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1897

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Ereignisse

  • 1897: Schekel; der vom ersten Zionistenkongress eingeführte jährliche Mitgliedsbeitrag für die zionistische Organisation; der Name wurde von der alten jüdischen Münze genommen (Gewichtseinheit, altisraelitische Silbermünze, seit der Makkabäerzeit geprägt, der halbe Schekel war die vorgeschriebene Tempelabgabe), später dann Währung im Staat Israel
  • 1897: Gründung der Deutschen Palästinabank als Zweig der Deutschen Orientbank; Niederlassungen in Jerusalem, Jaffa, Haifa und Beirut
  • 1897: Vereinigung traditionell-gesetzestreuer Rabbiner Deutschlands, gegründet 1897 von Israel Hildesheimer, Berlin, förderte durch Gedankenaustausch und gemeinsame Unternehmungen die Interessen des überlieferten Judentums in den deutschen Gemeinden
  • 1897: erste jüdische Arbeiterorganisation, erste und lange Zeit einzige jüdisch-sozialistische Partei, ist der Bund (Algemener Jidischer Arbeter Bund in Lite, Poiln un Rusland), der zunächst allgemein-sozialistisch war, später aber auch die Forderung nach jüdisch-kultureller Autonomie aufstellte; gegründet 1897 in Wilna; trotz der Illegalität errang der "Bund" Einfluss auf das öffentliche Leben in Russland und auf die allgemeine sozialistische Bewegung, von der er seit 1898 einen autonomen Bestandteil darstellte; der "Bund" war ein scharfer Gegner des Zionismus und jeder territorialen Lösung der Judenfrage; nach seinen Vorstellungen sollte und konnte die volle Gleichberechtigung der jüdischen Arbeiterschaft nur in den Ländern erkämpft werden, wo sich die jüdischen Massen befanden; er trat daher für eine nationalkulturelle Autonomie ein u. a. auf der Grundlage der jiddischen Sprache; bis zum Krieg stärkste Arbeiterpartei; nach dem Krieg von Bedeutung nur noch in Polen und Rumänien; war faktisch Vorkämpfer des Jiddischen
  • 1897: Manoli. Name einer deutschen Zigarettenfabrik, von Jakob Mandelbaum gegründet (zunächst als "Zigaretten-Fabrik Argos"), seit 1897 unter dem Namen Manoli; seit 1898 machte auf einem Gebäude am Berliner Alexanderplatz das so genannte Manoli-Rad mit einem Radius von zweieinhalb Metern Leucht-Werbung für eines der grössten Tabak-Häuser in Deutschland, es war nach der Ehefrau seines Gründers und Besitzers Jakob Mandelbaum benannt, sie hiess Ilona M. - rückwärts gelesen: Manoli; nach dieser bisher unbekannten Leuchtwerbung, bei der im Logo die Buchstaben einen bunten Lichtkreis durchwanderten, entstand die Redensart "du bist wohl manoli" für überdreht, verrückt
  • 1897: Alexander Hirschl (Kaufmann in Belgrad, entfernter Verwandter Theodor Herzls) in Belgrad zum Vorsteher der aschkenasisch-serbischen Gemeinde gewählt
  • 1897: Zionistische Vereinigung für Deutschland; Sitz Berlin, Zusammenfassung der Juden, die auf dem Boden des Basler Programms stehen, eingeteilt in Gruppenverbände, Ortsgruppen und Arbeitsgemeinschaften; Arbeitsgebiete: zionistische Politik, hebräische Kulturarbeit, Frauen-, Jugend-, Gemeinde- und Palästinaarbeit; Organ: „Jüdische Rundschau“, Berlin (bis 1938) (Auflage 1935: 37 200; leitende Mitarbeiter: R. Wohlberg, Heinrich Loewe, Leo Herrmann, Dr. Robert Weltsch, Kurt Löwenstein)
  • 1897: "Bar Kochba", zionistischer Verein jüdischer Studenten aus Galizien in Wien, gegründet 1897
  • 1897: "Bar Kochba", zionistischer Verein in Kairo, durch den Studenten Marcou Baruch (vgl. 1872-1899) gegründet
  • 1897: Judenverfolgungen in Algerien
  • 1897: Brodsky, russisch-jüdische Industriellen-Familie, die zu Herzls Zeit die grösste Zuckerfabrik Russlands besass; die Brüder Lazar (1848-1904) und Leo Brodsky (1852-1923) verwendeten einen Grossteil ihres Vermögens für philanthropische Zwecke; York-Steiner verhandelte mit ihnen im Auftrage Herzls im November 1897 in Kiew zum Zwecke der Unterstützung eines zu gründenden zionistischen Blattes; Max E. Mandelstamm verhandelte mit dem strikt antizionistischen Leo Brodsky im Juni 1898 über die Beteiligung an der zu gründenden jüdischen Bank, wozu Leo Brodsky erst bereit war, als es ihm rein monetär lukrativ erschien
  • 1897: Herzl Theaterstück „Das neue Ghetto“ (Premiere am 5.1.1898 im Wiener Carl-Theater) (wohlwollend-kritisch besprochen – dies der allgemeine Tenor – von Felix Salten: "Ein Judenstück", in: Wiener Allgemeine Zeitung vom 7.1.1898; negativ besprochen durch die Oesterreichische Wochenschrift, 6. Januar 1898)
  • 1897: angebliche "Protokolle von 24 Geheimsitzungen des dreitägigen Basler Zionisten-Kongresses"
  • 1897: Martin Gumpert geboren, Schriftsteller (Gedichte)
  • 1897: Mordechai Sandberg geboren, jüdischer, in Erez Israel wirkender Komponist und Musiker
  • 1897: Issachar Ryback geboren in Elisabethgrad, Maler, in Moskau tätig, später in Berlin und Paris; in seinem Werk Einflüsse jüdischer Volkskunst sowie des französischen Kubismus; Gemäldezyklus "Die kleine Stadt"; Aquarellzyklus "Pogrom" und weitere Werke
  • 1897: Rosa Luxemburg promoviert summa cum laude in Zürich zum Thema „Die industrielle Entwicklung Polens“.
  • 1897: Alfred Grünfeld in Niederstetten geboren, Baltikum-Flieger im Ersten Weltkrieg
  • 1897: Fr. J. Kormis geboren, jüdischer Bildhauer
  • 1897: Adrienne Thomas geboren, Schriftstellerin (Romane)
  • Seit 1897: „Jüdische Arbeitsnachweise“, sie dienen der Arbeitsvermittlung jüdischer Arbeitnehmer und entwickelten vor dem Ersten Weltkrieg ihre Tätigkeit in ganz Deutschland. 1922 erfolgte in Berlin die Vereinigung mit dem von zionistischer Seite gegründeten jüdischen Arbeitsamt zur „Arbeitsgemeinschaft der jüdischen Arbeiter“. 1929 wurden diese als Gemeindeeinrichtung von der jüdischen Gemeinde Berlin übernommen. 1926 wurden sämtliche jüdischen Arbeitsnachweise in Deutschland in der „Vereinigten Zentrale für jüdische Arbeiter“ zusammengeschlossen. Sie waren gesetzlich anerkannt und unterstanden der Aufsicht der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung.
  • Seit 1897: Elimelech Israelit Schekeleinzieher; Elimelech Israelit war Kolonist in Kastinie und einer der aktivsten Propagandisten der zionistischen Idee im Jischuv
  • 1.1.1897–3.4.1958: Theodor Kramer, geb. in Niederhollabrunn, gest. in Wien, später mit verschiedenen Preisen ausgezeichneter österreichischer Lyriker, der sich finanziell mehr schlecht als recht nur durch Unterstützung seiner Freunde (zeitweise Erhebung eines "Kramer-Schillings") durchs Leben schlagen konnte, laut Alfred Rosenberg der "Hofpoet der Demokratie" (sämtliche Werke Theodor Kramers standen bei den Nazis auf der "Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums" der "Reichsschrifttumskammer"); schrieb liedhafte Lyrik aus dem Proletariermilieu der Vorstädte Wiens und der niederösterreichischen Dörfer, aus dem Erlebnis des Krieges und der Emigration: „Die Gaunerzinke“, 1929; „Wien 1938 - Die grünen Kader“, 1946; „Lob der Verzweiflung“, 1947; „Vom schwarzen Wein“, 1956; „Einer bezeugt es“, 1960 ; er wurde als Sohn des jüdischen Dorfarztes Max Kramer und seiner Frau Babette Kramer (geborene Doctor) in Niederhollabrunn im niederösterreichischen Weinviertel geboren; er absolvierte die Mittelschule in Wien mit der Matura, wurde im Ersten Weltkrieg an der Ostfront (Wolhynien) schwer verwundet und diente bis Kriegsende als Offizier in der österreichischen Armee; ein anschliessendes Studium der Germanistik und Staatswissenschaften brach er (aus finanziellen Gründen) ab und arbeitete in der Folge zunächst als Beamter, Buchhändler und Vertreter für Bücher; ab 1931 lebte er als freier Schriftsteller (publizierte im Zsolnay-Verlag, wurde gefördert u. a. von seinem Freund Leo Perutz); er schrieb ausschliesslich Lyrik, errang grosse Erfolge und wurde im ganzen deutschen Sprachraum bekannt; nach dem Anschluss Österreichs an das Dritte Reich wurde Kramer als Jude und Sozialdemokrat ein Arbeits- und Berufsverbot auferlegt; 1939 gelang es unter grossen Schwierigkeiten zunächst seiner Frau und dann ihm selbst, nach London zu emigrieren, wo er bis 1957 lebte; 1940 bis 1941 war er als "feindlicher Ausländer" auf der Isle of Man interniert; 1943 fand er in Guildford (Surrey), weitab von London, eine Anstellung als College-Bibliothekar (bis 1957); 1943 war seine Mutter, was er erst viel später erfahren sollte, in Theresienstadt umgekommen; im Jahr 1943 trennte er sich auch von seiner Ehefrau Inge Halberstam; Theodor Kramer war Vorstandsmitglied des Österreichischen Exil-P.E.N.-Club und im engen Kontakt mit Kollegen wie Elias Canetti, Erich Fried oder Hilde Spiel; in den 1950er Jahren vereinsamte er immer mehr; 1957 wurde er von Freunden – unterstützt durch staatliche Stellen und sogar den Bundespräsidenten – nach Wien zurückgeholt, wo er eine Ehrenpension erhielt; er starb am 3. April 1958, unzufrieden und wenig beachtet, in Wien; sein Werk geriet in Vergessenheit; seine liedhafte, jedoch unromantische Lyrik schöpft Kraft und Poesie aus einem sinnlich erfassten Milieu der Aussenseiter: der Proletarier, Landstreicher, Handwerker, Knechte und Huren; Kramer schrieb einfühlsame Rollengedichte und eigenwillige Landschaftslyrik, literarische Vorbilder waren Georg Trakl und Bertolt Brecht; der Nachlass Kramers umfasst mehr als 10 000 Werke, von denen die meisten unveröffentlicht sind; "einen der grössten Dichter der jüngeren Generation" nannte ihn Thomas Mann; Stefan Zweig und Carl Zuckmayer förderten seine Arbeiten; und doch genügten die achtzehn Jahre des Exils in Grossbritannien, um sein Werk der Vergessenheit anheimfallen zu lassen - zumindest in der breiteren literarischen Öffentlichkeit; posthum wurde ihm der Literaturpreis der Stadt Wien des Jahres 1958 verliehen, seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Wiener Zentralfriedhof; seit Ende der 1970er Jahre hatten die Interpretationen des Duos Zupfgeigenhansel massgeblichen Anteil an der Wiederentdeckung Kramers; in den vergangenen Jahren hat der Berliner Liedermacher Hans-Eckardt Wenzel auf zwei Alben Gedichte von Kramer vertont und so das Interesse an ihm weiter gesteigert; für "Schreiben im Widerstand und im Exil" wird von der Theodor Kramer Gesellschaft der Theodor-Kramer-Preis verliehen
  • 9.1.1897–26.5.1973: Karl Löwith, geb. in München, gest. in Heidelberg, Philosoph, Professor in Sendai (Japan), ab 1941 in Hartford (Conn.), 1949-1962 in New York, ab 1952 in Heidelberg; Kritiker des Historismus, der Existenzphilosophie und jeglicher Metaphysik; seine Forschungsschwerpunkte waren Geschichtsphilosophie und das Denken Friedrich Nietzsches und Martin Heideggers
  • 13.1.1897–10.10.1997: Gerty Spies, geb. (als Gertrud Gumprich) in Trier, gest. 1997 in München, deutsche Schriftstellerin; sie war die Tochter des jüdischen Kaufmanns und Mundartdichters Sigmund Gumprich, absolvierte eine Ausbildung zur Kindergärtnerin in Frankfurt am Main, kehrte jedoch, als ihr Bruder im September 1918 in Frankreich fiel, zu ihren Eltern zurück; 1920 heiratete sie einen Chemiker und zog mit ihm nach Freiburg im Breisgau; aus der Ehe, die 1927 geschieden wurde, gingen zwei Kinder hervor; 1929 zog sie nach Schwabing; dort begann sie zu schreiben, vor allem Gedichte und Humoristisches; nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 lebte sie in zunehmender gesellschaftlicher Isolation; 1939 wurde sie zur Arbeit in einem Münchner Verlag verpflichtet und schliesslich im Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert; trotz der schwierigen Bedingungen gelang es ihr, ermutigt von der ebenfalls dort internierten Schriftstellerin Elsa Bernstein, ihre literarische Arbeit zu intensivieren; 1945 kehrte sie nach München zurück – als eine von nur 200 Überlebenden der ehemals 12.000 jüdischen Bürger der Stadt; sie engagierte sich beim Bayerischen Hilfswerk für die durch die Nürnberger Gesetze Betroffenen; 1947 erschien ihr Gedichtband Theresienstadt in einem Münchner Kleinverlag; für ihre autobiographischen Aufzeichnungen Drei Jahre Theresienstadt und ihren Roman Bittere Jugend hingegen fand sich in den 1950er Jahren kein Verleger; erst 1984 erschien Drei Jahre Theresienstadt, 1987 der Gedichtband Im Staube gefunden, 1992 die Erzählung Das schwarze Kleid und kurz vor ihrem Tod 1997 Bittere Jugend; daneben verfasste Gerty Spies auch Märchen und Gedichte für Kinder, Satirisches und politisch engagierte Lyrik; die Dichterin starb kurz vor ihrem 101. Geburtstag in München; ihre Grabinschrift hatte sie selbst verfasst: "Ich liebte, lachte und litt (...)"; seit 1996 verleiht die Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz den "Gerty-Spies-Literaturpreis"
