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1887

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Ereignisse

  • 1887: Der Orientalist und konservative Politiker Paul de Lagarde (Paul Anton de Lagarde, bis 1854 Paul Bötticher, Lebensdaten: 2.11.1827-22.12.1891), Vorläufer des "völkischen" Gedankens, fordert die Loslösung des Christentums vom Alten Testament und die Austreibung der Juden, fordert in „Juden und Indogermanen“ 1887 die Einheit von „Rasse und Volk“ unter Ausschluss des Judentums. Er beklagte, dass in Berlin mehr Juden lebten als in Palästina, und forderte, „dies wuchernde Ungeziefer zu zertreten“. „Mit Trichinen und Bacillen wird nicht verhandelt, Trichinen und Bacillen werden auch nicht erzogen, sie werden so rasch und so gründlich wie möglich vernichtet. De Lagarde lieferte sich auch eine heftige Polemik mit Leopold Zunz; der Herausgeber der antisemitischen Zeitschrift "Der Hammer", Theodor Fritsch, bearbeitete Nietzsche, um ihn von der Richtigkeit der merkwürdigen Rassentheorie und der Berechtigung des Antisemitismus zu überzeugen; Nietzsche antwortete unter anderem (in einem Brief, Nizza 23.3.1887): " ... Die Juden sind mir, objektiv geredet, interessanter als die Deutschen; ihre Geschichte gibt grundsätzlich Probleme auf. Ich gestehe übrigens, dass ich mich dem jetzigen "deutschen Geist" zu fremd fühle, um seinen einzelnen Idiosynkrasien ohne viel Ungeduld zusehen zu können. Zu diesen rechne ich die Sonderheit des Antisemitismus. Oh, wenn Sie wüssten, was ich im vorigen Frühling über die Bücher jenes ebenso gespreizten, wie sentimentalen Querkopfes, der Paul Lagarde heisst, gelacht habe ..." (vgl. Brief vom 29.4.1887)
  • 1887: Eugen Altschul geboren, Volkswirtschaftler (Konjunkturforschung)
  • 1887: In Prag Karl Arnstein geboren, Ingenieur, 1915 Chefkonstrukteur in den Zeppelinwerken („ZR III“), seit 1924 Generaldirektor der Goodyear Zeppelin Co. (USA), gest. 1974 in Bryan, Ohio
  • 1887: Hermann Badt geboren, Verwaltungsjurist
  • 1887: Georg Polya geboren, Mathematiker (Zürich)
  • 1887: Harald Bohr geboren, Mathematiker (Kopenhagen)
  • 1887: Egon Lustgarten geboren, österreichisch-jüdischer Komponist
  • 1887: Philipp Ellinger geboren, Pharmakologe in Düsseldorf
  • 1887: Arthur Felix geboren, Mediziner (Bakteriologie) in London
  • 1887: Max Jessner geboren, Mediziner (Dermatologie) in Breslau
  • 1887: Adhémar Gelb geboren, Psychologe
  • 1887: Erich Unger geboren, Religionsphilosoph
  • 1887: Salman Schneur (Chneour) geboren in Schklow (Weissrussland), lebte in Paris, neu-hebräischer (und jiddischer) Dichter, eine der führenden Erscheinungen der modernen hebräischen Literatur seiner Zeit, Lyriker und Epiker mit revolutionärem Pathos
  • 1887: Hermann Zondek in Wronke geboren, Internist, seit 1921 a. o. Prof., 1926-1933 Direktor am Urban-Krankenhaus Berlin; Hauptgebiet: Lehre von der inneren Sekretion
  • 1887: Alice Ehlers geboren, Cembalistin
  • 1887: Kontakt Herzls zu Karl Emil Franzos
  • 1887: E. Cohn-Reiss, Bahnbrecher der modernen hebräischen Schule, wird Leiter der Waisenhaus-Lämelschule
  • 1887: Kastinie: Nahe dem Mittelmeer, etwa 40 km südlich von Jaffa, war 1887 von Baron Rothschild Land erworben worden, auf dem mit seiner Hilfe die Siedlung Kastinie gegründet wurde, benannt nach dem arabischen Dorf, von dem das Land ursprünglich gekauft worden war. Die Siedler litten jedoch unter Wassermangel und unter der weiten Entfernung von anderen jüdischen Siedlungen, weshalb sie Kastinie verliessen. 1896 wurde der Ort von Chowewe Zion wiederbesiedelt, die ihn zu einer Mustersiedlung machen wollten, ein Versuch, der jedoch nicht gelang
  • 1.1.1887–7.10.1954: Josef Opatoschu (den Nachnamen nahm er nach seiner Übersiedlung in die USA an; auch: Joseph Opatoschu oder Opatoszu, Józef, eigentlich: Josef Meir Opatowski), geb. in Mława bei Plock, gest. in New-York, jiddischsprachiger Schriftsteller, einer der bedeutendsten Novellisten und Romanciers der jiddisch-amerikanischen Literatur; Romantrilogie "In den polnischen Wäldern", Darstellung des jüdisch-polnischen Lebens im 19. Jhdt. (dt. Übersetzung "Der letzte Waldjude" u. a.); Josef Opatoschu wuchs in Polen auf und war Sohn eines angesehenen Waldhändlers; er besuchte die Handelsschule in Warschau und seit 1906 das Polytechnikum in Nancy; 1907 emigrierte er in die USA (New York City), war dort Fabrikarbeiter, Hebräischlehrer und setzte parallel seine Studien fort, die er 1914 als Ingenieur beendete; ab 1914 schrieb er 40 Jahre lang für die New Yorker jiddische Tageszeitung Der Tog; er veröffentlichte hunderte Erzählungen, Novellen und Romane, die in mehreren jiddischen Zeitschriften erschienen, und gilt als wichtigster und begabtester Vertreter der Schriftstellergruppe Di Yunge (Die Jungen), die sich Anfang des 20. Jahrhunderts in New York formierte und der jiddisch-amerikanischen Literatur wichtige Impulse verlieh; zu Opatoschus Freunden zählte Marc Chagall, der ihn porträtierte und das Frontispiz zu seinem Roman A tog in Regensburg (Ein Tag in Regensburg) schuf; Opatoschu starb am Jom-Kippur-Tag 1954; sein Grab befindet sich auf dem Arbeter Ring Cemetery in New York City, nahe den Gräbern von Scholem Alejchem und Yehoash (Solomon Blumgarten, 1870–1927); -- Werke (Auswahl): Of jener sat brick, 1910 (sein literarisches Debüt); Morris in san sin Filipp, 1913 ("Morris und sein Sohn Philipp". in Ignatoffs Sammelband "Schriften"); Vin New Yorker Ghetto, 1914 (Erzählungen, erschienen im Sammelbuch Die naie heim, das er mit herausgab); Roman vin a Ferdsganef, 1917 ("Roman eines Pferdediebes"; in Ignatoffs Sammelband "Schriften"; 1971 verfilmt; die Geschichte eines Pferdediebes, den Opatoschu als Kind kennengelernt hatte und später als eine Art modernen Robin Hood glorifiziert); Aleyn, 1919 ("Allein", Roman); Ouf seitige wegn, 1919 (Novelle); Farloyrene Mentschen, 1919 ("Verlorene Menschen"; beschreibt das Leben der jüdischen Emigranten in Amerika); In pojlische welder, 1921 ("In polnischen Wäldern", Romantrilogie: 1. Teil: In pojlische welder, 2. Teil: 1863, 3. Teil: A Roman vin a Waldmädel, sein Hauptwerk, an dem er zehn Jahre arbeitete, zum Teil auch ins Hebräische übersetzt von Mordechai Lipson, wurde dann auch in weiteren Übersetzungen - Englisch, Französisch, Deutsch, Polnisch - Bestandteil der Weltliteratur; Opatoschu thematisiert hier in diesem weit ausholenden romantischen Erzählwerk das chassidische Leben in Kotzk, dem Wallfahrtsort der polnischen Chassidim, den Kotzker Rebben, den Baal mophes = Rabbi Itze, den polnischen Aufstand von 1863, Überbleibsel der Schabbetai-Zvi-Bewegung, Napoleon, polnische Edelleute und jüdische "Waldmenschen"); Arum die churbes, 1922; Rase, 1923; Di Tentserin, 1929; Der Aufstand, 1929; Arum Grand Street, 1929; A tog in Regensburg, 1932 ("Ein Tag in Regensburg", Darstellung des mittelalterlichen Deutschlands einschliesslich mit grosser erzählerischer Lust vorgetragener Milieuschilderungen der bisher tabuisierten jüdischen Halb- und Unterwelt, ins Hebräische übersetzt 1943, ins Englische übersetzt 1968 durch Jacob Sloan); Der letzter Oyfstand, 1948-1952 ("Der letzte Aufstand", Roman in 2 Bänden, über Bar Kochba und den Alltag der Juden im 2. nachchristlichen Jahrhundert, ins Englische übersetzt 1952 durch Moshe Spiegel, ins Hebräische 1953 durch Ascher Ben-Jisrael); - Ohne Jahr bzw. nicht ermittelt; Amerikanisierung; Die naie Welt; Hibro; Lehrer; Schatten; Unbegrenzte Möglichkeiten; Unterwelt; Zigeuner
  • 25.1.1887–13.8.1944: Berl Katznelson (auch Kazenelson, Kaznelson), Führer der zionistischen Arbeiterbewegung, Journalist, Zentralfigur der 2. Alijah, Vertrauter und Freund Ben Gurions (Ben Gurion: "Er war der einzige wahre Freund, den ich hatte"); Berl Katznelson wurde in Bobruisk, Weissrussland, als Sohn eines Chovevei Zion Mitgliedes geboren und wuchs mit dem Traum einer Alijah auf; in Weissrussland arbeitete er als Bibliothekar in einer hebräisch-jiddischen Bibliothek und als Lehrer für hebräische Literatur und jüdische Geschichte; in beiden Funktionen beeinflusste er viele junge Menschen mit seinen zionistischen Ideen; "Ich las alles, was ich nur erwischen konnte. Den Talmud auf Hebräisch und Aramäisch, Puschkin und Gorki auf Russisch, Mendele Mocher Sforim auf Jiddisch und Goethe und Heine auf Deutsch." Im Zusammenhang mit seinem Wunsch, sich in Israel niederzulassen, war Katznelson stark mit der Idee der körperlichen Arbeit verbunden; als er 1909 in Israel ankam, arbeitete er in der Landwirtschaft und in einigen Arbeiter-Räten; gemeinsam mit Meir Rotberg gründete er eine Genossenschaft für den Verkauf von Lebensmitteln, bekannt als „Hamashbir"; konfrontiert mit den Gesundheitsproblemen der Arbeiter, rief er „Kuppat Cholim", die „Krankenkasse" ins Leben (Hamashbir und Kuppat Cholim sind wohletablierte Institutionen des modernen Israel); nach der Gründung der Histadrut, der Gewerkschaft der Arbeiter, wurde Katznelson der Chefredakteur der Histadrut Zeitung „Dawar" („Wort“, wurde verbreitetste hebräische Tageszeitung in Palästina, gegründet 1925, herausgegeben von der Histadrut). Katznelson machte aus der Zeitung einen geistigen Führer für die Arbeiterklasse, gab Halt und Orientierung und vermehrte die Leserschaft; Katznelson war sehr darauf bedacht, den Einfluss jüdischer Werte zu erhalten; oft stand er, auch unter Idealisten der Arbeiterbewegung, allein mit seiner Ansicht; er war eine einsame Stimme in den nichtreligiösen Arbeiterkreisen, die zur Einhaltung des Schabbat, der Feiertage, der Speisegesetze in den Gewerkschaftsküchen und zur Beschneidung der Kibbutzknaben drängte; als die Briten 1939 der jüdischen Einwanderung immer feindlicher gegenüberstanden, wurde Katznelson einer der Initiatoren der „illegalen" Einwanderung; unter seiner Leitung sprangen seine Anhänger mit Fallschirmen in den von den Nazis besetzten Gebieten ab, um jüdischen Überlebenden zu helfen; während des Zweiten Weltkrieges prophezeite Katznelson, die Juden würden aus dem Krieg mit einem jüdischen Staat hervorgehen; Katznelson starb 1944 und sah seine Vision nicht mehr realisiert; an ihn erinnern Beit Berl in Zofit, Oholo am Kinneret und der Kibbutz Be´eri. Golda Meir beschreibt Berl Katznelson in ihrer Autobiographie: "Berl war kein attraktiver Mann; er war klein, sein Haar war immer unordentlich, seine Kleider sahen immer zerknittert aus; aber sein freundliches Lächeln erhellte sein Gesicht, und seine - immer ein bisschen traurigen - Augen blickten geradewegs auf sein Gegenüber, so dass niemand, der jemals mit Berl gesprochen hatte, ihn vergessen konnte. ... In den Zwanziger-, Dreissiger- und frühen Vierzigerjahren, bis zu seinem Tod, fragte jeder in der Arbeiterbewegung zuerst: Aber was denkt Berl darüber? ... Woran glaubte er? Wie die meisten von uns glaubte er daran, dass unsere Art des Sozialismus anders sein musste; dass wir dabei waren, eine Gesellschaft zu schaffen, und nicht nur eine Handelsunion; und dass der Klassenkampf in einer Gemeinschaft, die noch keine Klassen hatte, bedeutungslos war. Für ihn war der Zionismus eine der grössten revolutionären Bewegungen der Welt, und er beschrieb ihn als den Angelpunkt, von dem die zeitgenössische jüdische Geschichte abhing. Zionismus bedeutete für ihn die totale Rebellion gegen jegliche Knechtschaft der Diaspora und die Schaffung einer arbeitenden jüdischen Bevölkerung, die auf allen Gebieten der Landwirtschaft und Industrie versiert ist."
