Quellen

  1. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. Seite 545.
  2. Harrington TJ, Mitchell DT., 2005. Ectomycorrhizas associated with a relict population of Dryas octopetala in the Burren, western Ireland II. Composition, structure and temporal variation in the ectomycorrhizal community. Mycorrhiza 15: 435–445.
  3. Erhardt/Götz/Bödeker/Seybold: Zander: Handwörterbuch der Pflanzennamen, 17. Auflage, Stuttgart 2002, ISBN 3-8001-3573-6.
  4. Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, Seite 138.(online).
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Weiße Silberwurz aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.