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Wirtschaftsgeschichte

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Die Wirtschaftsgeschichte untersucht die Entwicklung und die Organisation von Volkswirtschaften, Branchen und Unternehmen in historischer Perspektive. Sie ist deshalb eine Brückendisziplin zwischen den Wirtschaftswissenschaften und der Geschichtswissenschaft. Je nach Betrachtungsweise können die Volks- und Betriebswirtschaftslehre sowie die Geschichtswissenschaft der Wirtschaftsgeschichte als Hilfswissenschaften dienen. Oder aber die Wirtschaftsgeschichte wird zur Hilfswissenschaft der erstgenannten Fächer, beispielsweise zur Untersuchung der epochenübergreifenden Gültigkeit von Theorien.

Seit Ende der 1950er Jahre wurde die Wirtschaftsgeschichte ausgehend von den angelsächsischen Ländern durch die Cliometrie erneuert.[1] Dieser Zweig nutzt für die Analyse vor allem wirtschaftswissenschaftliche und statistische Methoden wie beispielsweise Regressionsanalysen.[2] Auch in Deutschland verwenden immer mehr Forscher diesen Ansatz, womit die deutsche Wirtschaftsgeschichte international wieder anschlussfähig geworden ist.[3]

An den Universitäten werden Lehrstühle für Wirtschaftsgeschichte in der Regel entweder an geschichtswissenschaftlichen oder wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten angesiedelt. Öfters wird das Fach dabei mit verwandten Disziplinen wie der Sozial- oder Agrargeschichte gekoppelt.[4]

Quellen der Wirtschaftsgeschichte

Quelle der Wirtschaftsgeschichte kann jede Art von Überlieferung sein, die Informationen über wirtschaftliche Umstände und Vorgänge in der Vergangenheit offenbart.

Methoden der Wirtschaftsgeschichte

Als Brückendisziplin befindet sich die Wirtschaftsgeschichte zwischen den methodologischen Ansätzen der Geschichts- und der Wirtschaftswissenschaften.

Auf der einen Seite steht die eher induktive historische Methode (zum Beispiel Hermeneutik), auf der anderen stehen die eher deduktiven, mathematisch-analytisch orientierten Theorien und Methoden der Wirtschaftswissenschaften. In gewisser Weise spiegelt sich hier der Methodenstreit der Nationalökonomie, der besonders im deutschsprachigen Raum um die Wende zum 20. Jahrhundert zwischen der Historische Schule der Nationalökonomie und der neoklassischen Österreichischen Schule der Nationalökonomie ausgetragen wurde, wider. In Großbritannien und den USA dominiert die neoklassisch orientierte New Economic History die wirtschaftsgeschichtliche Forschung, während in anderen, vor allem europäischen Ländern verschiedenste, häufig stark mit der Sozialgeschichte verzahnte Ansätze (zum Beispiel Annales-Schule) von Bedeutung sind.

Die von verschiedenen Forschern verwendeten Methoden differieren demnach entsprechend ihrer Herangehensweise und ihrer Fragestellung. Häufig ist ein der Fragestellung angepasster Methodenpluralismus vorzufinden.

Teildisziplinen und Forschungsrichtungen

Teildisziplinen und Forschungsfelder der Wirtschaftsgeschichte befinden sich oft in engem Zusammenhang bzw. in Überlappung zu anderen Disziplinen. Einige wichtige Felder sind:

Benachbarte Fächer

Wirtschaftsgeschichte und Genealogie

Veränderungen in den Häufigkeiten von Berufen und Erwerbszweigen, wie sie sich aus allen genealogischen Arbeiten belegen lassen, sind das wichtigste Begegnungsfeld zwischen den Disziplinen Wirtschaftsgeschichte und Genealogie für die vorstatistische Zeit vor 1850.

Ein weiteres Begegnungsfeld ist die Unternehmensgeschichte, für die es zum Beispiel die Persönlichkeit des Gründers und seine Geldquellen, oft aus verwandtschaftlichen Beziehungen zu Kaufmannsfamilien herrührend bzw. einer Geldheirat, zu erhellen gilt (siehe auch Gründerfamilie, Heiratskreis, soziale Mobilität).

Auch ein tieferes Verständnis handwerklicher Traditionen ist ohne Genealogie undenkbar.