  • 19.1.1897-13.3.1976: Max Tau, Humanist, Philosoph und Dichter, Literaturwissenschaftler und Lektor, geb. in Beuthen (Oberschlesien), gest. in Oslo, 1935 aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen, 1938 Übersiedlung nach Norwegen, ab 1945 Cheflektor in Oslo; Herausgeber der „Friedensbücherei“, 1950 der erste Preisträger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, gilt als Entdecker vieler namhafter Schriftsteller wie Marieluise Kaschnitz, Luise Rinser und Wolfgang Koeppen; setzte sich in der „Deutsch-Norwegischen Gesellschaft“ unermüdlich für die skandinavisch-deutsche Völkerverständigung ein
  • 6.2.1897–4.3.1944: Louis Buchalter (Louis „Lepke“/“Lepkeleh“ Buchalter), geb. New York, hingerichtet um 23:14 Uhr (für tot erklärt 23:16 Uhr) auf dem elektrischen Stuhl im Sing-Sing Gefängnis, Ossining, New York (gemeinsam mit seinen ebenso in den Mord an Rosen involvierten Gefolgsleuten Emanuel Weiss – er starb als Zweiter – und Louis Capone – er kam als Erster an die Reihe; Anstaltsrabbiner Jacob Katz hatte Buchalter in den letzten Stunden seines Lebens begleitet – und auch noch ergebnislos versucht, die Hinrichtung wegen des Schabbats noch einen Tag hinauszuzögern), Buchalter war amerikanisch-jüdischer Mafioso aus dem Umfeld der (heute so genannten) Kosher Nostra, avancierte zu einem der mächtigsten Gangsterbosse der US-amerikanischen Geschichte, zweifellos der blutigste jüdische Gangster aller Zeiten; er entschied über die Ermordung von Menschen in kürzerer Zeit, als ein Wimpernschlag dauert, ohne sich selbst die Finger schmutzig machen zu müssen, z. B. per Telefon während eines Besuches bei seiner Grossmutter; an die hundert Ermordete sind ihm direkt zuzurechnen, über tausend der Organisation, die er steuerte und kontrollierte; selbstverständlich stand er unter scharfer Beobachtung des FBI, doch dank bestochener Richter und anderer „Freunde“ in staatlichen und anderen Spitzenpositionen hatte man ihm lange nichts anhaben können; er war ein Kind jüdischer Emigranten aus Russland in der Lower East Side von Manhattan (daher rührt auch sein Spitzname „Lebke“, eine Verballhornung des jiddischen „Lepkeleh“ = little Louis), später wurde er Mitglied der Amboy Dukes, einer Strassenbande in Brownsville (New York); auf den Strassen von Brooklyn freundete er sich auch mit Bugsy Siegel und Meyer Lansky an – beides Juden wie er auch; 1915 wurde Lepke bei einem Ladendiebstahl erwischt und verbrachte zwei Jahre in einer Besserungsanstalt; nach der Entlassung kehrte er wieder nach New York zurück und verdiente sich weiterhin mit Diebstählen seinen Lebensunterhalt; kurz darauf tat er sich mit seinem Jugendfreund Jacob „Gurrah“ Shapiro zusammen, gemeinsam spezialisierten sie sich auf Schutzgelderpressungen von Ladenbesitzern in der Lower East Side und kontrollierten das lukrative Business mit den Gewerkschaften der Bekleidungsindustrie; 1918 wurde Buchalter wegen eines Raubes zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt, die er in Sing Sing absass; nach seiner Entlassung stieg er zusammen mit Shapiro 1923 wieder in das Geschäft mit den Gewerkschaften ein, diesmal als Mitglied einer Bande von Jacob Orgen, den er später ermordete, um dessen Platz einzunehmen; unter Buchalters Führung wurde die Bande dann als „Murder, Inc.“ berüchtigt, eine Gang, die ausnahmslos jeden gegen Geld umbrachte; zwischen 1932 und 1934 war Buchalter auch eine enge „strategische Allianz“ mit Lucky Luciano (einem anderen mächtigen Boss aus der Verbrecherszene) und Johnny Torrio (den früheren Chicago-Boss und Mentor von Al Capone) eingegangen; als 1940 der Staatsanwalt von Kings County, William O’Dwyer das Bandenmitglied Abe Reles anklagen wollte, begann Reles zu „singen“ (berichtete z. B. von der Ermordung des Süsswarenhändlers Joseph Rosen); als dann auch Tic Toc Tannenbaum zum Informanten und Spitzel der Justiz wurde, war Buchalters Schicksal besiegelt, er wurde der erste – und für Jahrzehnte der einzige – ranghohe Gangster, an dem in den USA die Todesstrafe vollstreckt wurde; er war wegen zweier Morde verurteilt und für schuldig befunden worden; beerdigt ist er auf dem Friedhof Mount Hebron in Queens, New York
  • 8.2.1897: Brief Herzls an de Haas, London: " ... Mit der Türkei steht es schlecht. Leider sind die Upper Jews (die Geldjuden, die jüdischen "hohen Tiere") miserable Schufte, sonst könnten wir diese Gelegenheit grossartig benützen. Nie, hören Sie wol, de Haas, nie war die Chance für uns, Palästina zu bekommen, so günstig, wie jetzt! Es ist zum Verzweifeln. Die Türken sind mürbe, sie liessen mit sich reden. Die Mächte stehen vor einer unlösbaren Schwierigkeit – und wir könnten sie lösen u. mit der Lösung die alte Judenfrage aus der Welt schaffen!"
  • 8.2.1897–25.5.1972: Rudolf Dreikurs, geb. in Wien, gest. in Chicago, Psychiater, Pädagoge und Psychologe, 1923 Dr. med., emigrierte 1937 über Brasilien nach Chicago, wo er Prof. wurde; Hauptwerke: Seelische Impotenz, 1931; Das nervöse Symptom 1932; Einführung in die Individualpsychologie, 1933; Kinder fordern uns heraus, 1966; Psychologie im Klassenzimmer, 1967; Die Grundbegriffe der Individualpsychologie, 1969
  • 20.2.1897–21.3.1968: Gerhart Eisler, geb. in Leipzig, gest. in Jerewan, Armenische SSR; österreichisch-deutsch-jüdischer Journalist und SED-Politiker mit einem spannenden und hochabenteuerlichen Leben; Bruder von Hanns Eisler und Ruth Fischer, Sohn von Rudolf Eisler und Ida Maria Eisler, geborene Fischer; seit 1918 in der KPD, für die Komintern u. a. in China und Spanien tätig, später in den USA; 1928 aktiv an der versuchten Entmachtung des KPD-Vorsitzenden Ernst Thälmann („Wittorf-Affäre“) beteiligt; 1949-1952 Leiter des Amts für Information der DDR, seit 1962 Vorsitzender des Staatlichen Rundfunkkomitees; seit 1967 Mitglied des Zentralkomitees der SED; die DDR widmete ihm eine Briefmarke; mehrere Strassen und Schulen wurden in der DDR nach ihm benannt
  • 22.2.1897–14.2.1973: Otto Leichter, geb. in Wien, gest. in New York, Sozialist, Journalist und Autor, 1920 Dr. iur., 1925-1934 Redakteur der Arbeiter-Zeitung, emigrierte 1938 nach Paris, 1940 in die USA, wo er Präsident des Hammerskjöld-Gedächtnisfonds der UNO-Korrespondenten in New York wurde; Hauptwerke: Die Wirtschaftsrechnung in der sozialistischen Gesellschaft, 1923; Glanz und Elend der ersten Republik, 1964; Zwischen zwei Diktaturen. Österreichs revolutionäre Sozialisten 1934-1938, 1968; Otto Bauer, 1970
  • 24.2.1897: Brief Herzls an Maximilian Harden in Berlin (Herzl erklärt ihm die zionistische Idee usw., bittet um publizistische Unterstützung)
  • 2.3.1897–1976: Ignaz Maybaum, geb. in Wien, gest. in London, Rabbiner und jüdischer Denker, insbesondere bekannt geworden durch seine umstrittenen Betrachtungen zum Holocaust, die darin gipfeln, das jüdische Volk sei hingeschlachtet worden stellvertretend für die Sünden des Rests der Welt; er stellte die Juden in Verbindung zur Figur des „leidenden Dieners“ im Buch Jesaja 52/53; Werke (Auswahl): Parteibefreites Judentum, Berlin 1935; Neue Jugend und alter Glaube, Berlin 1936; Man and catastrophe, London 1941; Synagogue and Society, London 1944; The Jewish Home, London 1945; The Jewish mission, London 1949; The Face of God after Auschwitz, Amsterdam 1965; Creation and guilt, London 1969
  • 4.3.1897–14.9.1901: Amtszeit des 25. Präsidenten der Vereinigten Staaten: William McKinley
  • 5.3.1897–4.11.1933: Ludwig Tietz, geb. u. gest. in Berlin, Arzt, Vorsitzender des Reichsausschusses der jüdischen Jugendverbände, stellv. Vorsitzender C.V., Mitglied des Initiativkomités der Jewish Agency in Deutschland, Mitgründer u. Generalsekretär des Zentralausschusses für Hilfe u. Aufbau (1933)
  • 6.3.1897: Walther Rathenau veröffentlicht in Maximilian Hardens "Zukunft" (S. 454-462) unter dem Titel "Höre, Israel!" und unter dem Pseudonym "W. Hartenau" ein Plädoyer für die Assimilation der Juden
  • 6. und 7. März 1897: in Wien Vorkonferenz ("Vertrauensmänner-Conferenz") für den Allgemeinen Zionistenkongress, den Herzl nach Zürich einberufen wollte; man beschloss aber (gegen Herzls Wunsch), nach München zu gehen, weil diese Stadt für die östlichen Juden besser gelegen sei, weil die Russen in die „des Nihilismus verdächtige Schweiz“ nicht zu kommen wagen würden und weil es in München koschere Restaurants gebe (tatsächlich gab es dann bis zur Festsetzung des endgültigen Tagungsorts: Basel noch einige Turbulenzen); Einsetzung einer „Organisations-Commission“, zu der folgende Männer gewählt wurden: Herzl als Vorsitzender, ferner Bambus, Bodenheimer, Kokesch, Pineles, Belkowsky und Rülf
  • 15.3.1897: Brief Herzls an de Haas in London (de Haas hatte von seinem Gespräch mit Ziya' al-Haldi Yusuf Pascha, dem ehemaligen Bürgermeister und Abgeordneten im osmanischen Parlament von Jerusalem berichtet, der sich über die aschkenasischen Juden in Palästina bitter beklagt habe, sie seien "Wucherer, faul, streitsüchtig und lehrten die Türken Unmoral in öffentlichen Schankstätten"; Yusuf Pascha war bei Besuchen in Wien, Paris, London bei verschiedenen wohlhabenden Juden, u. a. bei den Rothschilds, abgeblitzt, die er für die Gründung einer Landwirtschaftsbank und für Hilfe beim Aufbau von Kanalsystemen in Palästina gewinnen wollte): "Mein lieber de Haas! Ihr Brief über Youssouf Pascha war mir interessant, insbesondere wegen der Ablehnungen, die er von einigen reichen Snobs erfahren hat. Das ist einer der Gründe, warum man uns Juden verachtet. Aber der politische Zionismus wird das ändern. Man wird sich ausserhalb der Judenheit gewöhnen, nicht mehr in Börsenjobbern u. Grosswucherern die Vertreter unseres Volkes zu sehen. Diese Geldprotzen sind nicht die Blüthe sondern der Abschaum. Wir werden jetzt anfangen, energischer aufzutreten. Insbesondere wird den bequemen vornehmen Herren gezeigt werden müssen, dass unsere Massen anfangen, ungeduldig zu werden ... "
  • 17.3.1897–6.12.1991: Charles Levine (Charles Albert Levine), geb. in North Adams, Massachusetts, gest. in Washington, D. C., der erste Passagier auf einem Transatlantik-Flug (und dessen Promotor); mit 30 Jahren war er Millionär, sein Vermögen hatte er gemacht, indem er in der Zeit des ersten Weltkriegs mit überzähligem Kriegsmaterial handelte, Schrott recycelte u. Ä.; 1927 nahm er am Wettbewerb um den ersten Transatlantikflug teil, den kurz vor ihm Charles A. Lindbergh gewann; Levine nahm aber für sich in Anspruch, dass sein Flugzeug (eine 225 PS Bellanca mit Namen "Columbia") eine weitere Strecke, weiter hinein nach Europa, geflogen sei und ausserdem einen Passagier an Bord hatte (Lindbergh war solo geflogen), der Passagier war er selbst, der Pilot war Clarence Chamberlin; in den folgenden Jahren machte Levine dann durch verschiedene Gaunereien auf sich aufmerksam, 1930 wurde er wegen Verkaufs gefälschter Münzen in Wien verhaftet, 1932 für schweren Diebstahl und Urkundenfälschung eingesperrt, als Unternehmer blieb er grössere Steuerbeträge schuldig und unterliess die Bezahlung der obligatorischen Versicherungen für seine Arbeitnehmer, ging auch für einige Zeit ins Gefängnis; 1933 ging er wieder ins Gefängnis, weil er Falschgeld unter die Leute gebracht hatte, 1934 schleuste er einen deutschjüdischen Ausländer illegal über Mexiko in die Vereinigten Staaten und ging dafür wieder 150 Tage ins Gefängnis; in diesem Jahr unternahm er auch einen Suizidversuch, schliesslich wurde er aber 94 Jahre alt; 1937 versuchte er, grössere Mengen Wolfram aus Kanada in die Vereinigten Staaten zu schmuggeln und ging dafür zwei Jahre hinter Gitter, zusätzlich wurde er zu 5 000 Dollar Strafe verurteilt, wovon bis 1944 210 Dollar bezahlt wurden, den Rest musste er wegen Vermögens- und Einkommenslosigkeit schuldig bleiben, 1958 wurde die Akte wegen der Uneinbringlichkeit der Forderung geschlossen
