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Wilhelm Altmann

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Datei:Wilh&Marie-jung.jpg
Wilhelm Altmann mit Ehefrau Marie geb. Louis ca. im Jahr 1888
Wilhelm Altmann als Radfahrer auf dem Greifswalder Wall ca. im Jahr 1898
Wilhelm Altmann mit Tochter Ursula und Sohn Berthold im Jahr 1907

Wilhelm Altmann (geb. 4. April 1862 in Adelnau (Prov. Posen); gest. 25. März 1951 in Hildesheim) war ein deutscher Historiker und Bibliothekar.

Leben

Wilhelm Altmann war der Sohn des Adelnauer Pfarrers und späteren Königlichen Superintendenten Carl Friedrich Wilhelm Altmann und dessen Frau Ida geb. Heinersdorf. Aus einer musikalisch begabten Familie stammend, musizierte Wilhelm Altmann bereits während seiner Primanerzeit am Elisabet-Gymnasium in Breslau als Violinist bei Opernaufführungen. Anschließend studierte er Geschichte, Philologie und Staatswissenschaften an der Philipps-Universität Marburg und der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin. 1882 wurde er Mitglied der Burschenschaft Germania Marburg.[1] Als Assistent von Leopold von Ranke wurde er 1885 promoviert. Die Dissertation hatte die Wahl Albrecht II. zum Römischen König als Thema. 1886 wurde er Volontär, im selben Jahr Assistent und 1888 Kustos an der Universitätsbibliothek Breslau.

Nach seiner Versetzung an die Universitätsbibliothek Greifswald 1889 habilitierte er sich 1893 auf dem Gebiet der Historischen Hilfswissenschaften. In seiner Greifswalder Zeit als Privatdozent machte er als Historiker des Mittelalters durch Veröffentlichungen auf sich aufmerksam, unter anderem gab er die Regesten des Kaisers Sigismund heraus. Mit Ernst Bernheim veröffentlichte er eine Urkundensammlung zur deutschen Verfassungsgeschichte. 1890 gründete er dort einen Orchester-Verein, den er ab 1895 dirigierte. In diesem Jahr lernte er Philipp Losch kennen und warb ihn als Mitarbeiter in der Universitätsbibliothek an.[2]

Wilhelm Altmann wurde 1900 zum Oberbibliothekar ernannt und an die Königliche Bibliothek zu Berlin berufen. 1905 erhielt er den Titel Professor. Als Mitglied der von Oskar Fleischer gegründeten Internationalen Musikgesellschaft verfasste er einen Vortrag mit dem Titel „Musikbibliotheken - ein frommer Wunsch“, in dem er die Gründung einer „Reichs-Musikbibliothek“ forderte, die „zum mindestens alle in Deutschland erschienenen musikalischen Werke in ihrer Urgestalt enthält, damit es endlich einen Ort gibt, wo man die Werke wenigstens jedes deutschen Komponisten, hoffentlich auch der meisten außerdeutschen, einsehen kann.“ Er rief alle Musikverleger auf, Musikalien gratis einzusenden. Daraus entstand ein enormer Strom, der intensiv zu erfassen war. Altmann brach daher mit alten bibliothekarischen Systemen und Bräuchen und entwickelte effektivere, um diesem Ansturm gerecht zu werden. Dabei kamen ihm seine Kenntnisse als Historiker, der sich intensiv mit mittelalterlichen Regesten beschäftigt hatte, zugute. Neu war auch, dass er weibliche Hilfskräfte einstellte. In Berlin gründete er 1906 die „Deutsche Musiksammlung bei der königlichen Bibliothek“, die später mit der alten Musiksammlung unter seiner Leitung vereinigt wurde. Diese am Schinkelplatz gelegene Einrichtung wurde dadurch zum Sammelort dieser gratis eingesandten Musikalien. Von 1915 bis 1927 war Altmann Direktor der Musikabteilung der Preußischen Staatsbibliothek. Auch hier war Philipp Losch von 1906 bis 1915 ein enger Mitarbeiter Altmanns als Bibliotheksrat.[3] Ab dem Gründungsjahr 1917 war Altmann Mitglied des Fürstlichen Instituts für musikwissenschaftliche Forschung in Bückeburg. Er war außerdem als Musikkritiker und Herausgeber von Partituren, Musikerbiografien und Literaturverzeichnissen tätig.

