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1888

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Ereignisse

  • 1888: Hias = Hebrew Sheltering and Immigrant Aid Society of America, jüdische Einwanderungshilfsorganisation Amerikas, gegründet 1888 New York, zunächst nur für jüdische Einwanderer aus Osteuropa, hat in Verbindung mit Hicem (vgl. 1927) Hilfstätigkeit auch auf andere Einwanderungsländer ausgedehnt
  • 1888: Richard Katz geboren, Schriftsteller (Reiseschilderungen)
  • 1888: Fritz Reiner geboren, Dirigent in Amerika, deutsch-jüdischer Herkunft
  • 1888: Jakob Mann in Przemysl geboren, Dozent am Hebr. Union College Cincinnati; "The Jews in Egypt and in Palestine under the Fatimid Caliphs", 1920-1922
  • 1888: H. Leiwik geboren, jiddischer Schriftsteller (Golem-Drama)
  • 1888: Theodor Plaut geboren, Volkswirtschaftler
  • 1888: Willy Cohn geboren, Historiker (Mittlere Geschichte)
  • 1888: Richard Katz geboren, Reiseschriftsteller
  • 1888: Ulrich Steindorff geboren, Schriftsteller (Dramen)
  • 1888: Fritz Naphtali geboren, Journalist an der Frankfurter Zeitung, später Minister in Israel
  • 1888: Wladimir W. Kaplun-Kogan geboren, Volkswirtschaftler (jüdische Wirtschaftsgeschichte, jüdische Wanderungsbewegungen)
  • 1888: Richard Courant geboren, Mathematiker (Göttingen)
  • 1888: Chana Orlowa geboren, jüdische Bildhauerin, dem Kubismus nahestehend
  • 1888: Josef Bató geboren, ungarisch-jüdischer Maler
  • 1888: Hugo Kander geboren, deutsch-jüdischer Komponist
  • 1888: Afrem Kinkulkin geboren, Violoncellist
  • 1888: Jean-Jacques Bernard geboren, französisch-jüdischer Schriftsteller
  • 1888: Benjamin Crémieux geboren, französisch-jüdischer Prosa-Schriftsteller
  • 1888: Harry S. Linfield geboren, volkswirtschaftlich-statistischer Schriftsteller (nordamerikanisch-jüdische Statistik)
  • 1888: Herzl schickt sein Lustspiel „Der Schwanenhals“ an Georg II., Herzog zu Sachsen-Meinigen, der ihm helfen soll, dass das Stück aufgeführt werde.
  • 8.1.1888–6.6.1971: Jitzchak Tabenkin (Yitzhak Tabenkin), Arbeiterführer und Aktivist der Kibbutzbewegung. - Jitzchak Tabenkin war einer der wichtigsten Theoretiker und die Stimme der Kibbutzbewegung. Tabenkin, der in Weissrussland geboren wurde, besuchte den Cheder und erhielt später auch eine säkulare Ausbildung. Er war einer der Gründer der Poalei Zion in Polen und ein starker Befürworter der landwirtschaftlichen Siedlungen. 1911 übersiedelte Tabenkin nach Eretz Israel, war Landarbeiter im Moschaw und Mitglied des Schomer (1920 Teilnahme an der Verteidigung von Tel Hai). Nach dem Ersten Weltkrieg beteiligte sich Tabenkin an allen Zionistischen Kongressen. Tabenkin schloss sich Trumpeldors Jüdischer Arbeiterlegion an und wurde 1921 ein Gründungsmitglied des Kibbutz Ein Harod, der später das Zentrum von HaKibbutz HaMeuchad, einer Kibbutzbewegung, werden sollte. Tabenkin glaubte fest an das Kibbutzleben und unterstützte die Idee grosser Kibbutzim oder kollektiver Siedlungen, die für viele Mitglieder offen sein sollten. Seine Philosophie war eher volkstümlich als elitär. Tabenkin war auch an der Politik der Arbeiterpartei beteiligt und war bei der Gründung von Ahdut HaAwodah (1944 Abspaltung der Bet-Fraktion von der Mapai unter seiner Führung), Mapai (1930) und Mapam (1948) dabei. Nach der Staatsgründung war Tabenkin Knessetabgeordneter (für die Vereinigte