  • 24.3.1897-3.11.1957: Wilhelm Reich, österreichisch-US-amerikanischer Psychiater, Psychoanalytiker, Sexualforscher und Soziologe
  • 24.3.1897–14.2.2010: Rosa Rein (geborene Karliner) geb. in Dzietzkowitz in Oberschlesien; gest. in Paradiso im Tessin, sie gehörte zu den ältesten Menschen der Welt, war der vielleicht älteste jüdische Mensch, war sicher die bisher längst lebende Schweizerin sowie bisher die viertälteste in Deutschland geborene Person; sie wurde 112 Jahre und 327 Tage alt; Rosa Rein wurde in Oberschlesien in Dzietzkowitz (heute Polen) als deutsche Jüdin geboren; ihre Mutter kam in einem Konzentrationslager ums Leben, die übrige Familie floh ins Ausland, zunächst nach Brasilien, dann nach Genua, schliesslich in die Schweiz; Rosa Rein war zwei Mal verheiratet, hatte aber keine Kinder; bis zum Jahr 2001 lebte sie allein, um dann, nach einem Sturz im Alter von 104 Jahren, in ein Altenheim bei Lugano zu wechseln, wo sie bis zu ihrem Tode noch weitere neun Jahre lebte
  • 26. März 1897: Kontakt Herzls zu Alphonse Daudet
  • 8. April 1897: Karl Lueger zum vierten Mal zum Wiener Bürgermeister gewählt (und er erhielt schliesslich am 16.4.1897 die ihm vorher immer wieder verweigerte kaiserliche Zustimmung zu seiner Wahl)
  • 26.4.1897–1942: Hannah Karminski (Minna Johanna Karminski). Pädagogin, Sozialpolitikerin. Die „Seele des Jüdischen Frauenbunds“. Als Tochter eines Bankiers wird Hannah Karminski 1897 in Berlin (nach anderen Angaben in Breslau, Geburtsdatum dort: 24.4.1897) geboren. Im Pestalozzi-Fröbel-Haus lässt sie sich als Kindergärtnerin ausbilden. Danach geht sie nach Hamburg, um bei Gertrud Bäumer am sozialpädagogischen Institut zu studieren. Mitte der zwanziger Jahre zieht sie nach Frankfurt/Main und leitet dort ein Mädchenheim. In Frankfurt stellen Begegnungen mit führenden Frauen des Jüdischen Frauenbundes die Weichen für ihr weiteres Leben. Bertha Pappenheim hatte 1904 den jüdischen Frauenbund gegründet, der bis 1933 auf 50 000 Mitglieder im Deutschen Reich anwachsen sollte. Diese waren in Ortsgruppen organisiert. Sie bauten mit der Zeit ein weitverzweigtes Netz vielfältiger sozialpolitischer und sozialarbeiterischer Aktivitäten auf: Beratungsstellen, Kindererholungsheime, geistig-kulturelle Arbeit, Bildungsarbeit, Mutter- und Kinderschutz. 1909 wurde die jüdische Bahnhofshilfe gegründet. Zu dieser Zeit kommt eine Vielzahl ostjüdischer Frauen in die Grossstädte auf der Suche nach einem besseren Leben. Ihr aufenthaltsrechtlicher Status ist oft ungesichert. Sie wissen nicht um ihre potentielle Gefährdung durch Frauenhandel und Prostitution. Mit den um ein Jahrzehnt früher gegründeten christlichen Bahnhofsmissionen gibt es eine vielfältige Zusammenarbeit: So werden gemeinsam Plakate gedruckt, die in Zügen und auf den Wohlfahrtsbrettern der Bahnhöfe aushängen. Auch Bahnhofssammlungen und sogar die Fortbildung der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen wird zum Teil gemeinsam durchgeführt. 1924 wird Hannah Karminski Mitglied des Jüdischen Frauenbundes (JFB) und auch die engste Freundin und Mitarbeiterin der fast 40 Jahre älteren Berta Pappenheim. Ein wichtiges Anliegen ist Hannah Karminski die Berufstätigkeit und die Gleichberechtigung jüdischer Mädchen und Frauen in der Gemeinde. Mit ihrer professionellen Ausbildung und ihrer Begabung, in einer Organisation sinnvolle Strukturen zu entwickeln, wird sie eine tragende Säule des Jüdischen Frauenbundes. Schon bald übernimmt sie die Hauptgeschäftsführung und wird Herausgeberin der seit 1924 monatlich erscheinenden Verbandszeitschrift „Blätter des Jüdischen Frauenbundes für Frauenarbeit und Frauenbewegung". Als Quelle all ihres Tuns bezeichnet sie "tiefempfundenes Bekenntnis zum Judentum als Lebensgrundlage." 1933 wird die jüdische Bahnhofshilfe kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten aufgelöst. Massgeblich dafür waren Aktivitäten eines leitenden Diakoniepfarrers der evangelischen Bahnhofsmission. Er hoffte, durch dieses "Bauernopfer" seine Institution länger über die Runden zu bringen. Die Konsequenzen der fortschreitenden Ausgrenzung und Entrechtung beginnen sich immer massiver auf den Alltag auszuwirken. Durch den Verlust der Arbeitsstellen werden immer mehr Familien von Leistungen der jüdischen Wohlfahrtspflege abhängig. Je mehr sich die Situation verschärft, umso mehr Juden kommen aus Dörfern und Kleinstädten nach Berlin und in andere Grossstädte. Juden werden aus der NS-Wohlfahrt ausgeschlossen. Als Folge davon wird 1935 die jüdische Winterhilfe gegründet, in der sich auch der Jüdische Frauenbund engagiert. Kleiderkammern, Kinderlesestuben, koschere Suppenküchen, Pfundpakete und Brennstoffversorgung sowie Kurse in Haushaltsführung müssen organisiert werden, aber auch persönlicher Beistand und psychologische Unterstützung werden geleistet. Eine zusätzliche Belastung für Mütter besteht darin, dass die Kinder in der Schule diskriminiert werden und an bestimmten schulischen Aktivitäten nicht mehr teilnehmen dürfen. Einzelne Ortsgruppen organisieren auch Massnahmen der sogenannten "seelischen Winterhilfe" wie Wohltätigkeitskonzerte, Lesenachmittage und Ausstellungen jüdischer Künstlerinnen. Organisationen für berufstätige Frauen wurden von den Nationalsozialisten gleichgeschaltet und Jüdinnen aus diesen ausgeschlossen. Daraufhin gründete der Jüdische Frauenbund Gruppen für diese - noch - berufstätigen Jüdinnen, die vorher nicht Mitglieder im JFB waren. Ein wichtiges Anliegen ist darüber hinaus die Stärkung und Festigung jüdischer Identität und die Vertiefung jüdischen Wissens durch Vorträge und Gesprächsrunden. Zunehmend nimmt auch die Vorbereitung auf die Emigration immer breiteren Raum ein. 1938 wird der Jüdische Frauenbund aufgelöst. Hannah Karminski arbeitet danach in der "Reichsvertretung der Deutschen Juden" in der Charlottenburger Kantstrasse. Ihr Arbeitsschwerpunkt ist die Leitung der Abteilung "Fürsorge und Auswandererberatung". Dort unterstützt sie jüdische Frauen und Kinder bei der Vorbereitung und Durchführung der Emigration. Sowohl ihre internationalen Verbindungen durch den jüdischen Frauenbund als auch ihr familiärer Hintergrund hätten ihr eine Auswanderung ermöglichen können. Sie verzichtet auf diese Chance um der Menschen willen, die sie hier brauchen. Hannah Karminski organisierte die Rettung von ca. 10 000 deutschen und österreichischen jüdischen Kindern nach England. Eltern und Schwester Hannah Karminskis waren in die Schweiz geflüchtet. Sie selber wurde am 9. Dezember 1942 von Berlin nach Auschwitz deportiert. Zuletzt hatte sie in einem "Judenhaus" gewohnt. 1942 wird sie deportiert und später ermordet. Der genaue Todesort und das Todesdatum sind nicht bekannt (1942/1943 Auschwitz?). Im Oktober 2002 wurde eine Strasse im Bezirk Charlottenburg nach ihr benannt.
  • 4. Mai 1897: Michael Singer, amerikanischer Journalist (1892 aus Ungarn eingewandert, gab in New York das deutsche Wochenblatt „Toleranz“, später umbenannt in „Der Zionist“, heraus), und Rabbiner Meir Kopfstein organisierten am 4. Mai 1897 in New York eine Massenveranstaltung, die den „Amerikanischen Zweig der Zionistischen Bewegung“ gründete und eine Delegierten-Entsendung zum Ersten Zionistenkongress beschloss.
  • 9.5.1897–15.12.1966: Karl Marx, geb. in Saarlouis, gest. in Ebersteinburg bei Baden-Baden, Verleger, war Kriegsteilnehmer, seit 1918 für die deutsch-demokratische Jugendbewegung aktiv; emigrierte 1935 nach Paris, später nach London; 1946 zurückgekehr nach Deutschland, gründete er in Düsseldorf das Jüdische Gemeindeblatt für die britische Zone, seit 1948 "Allgemeine Wochenzeitung der Juden in Deutschland", den KALIMA-Verlag und die "Jüdische Illustrierte", die bis Mai 1968 erschien
  • 11.5.1897 - Ende 1944: Kurt Gerron (eigentl. Gerson), geb. in Berlin, umgebracht in Auschwitz (am 28.10.1944, andere Quellen nennen andere Daten, darunter den 15.11.1944), deutsch-jüdischer Schauspieler und Regisseur; er wurde in eine wohlhabende Berliner Kaufmannsfamilie geboren und war ein Einzelkind; nachdem er mit 17 Jahren erfolgreich das Abitur abgelegt hatte, wollte er Medizin studieren, musste dann aber nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges an die Front und wurde dort so schwer verletzt, dass er "kampfuntauglich" wurde; daraufhin begann er sein Medizin-Studium, das man ihm abkürzte, damit man ihn wiederum in den Krieg schicken konnte, diesmal als Lazarettarzt; nachdem er während seiner Militärzeit weitere Verwundungen erlitten und später seine Arbeit als Arzt aufgegeben hatte, wandte er sich 1920 der Schauspielerei zu; von 1920 bis 1925 war er unter anderem an den Berliner Reinhardt-Bühnen engagiert; daneben trat er in Revuen und Kabaretts auf; seit den frühen 20er-Jahren war er auch in Nebenrollen im Stummfilm zu sehen; durch seine Kriegsverletzungen, die eine Drüsenfunktionsstörung mitt sich brachten, litt er an zunehmendem Übergewicht, und seine dadurch massige, derb bis grotesk wirkende körperliche Erscheinung trug massgeblich dazu bei, dass er zu seinem Leidwesen praktisch nur für undurchsichtige oder fragwürdige Charaktere besetzt wurde; ab 1926 führte Gerron zusätzlich Regie und setzte sich ab 1931 auch im Tonfilm durch; Berühmtheit erlangte er durch seine Darstellungen und Gesangsvorträge in der 1928 sensationell erfolgreich uraufgeführten Dreigroschenoper von Bert Brecht und Kurt Weill; er spielte darin den Moritatensänger, der „Die Moritat von Mackie Messer” vortrug, sowie die Rolle des Londoner Polizeichefs Tiger Brown; nach dem Machtantritt der Nazis wurde Gerron gezwungen, seine Regiearbeit an dem UFA-Film „Kind, ich freu' mich auf Dein Kommen“ (1933) aufzugeben; mit seiner Frau Olga und seinen Eltern floh Gerron nach Paris, von dort über Österreich und Italien nach Amsterdam; nach der Besetzung der Niederlande durch Hitler-Deutschland spielte Gerron noch eine Weile an der „Schouwburg“, die nun „Joodsche Schouwburg“ hiess, bis das gesamte Ensemble in das KZ Theresienstadt deportiert wurde; 1941 fielen er und seine Familie der Gestapo in die Hände; sie wurden in das holländische Durchgangslager „Westerbork” und später ebenfalls nach Theresienstadt deportiert; Gerrons Freund Peter Lorre sowie Marlene Dietrich hatten noch versucht, ihn rechtzeitig nach Hollywood zu holen; doch Gerron lehnte ab, wohl, weil ihm die deutsche Sprache zum Arbeiten notwendiges Handwerkzeug war; möglicherweise hoffte er auch auf einen Umschwung in Deutschland wie viele der Juden, die nicht weiter als in die benachbarten Niederlande emigrierten; in Theresienstadt erkannte ein SS-Mann Gerron, der in einem Nazi-Propagandastreifen durch Ausschnitte aus seinen Filmrollen als Prototyp des „minderwertigen Juden“ vorgeführt worden war, und schlug den ihm arglos Entgegentretenden brutal zusammen; später agierte Gerron auf der Bühne des Ghetto-Kabaretts von Theresienstadt, welches wie andere dortige Einrichtungen dem Zweck diente, den erwarteten Besuchern vom Roten Kreuz ein „Musterlager“ vorspiegeln zu können und die Weltöffentlichkeit über die elende Situation der eingesperrten Juden zu täuschen; nachdem dieses Falschspiel Erfolg gehabt hatte, wurde Gerron von der SS gezwungen, seine immense Schauspielerfahrung in die Inszenierung des vorgeblich dokumentarischen Filmes „Theresienstadt“ einzubringen, mit welchem die Weltöffentlichkeit über die Unnatur der Konzentrationslager belogen werden sollte; dieser Film, der während des Krieges nicht mehr zur Aufführung kommen sollte, wurde später unter dem Titel „Der Führer schenkt den Juden eine Stadt“ bekannt; einige Überlebende kreideten Gerron seine Mitwirkung an diesem Propagandafilm an, andere, vor allem solche, die er durch Besetzung für den Film vor der Deportation nach Auschwitz zu retten suchte, zeigten Verständnis für seine Pseudo-Kollaboration; Gerron selbst scheint geglaubt zu haben, dass ihn einzig seine Theater- und Filmkompetenz und seine bereitwillige Mitwirkung an diesem Film würden davor bewahren können, von den Nazis ermordet zu werden; nach Abschluss der Filmarbeiten wurde Kurt Gerron