  • 28.1.1887–20.12.1982: Arthur Rubinstein. - Der amerikanische Pianist mit polnisch-jüdischen Wurzeln Arthur Rubinstein wurde am 28.1.1887 in Lódz geboren. Seine pianistische Biographie begann früh. Als klassisches Wunderkind am Klavier gab er bereits mit fünf Jahren sein erstes Konzert. Sein Ausnahmetalent ermöglichte ihm Studien bei Ausnahmelehrern wie Rózycki und Paderewski in Warschau. Im Alter von zehn Jahren studierte Rubinstein bei Max Bruch in Berlin. Schon zu dieser Zeit führten ihn Konzertauftritte durch ganz Europa und die USA. 1906 zog er nach Paris und lebte während des ersten Weltkrieges in England. Während des Zweiten Weltkriegs lebte er in den USA und nahm später auch die amerikanische Staatsbürgerschaft an. 1954 kehrte Rubinstein nach Paris zurück. Lange Zeit war sein pianistisches Wesen ausschliesslich durch sein Talent geprägt. Kritiker warfen Rubinstein vor, sich zu sehr auf sein Genie zu verlassen und dabei den sprichwörtlichen Schweiss zu vernachlässigen. In Europa und USA wurde ihm seine Nachlässigkeit in seinem Spiel kaum verziehen. Dies änderte sich, als Rubinstein 1937 ein Comeback in den USA feierte. Rubinstein war wie ausgewechselt. Es schien, als hätte er sich endgültig dazu entschieden, ein grosser Pianist werden zu wollen, was ihm folgend auch unzweifelhaft gelang. Besonders seine Interpretationen des Klavierwerks von Brahms und Beethoven gelten heute als meisterliche Instrumentalkunst. Weltweit berühmt machte ihn jedoch sein unverwechselbares Chopin-Spiel, welches für viele bis heute als unübertroffen gilt. Rubinsteins starb am 20.12.1982 in Genf. - Joachim Kaiser über Arthur Rubinstein: "Wunderbar, erstaunlich, unbegreiflich aber mutet nicht bloss die technische Klarheit seines Spiels an, die rührende, in langsamen Sätzen herzbewegende Erlauchtheit seiner Phrasierung, das stürmische Temperament seiner Ausbrüche. Das alles wiegt viel, will erobert, bewahrt und lebendig gehalten sein..."
  • 29.1.1887–14.9.1974: René Spitz (René A. Spitz, René Arpad Spitz), geb. in Wien, gest. in Denver/Colorado, Psychoanalytiker, Wegbereiter von Säuglingsforschung und Entwicklungspsychologie; seit 1933 Psychotherapeut, bis 1938 Hochschullehrer in Paris, ging dann in die USA, wo er 1940-1957 in New York am Psychoanalytischen Institut, danach als Prof. an der Universität Denver arbeitete, ging nach seiner Emeritierung in die Schweiz; Hauptwerke: Entstehung der ersten Objekt-Beziehung, 1956; Nein und Ja, die Ursprünge der menschlichen Kommunikation, 1959; Vom Säugling zum Kleinkind, 1967; Vom Dialog, 1976
  • 7.2.1887–16.9.1960: Leo Spitzer, geb. in Wien, gest. in Forte dei Marmi, Italien, bedeutender Romanist (Katalanisch, übrige ibero-romanische Sprachen etc.) und Literaturtheoretiker, wurde 1925 Prof. in Marburg, 1930 in Köln, 1933 in Istanbul, 1936 in Baltimore/USA; er war Herausgeber der Meisterwerke der romanischen Sprachwissenschaft, 2 Bde., 1929 f., und schrieb u. a. "Romanische Stil- und Literaturstudien", 1931, und "A method of interpreting literature, 1949 (deutsch 1966); weitere Werke: "Die Wortbildung als stilistisches Mittel", 1910; "Aufsätze zur romanischen Syntax und Stilistik", 1918
  • 11.2.1887–24.9.1911: Dmitri Bogrow (Dmitri Grigorjewitsch Bogrow, auch: Mordko Gerschkowitsch Bogrow, auch: Bagrow), geb. in Kiew, gehängt in Kiew, Student der Rechte, Informant der russischen Geheimpolizei in Kiew und Mörder des zaristischen Premierministers Pjotr Arkadjewitsch Stolypin; Bogrow stammte aus einer wohlhabenden Familie assimilierter Juden; er studierte in Kiew Jura und nahm im Jahr 1906 erstmals Beziehungen zu einer anarchistischen Gruppe auf; im Jahr 1907 wurde er Informant des Geheimdienstes der Ochrana; Bogrow erwarb das volle Vertrauen des Chefs der Kiewer Geheimpolizei, Oberstleuntnants N. N. Kuljabko; von ihm erhielt er auch eine Eintrittskarte zu einer Jubiläumsfeier in der Oper von Kiew am 18.9.1911; Bogrow konnte sich auf diese Weise einen Eintritt zu der bewachten Oper verschaffen, in der auch Zar Nikolaus II. anwesend war; aus einer Browning schoss Bogrow auf Stolypin, dem die Kugel in die Brust drang, seine Leber verletzte und am Rückgrat eine tödliche Wunde verursachte; am 22.9.1911 wurde Bogrow zum Tode durch den Strang verurteilt; das Urteil wurde am 24. September in der Kiewer Festung Lysa Hora vollzogen; die Witwe von Stolypin hatte sich vergeblich dafür eingesetzt, das junge Leben des Attentäters zu schonen; die Nachforschungen der Hintergründe des Attentats erstreckten sich über ein Jahr; durch Intervention des Zaren wurden weitere Untersuchungen untersagt; nicht nur die schnelle Vollstreckung des Urteils hat zahlreiche Spekulationen über die Hintergründe der Tat genährt; einige Historiker sind der Auffassung, dass die Kiewer Sektion der Ochrana damit im Zusammenhang stand; Beweise für diese These konnten aus den vorhandenen Unterlagen aber bisher nicht erbracht werden
  • 22.2.1887–4.2.1956: Savielly Tartakower (Saviely Tartakover, Savielly oder Sawielly Grigoriewitsch Tartakower, Xavier Tartacover, Ksawery Tartakower, weitere Namensvarianten, russisch: Савелий Григорьевич Тартаковер), geb. in Rostow am Don (österreichischer Vater, polnische Mutter), gest. in Paris, bedeutender polnisch-jüdischer Schachspieler und Grossmeister, der Polen und Frankreich repräsentierte; in den 20er und 30er-Jahren der „König des Schachjournalismus“; im Alter von 12 Jahren musste er miterleben, wie seine Eltern bei einem Pogrom ermordet wurden; er floh nach Genf, besuchte dort das Gymnasium und studierte Rechtswissenschaft an der Universität Genf und in Wien, wo er auch promoviert wurde; er wurde Berufsschachspieler, gewann zahlreiche Turniere, darunter in den Jahren 1927 und 1928 das Turnier von Hastings; stilistisch gehörte er mit Meistern wie Nimzowitsch und Réti zur so genannten hypermodernen Schule; er war ein begnadeter Schachschriftsteller (Hauptwerk: „Die hypermoderne Schachpartie“); ab 1924 lebte er in Frankreich, wo er während des 2. Weltkriegs die Résistance unterstützte; er war für seine Aphorismen bekannt, die nach seinem Namen „Tartakowerismen“ genannt wurden, z. B. „Die Drohung ist stets stärker als die Ausführung“ – „Es ist immer besser, die Steine seines Gegners zu opfern“ – „Die Fehler sind dazu da, um gemacht zu werden“ – „Der vorletzte Fehler gewinnt“; Tartakower vertrat Polen bei den Schacholympiaden 1930, 1931, 1933, 1935, 1937 und 1939, wobei er 1930 in Hamburg mit der polnischen Mannschaft Olympiasieger wurde; 1935 und 1937 polnischer Landesmeister; nach Beendigung des 2. Weltkriegs spielte er für die französische Nationalmannschaft an der Schacholympiade 1950; seine beste historische Elo-Zahl betrug 2 719 (Januar 1921); im März 1921 belegte er mit dem dritten Platz seine beste Position auf der Weltrangliste; nach ihm sind zahlreiche Varianten in verschiedenen Eröffnungen benannt
  • 24.2.1887–3.11.1963: Boris Kostić, geb. in Vršac, Banat, Österreich-Ungarn, heute Serbien; gest. in Belgrad, bedeutender jugoslawischer Schachmeister; er erlernte das Schachspiel im Alter von 16 Jahren; während seines Studiums in Wien und Budapest erzielte er erste Erfolge; 1910 gewann er Wettkämpfe gegen Frank James Marshall und Paul Saladin Leonhardt; sein erstes internationales Turnier spielte er 1911 in San Remo, wo er Platz 4 und 5 teilte; sein nächstes grosses Turnier war Karlsbad 1911; während des Ersten Weltkriegs übersiedelte Kostić nach Südamerika und spielte hauptsächlich Wettkämpfe gegen südamerikanische Meister; in Buenos Aires 1913 schlug er Roland Ilia 6-0, in Rio de Janeiro schlug er Vilageza 8-1, in Santiago de Chile Martinez Lopez 7-0 und in Lima Fernandez Coriha 7-0; von 1915 bis 1919 hielt er sich in den USA auf; auch dort traf er auf starke Spieler: In Frankfort/Kentucky 1916 gewann er einen Wettkampf gegen Jackson Whipps Showalter mit 9,5-4,5 (+7, -2, =5); 1918 wird er bei einem Turnier in New York Zweiter hinter dem späteren Weltmeister Capablanca, aber noch vor Marshall und David Janowski; 1919 unterlag er Capablanca in Havanna in einem Wettkampf mit 0-5; nach Beendigung des Krieges kehrte Kostić heim nach Europa; 1919 wurde er Zweiter hinter Capablanca in Hastings, 1920 geteilter Zweiter in Bromley, 1921 Erster in Gyula und Hastings; in den Jahren 1924 bis 1926 unternahm Kostić eine Weltreise, die er sich mit Simultan- und Blindschachvorführungen finanzierte; in diesen drei Jahren popularisierte er das Schachspiel an den entlegensten Stellen der Welt: Er besuchte Australien, Südafrika, Indien, die Philippinen und andere exotische Länder, um dort Schach zu spielen; zahlreiche Partien aus dieser Phase haben sich erhalten; zurückgekehrt nach Europa nahm er wieder an den bedeutendsten Turnieren teil; 1927 vertrat er Jugoslawien auf der erstmals in London ausgerichteten Schacholympiade; weiterhin in den Jahren 1931, 1935, 1936 (inoffiziell) und 1937; 1928 gewann er in Trenčianske Teplice; 1935 wurde er bei der erstmals ausgespielten jugoslawischen Meisterschaft in Belgrad Erster gemeinsam mit Vasja Pirc; seinen grössten Turniererfolg feierte er im Jahre 1938 in Ljubljana; nach Ende des Zweiten Weltkriegs, währenddessen er er zeitweise in Konzentrationslagern interniert war, war an ein Anknüpfen an die Vorkriegserfolge nicht mehr zu denken; zwar nahm Kostić, dem die FIDE 1950 den Titel Grossmeister verlieh, noch an einigen nationalen Turnieren bis 1950 teil, doch stets erfolglos; im Jahre 1962, kurz vor seinem Tod, gewann er ein Veteranenturnier in Zürich gemeinsam mit Henry Grob; Kostićs beste historische Elo-Zahl war 2706; diese erreichte er 1921; zu dieser Zeit war er der sechstbeste Spieler der Welt