Verkehrsgeschichte und Postgeschichte

Kommunikation war zu allen Zeiten Grundvoraussetzung für das Funktionieren wirtschaftlicher Prozesse, deshalb ist die Postgeschichte – die Post war lange Zeit nahezu alleiniger Vermittler von Nachrichten – unverzichtbar. Anstatt wie früher als Institutionengeschichte verstanden kann Postgeschichte zum Verständnis der kaufmännischen Entscheidungen beitragen. Zumal im 18. und 19. Jahrhundert wegen der komplexen Versandbedingungen die Kaufleute viel Zeit und Kosten aufwenden mussten, um ihre Nachrichten sicher und schnell abzusetzen. Ähnliches gilt für die Verkehrs- und die neuere Kommunikationsgeschichte.

Wirtschaftsgeschichte nach Ländern

Wirtschaftsgeschichte des Mittelalters in Deutschland

Lehrstühle

Lehrstühle[5] und Professuren mit der Bezeichnung „Wirtschaftsgeschichte des Mittelalters“ gibt es an deutschen Universitäten und Gesamthochschulen nur noch in Leipzig (den Lehrstuhl für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte von Markus A. Denzel), in Greifswald (für Mittelalterliche Geschichte/Hansegeschichte von Horst Wernicke) und in Kiel (für Wirtschafts- und Sozialgeschichte von Gerhard Fouquet). Gestrichen wurde der an der FU Berlin, andere wurden abgestuft, wie der in Bamberg, oder sie wurden auf das 19. und 20. Jahrhundert festgelegt, wie in Köln,[6] Bonn oder Nürnberg.

Die meisten wurden in den Fakultäten oder Fachbereichen der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften angesiedelt. Nur Wolfgang von Stromer († 1999, FU Berlin, Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Mittelalters), in Bamberg für Wirtschafts-, Sozial- und Technikgeschichte, in Nürnberg-Erlangen für Wirtschafts- und Sozialgeschichte und Gerhard Fouquet sind oder waren Inhaber einer Professur für Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Selten sind zudem erfolgreiche Kandidaturen mit entsprechendem Forschungsschwerpunkt, wie Klaus van Eickels in Bamberg.[7]

Arbeitskreise

Ähnlich ist die Situation bei den Arbeitskreisen. Dabei ist etwa das Themenspektrum des Arbeitskreises für Wirtschafts- und Sozialgeschichte Schleswig-Holsteins weit über die Wirtschaftsgeschichte hinausgewachsen.[8] Nur gelegentlich werden mittelalterliche Themen berührt. Ähnliches gilt für den Arbeitskreis für Agrargeschichte oder den Arbeitskreis für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen.

Hanseforschung

Eine Sonderrolle spielt die Erforschung der Hanse, als deren Hauptvertreter die Lehrstühle in Greifswald, dann Jürgen Sarnowsky in Hamburg, Rolf Hammel-Kiesow (Forschungsstelle für die Geschichte der Hanse und des Ostseeraums, Archiv der Hansestadt Lübeck), die Professur von Rudolf Holbach und der Kieler Gerhard Fouquet gelten können.

Publikationsorgane

Wichtigste Zeitschriften sind die Hansischen Geschichtsblätter (seit 1871), Quellen und Darstellungen zur hansischen Geschichte. N.F., die Hansischen Studien aus der DDR und die Hansische Umschau.

Wirtschaftshistorische Publikationsorgane neigen dazu, erst mit dem 19. Jahrhundert einzusetzen. Dennoch weist die Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte[9] gelegentlich, wenn auch mit sinkender Häufigkeit Mittelalterbeiträge auf[10], ebenso die Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie.[11] Das Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte, eine DDR-Gründung, weist nur selten Beiträge zum Mittelalter auf.

Schwerpunkte

Im Bereich von Handel und Handwerk im früheren Mittelalter hat sich eine intensive Zusammenarbeit mit Archäologie und Sprachwissenschaft entwickelt. Zu nennen sind die Kommission für die Altertumskunde Mittel- und Nordeuropas der Göttinger Akademie der Wissenschaften, seit 1975. Dabei kann die spätantik-frühmittelalterliche Wirtschaftsgeschichte Mitteleuropas als gut aufgearbeitet gelten.

