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1902

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Ereignisse

  • 15.2.1902: Herzl – zum Sultan gerufen – befindet sich in Konstantinopel; ihm wird mitgeteilt, er möge sich für die gesamte Zeit seines Aufenthalts als Gast des Sultans betrachten (die Hotelrechnung musste Herzl dann doch bei der Abreise selbst bezahlen; vermutlich war Auftrag gegeben worden, dass die Hotelkosten übernommen würden, aber der Auftrag war nicht durchgedrungen und laut Herzl das Geld „höchstwahrscheinlich unterwegs gestohlen worden“); Herzl hatte dem Sultan, den er dann gar nicht zu Gesicht bekam, einige Früchte, vorzügliche Delikatessen aus Wien, mitgebracht, woraufhin die Zeremonienmeister bedenkliche Mienen machten (Furcht vor Vergiftung); vorgängiges Treffen mit Crespi; Herzl: „Wir trafen dann Crespi in der Grande Rue de Péra u. er begleitete mich ins Hôtel. Ich sagte ihm die Dinge im Vertrauen, von denen ich wünschte, dass er sie verrathe“; vormittags um 11.00 Uhr dann im Sultanspalast, dort werden ihm die Bedingungen des Osmanischen Reiches diktiert, wozu sich der Sultan herbeilassen könnte (Öffnung des Reiches – ausserhalb Palästinas – für jüdische Flüchtlinge unter der Bedingung, dass sie osmanische Untertanen werden und zuvor ihre frühere Staatsangehörigkeit abgelegt haben, im Gegenzug dazu Beseitigung der osmanischen Staatsschuld auf eine Art und Weise, die Herzl für unmöglich hält), Herzl wird aufgefordert, daraufhin für den Sultan eine schriftliche Antwort zu verfassen; die Antwort ist ablehnender Natur, die Art der Beseitigung der Staatsschuld, wie das Osmanische Reich es sich vorstellt, sei praktisch undurchführbar, die Verbindung zur jüdischen Kolonisation nach Vorstellung der zionistischen Organisation (d. h. mit und vor allem Palästina!) sei nicht klar gegeben; über Mittelsmänner wird weiter mit dem Sultan verhandelt, ohne dass Herzl den Sultan zu sehen bekommt; die Botschaften und jeweiligen Antworten darauf werden hin und her getragen; die Antwort des Sultans ist schliesslich abschlägig; der Sultan bzw. „die Regierung“ allein will bestimmen, in welchen Ansiedlungsbezirken (Mesopotamien, Syrien, Anatolien … ) sich die „neuen türkischen Untertanen“ von Fall zu Fall niederlassen dürfen, und in Palästina schon mal gar nicht; Herzl lehnte diesen „Charter ohne Palästina“ rundweg ab; die türkischen Verhandlungspartner blieben hart, Herzl wollte das „Angebot“ überschlafen, drohte aber schon mit der morgigen Abreise ohne Einigung; dann schlug er vor, zwei Verträge zu machen, einen für die Öffentlichkeit, der den Sultan gegen Opposition schützt, und einen gültigen für ihn und seine „zionistischen Freunde“; auch das wurde abgelehnt, so dass Herzl dem Sultan einen demütigen Abschiedsbrief mit einem letzten (inhaltlich kaum unterschiedenen) Angebot schreibt, worin er ihn noch bittet, zwei Geschenke von ihm anzunehmen, u. a. eine Schreibmaschine mit türkisch-arabischen Typen, eine einmalige Sonderanfertigung, die er für den Sultan in Amerika von Spezialisten der Firma Remington werde herstellen lassen [die Schreibmaschine wurde schliesslich später, nachdem sie fertiggestellt war und nach Konstantinopel transportiert werden sollte, als Geschenk abgelehnt]; abschliessend nennt er den Sultan den „einzigen grossen Freund“, den die Juden „auf Erden haben“; Herzl reiste dann ab, ohne den Sultan persönlich gesprochen zu haben, obwohl Herzl ihn gerne gesehen hätte; ihm wurde noch geraten, abzureisen, die benötigten Geldmittel zu besorgen, sich einflussreiche „Freunde“ unter den Türken zu machen, dann könne man immer noch sehen; erst müsse Geld dorthin gepumpt, das Osmanische Reich wirtschaftlich auf Vordermann gebracht werden, dann sei künftig alles möglich; aber einen „Charter“, eine offizielle Erlaubnis zur Masseneinreise an jeden gewünschten Ort, könne es nicht geben, diese Erlaubnis sei einfach unmöglich, der Sultan könne die Erlaubnis nicht geben, selbst wenn er es wollte; Herzl fand die Idee gut, „Geld schimmern zu lassen“, mit Geld zu locken, liess sich aber nichts anmerken und reiste ab (nicht ohne vorher allen