mit anderen an diesem Film Beteiligten im Oktober 1944 mit der Anweisung „Rückkehr unerwünscht“ nach Auschwitz transportiert, wo er in der Gaskammer ermordet wurde; --- Filmografie. - Als Darsteller im Stummfilm: 1920: Spuk auf Schloss Kitay (Regie: Paul Legband); 1920/21: Die Präriediva (Regie: Carl Boese); 1921: Die Apotheke des Teufels (Regie: Bruno Eichgrün); 1921/22: Der Held des Tages (Regie: Rudi Bach); 1921/22: Wege des Lasters (Regie: Franz Hofer); 1922: Frau Sünde (Regie: Fred Sauer); 1924: Fräulein Puppe, meine Frau; 1925: Die Schmiede (Regie: Martin Berger); 1925: O alte Burschenherrlichkeit (Regie: Helene Lackner, Eugen Rex); 1925: Varieté (Regie: Ewald André Dupont); 1925: Halbseide (Regie: Richard Oswald); 1925/26: Vorderhaus und Hinterhaus (Regie: Richard Oswald); 1926: Der goldene Schmetterling (Regie: Michael Kertesz – der spätere Michael Curtiz); 1926: Die Tragödie eines Verlorenen (Regie: Hans Steinhoff); 1926: Wien – Berlin (Regie: Hans Steinhoff); 1926: Die drei Mannequins (Regie: Jaap Speyer); 1926: Die Kleine und ihr Kavalier (Regie: Richard Löwenbein); 1926: Annemarie und ihr Ulan (Regie: Erich Eriksen); 1926: Im weissen Rössl (Regie: Richard Oswald); 1926: Der Soldat der Marie (Regie: Erich Schönfelder); 1926: Der Mädchenhandel (Regie: Jaap Speyer); 1926/27: Eine tolle Nacht (Regie: Richard Oswald); 1927: Die schönsten Beine von Berlin (Regie: Willi Wolff); 1927: Einbruch (Regie: Franz Osten); 1927: Die Dame mit dem Tigerfell (Regie: Willi Wolff); 1927: Üb' immer Treu und Redlichkeit (Regie: Reinhold Schünzel); 1927: Sein grösster Bluff (Regie: Harry Piel); 1927: Glanz und Elend der Kurtisanen (Regie: Manfred Noa); 1927: Pique Dame (Regie: Alexander Rasumny); 1927: Feme (Regie: Richard Oswald); 1927: Gefährdete Mädchen (Regie: Heinz Schall); 1927: Die weisse Spinne (Regie: Carl Boese); 1927: Ein Tag der Rosen im August... da hat die Garde fortgemusst (Regie: Max Mack); 1927: Ein schwerer Fall (Regie: Felix Basch); 1927: Gehetzte Frauen (Regie: Richard Oswald); 1927: Die Pflicht zu schweigen (Regie: Carl Wilhelm); 1927: Das Frauenhaus von Rio (Regie: Hans Steinhoff); 1927: Ramper. Der Tiermensch (Regie: Max Reichmann); 1927: Das tanzende Wien (Regie: Friedrich Zelnik); 1927: Der grosse Unbekannte (Regie: Manfred Noa); 1927: Wer wirft den ersten Stein (Regie: Erich Eriksen); 1927: Dr. Bessels Verwandlung (Regie: Richard Oswald); 1927: Benno Stehkragen (Regie: Trude Santen); 1927/28: Manege (Regie: Max Reichmann); 1927/28: Liebe und Diebe (Regie: Carl Froelich); 1928: Heut' tanzt Mariett (Regie: Friedrich Zelnik); 1928: Vom Täter fehlt jede Spur (Regie: Constantin J. David); 1928: Casanovas Erbe (Regie: Manfed Noa); 1928: Die Yacht der Sieben Sünden (Regie: Jakob Fleck, Luise Fleck); 1928/29: Unmoral (Regie: Willi Wolff); 1928/29: Die Regimentstochter (Regie: Hans Behrendt); 1928/29: Wir halten fest und treu zusammen (Regie: Herbert Nossen); 1929: Nachtgestalten (Regie: Hans Steinhoff); 1929: Aufruhr im Junggesellenheim (Regie: Manfred Noa); 1929: Die Flucht vor der Liebe (Regie: Hans Behrendt); 1929: Adieu Mascotte (Regie: Wilhelm Thiele); 1929: Die weisse Hölle vom Piz Palü (Regie: Arnold Fanck, Georg Wilhelm Pabst); 1929: Tagebuch einer Verlorenen (Regie: Georg Wilhelm Pabst); 1929: Menschen am Sonntag (Regie: Robert Siodmak, Edgar G. Ulmer); 1929: Liebe im Ring (Regie: Reinhold Schünzel; dieser Film wurde nachträglich synchronisiert); Als Darsteller im Tonfilm: 1930: Der blaue Engel (Regie: Josef von Sternberg); 1930: Die vom Rummelplatz (Regie: Carl Lamac); 1930: Die Drei von der Tankstelle (Regie: Wilhelm Thiele); 1930: Dolly macht Karriere (Regie: Anatole Litvak); 1930: Einbrecher (Regie: Hanns Schwarz); 1930: Die Marquise von Pompadour (Regie: Willi Wolff); 1930: Ihre Majestät die Liebe (Regie: Joe May); 1931: Der Weg nach Rio (Regie: Manfred Noa); 1931: Salto Mortale (Regie: Ewald André Dupont); 1931: Bomben auf Monte Carlo (Regie: Hanns Schwarz); 1931: Eine Nacht im Grandhotel (Regie: Max Neufeld); 1931/32: Vater geht auf Reisen (Regie: Carl Boese); 1931/32: Man braucht kein Geld (Regie: Carl Boese); 1932: Zwei in einem Auto (Regie: Ewald André Dupont); Als Regisseur: Der Liebe Lust und Leid (Uraufführung: Oktober 1926); Der Stumme von Portici (Uraufführung: 13. Mai 1931); Meine Frau, die Hochstaplerin (Uraufführung: 18. September 1931); Es wird schon wieder besser (Uraufführung: 6. Februar 1932); Ein toller Einfall (Uraufführung: 14. Mai 1932); Der weisse Dämon (Uraufführung: 19. November 1932); Heut' kommt's drauf an (Uraufführung: 17. März 1933); Kind, ich freu' mich auf dein Kommen (beendet durch Erich von Neusser; Uraufführung: 26 Juni 1933); Une femme au volant (Frankreich 1933); Incognito (Frankreich 1933); Bretter, die die Welt bedeuten (Österreich; Uraufführung: 1. Februar 1935); Het mysterie van de Mondscheinsonate (Niederlande; Uraufführung: 7. November 1935); Merijntje Gijzen's jeugd (Niederlande; Uraufführung: 17. September 1936); Eeen dag bij de A.V.R.O. (Dokumentarfilm; Niederlande 1936); Drie wenschen (Niederlande; Uraufführung: 9. Dezember 1937); Theresienstadt. Ein Dokumentarfilm aus dem jüdischen Siedlungsgebiet inoffiziell auch bekannt unter dem Titel „Der Führer schenkt den Juden eine Stadt“ (Beteiligung bis zum Abtransport nach Auschwitz, dort ermordet); Dokumentarfilme über Kurt Gerron: „Kurt Gerrons Karussell“ von Ilona Ziok D. 1998 mit Ben Becker, Ute Lemper, Max Raab, Roy Kift und anderen; „Kurt Gerron - Gefangen im Paradies“ / „Prisoner of paradise“ von Malcolm Clarke und Stuart Sender, USA 2002 (schlechte Kritiken, enthält historische Unrichtigkeiten); -- Literatur: Karl Prümm; Barbara Felsmann: Kurt Gerron (1897-1944) Gefeiert und gejagt. Das Schicksal eines deutschen Unterhaltungskünstlers. Berlin 1992; Zaich, Katja B. „Ein Emigrant erschiene uns sehr unerwünscht.“ K. G. als Filmregisseur, Schauspieler und Cabaretier in den Niederlanden In: Exilforschung – Ein internationales Jahrbuch. Hrsg. Claus-Dieter Krohn, Lutz Winckler, Irmtrud Wojak, Wulf Koepke, Band 21: Film und Fotografie, München 2003
  • Mai 1897: Herzl gründet in Wien die zionistische Wochenschrift Die Welt. Sie erschien dann in Wien, Köln, Berlin (vgl. u. 1897-1914)
  • 22.5.1897-3.1.1975: Robert Neumann, geb. in Wien, gest. in München, Schriftsteller und Literaturkritiker, bekannt durch äusserst geistreiche, oft polemisch-satirische Literaturparodien und Romane ("Sintflut", 1929); er veröffentlichte weit mehr als hundert Bücher, zahlreiche Theaterstücke, Hörspiele und auch Drehbücher; er studierte in Wien (Medizin, Chemie, ein Semester Germanistik), war zuerst in der Wirtschaft tätig (ohne grossen Erfolg), auch kurze Zeit Matrose und Frachtaufseher auf einem Hochseeschiff; er schrieb die Parodien "Mit fremden Federn", 1927 (neu 1955-1957), und "Unter falscher Flagge", 1932; 1934 entkam er nach England, lebte nach dem Krieg in Locarno und arbeitete u. a. für die ARD, die "Zeit" und gelegentlich auch für den "Spiegel"; weitere Werke (Auswahl): Roman "Die Macht", 1932; "Struensee, der Favorit der Königin", 1935; "Eine Frau hat geschrien", 1938 (neu mit dem Titel "Die Freiheit und der General", 1958); "By the waters of Babylon", 1939 (deutsch 1954); "The Inquest", 1944 (deutsch "Bibania Santis", 1950); 15 Bände Gesammelte Werke, 1959-1972; Autobiographie "Mein altes Haus in Kent", 1957; "Ein leichtes Leben", 1963; weiter: "Children of Vienna", 1946; "Der Tatbestand, oder der gute Glaube der Deutschen", 1965; Robert Neumann war viermal verheiratet (mit: Stefanie "Stefie" Grünwald ab 1919, bis 1941; Franziska Karola "Rolly" Stern, geschieden 1952; Evelyn Milda Wally Hengerer, Pseud. Mathilde Walewska, Heirat 1953; Helga Heller, Heirat 1960); -- Durch seine Parodiensammlungen Mit fremden Federn (1927, von Thomas Mann zum besten Buch des Jahres gekürt) und Unter falscher Flagge (1932) gilt Robert Neumann als Begründer der "Parodie als kritischer Gattung in der Literatur der 20er Jahre"; "Der Ruhm von zwei schmalen Bändchen hat ein erzählerisches Werk von 25 Bänden erschlagen", so Rudolf Walter Leonhardt
  • 29.5.1897: Erich Wolfgang Korngold in Brünn geboren, frühreifer Komponist ("Der Schneemann", schon 1908 an zahlreichen Bühnen!), seit 1927 Professor in Wien; Oper "Die tote Stadt", 1920; später perfektionistischer (und perfekter, virtuoser) Filmkomponist für Warner Brothers in den USA, wohin er in den 30er Jahren seinem Freund Max Reinhardt gefolgt war (E. W. Korngold erhielt als Filmmusiker mehrere Oscars; eine Rückkehr in die klassische Komposition gelang ihm allerdings nicht mehr); er starb am 29.11.1957 in Los Angeles; er war Sohn des Musikkritikers Julius Korngold
  • 4.6.1897: die erste Nummer der "Welt" erscheint (am 14.5.1897 hatte Herzl an Nordau geschrieben: "Die Neue Freie Presse ist gleichsam meine legitime Frau. In der "Welt" schaffe ich mir eine Maitresse an – ich will nur hoffen, dass mich die nicht ruiniren wird")
  • 6.6.1897–4.10.1959: Fritz S. Bodenheimer (Frederick Simon Bodenheimer), geb. in Köln, Zoologe (Entomologie, Pestizide); Sohn von Max I. Bodenheimer
  • 7.6.1897–30.7.1970: Georg Szell (später George Szell), geb. in Budapest, gest. in Cleveland/Ohio, Dirigent, besonders Interpret der Wiener Klassiker; einstiges Klavierwunderkind, studierte er in Wien und Leipzig, wirkte 1924-1929 an der Staatsoper Berlin, dann am Deutschen Landestheater in Prag, emigrierte 1937 über Schottland und Holland, 1939 nach New York, wo er 1942-1945 an der Metropolitan Opera tätig war; seit 1946 leitete er das Cleveland Orchestra, das er zu Weltruhm führte
  • Juni 1897: Die Münchner Cultusgemeinde protestiert förmlich gegen die Abhaltung des Kongresses in München und bittet darum, den Kongress an einen anderen Ort zu verlegen; Herzl plant daraufhin die Verlegung von München nach Zürich, entscheidet sich dann aber auf Basis von Nachforschungen eines seiner Mitarbeiter (Dr. Farbstein aus Zürich, vgl. 1868-1953) für Basel als Veranstaltungsort; zuvor hatte Herzl noch Druck auf die Münchner Kultusgemeinde auszuüben versucht, indem er eine offizielle Stellungnahme zur Kongressabhaltung in München erbat, die er im Fall einer weiteren Ablehnung von München als Kongressort veröffentlichen wollte, aber die Briefe kreuzten sich, so dass der Ablehnungsbrief der Münchner vor Kenntnis des Herzl'schen Briefes abgeschickt wurde; in einer kurze Zeit später gegebenen Erklärung schrieb die Münchner Kultusgemeinde: "Die uns gegebenen Aufklärungen über Ziele und Zwecke der Zionistenbewegung sind nicht geeigenschaftet (sic), unsere Stellungnahme zur Abhaltung des Zionistencongresses in München und Bayern zu verändern. Wir sind daher veranlasst, unser Ersuchen zu wiederholen und, um jedes Missverständniss auszuschliessen, förmlich gegen die Abhaltung des Congresses in München Protest zu erheben ..."
  • 22.6.1897–1.8.1990: Norbert Elias, geb. in Breslau, gest. in Amsterdam, britischer Soziologe, Philosoph und Dichter deutsch-jüdischer Herkunft, er gilt heute – obwohl lange nicht beachtet – als einer der einflussreichsten Soziologen des 20. Jhdts.; 1930-1933 Assistent von Karl Mannheim in Frankfurt am Main, emigrierte 1933 nach Frankreich, später (1935) nach England, 1962-1964 Professor an der Universität von Ghana in Accra; nach seiner Emeritierung Gast-Professor an zahlreichen Universitäten; Hauptarbeitsgebiete: Strukturgeschichte, Zivilisations- und Staatsbildungsprozesse, soziologische Theorie; seine beiden Hauptwerke, „Über den Prozess der Zivilisation“, 2 Bände, 1939, „Die höfische Gesellschaft“, 1969, erlangten erst 30 Jahre nach ihrem Abschluss wissenschaftliche Anerkennung; weitere Werke: „The Establishment and the Outsiders“, 1965; „Was ist Soziologie?“ 1970; „Scientific Establishments“, 1982; „Über die Einsamkeit der Sterbenden in unseren Tagen“, 1982; „Humana Conditio“, 1985; während seiner gesamten Studienzeit, bis 1925, war Elias engagiertes Mitglied in der zionistischen Jugendbewegung „Blau-Weiss“, zu dessen intellektuell tonangebenden Köpfen er seit 1920 gehörte; er war auch Mitglied in der zionistischen Studentenverbindung „Kartell Jüdischer Verbindungen“ (K. J. V.)