  • 3.3.1887–21.10.1963: Kurt Wolff, geb. in Bonn, gest. in Ludwigsburg – (jüdische Mutter), bedeutender Verleger, gründete den zu seiner Zeit wichtigsten Verlag für expressionistische Literatur in Deutschland; der Kurt Wolff Verlag existierte von 1913 bis 1940; Kurt Wolff wurde 1887 als Sohn des Professors für Musikgeschichte Leonhard Wolff in Bonn geboren; 1907 heiratete Wolff die siebzehnjährige Elisabeth Merck; im darauf folgenden Jahr lernte er Ernst Rowohlt in Leipzig kennen, der 1908 seinen Verlag gründete und dessen stiller Teilhaber Wolff wurde; am 1. November 1912 stieg Rowohlt auf Grund persönlicher Differenzen aus dem gemeinsamen Unternehmen aus, das Wolff übernahm und in "Kurt Wolff Verlag" umbenannte; bald versammelte das Haus bedeutende zeitgenössische Autoren, u. a. Hasenclever, Kafka und Trakl; einige Schriftsteller wie Franz Werfel und Kurt Pinthus arbeiteten sogar als Lektoren aktiv im Unternehmen mit; dabei kam der hochwertigen und schönen Ausstattung der Bücher von Beginn an eine wichtige Rolle zu; schon 1910 entstand die bibliophile Reihe der Drugulin-Drucke, wobei der Typographie und dem Druck besondere Aufmerksamkeit geschenkt wurden; die Werke konnten jedoch nicht nur von Liebhabern erworben werden, sondern waren durch ihre moderaten Preise auch für finanziell weniger gutbetuchte Käufer erschwinglich; die Drugulin-Druckerei, in deren Haus der Verlag gezogen war, erlangte schon damals weltweite Anerkennung für ihre Arbeiten; 1918 erwarb der Verleger die Firma, die später jedoch in andere Hände überging; bereits im Jahr der Verlagsgründung erschien die Buchreihe Der jüngste Tag, in der Autoren wie Fritz von Unruh, Carl Sternheim, Kasimir Edschmid, Arnold Zweig, René Schickele oder Heinrich Mann vertreten waren; von Mann wurde 1916 eine Gesamtausgabe veröffentlicht und 1918 das Buch Der Untertan, welches sechs Wochen nach der Herausgabe eine Auflage von 100.000 Exemplaren erzielte; weitere Buchreihen des Hauses waren Der neue Roman, die an ihren gelben Schutzumschlägen erkennbar war, Der europäische Roman und die Sammlung Die Schwarzen Bücher, die Originalgraphiken von zeitgenössischen Künstlern enthielt; da Kurt Wolff in den Krieg ziehen musste, beauftragte er 1914 Georg Heinrich Meyer als Stellvertreter; Wolff war Inhaber vieler Imprintverlage (u. a. Verlag der Weissen Bücher, seit 1918, Hyperion-Verlag Hans von Weber, seit 1917) und gründete 1917 mit Peter Reinhold und Curt Thesing in Leipzig den Verlag Der Neue Geist; 1918 ging das Unternehmen ganz an Peter Reinhold über und verschmolz 1933 mit dem Kurt Wolff Verlag; 1919 zog die inzwischen auf 60 Mitarbeiter angewachsene Firma von Leipzig nach München um; im gleichen Jahr erschien Genius. Zeitschrift für alte und werdende Kunst, die 1921 allerdings wieder eingestellt werden musste; das Verlagsprogramm umfasste zu diesem Zeitpunkt Weltliteratur ebenso wie Lyrisches und Dramatisches; seit den Zwanzigern konzentrierte sich der Verleger verstärkt auf die internationale Literatur und Kunstpublikationen; 1924 gründete Wolff in Florenz einen weiteren Verlag, den Pantheon Casa Editrice S.A., in dem aufwändig hergestellte kunstwissenschaftliche Monumentalausgaben in vielen europäischen Ausgaben erschienen; zu Beginn der dreissiger Jahre geriet das Münchener Haus in eine immer tiefere Finanzkrise, und Wolff begann nach und nach seine Bestände aufzulösen; er liess sich von seiner Frau scheiden und emigrierte schliesslich in ein Dorf bei Florenz; mit seiner zweiten Frau Helen betrieb er dort eine Art Pension, floh aber 1938 mit ihr und ihrem gemeinsamen Kind nach Frankreich; zwei Jahre später – Wolff war zwischenzeitlich auch interniert gewesen – gelang ihnen von dort in letzter Minute die Flucht in die USA/New York, wo Wolff mit seiner Frau 1942 den Verlag Pantheon Books, Inc. gründete, der schon bald sehr erfolgreich war; mitunter wurden hier englische Übersetzungen von deutschen Dichtern herausgegeben; 1960 trennte er sich von Pantheon Books und kehrte wieder nach Europa zurück; bei einem Besuch in Deutschland im Jahr 1963, auf dem Weg zum Deutschen Literaturarchiv in Marbach, wurde Wolff von einem Lastwagen erfasst und erlag kurz darauf seinen Verletzungen; er wurde in Marbach bestattet; 1933 erwarb Peter Reinhold die Aktienmehrheit des Geschäftes, bis der Name Kurt Wolff-Verlag 1940 schliesslich ganz erlosch und in Genius Verlag umbenannt wurde; nach dem Tod des Besitzers wurde die Firma 1956 aufgelöst
  • März 1887: Kontakt Herzls zu Hermann Sudermann
  • 21.3.1887: Erich Mendelsohn geboren in Allenstein (Ostpreussen), bedeutender, vom Expressionismus beeinflusster Architekt (grosszügige Verwendung von Stahl, Beton und Glas), seit 1914 in Berlin, seit 1933 in London tätig (u. a. Seebad Brighton), dann Palästina, seit 1941 in den USA; einer der Führer der modernen Architektur seiner Zeit; u. a. Einsteinturm Potsdam (Observatorium) 1920; zahlreiche Geschäfts- und Warenhäuser (Schocken Stuttgart 1927, Columbushaus Berlin 1931); Loge zu den 3 Erzvätern Tilsit, jüdischer Friedhof Königsberg; viele Bauten in Haifa und Tel Aviv (u. a. Kliniken); Synagogen; er starb am 15.9.1953 in San Francisco ohne die amerikanische Staatsbürgerschaft erhalten zu haben
  • 29.4.1887: In einem Brief Nietzsches heisst es (aus Nizza an den Antisemiten Theodor Fritsch gesendet): " ... ich bitte darum, mich fürderhin nicht mehr mit diesen Einsendungen zu bedenken: ich fürchte zuletzt für meine Geduld. Glauben Sie mir: dieses abscheuliche Mitredenwollen naiver Dilettanten über den Wert von Menschen und Rassen, diese Unterwerfung unter "Autoritäten", welche von jedem besonnenen Geist mit kalter Verachtung abgelehnt werden, diese beständigen, absurden Fälschungen und Zurechtmachungen der Begriffe "germanisch", "semitisch", "arisch" – das alles könnte mich auf die Dauer ernsthaft erzürnen und aus dem ironischen Wohlwollen herausbringen, mit dem ich bisher den tugendhaften Pharisäismen der jetzigen Deutschen zugesehen habe ... Und zuletzt, was glauben Sie, dass ich empfinde, wenn der Name Zarathustra von Antisemiten in den Mund genommen wird?" – In seinem Werk "Zur Genealogie der Moral" sagt Nietzsche u. a.: "Wieviel Verlogenheit und Sumpf gehört dazu, um im heutigen Mischmasch Europa die Rassenfrage aufzuwerfen (gesetzt nämlich, dass man nicht seine Herkunft in Borneo und Horneo hat). Maxime: Mit keinem Menschen umgehen, der an dem verwegenen Rassenschwindel Anteil hat"; und in der "Fröhlichen Wissenschaft" heisst es: "Europa ist gerade in Hinsicht auf Logisierung, auf reinliche Kopfgewohnheiten den Juden nicht wenig Dank schuldig ... Die Juden haben im modernen Europa an die supremste Form der Geistigkeit gestreift"
  • 12.5.1887–1978: Leo Michelson, geb. in Riga, gest. in New York, N.Y., lettisch-jüdisch-amerikanischer Maler, der zur Pariser Schule gezählt wird, obwohl seine Werke viele Perioden und Stilrichtungen überspannen; er besuchte zunächst die Akademie der Künste in Sankt Petersburg, danach die Universität zu Dorpat in Tartu, Estland; die Russische Revolution von 1917 zwang Michelson, Russland zu verlassen; er ging nach München und Berlin, wo er an den Anfängen des deutschen Expressionismus Teil hatte; er befreundete sich mit Lovis Corinth, der ihn auch porträtierte; ab 1920 lebte Michelson in Paris und hatte sich bereits international mit seinen Gemälden, Drucken und Skulpturen einen Namen gemacht; als bekanntes Mitglied der Pariser Schule wurden seine Werke an Ausstellungen in ganz Westeuropa, der Sowjetunion und den USA gezeigt; nachdem Paris 1939 an das nationalsozialistische Deutschland gefallen war, ging Michelson nach New York und wurde 1945 amerikanischer Staatsbürger; Michelson wird als "ewiger Emigrant, ewiger Student" beschrieben, weil er immer experimentierte und sich in neuen Stilrichtungen versuchte; er trug immer Farbstifte bei sich, um jederzeit und überall zeichnen zu können; sein Freund Marc Chagall sagte, er kenne niemanden, der besser mit Farben umgehen könne; Kunsthistoriker haben Michelson sowohl mit Chagall wie auch mit Picasso verglichen; er selbst meinte, am meisten von Tizian inspiriert worden zu sein; Michelson fertigte über 1 000 Gemälde an, die meisten davon befinden sich seit 1985 im Michelson Museum of Art in Marshall, Texas; unter seinen Werken auch Holzschnitte zu den Fabeln des Berechja ben Natronai (1921)