Die Hanseforschung wurde durch frühe Quelleneditionen[12] vorangetrieben. Bedeutend wurde die seit 1875 erscheinende Reihe Hansische Geschichtsquellen[13] und ab 1908 die Abhandlungen zur Handels- und Seegeschichte[14]

Vor allem quantitative Quellen, wie die Hamburger Pfundzollbücher von 1369, 1389/1400 und 1418, die Lübecker Pfundzollbücher von 1492–1496, die hansischen Pfundzolllisten von 1368, das Hamburger Schuldbuch von 1288, aber auch die Revaler Kämmereibücher von 1432–1507, die Sundzollrechnungen, dazu Quellen zur kaufmännischen Buchführung, zum Rechnungswesen der Handelsfirmen und zu Kommunikationsstrukturen erleichterten die Forschung ungemein. Als herausragende Figuren gelten hierbei Dietrich Schäfer, Fritz Rörig, Wilhelm Koppe, Ahasver von Brandt, Heinrich Sproemberg.

In der DDR bestand die in Greifswald ansässige Hansische Arbeitsgemeinschaft der Historikergesellschaft der DDR, die die Abhandlungen zur Handels- und Sozialgeschichte (ab 1958), Hansische Studien (ab 1961) herausbrachte, dann Neue hansische Studien (1970–1989). Seit 2001 erscheinen sie wieder selbstständig als Hansische Studien.

Darstellungen

Das Standardwerk stellt immer noch Philippe Dollingers „Die Hanse“, dar, die der Straßburger auf Französisch 1964 herausbrachte.[15] Seitdem liegen kürzere Darstellungen vor, aber auch umstrittene, wie die von Heinz Stoob.[16]

Vertiefende Studien, wie die von Stuart Jenks über England, die Hanse und Preußen. Handel und Diplomatie 1377–1474,[17] Hansische Handelsstraßen von Friedrich Bruns und Hugo Weczerka, Detlev Ellmers Frühmittelalterliche Handelsschiffahrt in Mittel- und Nordeuropa, führten zu einer erheblichen Aufwertung der Leistungen der hansischen Gewerbe, aber auch zu früheren Nachweisen für das Verlagssystem; sie widerlegten insgesamt die These vom innovatorischen Rückstand der Hanse, ebenso wie die von der Kreditfeindlichkeit (Stuart Jenks und Michael North).

Stadtwirtschaft: Handel und Handwerk

Zunächst lagen die Schwerpunkte der stadtwirtschaftlichen Forschung eher auf der Verfassungs- und Rechtsgeschichte, dann der Sozial- sowie der Kultur- und Alltagsgeschichte.

Edith Ennens Standardwerk Die europäische Stadt des Mittelalters und Deutsche Stadtwirtschaft vom frühen Mittelalter bis 1350[18] gesellte sich Eberhard Isenmanns Die deutsche Stadt im Spätmittelalter 1250–1500 hinzu.[19] Am besten aufgearbeitet sind die Städte Köln[20] und Nürnberg, wo als erste Zusammenfassung Hektor Ammanns Beiträge zur Wirtschaftsgeschichte Nürnbergs von 1967 gilt, vor allem aber Die wirtschaftliche Stellung der Reichsstadt Nürnberg im Spätmittelalter. Grundlegende Arbeiten lieferten hier Götz Freiherr von Pölnitz und Wolfgang von Stromer,[21] der zeigen konnte, wie früh und umfassend Kaufleute und Bankiers die Kreditvergabe – meist zur Finanzierung militärischer und territorialpolitischer Unternehmungen – einsetzten, um Politik und Gesellschaft im eigenen wirtschaftlichen Interesse zu beeinflussen.

Ähnlich gut bearbeitet ist die Wirtschaftsgeschichte Augsburgs, wobei die Fugger und Welser um 1500 vorrangig im Handel, nicht im Gewerbe oder bei der Innovationskraft maßgeblich waren. Eine Stadtgeschichte lieferte Wolfgang Zorn mit Augsburg. Geschichte einer deutschen Stadt.