möglichen und unmöglichen Leuten Bakschisch gegeben zu haben) – alle Fragen blieben offen und ungelöst; zum Thema Bakschisch nochmals Herzl, Tagebucheintragung unterwegs irgendwo in Rumänien, 19.2.1902: „ … Viele Hände mit der Fläche nach oben streckten sich mir noch entgegen, bis ich am Yildiz Thore ankam. Da wir in Wonderland sind …, muss ich es auch wie ein orientalischer Fürst Goldstücke regnen lassen, wo ich hintrete. Ich glaube, der Ruf meiner Freigebigkeit wächst durch diese kleinen Bakschische in der überhitzten Märchenatmosphäre von Wonderland. Es muss bei meinem Anblick wie ein Goldrausch durch Yildiz gehen. Denn diesen Goldregen sehen viele Augen u. die meisten dieser Augen gehören Spionen. Wenn ich also schon den Thürstehern so viel gebe, was mögen erst die Excellenzen bekommen, mit denen ich so lange u. heimlich conferire. So denkt wol ganz Yildiz, u. bald auch die Pforte, die Stadt, das Land. Diese Goldstücke die ich am Thor verliere, gehören zu den fruchtbarsten Anlagen.“
  • 15.6.1902-12.5.1994: Erik Erikson, Psychoanalytiker
  • 28.7.1902-17.9.1994: Karl Popper (Sir [1964] Karl Raimund Popper), englischer Philosoph österreichisch-jüdischer Herkunft (seine Eltern, Simon Siegmund Carl Popper [Rechtsanwalt, Prager Vorfahren] und Jenny Popper, geborene Schiff [die Vorfahren der Mutter stammten aus Schlesien und Ungarn], gehörten beide zur jüdischen Mittelschicht und waren zum Christentum konvertiert, Popper wuchs lutheranisch auf, sein Vater war ein bekannter Bibliophiler und beherbergte bei sich zu Hause mindestens 10 000 Bücher), sicher einer der einflussreichsten Philosophen des 20. Jhdts., zumindest auf dem Gebiet der Wissenschaftstheorie; geb. in Wien, gest. in London; 1949-1965 Professor in London; Begründer und Hauptvertreter des kritischen Rationalismus; er entwickelte in Auseinandersetzung mit dem Neopositivismus des Wiener Kreises eine wissenschaftstheoretische Methodenlehre, die das Induktionsprinzip als Grundlegung der Naturwissenschaften ablehnt; wesentliches Element der Popper’schen Wissenschaftsphilosophie ist das Trial-and-error-Verfahren (Versuch und Irrtum), d. h. die Wissenschaft macht theoretische Vorschläge zur Lösung von Problemen, die jedoch nur vorläufig sind und auch verworfen werden dürfen ("Falsifikationismus", diese Etikettierung stammt nicht von ihm, und er war auch mit ihr nicht einverstanden); obwohl Popper nicht an die endgültige Verifizierbarkeit empirisch-wissenschaftlicher Sätze glaubt, blieb für ihn doch die Annäherung an die Wahrheit Ziel der Wissenschaft; Popper wendete die wissenschaftstheoretische Methode des kritischen Rationalismus auch auf gesellschaftswissenschaftliche Theorien an, seine Gesellschaftsphilosophie steht in radikalem Gegensatz zur kritischen Theorie der Frankfurter Schule; Hauptwerke: „Logik der Forschung“, 1934; „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“, 2 Bände, 1945; „Das Elend des Historizismus“, 1957; „Conjectures and Refutations“, 1963; „Objektive Erkenntnis“, 1972; „Ausgangspunkte“, 1976; „Das Ich und sein Gehirn“, 1977 (mit J. Eccles); „Truth, Rationality, and the Growth of Scientific Knowledge“, 1979
  • 11.10.1902-12.1.1977: Josef Neuberger, geb. in Antwerpen, gest. in Düsseldorf, Jurist, Dr. jur et rer. pol., zuerst Rechtsanwalt, seit 1920 SPD-Mitglied, 1928: "Die Hauptwanderungen der Juden seit 1914"; nach 1933 in Eretz Israel, 1959-1975 Mitglied des Landtags Nordrhein-Westfalen, 1966-1972 Landes-Justizminister; Lehrbeauftragter für Rechts- und Kriminalpolitik (bes. Strafvollzug) an der Gesamthochschule Wuppertal; in Düsseldorf ist eine Strasse nach ihm benannt
  • 17.11.1902-1.1.1995: Eugene Paul Wigner (ungarisch: Wigner Jenő Pál), geb. in Budapest, gest. in Princeton, New Jersey, Physiker, studierte in Berlin, war dort Dozent seit 1928, Prof. seit 1930; 1938 Prof. in Princeton/USA, erhielt 1958 den Fermi-, 1963 den Nobel-Preis; Hauptwerke: Gruppentheorie und ihre Anwendung auf die Quantenmechanik der Atomspektren, 1931; The physical theory of neutron chain reactors, 1958; Einführung in die Kernphysik, 1958

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