Arbieterpartei 24.1.1949-12.4.1951 und für die Fraktion der Ahdut Ha’avoda-Poalei Zion 26.7.1955-9.6.1958; beide Male vollendete er nicht die gesamte Amtsperiode) und eine zentrale Stimme der Arbeiter- und Kibbutzideologien. Tabenkin war kein Territorialist, kannte und betonte aber die Wichtigkeit des Landes für Israel. Er lehnte den Teilungsplan von 1937 ab (anders als Ben Gurion und die Mehrheit der Sozialdemokraten) und glaubte an die jüdische Arbeit und die Notwendigkeit der Besiedlung Palästinas, hielt die den Juden zugesprochenen Gebiete für unzureichend. Daher auch, und hier unterschied er sich von vielen seiner politischen Kollegen, seine Unterstützung der „Gross-Israel"-Ideologie nach dem Sechs-Tage-Krieg. Tabenkin lebte bis zu seinem Tod in Ein Harod, publizierte seine Ansprachen und Schriften, von denen sich die meisten mit Israel, dem Kibbutz und der Arbeiterpolitik beschäftigen. – Jitzchak Tabenkin ist der Vater von Yosef Tabenkin; Yad Tabenkin, das Forschungs- und Dokumentationszentrum der Vereinigten Kibbuz-Bewegung, ist nach ihm benannt. Veröffentlichungen: „Der jüdische Staat und wie man ihn erreicht“, 1944; „Kibbuz-Gesellschaft“, 1954; „Lehren aus dem Sechstagekrieg“, 1970; „Streitfragen“ (vier Bände), 1967
  • 19.1.1888–24.6.1952: Waxey Gordon (eigentl. Irving Wexler), jüdisch-amerikanischer Gangster, spezialisiert auf Schmuggel und illegales Spiel; Kind jüdischer Einwanderer in New Yorks Lower East Side, tat sich zunächst – noch als Kind – als geschickter Taschendieb hervor (daher der Spitzname „Waxey“: Er war so geschickt beim Herausfischen der Brieftaschen als ob sie mit Wachs überzogen gewesen wären …); traf dann ab 1910 oder später auf „Dopey“ Benny Feins Schlägertruppen, die er half mit aufzubauen, bevor Arnold Rothstein auf ihn aufmerksam wurde, der ihn von Fein abwarb und ihm während der ersten Jahre der Prohibition Aufgaben als „rum-runner“ (Alkoholschmuggel auf dem Seeweg) zuwies; Gordon war damit so erfolgreich, dass Rothstein ihm alle Alkoholschmuggel-Aktivitäten anvertraute (zumeist an der Ostküste, speziell New York, New Jersey), so dass Gordon riesige Mengen kanadischen Whiskey illegal über die Grenze brachte; Gordon verdiente damit ca. 2 Mio. US-Dollar pro Jahr, kaufte Brauereien, Branntweinbrennereien und erfolgreiche „Flüsterkneipen“ (= illegaler Ausschank von Alkohol), er wurde bekannt für seinen extravaganten Lebensstil, fuhr in grossen Limousinen, lebte in teuren Hotelsuiten in Manhattan, besass feine Immobilien, die nach seinen speziellen Wünschen in New York und Philadelphia gebaut wurden; nach Rothsteins Ermordung 1928 verschlechterte sich Gordons Position; er schmiedete Allianzen mit Luciano, Buchalter und Meyer Lansky; mit Lansky gab es aber ständige Auseinandersetzungen und Eifersüchteleien, so dass es in der Folge zu einem regelrechten Bandenkrieg zwischen den beiden kam – mit vielen Toten auf beiden Seiten; Lansky und Luciano lieferten Informationen an Staatsanwalt Thomas E. Dewey, die es möglich machten, dass Gordon, der mittlerweile über ein Imperium mit Lkw-Parks, Gebäuden, Fabriken, vielen Angestellten usw. verfügte, 1933 der Steuerhinterziehung überführt werden konnte; er wurde zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt; Gordon war zu dieser Zeit mit der Tochter eines Rabbiners verheiratet, ihr gemeinsamer Sohn studierte Medizin und wollte vor