  • 27.6.1897: Otto Braun (Sohn von Heinrich Braun) in Berlin geboren, Schriftsteller (Prosa); er fiel am 29.4.1918 in Frankreich; hinterliess „Aus nachgelassenen Schriften eines Frühvollendeten“
  • 3.7.1897–7.10.1965: Jesse Douglas, geb. u. gest. in New York, US-amerikanischer Mathematiker und Mathematik-Professor; er wurde 1936 als einer der ersten beiden Mathematiker mit der Fields-Medaille ausgezeichnet für die Lösung des Plateau-Problems der Differentialgeometrie; seine Eltern waren russisch-jüdische Immigranten; er war verheiratet und hatte einen Sohn
  • 11.7.1897: Konferenz der deutschen Zionisten in Bingen mit folgenden Ergebnissen: Schaffung einer zionistischen Landesorganisation ("National-Jüdische Vereinigung für Deutschland", ab 31.10.1897 "Zionistische Vereinigung für Deutschland"; bereits 1896 hatten die deutschen Zionisten ihr Programm thesenmässig sauber ausformuliert, kurz und klar, nicht kompliziert und verworren, wie sonst häufig anzutreffen, eine Freude für Herzl, der sich auf "die Kölner um Bodenheimer" stützte, um den ersten "grossen" Kongress – zu dem Zeitpunkt gegen den Widerstand von Bambus und Hildesheimer – durchzusetzen), Zustimmungserklärung für den Kongress, Resolution gegen die so genannten "Protestrabbiner"
  • Juli 1897: Protestrabbiner: Im Juli 1897 hatte der geschäftsführende Vorstand des Rabbinerverbandes in Deutschland (Dr. Maybaum, Berlin; Dr. Horovitz, Frankfurt am Main; Dr. Guttmann, Breslau; Dr. Auerbach, Halberstadt; Dr. Werner, München) eine gegen wesentliche zionistische Vorstellungen und insbesondere gegen die Teilnahme am ersten Kongress gerichtete "Protesterklärung" in der „Allgemeinen Zeitung des Judentums“, dem „Berliner Tageblatt“ und andernorts veröffentlicht; Herzl antwortete darauf mit seinem Leitartikel „Protestrabbiner“ im zionistischen Zentralorgan „Die Welt“ vom 16.7.1897; die entsprechenden Rabbiner belegte Herzl dann stereotyp mit diesem Titel; die "Protesterklärung" des deutschen Rabbinerverbandes hatte ausgeführt, dass 1. die Bestrebungen der "sog. Zionisten" den messianischen Verheissungen des Judentums widersprächen, 2. das Judentum seine Bekenner verpflichte, den nationalen Interessen des Vaterlandes, dem sie angehören, mit allen Kräften zu dienen, 3. mit dieser Verpflichtung die Bestrebungen auf die Kolonisation Palästinas nicht im Widerspruch ständen, da sie "zur Gründung eines nationalen Staates keinerlei Beziehungen" hätten; in einem Schlusssatz wurde als Resümee expliziert, dass "Religion und Vaterlandsliebe die Pflicht auferlegen", sich von den zionistischen Bestrebungen und dem geplanten Kongress fernzuhalten; - auf dem deutschen Rabbinertag, der am 2. Juni 1898 in Frankfurt stattfand, wurde der schon 1897 beschlossene Protest gegen den Zionismus ohne vorherige Diskussion vom Vorstand bestätigt (angeblich hat es 60 prozionistische Rabbiner dort gegeben, die nicht zu Wort kamen und majorisiert wurden)
  • Juli 1897: "Protesterklärung" des Deutschen Rabbinerverbandes gegen den Zionismus
  • 20.7.1897–1.8.1996: Tadeus Reichstein, geb. in Włocławek, Leslau, Kongresspolen, als Tadeusz Reichstein, gest. 1. August 1996 in Basel, Schweizer Chemiker polnisch-jüdischer Herkunft; für die Entdeckungen bei den Hormonen der Nebennierenrinde, ihrer Struktur und ihrer biologischen Wirkungen erhielt er 1950 gemeinsam mit Edward Calvin Kendall und Philip S. Hench den Nobelpreis für Medizin; er war Mitglied der Academie Suisse des Sciences Medicales und der International Academy of Science; Reichstein isolierte die Hormone der Nebennierenrinde, klärte unter anderem die molekulare Struktur des lebenswichtigen Aldosterons auf und erkannte die therapeutische Wirksamkeit des Kortisons zur Behandlung rheumatischer Krankheiten; 1932 stellte Tadeusz Reichstein das Vitamin C auf einem Weg der Synthese her, der sich zur industriellen Produktion eignete; nach seinem Verfahren produzierte die Pharmafirma Hoffmann-La Roche bereits 1934 über 50 Kilogramm Vitamin C; 1935 entwickelte Reichstein das Präparat Doca; Tadeus Reichstein verbrachte seine frühe Kindheit in Kiew, ging zunächst in Jena zur Schule und kam mit 8 Jahren in die Schweiz; nach dem Besuch der Oberrealschule studierte er Chemie an der ETH Zürich und promovierte 1922 bei Professor Hermann Staudinger über die Zusammensetzung der Aromastoffe von geröstetem Kaffee; 1931 wurde er Assistent von Prof. Leopold Ruzicka, 1938 übernahm er die Leitung des Pharmazeutischen Instituts der Universität Basel und 1946 zusätzlich den Lehrstuhl für Organische Chemie; von 1960 bis 1967 war er Direktor des Instituts für Organische Chemie an der Universität Basel; auf Reichstein geht die 1934 eingeführte Reichstein-Synthese der Ascorbinsäure (Vitamin C) zurück; mit 99 Jahren erreichte Reichstein das höchste Alter, das jemals ein Nobelpreisträger erreicht hat
  • 31.7.1897: Gottfried Bermann Fischer in Gleiwitz geboren (als Gottfried Bermann), Verleger, nahm freiwillig am 1. Weltkrieg als Leutnant teil, promovierte 1922 zum Dr. med., trat 1925 in den Verlag von S. Fischer ein und wurde 1926 dessen Schwiegersohn (durch Heirat mit Samuel Fischers Tochter Brigitte Fischer); 1936 emigrierte er nach Wien, 1938 nach Stockholm und 1940 in die USA, deren Staatsbürger er wurde; aus dem Verlag waren 1936 zwei Verlage entstanden, der für die unerwünschte Literatur war mit Bermann-Fischer mitgewandert; 1950 wurden die Verlage wiedervereinigt; der Verlag gibt u. a. die Werke von Kafka, Schnitzler, Werfel und Stefan Zweig heraus; Autobiographie: "Bedroht - bewahrt: der Weg eines Verlegers", 1967; er erhielt 1958 das Bundesverdienstkreuz und wurde 1980 Ehrensenator der Universität Frankfurt; er starb am 17.9.1995 in Camaiore in der Toskana und ist auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin Weissensee beerdigt
  • 7.8.1897–8.12.1968: Siegfried Landshut, geb. in Strassburg/Elsass, gest. in Hamburg, Soziologe und Politologe, 1921-1926 Assistent am Institut für Auswärtige Politik in Hamburg, danach am Sozialökonomischen Seminar an der Universität Hamburg, wo er sich 1932 habilitierte und Dozent war; ging 1933, aus Deutschland vertrieben, nach Palästina an die Hebräische Universität, wurde, zurückgekehrt, 1951 Professor für politische Soziologie, danach für Politische Wissenschaft an der Universität Hamburg; Hauptwerke: Kritik der Soziologie, 1929; Marx-Biographie, 1932 (Herausgeber der Frühschriften von Marx, ebenfalls 1932); Gemeinschaftssiedlungen in Palästina, 1944; Jewish Minorities in Moslem Countries of the Middle East, 1950; Tocqueville-Schriftenauswahl, 1954
  • 22.8.1897–12.5.1986: Elisabeth Bergner, eigentlich Elisabeth Ettel, geb. in Drohobycz, Galizien, gest. in London, österreichisch-jüdische Schauspielerin (und 1970-1973 auch Regisseurin), machte eine der grössten Bühnenkarrieren ihres Jahrhunderts; 1915 Theaterdebüt in Innsbruck, kam dann über Zürich, Wien (in Wien arbeitete sie auch als Modell für den Bildhauer Wilhelm Lehmbruck, der sich unglücklich in sie verliebte) und München 1921 nach Berlin, wo sie innerhalb von zwei Jahren zu einem der populärsten Berliner Bühnenstars avancierte; sie verzauberte die Zuschauer u. a. als Shaws Heilige Johanna, Kleists Käthchen, Hauptmanns Hannele und in Shakespeare-Rollen; ihre kindliche, fast knabenhafte Erscheinung verwies sie zunächst auf sehr jugendliche Rollen, auf liebliche oder dämonische Mischungen von Weib- und Kindhaftem, ohne dass damit die seelische Reichweite ihrer produktiven Genialität abgegrenzt sein konnte; nach Kortner war sie "ein in Wahrheit mit allen Wassern gewaschenes Genie der Weiblichkeit"; 1933 ging sie nach London, 1940 nach Hollywood, nach Kriegsende arbeitete sie in New York, und zwar wieder auf der Bühne, da der Hollywood-Film „Paris Calling“ (1941) kein Erfolg war; 1950 siedelte sie wieder nach England zurück und trat dort in Theater und Fernsehen auf, gastierte nach 1945 in Deutschland, wohin sie 1954 übersiedelte; ab 1933 verheiratet mit Paul Czinner, dem Regisseur fast all ihrer Filme; Elisabeth Bergner verkörperte zunächst sensible Frauengestalten, oft in der Rolle der androgynen Kindfrau, später eigenwillige Darstellungen alter Frauen; ab 1923 auch im Film (Auswahl): „Verlass mich niemals mehr“, 1935; „Die glücklichen Jahre der Thorwalds“, 1962; „Der Pfingstausflug“, 1978; 1935 erhielt sie ihre einzige Oscar-Nominierung, neben weiteren Preisen erhielt sie 1963 den deutschen Bundesfilmpreis und 1979 den Ernst-Lubitsch-Preis; Memoiren: „Elisabeth Bergner, „Bewundert viel und viel gescholten ... Elisabeth Bergners unordentliche Erinnerungen“ (1978)
  • 23.8.1897: Herzl: „Wir werden also sehen, was der Congress bringt. Hat er zur Folge, dass die politischen Mächte die Sache in Erwägung ziehen, dass mich beispielsweise der deutsche Kaiser rufen lässt, so werde ich fortarbeiten. Wenn nicht, und wenn auch keine Bereitwilligkeit seitens der geldkräftigen Juden sich zeigt, die von mir mit so grossen persönlichen und materiellen Opfern so weit gebrachte Action fortzuführen, so werde ich mich zur Ruhe begeben … Thatsache ist, was ich Jedermann verschweige, dass ich nur eine Armee von Schnorrern habe. Ich stehe nur an der Spitze von Knaben, Bettlern und Schmöcken. Manche beuten mich aus. Andere sind schon neidisch oder treulos. Die Dritten fallen ab, so wie sich ihnen eine kleine Carrière eröffnet. Wenige sind uneigennützige Enthusiasten …“
  • 28.8.1897–1944: Friedrich (Fritz) Heymann, Journalist und Schriftsteller, geb. in Bocholt, ermordet im KZ Auschwitz; Fritz Heymann wurde als Sohn eines Kaufmanns geboren und lebte ab 1906 mit seiner Familie in Düsseldorf; 1914 meldete er sich als Kriegs-Freiwilliger und geriet in englische Gefangenschaft, aus der er fliehen konnte; 1919 holte Heymann das Abitur nach und begann ein Studium in Berlin, das ihm jedoch nicht zusagte; es folgte eine kurze Zeit als Freikorpsoffizier in Berlin, Braunschweig und Sachsen, wo er gegen die Spartakus-Bewegung eingesetzt wurde; anschliessend studierte er deutsche Literatur und Rechtswissenschaften in Münster, Berlin, Bonn und Heidelberg, promovierte 1927 zum Dr. jur und war danach eine Zeit lang in Firmen in Hamburg, Frankfurt/M. und Weimar tätig; Mitte der 1920er Jahre begann Fritz Heymann, sich für die Geschichte der Juden zu interessieren und Material zu sammeln; er nahm seine Tätigkeit als Redakteur der Düsseldorfer Lokal-Zeitung auf; das Impressum weist ihn ab 1928 als zuständig für den Handelsteil aus; er schrieb wirtschaftspolitische Artikel, daneben aber auch für das Feuilleton und den allgemeinen Politikteil; gemeinsam mit seinem Mentor, dem damaligen Chefredakteur des Blattes, Siegfried Thalheimer, gründete er im Frühjahr 1933 nach der Flucht aus Hitler-Deutschland im Saargebiet die antinazistische, zweimal wöchentlich erscheinende Exilzeitschrift „Westland“, die ab November 1934 unter dem Titel „Grenzland“ erschien; Heymann betreute dort das Feuilleton; 1935, nach dem Anschluss des Saarlands an Deutschland, floh er nach Amsterdam, wo er als Übersetzer aus dem Englischen arbeitete; eine von ihm 1938 begonnene Kampfschrift, die Vorschläge zur Verbesserung der Lage der Juden zum Inhalt haben sollte, ist nicht erhalten; nach der deutschen Besetzung der Niederlande im Mai 1940 musste Heymann in den Untergrund gehen, wurde dann aber doch von den Häschern des Höheren SS- und Polizeiführers Rauter gefasst; wahrscheinlich ist er einem der ersten Transporte zugeteilt worden, die ab September 1942 über die Durchgangslager Westerbork bei Assen und Vught bei s' Hertogenbosch direkt nach Auschwitz abgingen – und damit in den sicheren Tod; sein Buch „Der Chevalier von Geldern“ (1937), das die Lebensläufe jüdischer Abenteurer und Aussenseiter nachzeichnet, trug ihm das Lob von Lion Feuchtwanger, Alfred Döblin und Stefan Zweig ein; er erwarb sich auch Verdienste um die Heine-Forschung und unterstützte die Errichtung eines Heine-Denkmals in Düsseldorf; weiteres Werk: "Das Haus, das Hitler baute" (Übersetzung), 1938