  • 16.5.1887–1942: Jakob van Hoddis (Geburtsname Hans Davidsohn), geb. in Berlin; umgekommen 1942 in Sobibór, deutscher Dichter des literarischen Expressionismus; berühmt wurde er vor allem durch das Gedicht Weltende (1911); Hans Davidsohn war der Sohn des jüdischen Sanitätsrats Dr. med. Hermann Davidsohn und dessen Ehefrau Doris, geborene Kempner; sein Zwillingsbruder starb während der Geburt; Hans war der älteste Sohn und wuchs mit seinen Geschwistern Marie, Anna, Ludwig und Ernst auf; die Lyrikerin Friederike Kempner war seine Tante; von 1893 an besuchte er das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in seiner Heimatstadt, verliess die Schule aber 1905, um einer Relegation zuvorzukommen; bereits als Gymnasiast begann er, erste Gedichte zu verfassen; 1906 bestand er als „Externer“ das Abitur und begann noch im selben Jahr, an der Technischen Hochschule Berlin Architektur zu studieren; 1907 brach er sein Studium ab und wechselte nach Jena; dort immatrikulierte er sich für Klassische Philologie und kehrte später nach Berlin zum Studium der Altphilologie an die damalige Friedrich-Wilhelms-Universität zurück; hier wurde er Mitglied der studentischen Verbindung Freie wissenschaftliche Vereinigung, in der er den Jurastudenten und späteren Schriftsteller Kurt Hiller kennenlernte; 1908 konnte er, gefördert durch Hiller, mit einigen Gedichten debütieren; zusammen mit Erwin Loewenson (alias Golo Gangi) gründeten sie 1909 in den Hackeschen Höfen in Berlin den Neuen Club und organisierten ab 1910 unter dem Namen Neopathetisches Cabaret literarische Abende; als sein Vater 1909 starb, legte er sich das Pseudonym Jakob van Hoddis zu, wobei van Hoddis ein Anagramm seines Nachnamens Davidsohn ist; sein Gedicht Weltende wurde 1911 zur eigentlichen Basis des Frühexpressionismus und erschien erstmals in der Zeitschrift Der Demokrat; weitere Lyrik erschien in dieser Zeit in der Zeitschrift Die Aktion von Franz Pfemfert; aus dieser Zeit stammt auch seine Freundschaft mit dem Kollegen Georg Heym; sein künstlerisches Werk verrät in dieser Zeit einigen Einfluss von Stefan George; van Hoddis wurde Ende dieses Jahres „Wegen Unfleisses“ von der Universität zwangsexmatrikuliert; 1912 ging van Hoddis nach München und wandte sich dort verstärkt dem Katholizismus zu; hier machte sich erstmals eine beginnende Psychose deutlicher bemerkbar; wegen zunehmender Konflikte mit seiner Familie zog er sich Anfang September noch selbst in die Kuranstalt in Wolbeck bei Münster zurück, die er Mitte Oktober aber „fluchtartig“ verliess, um nach Berlin zurückzukehren; hier wurde er jedoch derart auffällig, dass er bereits Ende Oktober in die Heilanstalt „Waldhaus“ in Nikolassee bei Berlin verbracht werden musste, so dass sich Erwin Loewenson an einen langjährigen Freund von Kurt Hiller, den Psychiater Arthur Kronfeld in Heidelberg, mit der Bitte um Unterstützung wandte; unter dem Titel Gewaltsam ins Irrenhaus war diese Zwangseinweisung Anlass für ein Medienecho – zu einer Zeit allerdings, als van Hoddis schon aus der Anstalt „entwichen“ war; nach Aufenthalten in Paris, München und Heidelberg kehrte er völlig mittellos nach Berlin zurück; 1914 hielt er seinen letzten Vortrag im Neuen Club; ab 1915 war van Hoddis in ständiger ärztlicher Behandlung und wurde privat gepflegt; in diesem Jahr starb sein Bruder Ludwig als Soldat im Ersten Weltkrieg; Franz Pfemfert publizierte 1918 in seiner Buchreihe Der rote Hahn unter dem Titel Weltende erneut das gleichnamige und fünfzehn weitere Gedichte van Hoddis'; in Zürich wurden in dieser Zeit in der Galerie DADA Gedichte von van Hoddis vorgetragen; nach dem Krieg konnte van Hoddis' Bruder Ernst nicht mehr Fuss fassen und emigrierte nach Palästina; ab 1922 befand sich van Hoddis in ständiger privater Pflege in Tübingen; inzwischen war sein Zustand so bedenklich, dass er 1926 auf Antrag seiner Mutter Doris Davidson, geborene Kempner, durch das Amtsgericht Tübingen entmündigt wurde und ein Onkel - Hermann Kempner - die Vormundschaft für ihn übernahm; am 15. Juni 1927 eskalierte ein Streit mit seinem Nachbarn, und man wies ihn in die Universitätsklinik der Stadt ein; von dort wurde er am 4. Juli 1927 in eine Privatklinik für Gemüts- und Nervenkranke, das "Christophsbad" in Göppingen, verlegt; dort blieb er sechs Jahre; im Jahr der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 emigrierte van Hoddis' Mutter mit seinen Schwestern Marie und Anna ebenfalls nach Palästina; am 29. September 1933 wurde van Hoddis in die „Israelitischen Heil- und Pflegeanstalten“ Bendorf-Sayn bei Koblenz verlegt; in dieser Anstalt wurden ab 1940 alle jüdischen Nervenkranken im deutschen Reich konzentriert; am 30. April 1942 wurde er von dort in den Distrikt Lublin nach Polen deportiert und im Mai oder Juni desselben Jahres - höchstwahrscheinlich im Vernichtungslager Sobibór - im Alter von 55 Jahren ermordet; sein Gedicht Weltende wurde am 11. Januar 1911 in der Berliner Zeitschrift Der Demokrat erstmals veröffentlicht:
    Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut,
    in allen Lüften hallt es wie Geschrei.
    Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei
    und an den Küsten – liest man – steigt die Flut.
    Der Sturm ist da, die wilden Meere hupfen
    an Land, um dicke Dämme zu zerdrücken.
    Die meisten Menschen haben einen Schnupfen.
    Die Eisenbahnen fallen von den Brücken. ----
    70 weitere Gedichte erschienen in den Avantgardezeitschriften "Die Aktion" und "Der Sturm"; sein lyrisches Werk ist vor allem gekennzeichnet durch starke Chiffrenhaftigkeit und dadaistische Elemente; viele seiner Gedichte zeigen einen skurril-grotesken Inhalt, vermischt mit naiven und schwarz-humoristischen Formulierungen; bei den Zeitgenossen hatte van Hoddis grossen Erfolg, seine Lyrik wurde von den damaligen Literaturkritikern und Intellektuellen hoch geschätzt; so eröffnete Weltende die wohl berühmteste expressionistische, von Kurt Pinthus 1919 herausgegebene Lyrikanthologie Menschheitsdämmerung; in der späteren Forschung trat er dagegen im Vergleich zu anderen Vertretern des Expressionismus wie Georg Heym, Ernst Stadler oder Georg Trakl in den Hintergrund
  • 23.5.1887–11.2.1968: Jakob Steinhardt (Jacob Steinhardt), geboren in Zerkow (Posen), gest. in Nahariya, Maler und Graphiker, studierte in Berlin seit 1906, in Paris seit 1909 (u. a. bei Matisse); 1912 Rückkehr nach Berlin, gründete die "Pathetiker-Gruppe" zusammen mit Ludwig Meidner und Richard Janthur, war Kriegsteilnehmer, hatte 1917 eine Ausstellung in Berlin; trat hauptsächlich mit grafischen Folgen nach jüdischen und biblischen Motiven hervor (Holzschnitte zur Haggada 1920/21, Radierungen mit Gedichten Arno Nadels unter dem Titel "Rot und glühend ist das Auge des Juden"; Lithographien zu den "Musikalischen Novellen" und den "Gleichnissen" von J. L. Perez u. v. a.); neben Struck und Budko Hauptvertreter einer spezifisch am Jüdischen interessierten Kunst, einer der überzeugendsten Darsteller der ostjüdischen Welt; floh 1933 mit Frau Minni und Tochter Josefa nach Palästina und lebte seither in Jerusalem, seit 1947 Dozent an der Bezalel-Schule für Kunst und Kunsthandwerk, deren Leiter 1953-1957; gewann internationale Preise auf der Biennale in São Paulo (1955) und in Venedig (1960)
  • 27.5.1887–6.10.1942: Erich Kuttner, geb. in Berlin-Schöneberg, ermordet im KZ Mauthausen, Politiker, Rechtsreferendar, Autor, Journalist an SPD-Zeitungen, im ersten Weltkrieg (1916) bei Verdun verwundet und ausgezeichnet, 1917 erster Vorsitzender des Reichsbundes der Kriegsbeschädigten, 1919 Kommandeur des "Regiments Reichstag" (aktive Beteiligung an den Kämpfen zur Niederwerfung des Spartakusaufstandes), SPD-MdL in Preussen 1921-1933; 1933 rettete er sich nach Amsterdam, wurde 1942 der Gestapo aufgespürt; Hauptwerke: Klassenjustiz, 1912; Warum versagt die Justiz, 1921; Pathologie des Rassenantisemitismus, 1930; Hans v. Marées, 1937; Het Hongerjaar 1556, 1949
  • 27.5.1887–18.5.1975: Kasimir (Kazimierz) Fajans, geb. in Warschau, gest. in Ann Arbor, Michigan, vielseitiger polnisch-jüdisch-US-amerikanischer Chemiker, Pionier in der Radioaktivitätsforschung (u. a. Entdeckung des „Verschiebungsgesetzes“ 1913 [gemeinsam mit Soddy]); Promotion 1909 bei Georg Bredig in Heidelberg; anschliessend arbeitete er an der ETH Zürich bei Richard Willstätter und an der Universität Manchester bei Ernest Rutherford, bevor er 1911 Assistent von Bredig an der TH Karlsruhe wurde; 1917 a.o. Prof. an der Universität München, 1925 dort ordentlicher Professor für physikalische Chemie, 1932 Direktor des Instituts für Physikalische Chemie; da er Jude war, wurde er 1935 entlassen, er emigrierte in die USA und war von 1936 bis 1957 Professor an der University of Michigan in Ann Arbor; 1942 erhielt er die US-Staatsbürgerschaft; die deutsche hatte er 1918 erhalten; Fajans war verheiratet und hatte zwei Söhne; Werkauswahl (in viele Sprachen übersetzt): "Radioaktivität", 1920; "Physikalisch-chemisches Praktikum", 1929; "Quanticule theory of chemical bonding", 1960; - Memoiren 1975
