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1860

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Ereignisse

  • 1860: Erste jüdische Hochzeit in Argentinien. Der Hintergrund: Seit der Inquisition 1492 waren Juden in Spanien nicht zugelassen. Diese antijüdische Politik wurde auch auf die spanischen Kolonien ausgeweitet. Erst als Argentinien Mitte des 19. Jh. sich von den Spaniern befreite und unabhängig wurde, konnten auch wieder Juden nach Argentinien ziehen und dort ohne Repressalien oder Einschränkungen leben. So kam es zur ersten öffentlichen Chuppa 1860
  • 4.1.1860-1.4.1933: Otto Lubarsch, geb. u. gest. in Berlin, Pathologe, Schüler von Ernst Haeckel und Rudolf Virchow, a.o. Prof. 1894 in Rostock und 1899 in Posen, 1913 Ordinarius in Kiel, 1917 in Berlin, wichtige Forschungen und Publikationen über Geschwulstlehre, Stoffwechselpathologie, Immunität; er war getauft und betont antijüdischer Haltung; 1891 Mitgründer des Alldeutschen Verbandes; an der Berliner Universität pflegte er er in jedem Semester seine Vorlesung jeweils mit der Feststellung einzuleiten: "Meine Herren, ich heisse Lubarsch. Die dazu passenden Witze sind alle bereits gemacht worden. Ich danke Ihnen, meine Herren"
  • 16.5.1860-7.7.1935: Otto Gradenwitz, geb. in Breslau, gest. in Heidelberg, Jurist, herausragender Rechtshistoriker und Wissenschaftler, getauft, war Prof. für römisches und bürgerliches Recht in Berlin (seit 1890), Königsberg (seit 1895), Strassburg (seit 1907), Heidelberg (1909-1928); sein wissenschaftliches Verdienst besteht vor allem in der Entwicklung und Ausbildung der Papyrus-Forschung; durch Interpolationenforschung beeinflusste er die Kritik an den spätrömischen Rechtsquellen; 1929 veröffentlichte er eine Arbeit, in der er die regula Sancti Benedicti nach den Grundsätzen der Pandekten-Kritik behandelt; auch auf dem Gebiet des bürgerlichen Rechts publizierte er einige Arbeiten (Ungültigkeit obligatorischer Rechtsgeschäfte; Anfechtung und Reurecht beim Irrtum; Wörterverzeichnis zum Bürgerlichen Gesetzbuch etc.); er trug auch zur Erforschung von Bismarcks Entlassung und der Jahre seiner Zurücksetzung durch verschiedene Veröffentlichungen bei; Hauptwerke: Einführung in die Papyruskunde, 1900; Index zum Theodosianus, 1925; -- Otto Gradenwitz war ein schrulliger Mensch, der zurückgezogen lebte und mit dessen Namen fast unglaubliche Anekdoten verbunden sind; er fühlte sich in seiner Arbeit zurückgesetzt, weil er nicht Deutscher sondern nur "Deutschländer" sei, wie er es nannte; dennoch war er ein Bewunderer Bismarcks
  • 7.7.1860-18.5.1911: Gustav Mahler, geb. in Kalischt (Böhmen), gest. in Wien, grossartiger Komponist und Dirigent, 1897-1907 Leiter der Wiener Oper; als Komponist der letzte in der Reihe der grossen deutschen Symphoniker, trotz mannigfacher romantischer Formdurchbrechungen; im Zwiespalt zwischen Naivität und Bewusstheit, Ekstatik und Melancholie, Prototyp des jüdischen Musikers; von seinen Werken am bezeichnendsten "Das Lied von der Erde" (1911); 10 Symphonien, 42 Lieder; vgl. noch bei Alma Mahler-Werfel (1879-1964); - Literatur (Auswahl): R. Specht, Gustav Mahler, 1913; P. Bekker, Gustav Mahlers Sinfonien 1921
  • 27.8.1860–5.1.1943: Max Frankenburger, Kunstgewerbeforscher, München