Für Straßburg ist erneut Dollinger zu nennen, für Trier Michael Matheus.[22]

Als über Jahrzehnte produktiv erwies sich das Ammann-Konzept der Erforschung von „Wirtschaftseinheiten“ und der Zentralitätsansatz von Walter Christaller.[23]

Arbeitskreise, Institute, Fragestellungen

Eine wichtige Rolle spielen Arbeitskreise, wie der Südwestdeutsche Arbeitskreis für Stadtgeschichtsforschung, der Österreichische Arbeitskreis für Städtegeschichtsforschung, der Arbeitskreis niederrheinischer Kommunalarchivare sowie Institute wie das Institut für vergleichende Städtegeschichte in Münster, das sich allerdings erst relativ spät wirtschaftsgeschichtlichen Themen zuwandte.[24]

Vielen Lokalstudien stehen wenige übergreifende Fragestellungen gegenüber, wie Rolf Sprandels Das Eisengewerbe im Mittelalter (1968), von Stromers Die Gründung der Baumwollindustrie in Mitteleuropa (1978), Ammanns Die Anfänge der Leinenindustrie des Bodenseegebietes (1953) und Deutschland und die Tuchindustrie Nordwesteuropas im Mittelalter.[25] Hingegen ist das Verlagswesen seit langem gut beforscht und die Arbeiten reichen von Fridolin Furger: Zum Verlagssystem als Organisationsform des Frühkapitalismus im Textilgewerbe (1927) bis Rudolf Holbachs Frühformen von Verlag und Großbetrieb in der gewerblichen Produktion (13.-16. Jahrhundert) (1996). Gesellen, Lehrlinge und Lohnarbeiter bearbeiteten vor allem Wilfried Reininghaus und Knut Schulz, das Bauhandwerk Ulf Dirlmeier, gefolgt von Gerhard Fouquet, technische Innovationen eher von Stromer (Mühlentechnik, Papierherstellung, Buchdruck).

Märkte, Messen, Fernhandel

Während die Beforschung des städtischen Marktes von Anfang an eine Rolle spielte, galten die periodischen Märkte lange als Domäne Hektor Ammanns. Die Messejubiläen, wie das von Frankfurt (1990/91) und Leipzig gaben Anlass zu Überblickswerken.[26] Hinzu kamen Tagungen, wie von 1990–1995 die Commission Internationale pour l’Histoire des Villes. Auch das Institut für vergleichende Städtegeschichte wählte 1991 Europäische Messen und Märktesysteme in Mittelalter und Neuzeit als Tagungsthema, 2000 folgte das italienische Istituto di storia economica „Francesco Datini“ in Prato (vgl. Francesco Datini) und der Hansische Geschichtsverein 2001.

„Zwischen der frühen Messe von St. Denis und den ersten sicheren Jahrmärkten des 10. Jahrhunderts wurde die Kontinuitätslücke geschlossen durch die Deutung der frühmittelalterlichen Kaufmannsniederlassungen an Nordsee und Ostsee als Jahrmarktorte, die sich nur zu festen Terminen mit Händlern füllten“ (Irsigler). Zudem ließ sich der Systemcharakter von regionalen Messeplätzen in Flandern, Südostengland, am Niederrhein, im Mittelrheingebiet und in Süditalien nach dem Vorbild der Champagnemessen aufweisen, eine Systematik, die zu einer Messetypologie und -hierarchie führte, wenn auch im Hanseraum nur die Schonische Messe existierte, Die großen Messeplätze waren von Anfang an die wichtigsten Geld- und Kreditmärkte, und auch Messen als Kunstmärkte wurden beforscht.

Biographien

Gerhard Unmaze, rechts, am Kölner Ratsturm, Rainer Walk

Biographien bilden für die Überlieferung und die Darstellung eine wichtige Grundlage. Herausragend sind die Arbeiten und Bestände zu Hildebrand Veckinchusen aus Lübeck, den Regensburger Runtingern,[27] den Fuggern und Welsern, dem Dortmunder Tidemann Lemberg, dem Lübecker Hinrich Castorp oder den in Stettin, Danzig und Lüneburg aktiven Loitz. Überraschend früh errangen Kaufleute großen Einfluss, wie schon aus dem 12. Jahrhundert der reiche Kölner Kaufmann Gerhard Unmaze. Stark von Italien beeinflusst war die Forschung am Berufsbewusstsein der Fernkaufleute. Dabei kristallisierte sich der Typus des großen oberdeutschen Kaufmann-Unternehmers klar heraus, der sich von der Masse der Hansekaufleute absetzte, die wiederum in ein durchaus tragfähiges Netz von Familiengesellschaften eingebunden waren. Zudem bevorzugten sie andere Formen der Kreditsicherung als die Oberdeutschen.