  • 29.8.1897-31.8.1897: Erster zionistischer Weltkongress in Basel, an dem 204 festlich gekleidete Vertreter des Judentums aus allen Ländern der Welt teilnehmen; Verabschiedung des Basler Programms mit dem Ziel, „eine öffentlich-rechtlich gesicherte Heimstätte des jüdischen Volkes“ in Palästina zu schaffen. – Herzl hatte es auch verstanden, die würdige Atmosphäre des Kongresses dadurch zu steigern, dass er „Frack und weisse Halsbinde“ zumindest für die Eröffnungssitzung vorschrieb, Nordau musste er förmlich überreden und ihn bitten, ihm – Herzl – zu Liebe sich entsprechend umzuziehen: „Er liess sich umstimmen, wofür ich ihn dankbar umarmte. Nach einer Viertelstunde kam er im Frack wieder“; Nordau hielt dann eine grandiose Rede beim ersten Kongress: „Ich [Herzl] gab Nordau das Wort. Er sprach herrlich. Seine Rede ist u. bleibt ein Denkmal aus unserer Zeit. Als er wieder zum Präsidialtisch hinaufkam ging ich ihm entgegen u. sagte ihm: Monumentum aere perennius“ [„ein Monument, dauerhafter als Erz“, nach einem bekannten Horaz-Vers“]; - nach Abschluss des Kongresses schrieb Herzl in sein Tagebuch die denkwürdigen (und prophetisch zutreffenden!) Worte (3.9.1897, Wien): „Fasse ich den Baseler Congress in ein Wort zusammen – das ich mich hüten werde öffentlich auszusprechen – so ist es dieses: in Basel habe ich den Judenstaat gegründet. Wenn ich das heute laut sagte, würde mir ein universelles Gelächter antworten. Vielleicht in fünf Jahren, jedenfalls in fünfzig wird es Jeder einsehen.“ Das "(engere) Actionscomité" war gebildet aus: Dr. Herzl, Dr. Schnirer, J. Kremenezky, Kokesch, Dr. Mintz; - am ersten Kongress nahmen auch 14 Frauen teil: Rachel Alcalay (Belgrad), Blanche Bahar (Paris), Ernestine-Esther Ehrenpreis (Djakovar), Sara Gitelewitz (Marjapol), Klara Hirschensohn (Jassy), Dr. Wilhelmine Kornblüh (Freistadt), Bertha Markus (Meran), M. Reinus (Zürich), Klara Schapira (Heidelberg), Esther Schlaposchnikow (Charkow), Maria Sokolow (Warschau), Rosa Sonnenschein (New York), Hulda Tomaschewsky (Berlin), Antonia Zimmern (Ashfore) – ; Israel Zangwill fasste seine Eindrücke vom ersten Zionistenkongress in die Worte: "Die Juden sassen an den Flüssen Babylons und haben geweint, als sie an Zion dachten. Am Rhein bei Basel haben sie beschlossen, nicht mehr zu weinen"; die deutsche Delegation verfasste einen Kongressbericht, den sie auch dem Kaiser zuschickte; Wilhelm II. notierte eigenhändig darauf: "Ich bin sehr dafür, dass die Mauschels nach Palästina gehen, je eher sie dorthin gehen, desto besser. Ich werde ihnen keine Schwierigkeiten in den Weg legen"; - von 1897-1901 wurden jährliche, danach zweijährliche Versammlungen der Delegierten aller zionistischen Teilorganisationen und Parteien veranstaltet; zwischen 1939-1946 mussten sie entfallen, seither findet der „World Jewish Congress“ nach Bedarf statt
  • 29.8.1897-31.8.1897: Während des ersten Zionistenkongresses wurde u. a. auch die hebräische Literaturkommission gegründet, sie bestand aus folgenden Mitgliedern: Elieser Ben Jehuda, Marcus Ehrenpreis, Achad Ha'am, Armand Kaminka und Nahum Sokolow; zur Kommission für praktische Kolonisation gehörten: Willy Bambus, Armand Kaminka, Alexander Mintz, Schlomo Ben Zion Rubenstein und Moses Schnirer
  • 29.8.1897-31.8.1897: Teilnehmer am Ersten Zionistenkongress war auch Dr. Alexander Mintz, dessen Lebensdaten nicht ermittelt sind: Er war Wiener Rechtsanwalt und aktives Mitglied der Wiener Chowewe Zion, zum Zeitpunkt des ersten Kongresses Mitglied im Programmkomitee, auch ins Engere Aktionskomitee gewählt (die rechtlich korrekte Bezeichnung für das Engere Actionscomitee war übrigens ab 31.10.1897: "Erez Israel. Bureau des Zionisten-Congresses"); vor dem 2. Kongress verliess er die Bewegung; später schloss er sich der antizionistischen österreichischen "Israelitischen Union" an, deren Vize-Präsident er wurde
  • 22. Oktober 1897: Brief Herzls an den Grossherzog Friedrich von Baden in Karlsruhe: "Ew. Königliche Hoheit! Noch einmal gestatte ich mir die Hilfe Eurer Königlichen Hoheit ehrfurchtsvoll anzurufen. Die Bewegung, über die ich an einem mir unvergesslichen Tage [23.4.1896] in Karlsruhe Bericht erstatten durfte, ist seither, insbesondere durch den Baseler Congress, in die Weltdiscussion gelangt. Was ich inzwischen an Kämpfen und Leiden für diese menschliche Sache durchzumachen hatte, war schwer genug. – Die öffentliche Meinung Englands verlangt jetzt eine europäische Conferenz über die territoriale Lösung der Judenfrage. Im vergangenen Jahr gaben mir Ew. Königliche Hoheit den gnädigsten Rath, mich an Se. Kaiserliche Majestät mit meiner Bitte um Anhörung direct zu wenden. In der Besorgnis, dass mein Gesuch unter unzähligen ähnlichen unbeachtet bleiben könnte, wartete ich auf einen genügend ernsten Anlass. Dieser scheint mir jetzt vorzuliegen. Wenn Ew. Königliche Hoheit die Gnade haben wollten, mein hier beiliegendes Schreiben [Brief an den Kaiser vom 22.10.1897] dem Kaiser jetzt, wo er in Karlsruhe weilt, einzuhändigen oder es ihm nachzusenden, so wüsste ich wenigstens, dass Se. Majestät mein Gesuch erhalten hat. Gott, der die Fürsten so hoch über die anderen Menschen gesetzt hat, und sie erleuchtet, möge mit meiner wahrlich ernsten Bitte sein. Ich verharre in tiefster Ehrfurcht und Dankbarkeit Ew. Königlichen Hoheit gehorsamst ergebener Dr Theodor Herzl, Wien IX Berggasse 6"
  • 22. Oktober 1897: Brief Herzls an Kaiser Wilhelm II. in Berlin: [Bitte um Audienz] " ... Blätter verschiedenster Richtung ... stimmten darin überein, dass eine solche Conferenz [zur Judenfrage] nötig sei. Abgesehen davon, dass mit der Judenfrage auch ein Stück Orientfrage gelöst würde, wäre eine coloniale Ableitung des nicht resorbirbaren Theiles der Judenschaft eine Erleichterung für die meisten Länder, wo die Juden entweder in schwerem materiellen Elend verkommen, oder durch die gesellschaftliche Aechtung den Umsturzparteien zugedrängt werden, oder endlich den Finanzverkehr in einer von uns Nicht-Geldjuden selbst tief bedauerten Weise beherrschen ... Unsere heute schon weit verbreitete Bewegung hat überall einen erbitterten Kampf mit den Umsturzparteien zu bestehen, die in ihr mit Recht einen Feind wittern. Wir brauchen eine Ermuthigung, wäre es auch nur eine sorgfältig geheimzuhaltende. Ich setze alle Hoffnung auf den Kaiser, der mit weltweitem Blick über die Meere schaut und von dessen Thaten die Geschichte gerade diejenigen am höchsten preisen wird, die von kleinen Leuten der Gegenwart nicht verstanden werden. Wann und wohin immer Ew. Majestät mich zur Audienz befehlen, werde ich unverzüglich zur Stelle sein ..."
  • 31. Oktober 1897: Frankfurter Konferenz [in Frankfurt am Main] der deutschen Zionisten, auf der sich aus der in Bingen gegründeten "National-Jüdischen Vereinigung für Deutschland" die "Zionistische Vereinigung für Deutschland" konstituierte; dies geschah auf Anraten Hermann Schapiras: "Ich habe ... den Freunden in Köln den Antrag gestellt, sie mögen ihre Benennung "National-jüdische Vereinigung", welche ganz sinnlose Wuth veranlasst, ohne irgend welchen Nutzen zu bringen und ohne, dass der Ausdruck in dem vom Congress sanctionierten Programm enthalten ist, fallen lassen und dafür lieber etwa "Zionistische Vereinigung" anzunehmen (Brief Schapiras vom 15.10.1897 an Herzl)
  • 13.11.1897–27.5.1967: Tilly Edinger (Johanna Gabriele Ottilie Edinger), geb. in Frankfurt am Main, gest. in Cambridge (Massachusetts), sie war eine bedeutende Paläontologin und in Deutschland die Begründerin der Paläoneurologie; jüngste Tochter des Neurologen Ludwig Edinger (Worms 1855-Frankfurt 1918); 1927-1938 war sie Kustos des Senckenberg-Museums in Frankfurt; sie wurde in ihrem Fachgebiet bekannt dafür, dass sie etwas scheinbar Widersinniges ermöglichte: Sie untersuchte fossile Gehirne – also Weichteile, die längst verwest sind; Stephen Jay Gould bezeichnete sie in einem Nachruf als "eine der aussergewöhnlichsten Naturwissenschaftlerinnen des 20. Jhdts."; nach der Reichspogromnacht von 1938 durfte sie als Jüdin das Museum nicht mehr betreten, hatte aber noch das Glück, über London in die USA ausreisen zu können, wo sie an der Harvard-Universität weiterarbeiten konnte; - am 26. Mai 1967 überhörte sie auf der Strasse vor dem Harvard-Museum für vergleichende Zoologie aufgrund ihres schlechten Hörvermögens ein herannahendes Auto, wurde überfahren und starb am folgenden Tag an den Folgen des Unfalls; Hauptwerke: Die fossilen Gehirne, 1929; Evolution of the Horse Brain, 1948
  • 21.11.1897–1.5.1963: Veza Canetti, Schriftstellerin und Übersetzerin; sie wurde als Venetiana Taubner-Calderon, Tochter einer sephardischen Mutter und eines ungarisch-jüdischen Vaters, in Wien geboren; nach dem Ersten Weltkrieg war die schöne und hoch begabte, aber durch eine Körperbehinderung beeinträchtigte Literaturkennerin zunächst als Englischlehrerin tätig; mit 27 Jahren begegnete sie ihrem späteren Ehemann Elias Canetti, sie heirateten 1934; Veza Canetti gehörte zum engeren Kreis um Karl Kraus, stand aber gleichzeitig dem Austromarxismus nahe; in der Wiener Arbeiter-Zeitung erschien im November 1933 ihre Erzählung "Der Kanal" in drei Fortsetzungen, sie publizierte auch im Malik-Verlag und später in Exilzeitschriften unter verschiedenen Pseudonymen, etwa Veza Knecht oder Veza Magd; so erschienen von ihr Übersetzungen aus dem Englischen, u.a. von Graham Greene "Die Macht und die Herrlichkeit"; ihre eigenen Romane fanden zu ihren Lebzeiten keinen Verleger; ihre Manuskripte zu "Kaspar Hauser" und "Die Geniesser" hat sie zerstört; der erhaltene Roman "Die Schildkröten" ist autobiographisch geprägt und verarbeitet ihre Flucht nach England; über Jahrzehnte hinweg war sie die literarische Ratgeberin ihres Mannes; inwieweit dieser ihre eigene literarische Tätigkeit gefördert oder (eher wahrscheinlich) behindert hat, ist umstritten; als Germanisten in den 1980er Jahren auf das schmale publizierte Werk Veza Canettis aufmerksam wurden, behauptete Elias Canetti, seine (um acht Jahre ältere) Gattin habe, durch ihn angeregt, 1931 zu schreiben begonnen, und gab ab 1990 einige Manuskripte aus ihrem Nachlass zur Publikation frei; in seiner dreibändigen Autobiografie ist allerdings von Vezas eigener schriftstellerischer Arbeit nicht die Rede; das Verhältnis Vezas zu ihrem Mann war jedenfalls ein schwieriges, nicht zuletzt wegen dessen häufiger und intensiver Beziehungen zu anderen Frauen; Veza Canetti starb 1963 im Exil in London, wo sie und ihr Mann seit 1938 lebten, wahrscheinlich durch Selbsttötung; sie wollte auf keinen Fall nach Wien zurück; Werke: "Die gelbe Strasse" (Roman); "Der Oger. Ein Stück"; "Geduld bringt Rosen"; "Die Schildkröten" (Roman); "Der Fund" (Erzählungen und Stücke) ((alles posthum))
  • 29.11.1897: Herzl erhält Brief vom Grossherzog von Baden, in dem dieser ihm mitteilt, der deutsche Kaiser könne Herzl nicht empfangen, würde sich aber freuen, dessen Schrift über den Basler Congress zu lesen; Herzl schickt daraufhin seine für den Kaiser bestimmte Broschüre „Der Baseler Congress“ mit Brief vom 1. Dezember an Friedrich Karl Hermann von Lucanus, den Chef des Zivilkabinetts von Kaiser Wilhelm II.