  • 13.6.1887–20.6.1945: Bruno Frank, geb. in Stuttgart, gest. in Beverly Hills/Kalif., Schriftsteller vor allem historischer Werke, aber auch kultiviertester Luststücke sowie reifer Lyrik, Dr. phil. (Tübingen), Kriegsteilnehmer, befreundet mit Lion Feuchtwanger und Klaus Mann; war bis 1933 in München tätig, emigrierte dann nach Österreich, weiter in die Schweiz, nach Frankreich und England, 1939 in die USA, wo er bis zu seinem Tode lebte; Lyrik: Requiem, 1913; Romane: Die Fürstin, 1915, Tage des Königs, 1924; Trenck, 1926; Cervantes, 1934; Der Reisepass, 1937; Politische Novelle, 1928; Dramen: Zwölftausend, 1927; Sturm im Wasserglas, 1930 (Lustspiel, mehrfach verfilmt); Ausgewählte Werke, 1957
  • 7.7.1887–28.3.1985: Marc Chagall, geb. in Liosno bei Wizebsk (russ. Witebsk), Weissrussland, gest. Saint-Paul-de-Vence, Frankreich, poetischer Maler, der in seinen Werken stets wiederkehrende Symbole verwendet, Marc Chagall wuchs auf als Moishe Zakharovich Shagalov, Chagall wurde stark von seinem ärmlichen jüdischen Elternhaus im Geist des Chassidismus geprägt und war einer der bedeutendsten Maler des Surrealismus, „Maler-Poet der russisch-jüdischen Welt“; 1906-08 künstlerische Ausbildung in Witebsk und St. Petersburg, ab 1910 als Stipendiat in Paris, 1914 erste Einzelausstellung in Berlin, 1915 Heirat mit Bella Rosenfeld, 1920 Moskau, 1922 Berlin, 1923 Paris, 1937 Werke in der Ausstellung „Entartete Kunst“; frz. Staatsbürgerschaft (1937), 1941 Emigration in die USA (New York), 1948 Rückkehr nach Paris, 1960-66 Tätigkeit in Jerusalem und New York, 1967 Niederlassung in Saint-Paul-de-Vence (Dép. Alpes-Maritimes, Südfrankreich); Marc Chagall schuf im Verlauf von annähernd acht Jahrzehnten ein Gesamtwerk als Grafiker und Maler, das nicht nur in den grossen Museen, sondern auch als Glasmalerei (ab 1956, v. a. Kirchenfenster) und Raumgestaltung (Deckengemälde und Mosaike, z. B. 1962-64 in der Pariser Oper) in mehreren europäischen Ländern, in Israel und den USA vertreten ist. Aufgewachsen im ländlichem Milieu unter dem Einfluss des zugleich mystischen und weltoffenen ostjüdischen Chassidismus, verband Chagall in seiner künstlerischen Entwicklung die heimatliche Volkskunst mit Einflüssen des Kubismus und des Surrealismus. Insgesamt lässt sich seine figurative, assoziative und farbintensive Malerei als eine poetische Form des Expressionismus bezeichnen. Chagall gewann wesentlichen Anteil an der Popularität der Klassischen Moderne nach 1945, zumal seine Kunst einen Beitrag zum jüdisch-christlichen Dialog leistete: Die Bibel verstand er als „die grösste Quelle der Poesie aller Zeiten“. Kritik an der christlichen Vereinnahmung der Bibel enthalten Chagalls Darstellungen des gekreuzigten Jesus als Jude und als Symbolfigur der Leiden des jüdischen Volkes („Die weisse Kreuzigung, 1938; Chikago, The Art Institute). Chagalls Expressionismus unterscheidet sich grundsätzlich von der Malerei im Stil der „Brücke“ durch den Vorrang innerer Bilder gegenüber der spontanen Reaktion auf die äussere Wahrnehmung. Diese inneren Bilder lösen aber auf ähnliche Weise Emotionen aus, die zu expressiver Form- und Farbgebung führen. Der deutlichste Hinweis auf Chagalls Innensicht ist die Tatsache, dass die Themen seiner Werke in der Grossstadt Paris von Motiven dominiert werden, die aus dem heimatlichen Liosno stammen („Der Sabbat“, 1910, Köln, Museum Ludwig; „Ich und das Dorf“, 1911; New York, Museum of Modern Art; „Der Viehhändler“, 1912, Basel, Kunstmuseum). Die Erinnerungsbilder aber blieben lebendig und verbanden sich mit Vorstellungsbildern einer paradiesischen Welt der Liebenden. Im Mittelpunkt des Werkes steht ein Zyklus zum Hohenlied (Nizza, Musée National Message Biblique Marc Chagall). Aufhebung der Schwerkraft: Ein Merkmal der Bildwelt Chagalls sind schwebende Menschen, Tiere und Gegenstände, verbunden mit einer ebenfalls träumerischen Verwandlung der Grössenverhältnisse. Es sind vor allem Mann und Frau, die sich in die Lüfte erheben, wie etwa der Bräutigam auf den Schultern seiner Braut („Doppelbildnis mit Weinglas“, 1917; Paris, Musée d´Art Moderne im Centre Pompidou). Hier oben bewegen sich die animalischen Lebewesen, die auch als Reittiere dienen, ganz mühelos: ein rotes Pferd, ein fliegendes gelbes Rind und stolz geschwänzte blaue Hähne. Die Farbenpracht dieser Fauna wetteifert mit der Flora, die ebenfalls von der Schwerkraft befreit ist. Ein Gegenbild ist der apokalyptische „Engelsturz“ (Basel, Kunstmuseum) aus den Jahren 1923, 1933 und 1947; der rote Engel gewinnt den Ausdruck von Feuer, das vernichtend auf die Erde stürzt. – „Der Geiger“: Das Gemälde im Stedelijk Museum von Amsterdam entstand 1912/13. Es gehört zu den frühen Pariser Erinnerungsbildern an sein Heimatdorf. Während bei der Hochzeit (1909; Zürich, Sammlung Bührle) ein Geiger und der Rabbi dem Brautpaar vorangehen, steht der bei allen Festlichkeiten unentbehrliche Musiker nun bildfüllend auf dem schneebedeckten Dach einer Hütte und setzt den rechten Fuss auf einen Tisch, um mit dem Absatz seines Stiefels den Takt zu schlagen. Der gekrümmte Horizont am oberen Bildrand deutet an, dass die Melodie des Musikers den Erdball umrunden wird. Eine weitere Version entstand 1923 als „Grüner Geiger“ (New York, Solomon R. Guggenheim Museum); 1967 hat dieser sich schliesslich mit unter den Arm geklemmter Geige mitten auf einer Dorfstrasse auf einem Tisch niedergelassen. 1962 Fensterentwürfe für das Fraumünster in Zürich
  • 22.7.1887: Gustav Hertz (Gustav Ludwig Hertz) in Hamburg geboren, Physiker, seit 1928 o. Prof. an der Technischen Hochschule Berlin, hat gemeinsam mit J. Franck die Anregungs- und Ionisierungsspannung verdünnter Gase untersucht und die Bohrsche Atomtheorie experimentell bestätigt; Nobelpreis für Physik 1925 (verliehen 1926); er starb am 30.10.1975 in Ost-Berlin; er war ein Neffe des Physikers Heinrich Hertz
  • 18.8.1887–1942: Alma Johanna Koenig (Alma Johanna König; 1921-1936 verheiratete Freifrau von Ehrenfels; Pseudonym: Johannes Herdan, das sie zum Schutz des Ansehens ihrer Familie und ihres Mannes verwendete, mit dem sie fünf Jahre in Algier lebte), geb. in Prag, vermutlich ermordet im Ghetto von Minsk, österreichisch-jüdische Lyrikerin und Erzählerin aus gutbürgerlichem Haus, Gedichte ("Liebesgedichte", 1930; "Sonette für Jan", 1946), Romane (u. a. "Der jugendliche Gott", postum 1947), in denen es um Liebe und Leidenschaft geht und in denen sie oft auch psychologisiert; weitere Werke: die Erfolgsromane "Die Fackel des Eros", 1930; "Leidenschaft in Algier", 1932; - 1925 erhielt sie den "Preis der Stadt Wien"; ihr Lebensgefährte Oskar Jan Tauschinski stiftete 1957 den Alma-Johanna-König-Literaturpreis
  • 31.8.1887–17.9.1958: Friedrich Adolf Paneth, geb. u. gest. in Wien, Chemiker, Sohn eines Physiologen, evangelisch, 1918 Prof. in Prag, 1919 in Hamburg, 1922 in Berlin, 1929 in Königsberg; emigrierte 1933 nach London; 1939 wurde er Prof. in Durham, 1943-1945 leitete er die Chemie-Abteilung der britisch-kanadischen Atomenergiegruppe in Montreal; 1953 kehrte er nach Deutschland zurück als Direktor des Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz; Hauptwerke: Lehrbuch der Radioaktivität, 1923; Radio-Elements as Indicators and other Selected Topics in Inorganic Chemistry, 1928; The Origin of Meteorites, 1940
  • 15.9.1887–21.2.1970: Arnold Marlé, geb. in Berlin , gest. in London, Schauspieler; vielleicht ist er "mitschuldig" am Titel des berühmten Liedes "Lili Marleen": Lili Marleen ist das Lied, das in der Fassung von Lale Andersen berühmt wurde, der Schriftsteller und Dichter Hans Leip schrieb den Text im Ersten Weltkrieg vor seiner Abfahrt an die russische Front Anfang April 1915, während einer Wache vor der Gardefüsilierkaserne in der Kesselstrasse in Berlin; er war verliebt in zwei Mädchen - Lili und Marleen -, die sich in dichterischer Freiheit zu einer einzigen zusammenfügten; die andere Version der Entstehungsgeschichte des Liedes, um die es hier geht, ist folgende: Hans Leip war verliebt in Lilly Freud (1888-1970), Tochter von Sigmund Freuds Schwester Marie; Hans Leip selbst gab später zu, Lilly Freud gekannt zu haben; die Schauspielerin verliess ihn jedoch und heiratete 1917 den Schauspieler und Theaterleiter Arnold Marlé; Leip war wütend und schrieb das Lied, aus "Lilly Marle" wurde nun "Lili Marleen"; Lilly Freud-Marle selbst erklärte stets, die "Lili Marleen" aus dem Lied zu sein, in der Familie wird die Geschichte immer noch erzählt; stimmt die Geschichte, wäre sie voller Ironie: Die deutschen Wehrmachtssoldaten sangen ein Lied über ein jüdisches Mädchen ...
