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Zink (Musik)
Der Zink (von mhd. zinke: Zacke, Spitze, Zahn; italienisch Cornetto, engl. Cornett) ist ein historisches Musikinstrument, dessen Gebrauch seine Blütezeit im frühen 17. Jahrhundert hatte. Es wurde meist aus Holz, selten auch aus Elfenbein gefertigt und zählt entsprechend der Hornbostel-Sachs-Systematik als chromatische Grifflochtrompete zur Klasse der Lippenton-Aerophone (auch Blechblasinstrumente genannt) in der Gruppe der Aerophone. Mit dem Ventil-Kornett hat der Zink nichts zu tun. In Anlehnung an das Originalinstrument existiert auch das gleichnamige Orgelregister.
Spielweise
Der Zink wird im Prinzip wie eine Trompete geblasen, das heißt, der Ton wird in einem Kesselmundstück – in der Regel aus Holz, Horn, Messing oder Elfenbein – mit den Lippen erzeugt. Daher wird der Zink trotz seines Materials zu den Blechblasinstrumenten gezählt. Die Spieler setzen das Mundstück seitlich oder mittig auf den Lippen an. Jedoch unterscheidet sich die Ansatztechnik des Zinks nicht unerheblich von der Trompete oder den anderen klassischen Blechblasinstrumenten, und dies aufgrund des verhältnismäßig sehr kleinen Mundstückes.
Oft wird der Zink als eine Art Mischung aus Blockflöte und Trompete angesehen. Er ist ein Grifflochhorn: Die mit den Lippen hervorgebrachten Naturtöne werden durch Öffnen und Schließen von 6 bis 7 Grifflöchern verändert. Wie bei anderen Grifflochhörnern ist der Ziehbereich der Töne sehr groß, was die Intonation schwierig macht.[1]
Der Zink war vom 15. bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts eines der wichtigsten Instrumente. Er hat den Ruf, die menschliche Stimme besonders gut imitieren zu können. Der Tonumfang liegt bei etwas über zwei Oktaven. Die gängige Literatur reicht von a bis d’’’.
Bauarten
Dem Zink liegt ein konisches Rohr mit sieben Grifflöchern zugrunde. Unterschieden werden:
- krumme Zinken (Cornetto curvo), leicht gekrümmt, sechs- bis achtkantig gefertigt aus zwei ausgehöhlten, zusammengeleimten und anschließend mit Pergament oder Leder überzogenen Hälften, hauptsächlich in folgenden Größen:
- in normaler Sopranlage (Cornetto, Chorzink) – tiefster Ton a, gegriffen in G;
- die kleineren und eine Quint und später eine Quart höher klingenden Diskant- oder Quartzinken (Cornettino);
- die eine Quint tiefer klingenden Tenorzinken, länger und meist s-förmig gekrümmt;
- gerade Zinken (Cornetto diritto), seltener vorkommend;
- stille Zinken (Cornetto muto), bei ebenfalls gerader Form aus einem Stück Holz mit eingefrästem, nicht abnehmbarem Mundstück gearbeitet. Der Ton des stillen Zinken ist weicher und leiser als bei den anderen Varianten; Außerdem wird der stille Zink oft als Altinstrument gebaut, also um einen Ton tiefer gestimmt;
- der schlangenförmige Serpent als Bassform der Instrumentenfamilie.
Geschichte
Zinken sind schon im Spätmittelalter bezeugt. Eingesetzt wurde das Instrument seit der Renaissance zunächst von Stadtpfeifern als Oberstimme zum Posaunen-Ensemble (Trompeten waren dem Adel vorbehalten und auf die Naturtonreihe beschränkt), bevor es, von Italien ausgehend, im späten 16. Jahrhundert zu einem virtuosen Soloinstrument wurde. Zu den berühmtesten Solisten gehörte Giovanni Bassano. Claudio Monteverdi, aber auch Heinrich Schütz in seiner früheren Zeit komponierten häufig für den Zink.