Gericht zugunsten seines Vaters aussagen und ein milderes Urteil bewirken, bei der Anreise von seiner auswärtigen Ausbildungsstätte erlag er aber einem wetterbedingten Verkehrsunfall; Gordon hatte versucht, seine Familie von seinen kriminellen Aktivitäten abzuschirmen und den Schein bürgerlicher Anständigkeit aufrechtzuerhalten, dies gelang nun nicht mehr, eine Welt brach zusammen, die Ehe verschlechterte sich dramatisch; nach Beendigung der Haft und Entlassung aus dem Gefängnis hatten sich die von ihm aufgebauten kriminellen Strukturen längst aufgelöst, die „guten Beziehungen“ zur Politik existierten nicht mehr, er nahm eine andere Identität an, einem Journalisten gegenüber formulierte er es so: „Waxey Gordon is dead. Meet Irving Wexler, salesman“, er ging nach Kalifornien als einsamer Mann; während des Zweiten Weltkrieges kam er an 10 000 Pfund rationierten Zuckers (der auch zur Herstellung illegaler Drogen Verwendung fand) und begann diesen auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen; wie das FBI später herausfand, hatte er schnell wieder beste Verbindungen zum organisierten Verbrechen und kontrollierte nach dem Verlust des Alkoholschmuggels an der Ostküste nun den Drogenhandel an der Westküste der Vereinigten Staaten; 1951 wurde er verhaftet, weil er Heroin an einen Strohmann der Polizei verkauft hatte; der 62 Jahre alte Gordon bot dem Polizeibeamten bei seiner Verhaftung all sein Geld dafür, dass man ihn laufen liess; als der Polizist ablehnte, bat Gordon scherzhaft darum, dann doch lieber erschossen zu werden, anstatt wegen dieser Lappalie verhaftet zu werden; Gordon wurde nun wegen seiner vielen Straftaten zu 25 Jahren Haft verurteilt, die er in Alcatraz abzusitzen begann, wo er am 24. Juni 1952 einer Herzattacke erlag und somit eines natürlichen Todes starb
  • 23.1.1888: Arnold Bernstein in Breslau geboren, jüdischer Reeder („Bernstein-Linie“), begründete u. a. 1934 in Hamburg die erste jüdische Schifffahrtslinie „Palestine Shipping Co.“ mit Dampfer „Tel-Awiw“
  • 24.1.1888–29.8.1960: Vicki Baum (auch Vicky Baum, eigentlich Hedwig Baum), geb. in Wien, gest. in Hollywood, Los Angeles, Musikerin (Harfenistin, Grossherzogliche Hof- und Kammermusikerin in Darmstadt) und Schriftstellerin, vielleicht die erfolgreichste Schriftstellerin der Weimarer Republik; Verfasserin einer grossen Anzahl viel gelesener (meist auch verfilmter) Romane wie „Menschen im Hotel“ (1932 verfilmt mit Greta Garbo in Hollywood, unter dem Titel: „Grand Hotel“); mit ihrem ersten Roman „Stud. chem. Helene Willfüer“ wurde sie 1928 schlagartig bekannt; der Erfolg ihrer Werke erklärt sich aus der Aktualität der in ihnen behandelten Probleme und den präzisen Milieuschilderungen; ihre Romane lassen sich als spannende Unterhaltungsliteratur beschreiben, gelten aber auch als wichtiger Beitrag zur Neuen Sachlichkeit; 1932 verliess sie Deutschland wegen der drohenden Verfolgung als Jüdin und ging in die USA, ihre Bücher wurden später im Dritten Reich verbrannt; sie erwarb 1938 die amerikanische Staatsangehörigkeit und veröffentlichte weitere Werke in englischer Sprache