  • 5.10.1887–20.2.1976: René Cassin (René Samuel Cassin), geb. in Bayonne/Südfrankreich, gest. in Paris, französischer Jurist und Diplomat; Professor für Rechtswissenschaften in Lille und an der Sorbonne; Sohn eines jüdischen Kaufmanns portugiesisch-marranischer Herkunft aus Forbach in Lothringen; seine Mutter war eine geborene Dreyfus und stammte ursprünglich aus dem Elsass; u. a. war René Cassin 1944-1960 Vizepräsident des französischen Staatsrates, 1946-1960 Präsident der ENA, 1965-1968 Präsident des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte; massgeblich beteiligt war er an der Verfassung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen 1948; Mitgründer der UNESCO; Friedensnobelpreis 1968
  • 6.10.1887–1941: Salman Reisen (Salmen Reisen, Zalman Reisen), geb. in Kaidanowo, Gouvernement Minsk, jiddischer Schriftsteller und Publizist, Biograph und Übersetzer, erhielt die traditionelle Ausbildung eines jüdischen Knaben, im Anschluss besuchte er die Mittelschule und widmete sich dann literarischen Studien, 1914 Mitarbeiter beim Warschauer "Fraind", 1916-1918 Redakteur der "Letzte Naies" in Wilna, seit 1919 Redakteur des von Schmuel Niger gegründeten "Wilner Tog", den er nach Nigers Abreise nach Amerika als Chefredakteur übernahm und als unabhängige Zeitschrift, in der auf hohem Niveau gesellschaftlich-kulturelle Fragen des Judentums besprochen wurden, zur Blüte brachte; Salman Reisen widmete sich seither besonders der jiddischen Sprachwissenschaft (Grammatik, Orthographiereform, auch Pädagogisches) und Literaturgeschichte, schrieb für eine Unzahl jiddischer Blätter, war Vorsitzender des jüdischen Literaten- und Journalistenvereins in Wilna, Verlagsgründer und Betreuer seiner in Zusammenarbeit mit Niger herausgegebenen Nachschlagewerke, Vorsitzender des jüdischen Pen-Klubs in Wilna, eine Zeit lang mit Weinreich Direktor des Jiddisch-Wissenschaftlichen Instituts in Wilna, Mitredakteur der "Jüdischen Philologie" und der "Philologischen Schriften" des JWI (später Yivo genannt), in denen er selbst auch mehrere sprachwissenschaftliche Werke veröffentlichte; seit Ende der 1920er Jahre unternahm er mehrere Vortragsreisen (Russland, Amerika), während derer er sich für die jiddische Literatur engagierte und dem YIVO Freunde und Förderer warb; 1941 wurde er in Wilna von Sowjetrussen verhaftet und ist seitdem verschollen; Salman Reisen war der Bruder von Abraham und Sara Reisen; Werke (Auswahl): Die Muttersproch (Bearbeitung, 1908); Jiddische Elementargrammatik, 1908 ff.; Lexikon fun der jiddischer Literatur un Presse (Warschau 1914; 2. Auflage in fünf Bänden, Wilna 1926-1930); Dus Leben fun Mendale Mocher Sforim, Wilna 1918 (2. Aufl. 1923); Dus lebendike Wort. Eine Chrestomatie, Wilna 1919 (7. Auflage 1928); Grammatik fun der jiddischer Sprach (Wilna 1920; 4. Auflage 1926); Zoologie (nur Bearbeitung, 1920); Anatomie (nur Bearbeitung, 1920); Pinkes far der Geschichte fun Wilna, hrsg. von der jüdisch-historisch-ethnographischen Gesellschaft (Wilna 1922, Redaktion); Fun Mendelssohn bis Mendale. Handbuch fun der jüdischen Haskalah-Literatur (Warschau 1923); Fun Elijahu Bachur bis Mendelssohn. Handbuch fun der alter jiddischer Literatur (gemeinsam mit Max Erik, Wilna 1922, gelangte nicht zur Veröffentlichung); ausserdem übersetzte er Werke von Heine, Dostojewski, Tolstoj, Jakob Wassermann, Arthur Landsberger, A. I. Goldschmidt, Wallace, Ernst Trampe, Guy de Maupassant, Schachnowicz, Michael Lermoniof, Knut Hamsun, Thomas Mann und anderen in die jiddische Sprache
  • 12.10.1887–27.1.1945: Karl Landauer, geb. in München, ums Leben gebracht im KZ Bergen-Belsen, Schüler Freuds, verfasste "Theorie der Affekte", Mitbegründer des ersten Frankfurter psychoanalytischen Instituts 1929 (1933 von den Nazis aufgelöst), u. a. Max Horkheimer ging zu ihm in die Analyse; Landauer floh nach Holland, wo er aber 1943 verhaftet wurde; noch im KZ Bergen-Belsen versuchte er, seine Mithäftlinge therapeutisch zu betreuen
  • 10.11.1887–26.11.1968: Arnold Zweig, Erzähler, Dramatiker, Essayist, auch Herausgeber der Werke Kleists und Büchners; geb. in Grossglogau, Niederschlesien, als Sohn des jüdischen Sattlermeisters Adolf Zweig und dessen Frau Bianca; Zweigs Eltern waren kaum religiös; 1907 nahm Arnold Zweig das Studium der Germanistik, Philosophie, Psychologie, Kunstgeschichte und Nationalökonomie in Breslau auf; später wechselte er nach München, Berlin, Göttingen, Rostock und Tübingen; während dieser Zeit war er stark von Nietzsche beeinflusst; 1912 erster Kontakt zu Martin Buber, in dessen "Der Jude" Arnold Zweig viele Artikel publizierte; 1916 heiratete Zweig seine Cousine, die Malerin Beatrice Zweig; aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor: Adam und Michael; Weltkriegsteilnehmer u. a. in Serbien, 13 Monate vor Verdun, dann in Kowno und Wilna, ab 1917 war Zweig Mitarbeiter der Presseabteilung des Oberbefehlshabers Ost und kam dort als säkularer Jude erstmals in Kontakt mit dem Ostjudentum, was bei ihm einen bleibenden Eindruck hinterliess; nach dem 1. Weltkrieg liess sich Zweig als freier Schriftsteller am Starnberger See nieder, es entwickelte sich eine Freundschaft zu Lion Feuchtwanger und auch (u. a.) ein Briefwechsel mit Freud (dem er auch seinen Sergeanten Grischa widmete); nach dem Hitler-Putsch 1923 musste Zweig weg aus Starnberg, er zog nach Berlin, wo er als Redakteur für die Jüdische Rundschau arbeitete; der Kontakt zu Buber führte Zweig in die Nähe des Zionismus, dem er einige Jahre eng verbunden blieb; 1932 erste Reise nach Palästina, von der er Sigmund Freud begeistert berichtet; nach der „Machtergreifung“ wurden auch Zweigs Bücher öffentlich verbrannt; Zweig emigrierte 1933 (Tschechoslowakei, Schweiz, Frankreich, Palästina: Haifa) und lebte bis 1948 in Palästina, dort stark isoliert aufgrund seiner Kritik an der nationalen und antiarabischen Haltung der jüdischen Bevölkerung Palästinas (1938 hatte er auch die Zionisten der Kollaboration mit Hitler im Rahmen des zur Rettung deutscher Juden geschlossenen Haavara-Abkommens geziehen, erklärte sogar, "die aufrichtigste Bewunderung unter den Juden" zollten Hitler "zionistische Gruppen") und aufgrund seiner deutschen Sprache; in Haifa geriet er in Konflikt mit national-jüdischen Gruppen, die sowohl die deutsche wie auch die jiddische Sprache ablehnten – während Zweig in der deutschsprachigen Haifaer Zeitschrift „Orient“ publizierte“; die Situation eskalierte so sehr, dass für eine Hebraisierung eintretende, anti-arabische Nationalisten einen Bombenanschlag auf die Redaktion des „Orient“ ausführten, was die Einstellung der Zeitschrift erzwang (bereits 1932, vor der Flucht ins Exil, hatte Zweig in seinem in Deutschland bald verbotenen Roman „De Vriendt kehrt heim“ eine ähnliche Situation geschildert: ein ungeklärter Jerusalemer Mordfall an einem jüdischen, antizionistischen Pädophilen aus dem orthodoxen Milieu; während der Mord von den Zionisten mit einer Liebesaffäre zu einem arabischen Jungen in Verbindung gebracht wird, macht Zweig sich im Roman die inoffiziell gängige Meinung zu eigen, es handle sich um einen politischen Mord eines zionistischen Attentäters); abgeschnitten von seinem literarischen Umfeld wurde Zweigs Existenz in Palästina auch wirtschaftlich unhaltbar, Pläne zur Auswanderung nach Amerika liessen sich nicht realisieren, Zweig wandte sich dem Sozialismus zu und engagierte sich für ihn, publiziert dann in antifaschistischen Blättern wie der „Neuen Weltbühne“ und der „Deutschen Volkszeitung“; 1947 erschien auf deutsch (hebräisch bereits 1943) der Roman „Das Beil von Wandsbek“, in dem Zweig psychologisch dicht und historisch stimmig die Anpassung der kleinen Leute an den Nationalsozialismus darstellt; 1948 kehrte Arnold Zweig aus dem Exil nach Ost-Berlin zurück (worunter Zweigs Frau psychisch sehr litt, die dort keinesfalls leben wollte), als bekennender Sozialist wurde er in der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR geehrt; zu Zweigs Anerkennung trug besonders bei, dass Georg Lukacs sein Werk im Vergleich zur vermeintlich „dekadenten“ Moderne lobte und ihn in einen Traditionszusammenhang zu den Autoren des realistischen Romans des 19. Jhdts. stellte; wegen seines Eintretens für den Sozialismus und die DDR fand Zweigs Werk für lange Jahre in der Bundesrepublik kaum Beachtung geschweige denn Anerkennung; 1949-1967 war Zweig Abgeordneter der Volkskammer der DDR; 1950 wurde ihm der Nationalpreis der DDR 1. Klasse verliehen; 1950-1953 war er Präsident der „Deutschen Akademie der Künste“ der DDR in Ostberlin, danach Ehrenpräsident; 1957 Ernennung zum Präsidenten des "Deutschen P.E.N.-Zentrums Ost und West" (ab 1967: "P.E.N.