  • 5.12.1897-21.2.1982: Gershom Scholem (geb. Gerhard Scholem), geb. in Berlin, gest. in Jerusalem, jüdischer Gelehrter, Erforscher der jüdischen Mystik und der eigentliche Wiederentdecker der Kabbala (die weitgehend vergessen war und von der Judaistik missachtet wurde), schrieb in Ivrith, Deutsch und Englisch; 1933-1965 Professor in Jerusalem (Lehrstuhl zur Erforschung der jüdischen Mystik an der Hebräischen Universität); Schriften (Auswahl): „Das Buch Bahir“, 1922; „Die jüdische Mystik in ihren Hauptströmungen“, 1941, deutsch 1957; „Zur Kabbala und ihrer Symbolik“, 1960 (diese Sammlung machte die Kabbala auch unter Nichtjuden bekannt und veranlasste viele, sich mit jüdischer Mystik zu befassen); „Von der mystischen Gestalt der Gottheit“, 1962; „Ursprung und Anfänge der Kabbala“, 1962; „Judaica“ 4 Bände, 1963-1983; „Sabbatai Zwi“, 1973, deutsch 1992; Scholem war der vierte Sohn von Betty und Arthur Scholem, entstammte einer weitgehend assimilierten jüdischen Familie; er besuchte 1904-1915 das Luisenstädtische Realgymnasium in Berlin; seine Entscheidung für den Zionismus, die er als ganz junger Mensch traf, entzweite ihn mit seinem Vater, einem Druckereibesitzer; seit 1912 war Scholem aktiv in der jüdischen Jugendbewegung, verliess diese jedoch wegen ihrer Haltung zum Ersten Weltkrieg; 1915 begegneten sich Scholem und Walter Benjamin, sie schlossen eine Freundschaft, die bis zu Benjamins Tod 1940 andauerte; 1917 lernte er in Berlin aktive Zionisten aus Ost-Europa kennen; im Juni 1917 wurde Scholem zum Militär eingezogen, stellte sich aber erfolgreich geisteskrank und wurde nach drei Monaten entlassen und im Januar 1918 dauerhaft freigestellt; er widmete sich einem gründlichen Verständnis der jüdischen Geschichte, Religion und Kultur, des Hebräischen und der jüdischen Quellen; er war mit Chaim Nachman Bialik, Schmuel Josef Agnon und Zalman Shazar befreundet, die alle drei die traditionelle ostjüdische Kultur repräsentierten und sich während des Ersten Weltkrieges in Deutschland aufhielten; nachdem er zunächst Mathematik und Philosophie in Jena studiert hatte, wechselte er zum Philosophiestudium nach München, wo er seine Dissertation über das Buch Bahir verfasste; darin übersetzte und kommentierte er diesen frühesten kabbalistischen Text, der zugleich einer der kompliziertesten ist; diese Doktorarbeit und viele weitere Texte machten die Kabbala zu einer akademischen Disziplin; von 1918-1922 studierte er orientalische Sprachen und Philosophie an der Universität Bern; 1922 in München promoviert, verliess er Deutschland im September 1923; seine Auswanderung nach Palästina war eine Entscheidung für den politischen Zionismus und eine Entscheidung gegen den Versuch, als Jude in Deutschland zu leben, er konnte und wollte als Jude kein Deutscher bleiben, nach seiner Ansicht waren alle Versuche der jüdischen Assimilation in Deutschland kläglich gescheitert; 1923 ging Scholem an die Hebräische Universität, bis 1927 als Bibliothekar, ab 1925 hielt er Vorlesungen; in Palästina lebte er – politisch links orientiert – als gläubiger, nicht aber als orthodoxer Jude; von Anfang an bemühte er sich um eine Verständigung zwischen Juden und Arabern in Palästina, von 1925-1933 war er Mitglied von Brith-Shalom („Friedensbund“, der einen binationalen Staat in Palästina zum Ziel hatte, in dem Juden und Araber gleichberechtigt miteinander leben, eine gesellschaftliche Gruppierung, die die „Wiedergeburt“ des jüdischen Volkes erstrebte und mit einer Politik der Verständigung verbinden wollte); 1931 wurde diese Gruppe offiziell vom Zionistenkongress ausgeschlossen; 1933 wurde Scholem Professor an der Hebräischen Universität (bis 1965), er war ein angesehener Bürger Israels, Freund der ersten Präsidenten und Premierminister, Präsident der israelischen Akademie der Wissenschaften und Ehrenbürger von Jerusalem; Scholems Bruder, der aus der KPD ausgeschlossene ehemalige KPD-Reichstagsabgeordnete Werner Scholem, wurde 1940 im KZ Buchenwald ermordet; nach dem Zweiten Weltkrieg hat Gerschom Scholem gemeinsam mit Adorno Benjamins Werke veröffentlicht, er reiste in dieser Zeit auch oft nach Deutschland, um von den Nationalsozialisten geraubte jüdische Bibliotheken und Sammlungen zu suchen, sowie auf der Suche nach weiteren Quellen für die Edition von Benjamins gesammelten Schriften; für Scholem war die Massenvernichtung der Juden konsequent aus der deutschen Geschichte hervorgegangen und markierte eine historische Trennlinie; das so genannte „deutsch-jüdische Gespräch“ nannte er einen „Mythos“, weil „mit den Toten kein Gespräch mehr möglich ist“; Scholem war ein sorgfältiger Analytiker mit tiefen philosophischen Einsichten und profundem historischem Verständnis; 1958 wurde er mit dem Israel Preis ausgezeichnet
  • 21.12.1897–17.4.2000: Paula Salomon-Lindberg, geb. in Frankenthal (Pfalz); gest. in Amsterdam, war in den 1930er Jahren eine international bekannte Altistin; sie floh mit ihrem Mann, dem Chirurgen Albert Salomon (1883-1976), vor den Nationalsozialisten 1939 nach Amsterdam, wo beide nach einer Internierung im Konzentrationslager Westerbork den Krieg versteckt überlebten; Paula Salomon-Lindberg lebte nach dieser Zeit in den Niederlanden und war dort und in Salzburg vor allem als Gesangspädagogin tätig; der von der Sängerin gestiftete und nach ihr benannte internationale Liedwettbewerb wird seit 1989 alle zwei Jahre von der Universität der Künste Berlin durchgeführt; der Wettbewerb, den Paula Salomon-Lindberg bis zu ihrem Tod aktiv begleitete, widmet sich sowohl klassisch-romantischen als auch modernen Kunstliedern; Paula Lindberg war die Stiefmutter der Malerin Charlotte Salomon; Albert Salomon hatte sie 1930 mit in die Ehe gebracht; Literatur: Christine Fischer-Defoy, Paula Salomon-Lindberg - mein C'est la vie-Leben. Gespräch über ein langes Leben in einer bewegten Zeit, Berlin 1992
  • 22.12.1897–13.11.1961: Max Hansen (eigentlich Max Haller; er legte sich das Pseudonym Max Hansen zu, weil er glaubte, einen skandinavisch klingenden Namen besser vermarkten zu können), geb. in Mannheim (als unehelicher Sohn der dänischen Schauspielerin Eva Haller und des schwedischen Offiziers Schürer von Waldheim), gest. (nach einem Schlaganfall und nach einem Herzinfarkt) in Kopenhagen (dort hatte man ihn „den Maurice Chevalier des Nordens“ genannt); Max Hansen ist ein in Deutschland aufgewachsener deutschsprachiger Kabarettist, Filmschauspieler und Sänger dänischer Staatsangehörigkeit, Entdecker u. a. von Zarah Leander; er war im Berlin der Weimarer Republik ein grosser Musik- und Schauspielstar; aufgewachsen bei den Pflegeeltern, der Familie Bögl in München; er genoss eine Gesangsausbildung und konnte in den 20er Jahren als "der kleine Caruso" (mit einer viel bewunderten schönen modulationsfähigen Gesangsstimme, Stimmlage Tenor) in verschiedenen Kabaretts Erfolge feiern; 1923 erhielt er erstmals ein Engagement am Theater, wo er sich schon bald durchsetzen konnte; mit selbstkomponierten Liedern erscheint Max Hansen auch auf Schallplatte, und zusammen mit Paul Morgan und Kurt Robitschek gründete er das „Kabarett der Komiker“ (Kadeko); 1925 spielte Max Hansen in seinem ersten Film, und in den folgenden Jahren spielte er in populären Stummfilm-Streifen wie "Familie Schimeck" (1926), "Im weissen Rössl" (1926) und "Venus im Frack" (1927); doch seine eigentliche Karriere startete er mit dem Tonfilm; mit seiner – typisch näselnden – Gesangsstimme und dem Schauspiel-Talent war er schon bald auf beschwingte Musicals und Komödien festgelegt; vor allem in der Schauspielerin Jenny Jugo fand er eine ideale Partnerin; seine Laufbahn wurde jedoch aufgrund seiner entfernt jüdischen Abstammung abrupt beendet, doch dies war nur ein Vorwand; den Zorn der Nazis zog sich Max Hansen vor allem deshalb zu, weil er 1932 in seinem Schlager "War’n Sie schon mal in mich verliebt?" Adolf Hitler als Homosexuellen verspottete („Wenn man frech ist / schimpfen d’Leut / über diese Dreistigkeit, / auch wenn man bescheiden ist, / man nicht zu beneiden ist, / ich sag alles grad heraus, / da mach ich mir gar nichts d’raus, / wenn ich eine schöne Frau seh / rutscht mir’s raus: / War’n Sie schon mal in mich verliebt, / das ist das schönste was es gibt, / haben Sie schon mal von mir geträumt, / da haben Sie wirklich was versäumt. / Ich bin nicht gross, ich bin / nicht klein, / ich pass grad so in alles rein, / ich bin nicht g’scheit, ich bin nicht dumm, / das spricht sich jetzt schon langsam rum, / bei mir haben Sie nichts zu riskier’n, / wie wär’s denn, / woll’n Sie’s nicht / einmal mit mir probiern? / Hitler und der Sigi Cohn / kennen sich seit Jahren schon, / eines Tages geh’n sie aus, / miteinand’ ins Hofbräuhaus. / Doch schon nach der fünften Mass, / werden Hitlers Augen nass, / er umarmt den Sigi Cohn / und stottert blass: / Warst Du schon mal in mich verliebt, / das ist das schönste was es gibt, / hast Du schon mal von mir geträumt, / da haste wirklich nichts versäumt. / Ich bin nicht gross, ich bin ganz klein, / ich pass grad so nach München rein, / ich bin nicht dumm, ich bin nicht g’scheit, / am grössten Dreck hab ich mei Freud, / die Freundschaft kannst Du ruhig riskier’n, / denn unter uns g’sagt; / ich hab nichts mehr zum verliern“); Hansen ging nach Wien, wo er weiterhin am Theater auftreten konnte; noch vor dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich zog Hansen nach Kopenhagen (bei der Premiere seines Films „Das hässliche Mädchen“ am 8. September 1933, Drehbuch Hermann Kosterlitz und Felix Joachimson, beides Juden, inszenierten die Nazis einen Eklat: Hansen, der jüdische Vorfahren hat, wird bepöbelt und mit Tomaten beschmissen; das war für ihn das Zeichen zum Aufbruch); von dort aus spielte er in skandinavischen Theatern und fand Beschäftigung beim schwedischen Film; in Dänemark gelingt es dem findigen, beziehungsreichen Multitalent, heil durch die deutsche Kriegs- und Besatzungszeit zu kommen, indem er einen Ariernachweis fälscht: Er bezahlt einen bankrott gegangenen „arischen“ Offizier dafür, seinen Vater zu spielen; nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern aus Angst vor Enttarnung auch im Familienkreis gibt er diesen Offizier als den Grossvater seiner Kinder aus; seine beiden Töchter und sein Sohn erfahren von ihren jüdischen Vorfahren und von der „Show“ mit dem falschen Grossvater erst in gefahrloser Zeit und zu ihrer eigenen Überraschung; unter dem Pseudonym "Sylvester" schrieb Max Hansen nebenher etliche Lieder; 1951 kehrte er für gelegentliche Bühnen-Engagements nach Deutschland zurück, Filme jedoch drehte er dort keine mehr; Max Hansen war unter anderem mit der österreichischen Schauspielerin Lizzi Waldmüller (1904-1945) bis 1938 verheiratet; mit seiner zweiten Frau Britta (eine dänische Schauspielerin, 24 Jahre jünger als er und Mutter seiner drei Kinder) eröffnete er 1938 ein Sommertheater im Glassaal des Tivoli; weitere Filme mit Max Hansen: „Husarenfieber“ (1925); „Die Kleine vom Varieté“ (1926); „Als ich wiederkam“ (1926); „Der lachende Ehemann“ (1926); „Die selige Exzellenz“ (1927); „Die geheime Macht“ (1927); „Frau Sorge“ (1927); „Freiwild“ (1928); „Das Girl von der Revue“ (1928); „Jetzt geht's der Dolly gut“ (1929); „Wir haben uns gut verstanden“ (1929); „Gaukler“ (1930); „Wien, Du Stadt der Lieder“ (1930); „Das Kabinett des Dr. Larifari“ (1930); „Terra Melophon Magazin Nr. 1: Welches ist Ihr Typ?“ (1930); „Der Hampelmann“ (1930); „Wer nimmt die Liebe ernst?“ (1931); „Der Frauendiplomat“ (1932); „Einmal möcht' ich keine Sorgen haben“ (1932); „Die - oder Keine“ (1932); „Das hässliche Mädchen“ (1933); „Glückliche Reise“ (1933); „Csardas“ (1935); „Skeppsbrutne Max - Schiffbruch-Maxe“ (1936); „Rosor varje kräll - Jeden Abend Rosen“ (1939); „En fllicka för mej - Ein Mädchen für mich“ (1943); „Gröna hissen - Der grüne Aufzug“ (1944); „En förtjusande fröken – Bezauberndes Fräulein“ (1945); „Trötte Teodor - Der müde Theodor“ (1945); „Bröder Emellan - Die Brüder Emellan“ (1946); „Bröllopsnatten - Die Hochzeitsnacht“ (1947); „Ingen väg tillbaka - Kein Weg zurück“ (1947); „Sköne Helena - Die schöne Helena“ (1951)
  • 1897–1903: Präsident der IKG Wien: Heinrich Klinger
  • 1897–1930: Hans Chlumberg, Schriftsteller (Dramen)
  • 1897–1932: Heinz Lipmann, Schriftsteller (Essays, Dramen) und Dramaturg