  • 27.1.1888–20.3.1947: Viktor Moritz Goldschmidt (auch: Victor Moritz Goldschmidt), geb. in Zürich, gest. (an den Komplikationen einer Beinoperation) in Vestre Aker bei Oslo, Begründer der modernen Geochemie und Kristallchemie, war 1909-1929 Prof. in Oslo (seit 1917 Vorsitzender des Rohstoffkomitees Norwegens; Direktor des Osloer mineralogischen Instituts), dann bis 1935 in Göttingen, war dann trotz internationaler Proteste gezwungen, Deutschland zu verlassen, kehrte nach Oslo zurück und wurde, wieder auf der Flucht vor den Nazis, 1942 nach England geschmuggelt, wo er sich der Kernwissenschaft widmete; er förderte die Kristallchemie und schuf 1936 das nach ihm benannte Diagramm, das die Häufigkeiten der chemischen Elemente als Funktion der Atomgewichte darstellt; Hauptwerke: Die Kontaktmetamorphose im Kristianiagebiet, 1911; Geochemische Verteilungsgesetze der Elemente, 1923-1938; Geochemistry, 1954
  • 14.2.1888–13.11.1942: Robert Remak (Robert Erich Remak), geb. in Berlin, ermordet in Auschwitz, deutsch-jüdischer Mathematiker; er ist bekannt für die Remaksche Zerlegung einer Gruppe, ausserdem arbeitete Remak in der Zahlentheorie, Potentialtheorie und der Geometrie der Zahlen; Robert Remak war ein Sohn des Neurologen Ernst Julius Remak; Robert Remak studierte an der Berliner Universität bei Ferdinand Georg Frobenius und promovierte dort 1911; nach seiner Habilitierung arbeitete er zwischen 1929 und 1933 als Privatdozent an der Berliner Universität; nach der Machtergreifung durch Hitler verlor Remak jedoch seine Stellung aufgrund seiner jüdischen Herkunft; er blieb in Deutschland und setzte seine mathematische Forschung fort; vielleicht sah er seine Ehe mit einer Frau, die den "arischen Kriterien" entsprach, als gewissen Schutz gegen die Nazi-Politik an; während der Reichskristallnacht 1938 wurde Remak jedoch festgenommen und war mehrere Wochen im KZ Sachsenhausen bei Berlin inhaftiert; nach der Entlassung emigrierte er in die Niederlande, wo er aber nach der Besetzung durch deutsche Truppen 1942 erneut festgenommen, nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet wurde; trotz zahlreicher Bemühungen seiner Frau war ihm die Emigration nach Amerika nicht mehr gelungen
  • 17.2.1888–17.8.1969: Otto Stern, geb. in Sohrau (Oberschlesien), gest. in Berkeley, Cal., Physiker jüdischer Herkunft, 1912 an der Universität Breslau promoviert (Studium der physikalischen Chemie seit 1906); im selben Jahr ging er zu Albert Einstein an die Karls-Universität Prag und folgte ihm schliesslich 1913 an die Eidgenössische Technische Hochschule nach Zürich; im folgenden Jahr ging er nach Frankfurt, wo er sich 1915 für physikalische Chemie und theoretische Physik habilitierte; 1921 Ruf an die Universität Rostock, 1923 an die Universität Hamburg als Ordinarius und Direktor des neu gegründeten Instituts für physikalische Chemie; 1933 Emigration in die USA; er blieb bis 1945 Forschungsprofessor der Physik am Carnegie-Institut in Pittsburgh; in Kalifornien setzte er sich im darauf folgenden Jahr zur Ruhe; er erhielt 1943 als „Anerkennung seines Beitrags zur Entwicklung der Molekularstrahl-Methode und für seine Entdeckung des magnetischen Moments des Protons“ den Nobelpreis für Physik
  • 3.3.1888: František Langer in Prag geboren, erfolgreicher tschechisch-jüdischer Schriftsteller; einige seiner Dramen auch in Deutschland oft gegeben ("Peripherie" u. a.)
  • 9.3.1888: In Berlin stirbt der deutsche Kaiser und König von Preussen Wilhelm I. Auf ihn folgt Friedrich III. (1831-1888), der für 99 Tage deutscher Kaiser ist, zwischen Wilhelm I., seinem Vater, und Wilhelm II., seinem Sohn (Dreikaiserjahr).