Wilhelm Altmann, selbst Violinspieler, galt zu seiner Zeit als einer der besten Kenner der Kammermusikliteratur und verfasste mehrere Handbücher, in denen er eine Vielzahl an Werken für verschiedene Besetzungen besprach und aufführungspraktische Ratschläge erteilte. Er zeigte sich stets darum bemüht, den Musikern auch wertvolle Werke abseits des Standardrepertoires nahezulegen. Insgesamt kann sein Musikgeschmack als eher konservativ betrachtet werden. Modernen Strömungen, besonders der Zwölftonmusik, stand er sehr skeptisch gegenüber, was in den Werkbesprechungen häufig zum Ausdruck kommt. Gelegentlich konnte er sich allerdings auch für progressivere Musik erwärmen. Von seinen Arbeiten fand das Handbuch für Streichquartettspieler die wohl weiteste Verbreitung. Wilhelm Altmann und seine Ehefrau Marie geb. Louis sind in Hildesheim, Peiner Straße auf dem Nordfriedhof (Zentralfriedhof) beigesetzt. Das Ehepaar Wilhelm und Marie Altmann hat drei Nachkommen: Ulrich, Ursula und Berthold.

Werke

  • Die Wahl Albrechts II. zum römischen Könige. Dissertation (1885)
  • Acta Nicolai Gramis (1889)
  • Wilhelm Altmann: Eberhard Windeckes Denkwürdigkeiten zur Geschichte des Zeitalters Kaiser Sigmunds. - zum ersten Male vollständig herausgegeben-, R. Gaertners Verlagsbuchhandlung, Berlin 1893.
  • Die alte Frankfurter Deutsche Uebersetzung der Goldenen Bulle Kaiser Karls IV. (1897)
  • Böhmer, J.F., Regesta Imperii XI: Die Urkunden Kaiser Sigmunds 1410-1437, bearb. von Altmann, Wilhelm, Innsbruck 1896-1900
  • Öffentliche Musikbibliotheken - Ein frommer Wunsch in Zeitschrift der internationalen Musikgesellschaft (1903) H. 1, S. 1 -17.
  • Richard Wagners Briefe nach Zeitfolge und Inhalt (1905)
  • Die künftige „Deutsche Musiksammlung“ bei der Königl. Bibliothek in Berlin in Zentralblatt für Bibliothekswesen 23. Jahrgang (1906) H. 2, S. 66 ff.
  • Ausgewählte Urkunden zur außerdeutschen Verfassungsgeschichte seit 1776, 2. vermehrte Auflage (1913)
  • Ausgewählte Urkunden zur Brandenburgisch-Preussischen Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, 1. Teil 15.-18. Jahrhundert, 2. stark vermehrte Auflage (1914)
  • Ausgewählte Urkunden zur Brandenburgisch-Preussischen Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, 2. Teil 1806 - 1849, 2. stark vermehrte Auflage (1915)
  • Die Kammermusikwerke von Friedrich Lux (1920)
  • Handbuch für Streichquartettspieler, Bd. 1: Streichquartette (1927)
  • Handbuch für Streichquartettspieler, Bd. 2: Streichquartette (1927)
  • Handbuch für Streichquartettspieler, Bd. 3: Streichtrios, -quintette, -sextette, -oktette (1929)
  • Handbuch für Streichquartettspieler, Bd. 4: Musik für Streicher und Bläser (1930)
  • Handbuch für Klaviertriospieler (1934)
  • Handbuch für Klavierquintettspieler (1936)
  • Handbuch für Klavierquartettspieler (1937)

Altmann überarbeitete und ergänzte außerdem Albert Tottmanns Führer durch den Violinunterricht (unter dem Titel Führer durch die Violinliteratur) und Paul Franks Kurzgefaßtes Tonkünstler-Lexikon.

Literatur

  • Philipp Losch: Altmann, Wilhelm. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, S. 226 f. (Onlinefassung).
  • Reichshandbuch der Deutschen Gesellschaft - Das Handbuch der Persönlichkeiten in Wort und Bild, Erster Band, Deutscher Wirtschaftsverlag, Berlin 1930, S. 20, ISBN 3-598-30664-4
  • Dietrich Meyer: Die evangelisch-theologische Fakultät Breslau in den Jahren von 1933-1935. In: Peter Maser (Hrsg.): Der Kirchenkampf im deutschen Osten und in den deutschsprachigen Kirchen Osteuropas, Göttingen 1992, 98-135
  • Berliner Musikgeschichte bewahrt und erschlossen, Informationsheft zur Ausstellung im Vestibül der Deutschen Staatsbibliothek vom 1. Juli bis 30. August 1987
  • Wilhelm Krabbe: Wilhelm Altmann zum Gedächtnis. In: Musikforschung Jg. 4 (1951) H.4
  • Eveline Bartlitz: „...Niemals stand seine stets bereite Feder still“ (Wilhelm Altmann zum 150. Geburtstag). In: Forum Musikbibliothek Jg. 2012 H.1 S. 28-33

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ernst Elsheimer (Hrsg.): Verzeichnis der Alten Burschenschafter nach dem Stande vom Wintersemester 1927/28. Frankfurt am Main 1928, S. 6.
  2. Philipp Losch: Zum Tod von Wilhelm Altmann. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 1951, H. 7/8 S. 284 ff.
  3. Philipp Losch: Zum Tod von Wilhelm Altmann. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 1951, H. 7/8 S. 284 ff.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Wilhelm Altmann aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.