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Wilhelm Schuster (Ornithologe)

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Wilhelm Schuster bzw. Wilhelm Schuster von Forstner (* 26. Oktober 1880 in Oberroßbach; † 3. April 1942 KZ Sachsenhausen) war ein deutscher Ornithologe, Pfarrer, Naturschützer und Naturforscher. Er wurde vom SS-Oberscharführer Wilhelm Schubert ermordet.

Familie

Er stammt aus einer evangelischen Pfarrerfamilie. Auch sein Vater und seine drei Brüder waren Ornithologen. Der Ornithologe Ludwig Schuster (1883-1954) war sein Bruder. Er wuchs in Frischborn auf.[1][2]

Leben

Wilhelm Schuster studierte verschiedene Fächer an verschiedenen Universitäten. Er wurde Pfarrer zunächst 1905/06 als Seemannspastor in Liverpool. Später war er Pfarrer in Durmersheim und in Obergimpern. 1912 wurde er vom Kirchendienst suspendiert und später entlassen. Nach dem Ersten Weltkrieg arbeitete in verschiedenen Anstellungen als Hauslehrer und Redakteur. Zeitweise auch als Studiendirektor an einer deutschen Studienanstalt in Leszno in Polen. Nach Rückkehr nach Deutschland arbeitete er nur noch als Privat-Ornithologe.[1]

Wirken als Ornithologe

Ab 1900 veröffentlichte er ornithologische Artikel. 1905 erschien sein Vogelhandbuch. Es folgten eine Vielzahl von ornithologischen Artikeln und auch Bücher. 1928 richtete er in seinem neu gebauten Haus eine private Vogelwarte ein. Er hielt ornithologische Lichtbildervortrage, u.a. an Volkshochschulen. Er verfasste ornithologische Informationsschriften und Zeitungsartikel. Er war aktives Mitglied in verschiedenen naturkundlichen Vereinen. Er machte bei den Behörden Vorschläge zur Ausweisung von Schutzgebieten. Er protestierte gegen Aktionen bzw. Maßnahmen welche schädlich für die Vogelfauna waren.

Ab 1933 geriet er zunehmend in Konflikt mit den Behörden. 1935 wurde er von der Strafkammer Mainz zu zwei Jahren Zuchthaus wegen Geldsammelaktionen und Verwendung der Bezeichnung Vogelwarte verurteilt. Er musste die zwei Jahre voll absitzen. Kurz nach erscheinen seines Buches Vogelfauna von Großhessen und Nassau und angrenzenden Gebieten wurde er Anfang September 1941 von der Gestapo verhaftet und am 3. Dezember 1941 ins KZ Sachsenhausen gebracht.[1]

Im Juli 1941 hatte die Reichsschrifttumskammer entschieden sein letztes Buch "in die Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums einzureihen." Der noch nicht verkaufte Teil der Auflage wurde beschlagnahmt und vernichtet. Wilhelm Schuster hatte sich in seinem Buch kritisch über Kriege geäußert. Er schrieb u.a. ...,daß es nichts Sinnloseres u. Menschenunwürdigeres gibt als Krieg zwischen Völkern.[1]

Ermordung und Verfahren gegen Mörder von Schuster

Beim Morgenappell am 3. April 1942 beschimpfte SS-Oberscharführer Wilhelm Schubert Schuster als Priester und schlug mit den Fäusten auf diesen ein. Als Schuster am Boden lag trat Schubert mehrfach ins Gesicht Schusters. Wilhelm Schuster verstarb noch auf dem Platz.[1] Seine Asche wurde auf dem Dorffriedhof in Frischborn beigesetzt.[2]

Beim Sachsenhausen-Prozess wurde Wilhelm Schubert vor einem Sowjetischen Militärgericht mit 15 weiteren Beschuldigten wegen der im KZ Sachsenhausen begangenen Verbrechen angeklagt. Schubert wurde am 31. Oktober 1947 schuldig gesprochen und zu lebenslanger Haft mit der Pflicht zur Zwangsarbeit verurteilt. Die Verurteilten wurden im Arbeitslager Workuta des Gulags inhaftiert. Am 14. Januar 1956 kam Schubert aus der sowjetischen Haft frei und wurde als so genannter Nichtamnestierter in die Bundesrepublik Deutschland entlassen. In Westdeutschland wurde Schubert erneut in Haft genommen und gemeinsam mit Gustav Sorge vor dem Landgericht Bonn aufgrund von KZ-Verbrechen angeklagt.[1] Durch das LG Bonn wurden Schubert am 6. Februar 1959 zu einer lebenslangen Haftstrafe und zusätzlich fünfzehn Jahren Haft verurteilt. Nach 27 Jahren Haft wurde die Reststrafe auf Bewährung ausgesetzt.[1]

Tertiär-Hypothese

Bereits als 21-Jähriger veröffentlichte Schuster 1902 seine Tertiär-Hypothese über eine Globale Erwärmung. Bis 1941 vertrat er die Tertiär-Hypothese.

Diese Tertiär-Hypothese wurde von anderen Ornithologen seiner Zeit belächelt.[2] Eugeniusz Nowak schrieb 2010 hingegen: Wilhelm Schuster war einer der ersten, der auf die Klimaerwärmung, die heute als Bedrohung für unseren Planeten angesehen wird, hingewiesen hat.[1]

Sonstiges

Nach seiner Heirat 1913 führte er zusätzlich den Namen seiner Frau und nannte sich Schuster von Forstner. Da er seine Namensänderung nicht legalisiert hatte führte dies später nach seiner Scheidung zu gerichtlichen Verfahren. Er musste seinen Nachnamen wieder in Schuster ändern.[1][3]

Werke

  • Vogelhandbuch, 1905, 1920
  • Unsere einheimischen Vögel. Nach ihrem wirtschaftlichen Wert (Nutzen und Schaden) Heimat, Gera 1909 (1923 u. 1928 Nachdruck mit dem Titel Die Vögel Mitteleuropas)
  • Vogelfauna von Großhessen und Nassau und angrenzenden Gebieten. Vogelforscherwarte Mainzer Becken, Gonsenheim 1941

Literatur

  • Eugeniusz Nowak: Wissenschaftler in turbulenten Zeiten. Die neue Brehm-Bücherei Bd. 676, Westarp Wissenschaften, Hohenwarsleben 2010, ISBN 978-3-89432-248-9
  • Ludwig Gebhardt: Die Ornithologen Mitteleuropas, Zusammenfassung der Bände 1–4, Aula-Verlag, Wiebelsheim 2006, ISBN 3-89104-680-4

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 1,8 Eugeniusz Nowak: Wissenschaftler in turbulenten Zeiten. Westarp Wissenschaften, Hohenwarsleben 2010, S. 92-99.
  2. 2,0 2,1 2,2 Ludwig Gebhardt: Die Ornithologen Mitteleuropas, Bd. 1, Aula-Verlag, Wiebelsheim 2006, S.330
  3. Beide Quellen vermerken nicht das Scheidungsjahr.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Wilhelm Schuster (Ornithologe) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.