Dennoch steht eine Gesamtdarstellung der mittelalterlichen Kaufmannschaft und ihrer Leistung noch aus.

Geld und Währungen

Zu diesem Thema gibt es fast nur Regional- und Lokalstudien. Als Ausnahmen gelten Norbert Kamp: Moneta regis. Beiträge zur Geschichte der königlichen Münzstätten und der königlichen Münzpolitik in der Stauferzeit,[28] Gerhard Hatz: Handel und Verkehr zwischen dem Deutschen Reich und Schweden in der späten Wikingerzeit. Die deutschen Münzen des 10. und 11. Jahrhunderts in Schweden,[29] und Bernd Kluge: Deutsche Münzgeschichte von der späten Karolingerzeit bis zum Ende der Salier (ca. 900 bis 1125).[30]

Regionalstudien stammen von Niklot Klüßendorf (Niederrhein, Aachen), Gerald Stefke (Hamburg), Reiner Cunz (Nordwestdeutschland), Klaus Petry (Oberlothringen) und Karl Weisenstein (Trier). Die Rheinlande sind daher am besten erforscht. Hinzu kommen Arbeiten zu Westfalen von Peter Berghaus und Peter Ilisch, Niedersachsen (Rainer Metz), Franken (Hansheiner Eichhorn), dem engeren Hanseraum (Michael North, der auch ein historisches Lexikon des Geldes und eine knappe Geldgeschichte verfasst hat).

Zu den Münzvereinen existieren Arbeiten zum Rappenmünzbund (Südwesten), zum Rheinischen und zum Wendischen Münzverein.

Mutmaßungen von Wolfgang von Stromer zu den Modalitäten des Geldtransfers, zum Wechsel und zur Funktion der Wechselstuben und der frühen Existenz von oberdeutschen merchant-bankers wurden von Arnold Esch relativiert.[31]

Die Fortführung der Geschichte der Preise und Löhne Wilhelm Abels mit ihren ungeheuren Datensammlungen ließ sich durch den Umzug von Göttingen nach Leipzig sichern.

Bergbau und Hüttenwesen, Energie

Vielfach haben Arbeiten, wie die von Hermann Kellenbenz: Eisen, Kupfer und Edelmetalle ihren Schwerpunkt eher in der Zeit nach 1500. Grundlegend sind hier Ekkehard Westermann: Kupfer-, Blei- und Silberbergbau, Saigerhütten, aber auch Arbeiten, die an der Universität Bremen entstanden, wie die von Dieter Hägermann und Karl-Heinz Ludwig (Salinen in Lothringen, Lüneburg, Trienter Bergrecht, Edelmetallbergbau in den Alpen, Edition des Bergrechts von Massa Marittima). Über das Erzgebirge arbeiteten vor allem Adolf Laube und Uwe Schirmer, über das Oberpfälzer Eisenrevier Wolfgang von Stromer.

Mit der Frage der Energieversorgung und -gewinnung befassten sich Dietrich Lohrmann (Aachen) und seine Schüler, vor allem mit der Ausstattung von Großräumen mit Wasser- und Windmühlen oder den Kölner Rheinmühlen. Lohrmann und von Stromer konstatierten eine „Energiekrise des Mittelalters“, die jedoch von anderen als Problem der gewerbereichen Regionen relativiert wurde. Zum Steinkohlenbergbau ist J. Wiesenmann (Steinkohlenbergbau in den Territorien um Aachen 1334–1794, 1995) und H. Kranz (zu Lüttich, 2000, 2002) zu nennen, zum Harz Karl Heinrich Kaufhold und Christoph Bartels. Eine Monographie zur Geschichte des Bergbaus steht noch aus.

Weinbau und -handel

Das grundlegende Werk von Günther Franz (Hrsg.): Deutsche Agrargeschichte in 6 Bänden von 12 Autoren erwähnt den Weinbau kaum. Die übergreifende Literatur ist veraltet.[32]

Anstöße kamen auch hier von Hektor Ammann, aber auch von Raymond van Uytven, der den Kölner Weinmarkt mit dem von Bordeaux verglich. Die Bedeutung für die städtischen Haushalte, die Verdichtung des römischen Weinbaus an der Mosel, die hohe Kontinuität in karolingischer Zeit, z. B. in der Arbeitsorganisation (centena) und den Lagen, erschließt sich erst in der jüngsten Forschung. Am besten ist dabei der Moselraum, der Mittelrhein und die Pfalz, aber auch Thüringen, England (Kurt-Ulrich Jäschke) erforscht. Die Weinkeller in Norddeutschland bearbeiteten Postel, Sander. Auch hier existiert noch keine übergreifende Darstellung.