  • 17.3.1888–5.2.1970: Eduard Fraenkel, klassischer Philologe, Schüler Friedrich Leos, geb. in Berlin, gest. in Oxford (Freitod); 1912 Dr. phil., 1913-1915 Mitarbeiter am Thesaurus Linguae Latinae in München, Habilitation 1917, dann Privatdozent und a. o. Prof. in Berlin; wurde 1923 Prof. in Kiel, 1928 in Göttingen, 1931 in Freiburg i. Br., 1933 zwangsweise emeritiert (auf Veranlassung Heideggers), emigrierte 1934 nach England; von 1935-1953 lehrte er Latein am Corpus Christi College in Oxford; 1951 korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften; nach der Emeritierung Gastprofessuren in Italien und Deutschland; Werke (Auswahl): Plautinisches im Plautus, 1922; Ictus und Accent im lateinischen Sprechvers, 1928; Gedanken zu einer deutschen Vergilfeier, 1931; Aeschylus: Agamemnon, 1950; Horaz, 1957/1963; Aristophanes, 1962; Kleine Beiträge zur klassischen Philologie, 2 Bände, 1964; über seine Schwester Lilli war Eduard Fraenkel mit seinem Namensvetter, dem Altphilologen Hermann Fränkel, verschwägert
  • 22.3.1888–21.6.1967: Emanuel List, geb. u. gest. in Wien, österreichisch-amerikanischer Opernsänger und einer der stimmlich dunkelsten und gesanglich bedrohlichsten „schwarzen Bässe“ seiner Zeit; sogar im Vergleich zu Gottlob Fricks Hunding (Wilhelm Furtwängler 1954 und Georg Solti 1966) ist seiner (Bruno Walter 1936) noch eine Spur finsterer; auch als Hagen und Fafner erreichte er "Gipfel des Schreckens"; List studierte in Wien und debütierte 1922 an der Volksoper als Méphistophélès in Gounods „Faust“; aufgrund seiner jüdischen Abstammung musste List, der seit 1923 Mitglied der Berliner Staatsoper war und bis 1933 regelmässig bei den Bayreuther Festspielen gesungen hatte, 1934 Deutschland verlassen - ein Schicksal, das er u. A. mit seinem Kollegen Friedrich Schorr teilte; allerdings hatte er bereits 1918 die US-amerikanische Staatsbürgerschaft erhalten; danach sang er am Covent Garden und an der Metropolitan Opera sowie bis zum „Anschluss“ 1938 an der Wiener Staatsoper; 1950 kehrte er nach Berlin (nun BRD) zurück und sang noch zwei Jahre an der Staatsoper; 1952 setzte er sich in seiner Heimatstadt zur Ruhe; wie auch Gottlob Frick war List nicht nur ein exzellenter Bühnenbösewicht und -Schurke, sondern auch ein ausgezeichneter Osmin und Baron Ochs
  • 15.4.1888–9.5.1950: Josef Körner, geb. in Rohatetz/Südmähren, gest. in Prag, Literaturhistoriker, war 1930-1938 Prof. an der Deutschen Universität in Prag; er arbeitete über deutsche Romantik und publizierte dazu seit 1924; seit 1926 als Hrsg. von Briefwechseln der Gebrüder Schlegel; Hauptwerke: Nibelungenforschungen, 1911; Hrsg. des Deutschen Schrifttums, 1949; Briefe aus dem Schlegelkreis, 3 Bände, 1936-1958
  • 11.5.1888 –10.6.1942: Fritz Hirsch, Schauspieler (Komiker) und Theaterleiter
  • 11.5.1888–22.9.1989 (!) Irving Berlin (eigentlich Israel Isidore Baline), geb. in Temun, Sibirien, gest. in New York, US-amerikanischer Komponist russischer Herkunft aus aschkenasisch-jüdischer Familie aus Belarus, einer der erstaunlichsten Songwriter (Text und Musik!) in der Geschichte Amerikas (komponierte über 3 000 Songs, von denen viele unauslöschbar in die amerikanische Musik und Alltagskultur eingingen, 17 Filmmusiken, 21 Broadway-Stücke); lebte ab 1893 in den USA; entwickelte sich zum erfolgreichen Unterhaltungs- und Schlagerkomponisten; bekannt für seinen melodisch ausgerichteten Jazz-Stil; Musicals: „Annie Get Your Gun“, 1946; „Miss Liberty“, 1949; „Mr. President“, 1962; Schlager: „White Christmas“ für den Bing-Crosby-Film „Holiday-Inn“, 1942; "There's No Business Like Show Business" und viele, viele andere