Mit dem Aufkommen der Violine im 17. Jahrhundert verlor der Zink allmählich seine Bedeutung als Soloinstrument. Am längsten hielt er sich in Nordeuropa, wo die letzten Originalkompositionen für das Instrument aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts datieren. So wurde bei der Aufführung der Oper Orfeo ed Euridice von Christoph Willibald Gluck 1762 der Zink verwendet. Georg Friedrich Wolf berichtet 1806 vom Zink als Diskantverstärkung der Posaunen.[2] Der Serpent war noch bis 1800 das einzige brauchbare Bassinstrument in der Freiluftmusik und hielt sich in der Militär- und Kirchenmusik bis ins spätere 19. Jahrhundert. Er gelangte als Orchesterinstrument auch in einzelne Partituren der Romantik. Der Lübecker Ratsmusiker Joachim Christoph Mandischer (1774–1860) gilt als „der letzte Zinkenist“,[3] der die jahrhundertealten Traditionen des Turmblasens und des Zinkenspiels noch bis in die 1850er Jahre aufrechterhielt.[4]
Nachdem Otto Steinkopf und Christopher Monks sich dem Bau des historischen Instruments gewidmet hatten, erfuhr der Zink seit den späten 1970er Jahren eine intensive Wiederbelebung im Zuge der Neuentdeckung der Alten Musik (vgl. Historische Aufführungspraxis). Heute gibt es wieder Zinkenisten und Instrumentenbauer, die denen aus der Blütezeit des Zinken ebenbürtig sind. Für Anfänger werden heute auch Zinken aus Kunststoffen hergestellt.
Der Zink gilt als ein sehr schwierig zu erlernendes und übeintensives Instrument, da sowohl Intonation als auch Ansatz viele Jahre trainiert werden müssen und außerdem nur relativ wenige qualifizierte Lehrkräfte zur Verfügung stehen.
Einige bekannte Zinkenisten
- Hans-Jakob Bollinger
- Jean-Pierre Canihac
- Gebhard David, Lehrer an der Hochschule für Künste Bremen
- Bruce Dickey, Lehrer an der Schola Cantorum Basiliensis
- William Dongois, Lehrer am Centre de Musique Ancienne de Genève
- Holger Eichhorn
- Ian Harrison
- Fritz Heller
- Paul Hindemith (in den Berliner „Historischen Konzerten“ unter Georg Schünemann)
- Lene Langballe
- Matthijs Lunenburg
- Emmanuel Mure
- Friederike Otto[5]
- Arno Paduch, Lehrer an der Musikhochschule Leipzig
- Anna Schall
- Doron David Sherwin
- Frithjof Smith, Lehrer an der Hochschule für Musik Trossingen
- Don Smithers
- Edward H. Tarr
- Jean Tubéry, Lehrer am Conservatoire National Supérieur de Musique et de Danse de Lyon
- Inga Vollmer
- Jeremy West
- Roland Wilson
Siehe auch
Anmerkungen
- ↑ "Ziehen" ist eine Tonhöhenänderung, die allein durch den Mundansatz erreicht wird, also Lippenspannung und Anblasdruck
- ↑ Hermann Moeck, Helmut Mönkemeyer: Zur Geschichte des Zinken. 1978, S. 9.
- ↑ Der letzte Zinkenist? Joachim Christoph Mandischer (1774-1860)
- ↑ Siehe Ulrich Althöfer: Musikgeschichte Lübecks im 17. und 18. Jahrhundert. In: Dorothea Schröder (Hrsg.): 'Ein fürtrefflicher Organist und Componist zu Lübeck'. Dieterich Buxtehude (1637–1707). [Katalog zur Ausstellung „Ein fürtrefflicher Organist und Componist zu Lübeck – Dieterich Buxtehude.“ Lübeck, Museum für Kunst und Kulturgeschichte (St.-Annen-Museum) 2007]. Verlag Dräger, Lübeck 2007, S. 126
- ↑ http://www.onartis.de/instrumentalisten_alte_musik/friederike_otto/57 Onartis.de
Literatur
- Hermann Moeck, Helmut Mönkemeyer: Zur Geschichte des Zinken. Moeck Verlag, Celle 1973; 2. Auflage ebenda 1978.
- Sabine Haag (Hrsg.): Die Zinken und der Serpent der Sammlung alter Musikinstrumente (= Sammlungskataloge des Kunsthistorischen Museums Band 7). Edition Bochinsky, Bergkirchen 2011, ISBN 978-3-941532-08-3.
Weblinks
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