Vgl. Historischer Weinanbau und Weinhandel in Köln

Desiderate

Zahlreiche serielle Quellen sind noch nicht ediert, wie die kurkölnischen Rheinzölle, zahlreiche Rechnungsbücher. Es fehlen Wirtschaftsgeschichten der Großregionen, wenn auch manche Handbücher einen gewissen Einstieg bieten, wie z. B. zu Franken[33] und Niedersachsen.[34]

Die Handbücher zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte, wie das von Aubin und Zorn, sind veraltet.[35]

Bedeutende Wirtschaftshistoriker

International:


in Deutschland:

Siehe auch

Literatur

Methodische Einführungen

Thematische Einführungen

Regionale Abhandlungen, insbesondere Deutschland

Wichtige Zeitschriften

International:

In Deutschland:

Weblinks

 Commons: Wirtschaftsgeschichte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikisource: Wirtschaftsgeschichte – Quellen und Volltexte

Anmerkungen

  1. Mark Spoerer, Jochen Streb: Neue deutsche Wirtschaftsgeschichte des 20. Jahrhunderts. München 2013, S. 1–23.
  2. Ebenda.
  3. Der Volkswirt, Langfristig denken, Muster erkennen. Die Wirtschaftsgeschichte steht in der VWL im Abseits - obwohl sie viel zu bieten hat. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 17. August 2009, S. 10.
  4. Beispielsweise an den Universitäten Münster, Regensburg und Hohenheim.
  5. Vereinfachend nach: Franz Irsigler: ([Wirtschaftsgeschichte des Mittelalters http://www.geschichte.uni-trier.de/fileadmin/user_upload/Landeskunde%20(Irsigler)/Wirtschaftsgeschichte_und_deutsche_Mediaevistik_2007.pdf PDF]) von 2007.
  6. Universität Köln
  7. Publikationen van Eickels zur Wirtschaftsgeschichte: Die Deutschordensballei Koblenz und ihre wirtschaftliche Entwicklung im Spätmittelalter, Marburg 1995; Quellen zur Rechts- und Wirtschaftsgeschichte des Archidiakonats und Stifts Xanten. Zweiter Band, hg. v. Friedrich Wilhelm Oediger, überarbeitet und ergänzt von Christine van Eickels und Klaus van Eickels (Die Stiftskirche des heiligen Viktor zu Xanten, Bd. VIII.2), Kevelaer 1994; Die Wachszinspflichtigen des St. Viktor-Stiftes zu Xanten, hg. von Friedrich-Wilhelm Oediger und Klaus van Eickels, Kevelaer 1991.
  8. Arbeitskreis im Portrait, Arbeitskreis für Wirtschafts- und Sozialgeschichte Schleswig-Holsteins.
  9. Sammelband: Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Arbeitsgebiete – Probleme – Perspektiven. 100 Jahre Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, hgg. v. G. Schulz u.a., Wiesbaden 2004 (VSWG-Beiheft 169 online), dazu auch Beihefte zur VSWG (170 Bände, überwiegend zum 19. und 20. Jahrhundert).
  10. Zuletzt: Stefan Burkhardt: Stupentes ob inauditam novitatem - Das "Neue" im Mainzer Erzstift des 12. Jahrhunderts. Zur Anwendung von Innovationstheorien auf das Mittelalter. In: VSWG 97 (2010) S. 160–175.
  11. Seit Bd. 51 (2003) mit thematischen Schwerpunkten je Heft: Heft 51/1, 2003: Wandel der ländlichen Welt vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert; darin: L. Kuchenbuch: Vom Dienst zum Zins? Bemerkungen über agrarische Transformationen in Europa vom späteren 11. zum beginnenden 14. Jahrhundert, S. 11–29, und R. v. Friedeburg: Die ländliche Gesellschaft um 1500. Forschungsstand und Forschungsperspektiven, S. 30–42.
  12. Urkundenbuch der Stadt Lübeck, 11 Bde, Lübeck 1843–1905, Hanserezesse usw.