  • 1897–23.10.1935: Louis Amberg (Louis „Pretty“ Amberg), einer der gefürchtetsten New Yorker Gangster, der in den 1920er und 1930er Jahren mit seinen Brüdern Joseph und Hyman Amberg eine kriminelle Organisation in Brooklyn leitete – in Konkurrenz zu Gurrah Shapiro, Lepke Buchalter und den Shapiro-Brüdern; Louis war der einzige Überlebende der Brüder, nach der Selbsttötung von Hyman während eines missglückten Gefängnisausbruchs und nach der Ermordung von Joseph durch die rivalisierende Gang einen Monat, bevor seine eigene Leiche in einem brennenden Auto gefunden wurde, nachdem er mit einer Axt erschlagen und zusätzlich von einem Gewehr durchsiebt worden war; ermordet durch die Murder Inc. im Auftrag von Reles, die auch Joseph auf dem Gewissen hatten, exakt am selben Tag, als auch Dutch Schultz erschossen wurde; Louis Amberg ist beigesetzt auf dem Montefiore Cemetery Saint Albans, Queens County, New York, Block 2, Row 12R
  • 1897–1968: Hertha Kraus, geb. in Prag, gest. in Haverford/USA, Sozialarbeiterin, 1919 Dr. rer. pol., 1923-1933 Leiterin des Wohlfahrtsamtes Köln; emigrierte in die USA, wo sie in Pittsburg Prof. wurde, später dann in Bryn Mawr, Pennsylvania; Hauptwerke: Fachwörterbuch der Sozialarbeit, 1932; Social Casework in USA, Theorie und Praxis der Einzelhilfe, 1950
  • 1897–1968: Gerhard Colm (eigentlich: Cohn), geb. in Hannover, gest. in Bethesda/Md. Volkswirtschaftler, glänzender Finanzwissenschaftler von weltweitem Ruf, 1927-1933 am Institut für Weltwirtschaft und Seeverkehr, Kiel; Prof., emigrierte 1933 als Dozent an die New School for Social Research in New York; Prof. an der George Washington Universität in Fulchurch, Virginia, war seit 1952 Chief Economist der National Planning Association in Washington; Mitglied des President Council of Economic Advisors; nach Kriegsende im besetzten Deutschland Berater der Militärregierung in Währungsfragen; Werke (Auswahl): Volkswirtschaftliche Theorie der Staatsausgaben, 1927; Who pays the taxes, 1941; Economics in the atomic age, 1957; The economy of the American people, 1958; Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, 1961; Economic prognosis, 1962
  • 1897–1969: Max Schur, geb. in Stanislau, Mediziner und Psychoanalytiker, befreundet mit Sigmund Freud, dem er Sterbehilfe gab; am 21. September 1939 bat der 83jährige Sigmund Freud seinen Leibarzt Max Schur, ihn durch eine Spritze von seinem Krebsleiden zu erlösen; nach zweimaliger Injektion von zwei Zentigramm Morphium verfiel Freud in ein Koma und starb am 23. September um 3 Uhr früh; es war dies für Freud die ultima ratio der Krisenbewältigung, in diesem Falle nach einem 16 Jahre währenden Leiden, nach insgesamt 33 Operationen und zuletzt unerträglichen Schmerzen
  • 1897–1970: David Tidhar, Polizeioffizier und erster israelischer Kriminalschriftsteller; David Tidhar wurde in Jaffa geboren; 1918 meldete er sich freiwillig zur Jüdischen Legion und gehörte während des arabischen Aufstandes von 1921 zu den Verteidigern der Juden Jaffas; als frühes Mitglied der Haganah trat er 1922 der palästinischen Polizei bei und wurde Kommandant in der Neustadt von Jerusalem; 1926 wurde er Privatdetektiv und 1950 freischaffender Schriftsteller; er starb im Jahr 1970; durch seine Erfahrungen in der Jüdischen Legion, der Haganah und der palästinischen Polizei, erwarb sich Tidhar genaue Kenntnisse über arabische Angelegenheiten und die britische Mandatsregierung; er diente in zahlreichen höheren Positionen und war stets bereit, seine Kenntnisse mit Institutionen des Jischuw, vor allem mit der Jewish Agency, zu teilen; Tidhar war der erste israelische Kriminalschriftsteller; zu seinen Werken gehört eine Serie von Detektivgeschichten in 28 Bänden; Tidhars Hauptwerk ist eine Art "Who is Who" des Jischuw; davon erschienen 19 Bände zu seinen Lebzeiten; zu seinen Werken gehören ausserdem: "Verbrecher und Verbrechen in Eretz Israel" (1924), "Zwischen Hammer und Amboss" (1932), "Mit und ohne Uniform" (seine Memoiren 1912-1937) und "Im Dienst meines Landes" (1960/61)
  • 1897–1983: Katta Sterna, berühmte Tänzerin, Schauspielerin; sie wurde wurde als Katharina Stern in Berlin in eine künstlerische Familie hineingeboren, ihre Geschwister waren ebenfalls im künstlerischen Gewerbe tätig, ihre Tante war die bekannte Künstlerin Käthe Kollwitz; ihre Schwester Regula trat unter dem Namen Regula Keller beim Theater auf, ihre Schwester Johanna wurde als Johanna Hofer bekannt, und ihre Schwester Maria spielte als Maria Solveg auf der Bühne und vor der Kamera; in der Jugend von Katta Sterna stand jedoch noch nicht ihre künstlerische Laufbahn im Mittelpunkt, sondern ihre schwierige Pubertät, die sich in unkonzentriertem und impulsiven Verhalten widerspiegelte; man zog die Beratung von Professor Ziehen für Psychiatrie an der Berliner Universität ein, dieser stufte Katharina als unheilbar ein und rät zur Einlieferung in eine Anstalt; doch die Eltern fügten sich glücklicherweise nicht diesem Urteil; als Katharina die berühmte Tänzerin Anna Pawlowa tanzen sah, reifte in ihr der Entschluss, ebenfalls Tänzerin zu werden; sie erhält Unterricht bei Grete Wiesenthal und hat kurze Zeit später erste Engagements am Deutschen Opernhaus, wo sie den Künstlernamen Katta Sterna annahm; 1913 lernte sie den Schauspieler und Tänzer Ernst Matray kennen, und die beiden werden beruflich als auch privat ein Paar; Matray, zu diesem Zeitpunkt mit der Schauspielerin Grete Schröder verheiratet, trennt sich von seiner Frau; 1915 debütierte Katta Sterna bei Max Reinhardt als Theater-Schauspielerin an der Seite von Ernst Matray: "Sommernachtstraum", es folgten viele weitere gemeinsame Auftritte - oft als Tanzduo - in den kommenden Jahren; bereits 1914 wandte sie sich auch dem Film zu: "Lumpchens Glück" (1914), "Das Sportsmädel" (1914), "Teufelchen" (1914) und "Die verkaufte Braut" (1915), "Marionetten" (1915), es folgte die Kurzfilmserie "Ticky-Tacky" in den Jahren 1918/1919 und schliesslich "O du Quetschfalte meines Herzens" (1920), "Kameraden" (1921) und "Tingel Tangel" (1930), ihr einziger Tonfilm; neben dem Filmgeschäft avancierte Katta Sterna zu einer Persönlichkeit des innovativen Tanzes und begeisterte das Publikum; in den 20er Jahren entstanden viele Projekte zusammen mit Ernst Matray und ihrer Schwester Maria Solveg, u.a. "Die grüne Flöte" (1925), "Vor dem Spiegel" (1925) und "Sommernachtstraum" (1928); als 1933 die Nationalsozialisten an die Macht kamen, wurde die Laufbahn von Katta Sterna und ihrer Schwestern stark eingeschränkt, sie galten als "Volljüdinnen", Katta Sterna durfte in Deutschland nicht mehr auftreten, es folgen Tourneen in England und den USA, doch eine Auswanderung scheitert, und sie musste nach Deutschland zurückkehren, gezwungenermassen zog sie sich aus dem öffentlichen Leben zurück

Bücher

  • L. Grünhut, Midrasch Schir Ha-Schirim, Jerusalem 1897
  • B. Ratner, Seder Olam Rabba. Die grosse Weltchronik, Wilna 1897
  • S. Buber, Aggadat Ester. Agadische Abhandlungen zum Buch Esther, Krakau 1897
  • Wellhausen, Der arabische Josippus, 1897
  • Markus Horovitz, Die Frankfurter Rabbinerversammlung vom Jahre 1603, Frankfurt/M. 1897
  • Max Jaffe, Die nationale Wiedergeburt der Juden. Eine volkswirtschaftliche Studie, Berlin 1897 (Herzl fand grossen Gefallen an dieser Schrift)
  • F. Heman, Das Erwachen der jüdischen Nation, Basel 1897
  • J. Katzenellenbogen (Hrsg.), Die jüdische Bühne, New York 1897
  • I. Halevy, Dorot Harischonim. Die Geschichte und Literatur Israels, Frankfurt/M. 1897-1918
  • L. Goldschmidt, Der babylonische Talmud, 12 Bände, Berlin 1897-1935 (Nachdruck 1965)

Zeitungen und Zeitschriften

  • 1897: Gut Woch, in Berlin wöchentlich [geplant] in deutscher Sprache erscheinendes antizionistisches Witzblatt (nur 1 Nr. erschienen)
  • 1897: Der Zionist, in New York erscheinende zionistische Monatsschrift in jiddischer Sprache
  • 1897: Toleranz, in New York erscheinendes zionistisches Blatt in jiddischer Sprache
  • Seit 1897: Die Hoffnung, in Paris wöchentlich in jiddischer Sprache erschienenes zionistisches Blatt
  • Seit 1897: El Messeret, in Smyrna/Türkei wöchentlich erscheinendes nationaltürkisches jüdisches Blatt in türkischer, auch spaniolischer Sprache
  • Seit 1897: The Star of Israel, in Chicago erscheinende zionistische Halbmonatsschrift
  • Seit 1897: The Jewish Advocate, in Boston/Mass. wöchentlich herausgegebenes (parteiloses) Blatt, Red. A. Brin, J. G. Weisberg
  • Seit 1897: Vorwärts (identisch mit Jewish Daily Forward, Red. Morris Crystal ?), in New York in jiddischer Sprache erscheinende sozialistische Tageszeitung
  • Seit 1897: Bnai Brith Messenger, in Los Angeles, Calif., halbmonatlich in englischer Sprache herausgegeben
  • seit 1897: Montreal Jewish Times, 1950 in die Wochenschrift Canadian Jewish Chronicle umgewandelt (Sprachrohr der kanadischen Judenheit)
  • Seit 1897: Der Jiddischer Phonograph, in Buenos Aires wöchentlich erscheinendes landwirtschaftliches Fachblatt in jiddischer Sprache
  • 1897–1898: Die Jüdische Moderne, in Berlin halbmonatlich in deutscher Sprache erscheinendes zionistisches Blatt
  • 1897–1898: Die Zeit, in New York erscheinende zionistische Halbmonatsschrift in jiddischer Sprache
  • 1897–1898: Natur und Leben, in New York erscheinende jiddische Halbmonatsschrift
  • 1897–1900: Mitteilungen des liberalen Vereins für die Angelegenheiten der jüdischen Gemeinde Berlin, in Berlin monatlich in deutscher Sprache erscheinend
  • 1897–1901: Young Israel, in London monatlich erscheinende Jugendzeitschrift
  • 1897–1913: Ha-Yehudi, in England erscheinende hebräischsprachige Wochenzeitung (Herausgeber im Einmannbetrieb war Isaak Suwalski, 1863-1913)
  • 1897–1914: Die Welt. Hg. von Paul Naschauer (de iure), Berthold Feiwel (Chefredaktion 1.1.1900 bis 31. August 1901), A. H. Reich, Leopold Kahn, Julius Uprimny (Mitarbeiter seit 1901), Siegmund Werner (Chefredaktion 1897-1899 und wieder 1903-1905), Nahum Sokolow (nach 1904), Isidor Schalit (Mitarbeit seit 1897), Erwin Rosenberger (Herausgeber bis 1900), Leon Kellner (übernahm die Leitung am 1. Juni 1900), Isidor Marmorek, Jacob Klatzkin (Herausgeber 1909-1911), Martin Buber (Chefredakteur des Blattes ab 1.9.1901); Redaktion: S. R. Landau (erster Chefredakteur bis zum Bruch mit Herzl im Juli 1897), Siegmund Werner, Erwin Rosenberger, Berthold Feiwel, A. H. Reich, Julius Uprimny, A. Coralnik, Julius Berger, Moriz Zobel (vgl. 1876-1961); Verwaltungsdirektor der "Welt" von 1897-1902, nachdem Herzl zuvor von Leuten der Administration der "Welt" bestohlen bzw. betrogen worden war (um mindestens 2000 Gulden, wahrscheinlich viel mehr), war Alexander Ritter von Eiss (1832-1915), österreichisch-jüdischer Offizier im Ruhestand (er war auf dem besten Weg, General zu werden, musste aber in Pension gehen, weil er sich nicht hatte taufen lassen); von Eiss unterband die Betrügereien und war ein sparsamer und umsichtiger Verwalter (sein Nachfolger ab November 1902: Heinrich Polturak; in der Administration u. a. noch tätig: Moritz Kollinsky; verantwortlich für den Versand: Isidor Knopf: "Die Welt", begründet von Theodor Herzl, erschien zwischen 1897 und 1914 wöchentlich im eigenen Verlag (Wien/Köln/Berlin); die Auflage schwankte stark, erreichte in der Regel aber wenigstens 3 000, maximal 10 000 Exemplare; das Blatt fungierte seit 1903 als Zentralorgan der Zionistischen Organisation; berichtet wurde über Tagesereignisse, die das Judentum bzw. den Zionismus im allgemeinen berühren, aber auch über den Antisemitismus oder die als gefährlich eingeschätzten assimilatorischen Tendenzen im Westjudentum; Übersetzungen aus der hebräischen und jiddischen Literatur sollten mit diesem zu wenig bekannten Teil jüdischer Kultur vertraut machen; einen weiteren Schwerpunkt bildete die Berichterstattung über die praktischen Kolonisationsbemühungen in Erez Israel; es existierten auch eine hebräische Ausgabe ("Haolam") und eine kurzlebige Jargon-Ausgabe der Welt (nur 1900); andere zionistische Blätter traten die Nachfolge der "Welt" an: u. a. die tägliche "Wiener Morgenzeitung" (1919-1927), die Monatsschrift "Palästina" (1927-1938), die Wochenschrift "Jüdische Presse" (1915-1934), Robert Strickers "Die Neue Welt" (1927-1938); vgl. noch Adolf Pollak (1879-1951)

1897 in Wikipedia


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