-Zentrum DDR") als Nachfolger seines verstorbenen Kollegen Brecht; 1962 wird Zweig ehrenhalber zum Professor ernannt; gesundheitlich angeschlagen und fast erblindet, zieht er sich immer mehr aus der Öffentlichkeit zurück; er stirbt am 26. November 1968 in Ostberlin; die DDR brachte ihm zu Ehren mehrere Briefmarken mit seinem Konterfei heraus; jüdische Gestalten und Probleme spielen in fast allen seinen frühen Werken eine Rolle; der psychologisch-impressionistische Erzähler wurde durch das Erlebnis des 1. Weltkriegs zum antimilitaristischen Zeitkritiker; er schrieb äusserst sensible „Novellen um Claudia“, 1912 (grosser Erfolg, über 100 000 mal verkauft); den Kriegsroman „Der Streit um den Sergeanten Grischa“, 1927 (Sigmund Freud gewidmet), das Kernstück eines 6-bändigen Zyklus „Der grosse Krieg der weissen Männer“; nach "Grischa" setzte die Flut von Kriegsbüchern in Deutschland und im Ausland ein; auch Dramen („Abigail und Nabal“, 1912; „Die Sendung Semaels“ (behandelt den Ritualmordfall Tisza-Eszlar 1882), 1920, eine Neubearbeitung von "Ritualmord in Ungarn", 1915; „Soldatenspiele“, 1956) und Essays („Caliban oder Politik und Leidenschaft“, 1926, gegen den Antisemitismus gerichtet); weitere Werke (Auswahl): Aufzeichnungen über eine Familie Klopfer, 1911; Ritualmord in Ungarn, 1915 (Tragödie, hier geht es wie bereits erwähnt um Tisza-Eszlar; dafür erhielt er den Kleist-Preis 1915); Quartettsatz von Schönberg, 1916 (Erzählung); Judenzählung vor Verdun, 1916 (ein bitteres Prosastück als Antwort auf den Antisemitismus im deutschen Heer bzw. auf die von antisemitischen Kreisen angeregte "Judenzählung"; in dem Stück lässt Zweig die Gebeine der getöteten jüdischen Soldaten zum Zählappell antreten); Geschichtenbuch, 1916; Das ostjüdische Antlitz, 1920 (gemeinsam mit Hermann Struck; das Buch sollte der weit verbreiteten Abneigung deutscher Juden gegen die Ostjuden entgegenwirken und zeichnete von ihnen ein zwar positives, aber stereotypes Bild); Gerufene Schatten, 1923; Frühe Fährten, 1925; Lessing, Kleist, Büchner, 1925 (Essayband); Das neue Kanaan, 1925; Die Umkehr des Abtrünnigen (Tragödie, als Buch 1925 erschienen, aufgeführt in Frankfurt a. M. 1929; nach Bubers Baalschem-Legende "Vergessene Geschichten" das Schicksal eines getauften Juden – Jochanan b. Meir aus Wilna – behandelnd, der es bis zum Bischof gebracht hat: Johannes von Brixen); Der Regenbogen, 1926; Gerufene Schatten, 1926; Der Spiegel des grossen Kaisers, 1926; Juden auf der deutschen Bühne, 1928 (Charakteristiken bedeutender Schauspieler); „Junge Frau von 1914“, 1931; Die Aufgabe des Judentums, 1933 (gemeinsam mit Lion Feuchtwanger) „Bilanz der deutschen Judenheit. Ein Versuch“, 1934 (versuchte der Umwelt vor Augen zu halten, was mit der Machtergreifung des NS-Regimes zerstört worden war, Darstellung des grossen Beitrags des Judentums zu allen Bereichen deutscher Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur etc.); „Erziehung vor Verdun“, 1935 (sein erster Exilroman, finanziell ein beachtlicher Erfolg); „Einsetzung eines Königs“, 1937 (Kriegsroman); „Die Feuerpause“, 1954; „Die Zeit ist reif“, 1957; Traum ist teuer, 1963 (Roman, sein schwächstes Werk, das auch einige politisch sehr problematische Aussagen enthält, z. B. die Juden hätten es hochmütig versäumt, sich für die grosse Gastfreundschaft, die ihnen in Palästina durch die Araber bereitet werde, zu bedanken); -- Arnold Zweig ist übrigens nicht verwandt mit Stefan Zweig; 1968 erschienen seine Gesammelten Werke in einer 16-bändigen Ausgabe; über Stalin hatte Zweig u. a. geschrieben: "Genosse Stalin" sei ein "Genie des Aufbauens und des unermüdlichen Einsatzes von Wachsamkeit, Mut und Menschenhilfe", er sei "Vormann der Völker, Perikles gleich, dem Lenker Athens"; nach Stalins Tod sagte er über ihn in einer Rede: "An jeder mächtigen Eiche könnte das dankbare deutsche Volk ein Bild seines Befreiers befestigen! Ruhe in Frieden, Josef Stalin!" – 1967 war Zweig wegen seiner israelfreundlichen Haltung seines Amtes als Dekan der Literarischen Fakultät der Humboldt-Universität enthoben worden (er hatte sich geweigert, eine israelfeindliche Resolution im Zusammenhang mit dem Sechstagekrieg mit zu unterzeichnen)
  • 18.11.1887–15.10.1960: Felice Bauer, geb. in Neustadt/Oberschlesien (heute poln. Prudnik), gest. in Rye, New York, USA, war die Dauer-Verlobte von Franz Kafka; sie entstammte einer jüdischen Familie, die eher dem Kleinbürgertum zuzurechnen war; der Vater arbeitete als Versicherungsvertreter, während die Mutter Tochter eines Färbers war; Felice war das vierte von fünf Kindern; schon mit zwölf Jahren übersiedelte sie mit ihrer Familie nach Berlin; Franz Kafka lernte Felice am Abend des 13. August 1912 während eines Besuches bei seinem Freund Max Brod kennen, dessen Schwester Sophie mit einem Vetter von Felice Bauer verheiratet war; Felice war seit 1909 bei einer Berliner Firma angestellt und brachte es innerhalb weniger Jahre zur Prokuristin; nachdem sich Franz und Felice zweimal ver- und wieder entlobt hatten, trennten sie sich endgültig am 27.12.1917 in Prag; im Gegensatz zu Franz Kafka trug sie durch ihre gute berufliche Stellung schon früh eine grosse Verantwortung für den Unterhalt der Familie; schon bald nach der endgültigen Beendigung der Beziehung zu Franz Kafka heiratete sie im Jahre 1919 den 14 Jahre älteren Bankprokuristen Moritz Marasse; aus dieser Ehe gingen zwei Kinder hervor: der Sohn Heinz (geb. 1920) und Tochter Ursula (1921–1966); im Jahre 1931 siedelte die Familie in die Schweiz über, von wo aus sie im Jahre 1936 in die Vereinigten Staaten auswanderte; nur ein Jahr später starb ihr Ehemann; Felice Bauer musste fortan die Familie alleine durchbringen und eröffnete mit ihrer Schwester den Strickwarenladen "Robertson Knit Shop"; in späteren Jahren sah sie sich durch eine Krankheit und die daraus resultierenden Geldschwierigkeiten gezwungen, ihren Briefverkehr mit Franz Kafka (mehr als 500 Briefe Kafkas an sie) an den Verleger Salman Schocken zu verkaufen (1955); der Musiker Adam Green ist ein Urenkel von Felice Bauer; - Literatur: Canetti: Der andere Prozess. Kafkas Briefe an Felice. Leipzig, Reclam 1985 (2.Aufl.); und dann natürlich: die Briefe selbst!
  • 7.12.1887–1.10.1964: Ernst Toch, geb. in Wien, gest. in Santa Monica, Los Angeles, USA, deutsch-österreichischer Komponist im Übergang vom Stil der Spätromantik zur Moderne; er wuchs in Wien auf, lernte Klavier bei der Pianistin und Schriftstellerin Ida Mikolasch sowie andere Instrumente und studierte an den Universitäten von Wien und Heidelberg Philosophie und Medizin (1921 Promotion in Heidelberg über Beiträge zur Stilkunde der Melodie); seine kompositorische Tätigkeit begann er um 1900 als Autodidakt mit Mozart als Vorbild (Streichquartette, 1905 Stammbuchverse für Klavier); eines seiner ersten Streichquartette wurde 1908 in Leipzig uraufgeführt, sein sechstes (Opus 12, 1905) im Jahr 1909; seine Kammersinfonie in F-Dur von 1906 erhielt 1909 den Mozart-Preis der Stadt Frankfurt am Main; dies war für Ernst Toch der Anlass, die Musik hauptberuflich zu betreiben; 1910 erhielt er den Mendelssohn-Preis für Komposition; er studierte Klavier und Komposition (Dr. Hoch's Konservatorium 1909-1913) und wurde 1913 für diese beiden Fachgebiete an die Musikhochschule Mannheim berufen; nach fünf grossen Preisen (u. a. mehrmals österreichischer Staatspreis) wurde er 1914 für 4 Jahre Soldat in der k.u.k.-Armee an der Italienfront; 1916 heiratete er die Bankierstochter Lilly Zwack und kehrte nach dem Ersten Weltkrieg nach Mannheim zurück, wo er bis 1928 weiter unterrichtete und einen neuen Stil der Polyphonie entwickelte; Tätigkeiten an anderen Orten und sein Klavierkonzert machten ihn weiter bekannt; 1932 hatte er seine erste grosse USA-Tournee; Toch schrieb auch vier Werke für Blasorchester, eines davon (op. 39) wurde 1926 in Donaueschingen zusammen mit jeweils einer Blasmusikkomposition von Ernst Krenek, Ernst Pepping, Paul Hindemith und Hans Gál uraufgeführt; die Anregung der Komposition kam von Paul Hindemith, der für dieses Festival selbst auch ein Werk komponierte; in Berlin, wohin ihm seine Familie 1928 gefolgt war, entstanden 1927-1928 dieMusikdramen "Die Prinzessin auf der Erbse" nach Hans Christian Andersen, für das ihm der Bildhauer Benno Elkan das Libretto schrieb, und "Egon und Emilie" (Christian Morgenstern); das Opern-Capriccio "Der Fächer" folgte 1930; nach Adolf Hitlers Machtergreifung ging er ins Exil: 1933 nach Paris und London, wo er Filmmusiken schrieb; 1935 folgte er einer Einladung nach New York (New School for Social Research), wo die Big-Ben-Variationen entstanden; seinen Lebensunterhalt konnte er aber erst in Kalifornien durch Filmkompositionen für Hollywood sichern; als Professor an der University of Southern California hatte er neben Komposition auch Philosophie zu vertreten und hielt Gastvorlesungen an der Harvard-Universität; die dort vorgetragene Musiktheorie fasste er in der Schrift „The Shaping Forces in Music“ (1948) zusammen; ab 1950 komponierte er 7 grosse Sinfonien, für deren dritte (op.75, 1954) er drei Jahre später den Pulitzer-Preis erhielt; in diesen Spätwerken kehrte er wieder zum spätromantischen Stil seiner Anfangszeit zurück; einige Jahre nach dem Grammy Award (1960) nannte er sich the world's most forgotten composer of the 20th century
  • 10.12.1887–26.2.1969: Wladimir Eliasberg (Wladimir Gottlieb Eliasberg), geb. in Wiesbaden, gest. in New York, Psychiater und Psychotherapeut, Dr. med. (1911) und Dr. phil. (1924), 1914-1918 Kriegsdienst, EK I, wirkte zunächst in München, schrieb 1924 als erster Wissenschaftler über die Pathologie der Arbeit ("Grundriss einer allgemeinen Arbeitspathologie", Leipzig 1924), Organisator grosser wissenschaftlicher Ärztekongresse; arbeitete über Propaganda ("Reklamewissenschaften. Ein Lehrbuch auf soziologischer, volkswirtschaftlicher und psychologischer Grundlage", 1936), 1937 Gast-Professor in Prag, 1938 mit seiner Frau und den beiden jüngsten Töchtern (aus seiner ersten Ehe stammten vier Töchter) Emigration in die USA; dort u. a. 1941-1944 als Psychiater am Mount Sinai Hospital in New York; weitere Werke (Auswahl): Towards a Philosophy of Propaganda, 1957; Social Psychiatry, 1959; Violence, 1969
  • Ca. 1887–1917: Raffaele Ottolenghi, zionistisch engagierter Anwalt und Publizist in Italien
  • 1887–1938: Martin Ehrlich, geb. in Kattowitz, gest. in Gleiwitz, Rechtsanwalt und Notar, Vorsitzender der Zionistischen Ortsgruppe Gleiwitz; er starb an den Folgen seiner Inhaftierung im KZ Buchenwald
  • 1887–1939: Nachum Zemach (Nahum oder Na'um Zemach), geb. in Wolkowysk, Polen; gest. in New York, Theaterdirektor und Vater des israelischen Nationaltheaters; er gründete 1913 in Bialystok das kurzlebige 1. Habimah-Theater und danach 1916 in Moskau die eigentliche Habimah, die bald Weltruhm gewann und sich zum israelischen Nationaltheater entwickelte
  • 1887–1941: Viktor Jollos (Victor Jollos), Zoologe in Madison
  • 1887–1942: Margarete Hartstein, geb. in Berlin, Selbsttötung in Berlin, Sozialarbeiterin, war 1921 Fürsorgerin in Berlin, 1929 Beamtin für das Pflegestellenwesen, wurde 1933 entlassen, arbeitete dann für die Zentrale Wohlfahrtsstelle der Reichsvertretung der deutschen Juden; als 1942 die Deportation drohte, nahm sie Gift