  13. Ab 1928 fortgesetzt als Quellen und Darstellungen zur hansischen Geschichte.
  14. 10 Bde, Neue Folge bis 1937 (5 Bde).
  15. 1966 auf deutsch, 5 Auflagen bis 1998.
  16. Die Hanse. Graz/Wien/Köln 1995.
  17. Habilitationsschrift, 3 Bde, 1992.
  18. Im Handbuch der europäischen Wirtschafts- und Sozialgeschichte.
  19. Vor allem S. 341–402.
  20. Quelleneditionen durch Bruno Kuske ab 1908: Die Handelsbeziehungen zwischen Köln und Italien im späten Mittelalter. In: Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst 27, 1908, S. 393–441; umfassende Handelsgeschichte: Gunther Hirschfelder: Die Kölner Handelsbeziehungen im Spätmittelalter, Köln 1994; ders.: Kölner Fernhandel im Spätmittelalter, Köln 1996; ebenso die Rolle der Frauen (M. Wensky).
  21. Oberdeutsche Hochfinanz 1350–1450.
  22. Trier am Ende des Mittelalters. Studien zur Sozial-, Wirtschafts- und Verfassungsgeschichte der Stadt Trier vom 14. bis 16. Jahrhundert. 1984 (online)
  23. So etwa Rolf Kießling: Die Stadt und ihr Land. Umlandpolitik, Bürgerbesitz und Wirtschaftsgefüge in Ostschwaben vom 14. bis ins 16. Jahrhundert. 1989.
  24. Europäische Messen und Märktesysteme in Mittelalter und Neuzeit. 1996; Stadt und Handwerk in Mittelalter und früher Neuzeit. 2000 (Schwerpunkt weit nach 1500, Bergbaustädte).
  25. In: Hansische Geschichtsblätter 72, 1954, S. 1–63.
  26. Michael Rothmann: Die Frankfurter Messen des Mittelalters, 1998, und Leipzig (1997).
  27. Siehe: Runtingerhaus.
  28. Diss. Göttingen 1957; ders.: Münzprägung und Münzpolitik der Staufer in Deutschland. In: Hamburger Beiträge zur Numismatik N.F. 17, 1963, S. 517–544.
  29. Lund 1974; ebenso Gerhard Hatz: Der Handel in der späten Wikingerzeit zwischen Nordeuropa (insbesondere Schweden) und dem Deutschen Reich nach numismatischen Quellen. In: Düwel u. a. (Hrsg.): Der Handel in der Karolinger- und Wikingerzeit. Göttingen 1987, S. 86–112.
  30. Sigmaringen 1991.
  31. Zusammenfassend: M. A. Denzel: La Practica della Cambiatura. Europäischer Zahlungsverkehr vom 14. bis zum 17. Jahrhundert. Stuttgart 1994.
  32. F. v. Bassermann-Jordan: Geschichte des Weinbaus, 2 Bde. Frankfurt a. M. 1923; G. Schreiber: Deutsche Weingeschichte. Der Wein in Volksleben, Kult und Wirtschaft. Köln 1980 (Forschungsstand bis ca. 1960, Literaturverzeichnis vom Herausgeber bis 1979 ergänzt).
  33. Eckart Schremmer: Die Entwicklung der gewerblichen Wirtschaft und des Handels bis zum Beginn des Merkantilismus. In: M. Spindler (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Geschichte, Bd. III, S. 478–503.
  34. Carl-Hans Hauptmeyer: Niedersächsische Wirtschafts- und Sozialgeschichte im hohen und späten Mittelalter (1000–1500). In: E. Schubert (Hrsg.): Geschichte Niedersachsens, Bd. II,1: Politik, Verfassung, Wirtschaft vom 9. bis zum ausgehenden 15. Jahrhundert, Hannover 1997, S. 1041–1279.
  35. H. Aubin/W. Zorn (Hrsg.): Handbuch der deutschen Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Bd. 1: Von der Frühzeit bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Stuttgart 1971 – nur bedingt als Ersatz brauchbar: F.-W. Henning: Handbuch der Wirtschafts- und Sozialgeschichte Deutschlands, Bd. 1: Deutsche Wirtschafts- und Sozialgeschichte im Mittelalter und in der frühen Neuzeit, Paderborn u. a. 1991.
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