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Wilhelm Pfannenstiel

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Wilhelm Hermann Pfannenstiel (* 12. Februar 1890 in Breslau; † 1. November 1982 in Marburg) war ein deutscher Hygieniker, Hochschullehrer und SS-Standartenführer.

Wilhelm Pfannenstiel

Leben

Der Sohn des Gynäkologen Johannes Pfannenstiel legte 1908 am Landgraf-Ludwigs-Gymnasium in Gießen das Abitur ab und studierte anschließend Medizin in Oxford, Heidelberg und München. Dort wurde er 1914 promoviert. Am Ersten Weltkrieg nahm er als Fliegeroffizier teil. Er war als Assistenzarzt in Frankfurt am Main, Heidelberg und Münster tätig. An der Universität Münster habilitierte er sich 1927 im Bereich Hygiene und Bakteriologie. Bis 1931 war er in Münster als Privatdozent tätig, bevor ihm eine Professur für Hygiene und die Leitung des Hygiene-Instituts an der Universität Marburg übertragen wurden. Im selben Jahr wurde er stellvertretender Generalsekretär der Balneologischen Gesellschaft. Weiterhin war er Mitglied des Wissenschaftlichen Ausschusses des Reichsfremdenverkehrsverbandes. Bereits 1931 hielt er in Marburg eine Vorlesung zur Rassen- und Fortpflanzungshygiene.

Er war seit 1909 Mitglied des Corps Guestphalia Heidelberg[1] und hatte fünf Kinder, darunter den Sohn Peter Pfannenstiel, einen späteren Experten für Schilddrüsenerkrankungen.

Karriere im NS-Staat

Pfannenstiel wurde 1933 Mitglied der NSDAP. Am 11. November 1933 unterzeichnete er das Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat. Er gründete 1933 in Marburg eine Ortsgruppe der „Deutschen Gesellschaft für Rassenhygiene“. Im Jahre 1934 trat er der SS bei (SS-Nr. 273.083). Seit 1941 bekleidete er den Rang eines SS-Obersturmbannführers. Zum SS-Standartenführer wurde er 1944 befördert. Pfannenstiel gehörte dem NS-Dozentenbund, NS-Lehrerbund, NS-Ärztebund und dem NS-Kulturbund an. Er war Mitarbeiter im Rassenpolitischen Amt und stellvertretender Schulungsleiter beim Rasse- und Siedlungshauptamt der SS. Im Jahre 1937 wurde er zusätzlich Lehrbeauftragter für Luftfahrtmedizin sowie SS-Arzt des Oberabschnitts Fulda-Werra. Seit 1939 war er beratender Hygieniker beim SS-Sanitätsamt. Im Jahr 1940 wurde er in Marburg beurlaubt und als Sanitätsinspekteur in Berlin eingesetzt, wobei sein Aufgabengebiet auch die Inspektion von Konzentrationslagern im Generalgouvernement umfasste. In den Jahren 1942 und 1943 besuchte er das Vernichtungslager Belzec, wo er im August 1942 persönlich bei der Vergasung von Juden anwesend war.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach Kriegsende wurde Pfannenstiel durch die US-Amerikaner bis 1950 interniert. Zwischen 1954 und 1959 war er Abteilungsleiter in der chemisch-pharmazeutischen Fabrik des in Salzgitter-Ringelheim ansässigen Pharmaunternehmens Schaper & Brümmer.[2] Er war Mitglied der Deutschen medizinischen Arbeitsgemeinschaft für Herdforschung und Herdbekämpfung.

Werke

  • Beiträge zu den histologischen Befunden an Skleralnarben nach Glaukomoperationen mit Berücksichtigung ihrer Filtrationsfähigkeit, München 1914 (Dissertation)
  • Die tierexperimentellen Grundlagen zur Behandlung von Typhus- und Paratyphusbazillenausscheidern, Jena 1931
  • Einwirkungen verschiedenartiger Vitaminzufuhr auf den Gesundheitszustand. Elwert`sche Verlagsbuchhandlung, Marburg 1932
  • Tierexperimentelle Studien über Mineralwasser-Wirkungen auf das Blut. Staatlicher Mineralbrunnen, Berlin 1933
  • Bevölkerungspolitische Entwicklung und Rassenhygiene im nationalsozialistischen Staat. In: Vergangenheit und Gegenwart. 24, 1934, S. 95–109
  • Neuere Ergebnisse biologischer Heilquellenwirkungen. Staatlicher Mineralbrunnen, Berlin 1937
  • Der moderne Krieg als Lehrmeister der Hygiene. Stalling, Oldenburg 1944
  • Über den Heilwert der westdeutschen natürlichen Versand-Heilwässer, Köln 1960

Literatur

  • Werner E. GerabekPfannenstiel, Wilhelm. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, S. 298 f. (Onlinefassung).
  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-10-039309-0.
  • Werner E. Gerabek: Der Marburger Rassenhygieniker und Bakteriologe Prof. Dr. med. Wilhelm Pfannenstiel, in: Von der Ausgrenzung zur Deportation in Marburg und im Landkreis Marburg-Biedenkopf. Neue Beiträge zur Verfolgung und Ermordung von Juden und Sinti im Nationalsozialismus. Ein Gedenkbuch, hrsg. von Klaus-Peter Friedrich im Auftrag der Geschichtswerkstatt, Marburg 2017, S. 417–424

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kösener Korps-Listen 1910, 113, 1145.
  2. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Fischer, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-596-16048-8, S. 458.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Wilhelm Pfannenstiel aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.