  • 1887–1943: Fritz Cohn, geb. in Kattowitz, umgekommen in Auschwitz, Dipl.-Kaufmann, Synagogenvorstand in Berlin, 1943 wurde er mit seiner Frau und seiner ältesten Tochter nach Auschwitz deportiert
  • 1887–1944: Dr. Julius Simons, geb. in Rheydt, umgekommen in Auschwitz, Lehrer und Prediger, lebte und arbeitete 1908-1933 in Kassel; er emigrierte 1939 nach Amsterdam; 1943 nach Westerbork verbracht, 1944 in Auschwitz umgekommen
  • 1887–1951: Walter Steinthal, geb. in Dessau, gest. in San Francisco, Historiker, erst Journalist in Berlin am 12-Uhr-Blatt, emigrierte 1933 in die USA und war 1940-1947 Prof. für frühasiatische Kulturgeschichte an der Stanford University in Kalifornien; schrieb auch ein Buch über Dreyfus ("Dreyfus", Berlin 1930)
  • 1887–1951: Erich Reiss, geb. in Berlin, gest. in New York, Verleger, gründete 1908 in Berlin einen Verlag, entdeckte Fritz von Unruh, verlegte Benn, Edschmid, Bruno Frank, Klabund, Rehfisch u. a., einige Jahre Hardens "Zukunft" und Jacobsohns "Schaubühne"; 1938 wurde der Verlag geschlossen, Erich Reiss in ein KZ gebracht; Freunden gelang es, seine Entlassung zu erwirken; er emigrierte über Schweden in die USA
  • 1887–1952: Hans Feist, Übersetzer aus dem Italienischen
  • 1887–1956: Lucy von Jacobi, Übersetzerin (französisch) und Autorin
  • 1887–1961: Anthony Gustav de Rothschild, er war Mehrheitseigner der Bank und bis zu seinem Tode 1961 Vorsitzender der englischen Rothschild-Bank; übergab das Familienanwesen Ascott House dem National Trust; er war verheiratet mit Yvonne Lydyia Louise Cahen d'Anvers (Bankfamilie aus Belgien/Frankreich)
  • 1887–1966: Paul Joseph Diamant, geb. in Wien, gest. in Jerusalem, Rechtsanwalt, Dr. iur., aktiver Zionist, mit Herzl verwandt, ging 1938 nach Palästina, hatte sich seit 1912 mit jüdischer Familienforschung befasst (1913 Mitgründer des "Archiv für Familienforschung"), wirkte in Jerusalem an der Errichtung des Herzl-Museums mit; Hauptwerke: Herzls Vorfahren, 1934; Minna Diamant, ein Briefwechsel aus der Biedermeierzeit, 1962
  • 1887–1967: Georg Lepehne, geb. in Ortelsburg/Ostpreussen, gest. in Brookline/Mass., Arzt, war seit 1920 Dozent, 1925-1935 a. o. Prof. an der Universität Königsberg, 1935-1939 Chefarzt des Israelitischen Asyls für Kranke und Altersschwache in Köln, emigrierte 1939 in die USA; eine Färbereaktion zur Unterscheidung von Zellen ist nach ihm benannt; Hauptwerk: Erkrankungen der Leber- und Gallenwege, 1930
  • 1887–1967: Ludwig Misch, geb. in Berlin, gest. in New York, Musikologe, Dr. iur. 1911, Operettenkapellmeister 1913-1921 in Osnabrück, Berlin, Aachen, Essen, Strassburg und Bremen, dann bis 1933 Musikreferent des Berliner Lokalanzeigers, lehrte 1922-1931 am Sternschen Konservatorium, dessen Festschrift (1850-1925) er verfasste; ab 1933 arbeitete er zunächst in jüdischen Institutionen, wurde dann zur Zwangsarbeit verpflichtet, ab 1946 wieder am Sternschen Konservatorium (das zu dem Zeitpunkt den Namen Städtisches Konservatorium trug), 1948-1954 in New York als Dirigent und Musikschriftsteller (u. a. Werke über Brahms und Beethoven)
  • 1887–1972: Siegfried Ikenberg, geb. in Ramsbeck/Westfalen, gest. in Brüssel (während einer Reise), Richter in Köln, in den 30er Jahren Vorsitzender des Provinzialverbandes für jüdische Wohlfahrtspflege in der Rheinprovinz; emigrierte 1938 in die USA, wo er in Chicago als Accountant tätig war, kehrte 1952 zurück und wurde Senats-Präsident am Oberlandesgericht Köln
  • 1887–1973: Otto Eissfeldt, geb. in Northeim, Niedersachsen, gest. in Halle/Saale, bedeutender evangelischer Theologe: Alttestamentler und Religionsgeschichtler (Nichtjude)
  • ca. 1887–1978: Raw Schlomo Josef Zewin, geb. in Kusmirov in Russland, gest. in Jerusalem, jüdischer Gelehrter, Verfasser u. a. der Enzyklopädie Talmudit, ging 1935 nach Palästina, wurde dort zum Führer der Chabad-Institutionen in Erez Jisrael
  • 1887–1979: Rav Joel Teitelbaum, der Satmarer Rebbe, begann seine jüdischen Studien in Kruly, einer kleinen Stadt in Ungarn, 1929 wurde er in die Gemeinde nach Satmar, einer grösseren und prestigeträchtigeren Stadt, zu einem „Probe-Schabbat“ eingeladen (der dortige Rabbiner war gestorben); nachdem er alle Anwesenden von seinen profunden Kenntnissen und der Art und Weise, wie er mit den Menschen umging, überzeugt hatte, blieb er und sass der Gemeinde vor, die unter seiner Leitung prächtig gedieh; die von ihm geführte Jeschibah zog Studenten aus ganz Ungarn an; während des 2. Weltkriegs überlebte er in der Schweiz (1944 war er aus Bergen-Belsen mit dem Kastner-Transport gerettet worden), 1946 ging er nach Israel; auf einer Reise durch die Vereinigten Staaten traf er viele Mitglieder seiner früheren Gemeinde, die ihn bedrängten, in Amerika zu bleiben und dort zu wirken; er blieb und baute die „Satmarer Gemeinde“ auf; 1948 zog er weltweite Beachtung auf sich, als er als eine der wenigen jüdischen Führungspersönlichkeiten die Gründung des Staates Israel kritisierte, er meinte sogar, die zionistische Bewegung hätte den Holocaust über das jüdische Volk gebracht, weil es damit gegen die eigene Bestimmung im Mangel an Gehorsam gegenüber Gott verstossen habe; in den 1950er Jahren erlebte die Satmarer Gemeinschaft in Williamsburg eine Blütezeit; in den 1960er Jahren wuchs die Gemeinde weiter in Brooklyn, der Rebbe zog immer neue Jünger an, auch unter den Neueinwanderern in die Vereinigten Staaten, sein Rat und sein Segen war gesucht von Tausenden; in den 1970er Jahren kaufte der Rebbe Land in Monroe NY und gründete „Kiryas Yoel“, wo nun ein grosser Ableger der Satmar community lebt; Zehntausende Chasidim wohnten seiner Beerdigung in Kiryat Yoel bei, keines seiner Kinder sollte ihn überleben, alle drei Töchter starben während seines Lebens
  • 1887–1981: Joseph Franken, geb. in Bedburg, gest. in Düsseldorf, Richter, Frontsoldat, dann in Köln Landgerichtsrat und Oberlandesgerichtsrat, seit 1920 in Düsseldorf, dort Gemeindevorsteher und UOBB-Präsident, 1939 ging er nach Palästina, 1951 Rückkehr nach Deutschland, Senatspräsident; 1967 Grosses Bundesverdienstkreuz
  • Seit 1887: Danzig. Geeinte jüdische Gemeinde seit 1887, die im Wesentlichen das Schicksal des deutschen Judentums teilte, 1933 aber von der Ariergesetzgebung, aufgrund des vom Völkerbund geschaffenen Statuts, nicht betroffen wurde

Bücher

  • H. L. Strack, Einleitung in den Talmud, Leipzig 1887
  • A. Harkavy, Responsen der Geonim, Berlin 1887
  • D. Hoffmann, Zur Einleitung in die halachischen Midraschim, Berlin 1887
  • S. Bamberger, Lekach Tob (Pesikta Sutrata). Ein agad. Kommentar zu Megillat Ruth, Aschaffenburg 1887
  • A. Epstein, Me-Qadmoniot ha-Jehudim. Beiträge zur jüdischen Alterthumskunde, Wien 1887
  • S. Schechter, Textausgabe Abot de Rabbi Natan, Wien 1887
  • H. Hirschfeld, Das Buch al-Chazari im arabischen Urtext sowie in der hebr. Übersetzung, Leipzig 1887
  • Otto Ankel, Grundzüge der Landesnatur des Westjordanlandes, Frankfurt 1887
  • Richard v. Riess, Bibel Atlas in 10 Karten nebst geogr. Index, Freiburg 1887
  • Mischnajoth ... Hebr. Text mit Punktation, deutscher Übersetzung und Erklärung, Berlin 1887 ff.
  • A. Neubauer (Hrsg.), Mediaeval Jewish Chronicles, 2 Bände, Oxford 1887-1895 (hebr. mit engl. Einführung)

Zeitungen und Zeitschriften

  • 1887: erscheint in New York das kurzlebige deutschsprachige Blatt Der Jude
  • Seit 1887: Israelitisches Volksblatt, in Trier wöchentlich in deutscher Sprache erscheinendes Blatt
  • Seit 1887: L'Indépendant, in Saloniki in französischer Sprache täglich erscheinend (parteilos)
  • Seit 1887: Infratirea, in Bukarest in rumänischer Sprache erschienenes rumänisch-jüdisches Blatt
  • Seit 1887: Galatzer Israelit, in Galatz/Rumänien halbwöchentlich in jiddischer Sprache erschienenes Blatt
  • Seit 1887: Sonntag-Kurier, in Chicago wöchentlich erscheinendes Blatt in jiddischer und englischer Sprache
  • Seit 1887: Jiddischer Courier, in Chicago, Ill., erscheinende jiddische Tageszeitung (zionistisch)
  • Seit 1887: The Jewish Exponent, in Philadelphia, Pa., wöchentlich in englischer Sprache herausgegebenes parteiloses Blatt, Red. u. a. Ch. S. Shapiro
  • Seit 1887: Der Heilige Anzeiger, in Jerusalem monatlich in jiddischer Sprache erscheinende orthodoxe Zeitschrift
  • 1887–1888: New Yorker Illustrierte Jiddische Zeitung, in New York erscheinende Halbmonatsschrift in jiddischer und polnischer Sprache (parteilos)
  • 1887–1907: Chicagoer Wochenblatt, in Chicago wöchentlich erscheinendes jiddisches Blatt
  • 1887–1919: Allgemeine Jüdische Zeitung, in Budapest wöchentlich in deutscher Sprache erscheinende konservative Zeitung, Organ der Orthodoxie (I. Reiss, M. Ehrenteil); das Vorläuferblatt (gegr. 1869) hiess "Pester jüdische Zeitung"
  • Seit 1887: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland (Braunschweig). Hg. von Ludwig Geiger (alte Folge); - Ismar Elbogen, Aron Freimann, Max Freudenthal unter Mitwirkung von Guido Kisch, Richard Koebner u. a. (neue Folge, Berlin); erschien 1887-1890 und 1892 in drei bis vier, 1929-1932 und 1935-1937 in vier Heften pro Jahr (Auflage 1935: ca. 500 Expl., Red. Dr. Ernst G. Löwenthal); die von bedeutenden Vertretern der "Wissenschaft des Judentums" herausgegebene Zeitschrift hatte das Ziel, "allen Fragen des geschichtlichen Seins, des politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, kulturellen, literarischen und religiösen Lebens der Juden" ein Forum zu bieten; das national-liberale Blatt konzentrierte sich vor allem auf Fragen des Verhältnisses zwischen der "Gesamtgeschichte der jüdischen Bevölkerung Deutschlands mit der allgemeinen Geschichte der deutschen Länder, der deutschen Herrscher und des deutschen Bürgertums"

1887 in Wikipedia


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