  • 10.9.1860-8.12.1941: Simon Dubnow (geb. Mstislawl, Weissrussland, erschossen in Riga), Historiker des Judentums, der, stärker als seine Vorgänger, die nationale Komponente der Geschichte des jüdischen Volkes herausarbeitete. Kam als Sohn eines Holzhändlers im Stetl zur Welt und lebte später in Sankt Petersburg, Odessa und Kaunas. Übersetzte 1881 die „Volkstümliche Geschichte der Juden“ von Heinrich Graetz ins Russische. Zog 1922 nach Berlin um, wo von 1925-1929 sein Hauptwerk, die zehnbändige „Weltgeschichte des jüdischen Volkes“, erstmals auf deutsch erschien. 1931 „Geschichte des Chassidismus“ in zwei Bänden. Im August 1933 emigrierte er nach Riga. Hier wurde er im Holocaust im Kiefernwald Rumbula zusammen mit anderen Juden aus dem Rigaer Ghetto ermordet (noch im Augenblick seines Todes erwies sich Dubnow mit dem Appell an die Umstehenden „Schreibt alles auf!“ als leidenschaftlicher Historiker). Dubnow prägte den Begriff Autonomismus für die Bestrebung, jüdische Nationalität und Diaspora-Existenz auf der Grundlage regionaler Autonomiestatute für jüdische Minoritäten zu vereinbaren. Der Grundgedanke seiner Überlegungen war das leidenschaftliche Plädoyer für das jüdische „Selbstbewusstsein einer Nation“, er meinte damit einen geistigen Nationalismus, der mit der Erfüllung der allgemeinen bürgerlichen Pflichten der Juden in ihren jeweiligen Diaspora-Staaten harmonieren sollte. Der Kern seiner Forderungen zielte dabei stets auf die rechtliche Emanzipation und Autonomie in Selbstverwaltung, Sprache und Erziehung. Kennzeichnend war die vorzugsweise Orientierung am Jiddischen (im bewussten Gegensatz zum Zionismus mit dem Modern-Hebräischen), was teilweise zu einer Ideologie der „Jiddischkeit“ ostjüdischer Prägung geführt hat. Nichtzionistische Sozialisten, v. a. der „Bund“, favorisierten den Autonomismus und zugleich das Jiddische, doch verliefen die Versuche zur Realisierung einer Autonomie (im Habsburgerreich und in Polen) im Sand, weil eine territoriale Autonomie an den komplizierten demographischen Verhältnissen scheitern musste. Nach dem 1. Weltkrieg übte der Autonomismus noch einen gewissen Einfluss auf die Definition jüdischer Minoritätenrechte aus, scheiterte aber endgültig, nachdem es nicht gelungen war, eine „Jüdische Autonome Region“ in Birobidschan in Ostsibirien zu errichten (entsprechende Planungen seit 1927). Dubnows Idee stand im Gegensatz zum Zionismus und den verschiedenen Formen der Assimilation. Dubnow glaubte, die Juden würden auch in Zukunft überleben, wenn sie den wirklichen Willen hatten, Zentren spiritueller Stärke zu entwickeln. Er war nicht der Meinung der Zionisten, für die jüdisches Leben im Exil zum Scheitern verurteilt war und deren Hoffnung für ein schwaches und zerstreutes Volk im neuen Leben in Eretz Israel lag. Er argumentierte, dass die Basis ihres nationalen Lebens ihr Geist und ihre Kultur seien. Diese Idee beeinflusste viele Juden, die eigene Qualität des jüdischen Geistes und die spezielle Rolle, die er im Überleben dieser Nation gespielt hatte, zu schätzen. Noch 1939, am Vorabend der Vernichtung des europäischen Judentums, betonte Dubnow nochmals seine Überzeugung: "In der Sicht des Historismus, wie er dem Dogmatismus gegenübersteht, war die Diaspora nicht nur eine Möglichkeit, sondern eine Notwendigkeit. Ein Volk, klein an Quantität, aber grossartig in seinen Qualitäten, das sich am Kreuzungspunkt zwischen den riesigen Nationen Asiens und Afrikas befand, konnte nicht beides bewahren: seinen Staat und seine Nationalität. Es musste das Gefäss zerbrechen, um den Wein zu erhalten - und dies war das grosse Wunder in der Geschichte der Menschheit." – Lit. (Auswahl): Koppel S. Pinson (Hrsg.), Simon Dubnow. Nationalism and History, Philadelphia 1961

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