  • 13.5.1888–5.10.1912: Jack Zelig („Big“ Jack Zelig, geboren als Zelig Harry Lefkowitz oder als William Alberts), gefürchteter New Yorker Gangster und eine der letzten Führungsfiguren der Monk Eastman Gang; als Jugendlicher wurde er ein allseits bekannter (Taschen-) Dieb und „bildete sich aus“ als Mitglied der Taschendieb-Bande von Crazy Butch, bevor er zur Eastman Gang stiess in den späten 1890er Jahren; dort stieg er auf und wurde der Boss nach dem Tod von „Kid Twist“ Max Zwerbach 1908; mit seinen Stellvertretern Jack Sirocco und Chick Tricker hatte die Gang mehr als 75 Mitglieder und umfasste auch Satelliten-Gangs wie die Lenox Avenue Gang, angeführt von „Gyp the Blood“ Harry Horowitz; als Zelig 1911 nach einem Bordell-Raub gefasst und eingesperrt wurde, versuchten Sirocco und Trick die Führerschaft an sich zu reissen, anstatt Zelig zu Hilfe zu kommen; Zelig kam dann frei wegen seiner connections zur Politik und hatte die Information erhalten, dass Sirocco und Trick ihn bei seiner Freilassung umbringen wollten; der bestellte Killer, Julie Morell, wurde von Zelig in eine Falle gelockt: in einen Nachtclub der Second Avenue in Manhattan, wo er (vermutlich vorher betäubt) von Zelig selbst umgebracht wurde (2.12.1911); im nächsten Jahr flackerte der alte Bandenkrieg zwischen den Eastmans und den Five Points wieder auf; als Zelig an einem Nachmittag Anfang Juni 1912 das Gebäude des Strafgerichts verlässt, erhielt er einen Halsdurchschuss von Charley Torti von den Five Points, einem Kumpel von Louis Pioggi („Louie the Lump“), der Zeligs Mentor, Kid Twist Zwerbach, auf dem Gewissen hatte (vier Jahre zuvor von ihm erschossen); merkwürdigerweise erholte sich Zelig wieder und spielte dann noch eine Rolle im Fall Becker/Rosenthal; Charles Becker war ein korrupter New Yorker Polizist, ein Erpresser und Oberkrimineller, der von Herman (Beansie) Rosenthal, einem kleinen Wettbürobesitzer, der Presse gegenüber beschuldigt wurde, sein Geschäft in den Ruin getrieben zu haben, woraufhin sich Becker an seine „Freunde“ wandte, er wolle Rosenthal „abkratzen sehen“; seine „Freunde“ waren in diesem Fall Jack Zelig und Mitglieder der Lenox Avenue Gang, d. h. insbesondere Harry „Gyp the Blood“ Horowitz, Jacob „Whitey Lewis“ Seidenshner, Louis „Lefty Louie“ Rosenberg und Francesco „Dago Frank“ Cirofisi; Rosenthal wurde wunschgemäss am 16.7.1912 abgeknallt, zwei Tage, nachdem seine Geschichte in den Zeitungen erschienen war; aber die Folgen waren beträchtlich: Zelig und alle seine Gefolgsleute wurden verhaftet und des Mordes angeklagt; zu dem Zeitpunkt war klar, dass Zelig, um sich selbst mildernde Umstände einzuhandeln, gegen jeden aussagen würde; am Tag, bevor er dazu Gelegenheit erhielt, wurde er aber dann von „Red“ Phil Davidson, in der Gangsterhierarchie ein Nobody, mit einem Kopfschuss niedergestreckt (5. Oktober 1912, in der Strassenbahn); kurz nach „Big Jacks“ Tod schrieb der New Yorker Detektiv Abe Shoenfeld einen bemerkenswerten Nachruf; darin heisst es: „Jack Zelig is as dead as a door nail. Men before him – like Kid Twist, Monk Eastman and others – were as pygmies to a giant. With the passing of Zelig, one of the most „nerviest“, strongest, and best men of his kind left us“; Becker wurde für den Auftragsmord an Rosenthal in Sing Sing auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet; Zeligs Grab findet man auf dem Washington Cemetery, Brooklyn, Kings County, New York, Section 4, Post 396, Grab 4
  • 21.5.1888–Jan. 1945: Rudolf Bamberger, geb. in Mainz, umgekommen in Auschwitz, Filmregisseur, im Ersten Weltkrieg Offizier, verwundet, war Bühnenbildner in Mainz und Berlin, 1922 am Film Ein Glas Wasser mit seinem Bruder Ludwig Berger; er schuf die ersten Kulturfilme über die Dome in Naumburg und Bamberg, 1932, und über das Strassburger Münster, 1934; er emigrierte nach Frankreich und Luxemburg, wurde nach der Besetzung nach dem Osten deportiert und in Auschwitz umgebracht
  • 2.7.1888–16.8.1973: Selman Abraham Waksman, geb. in Priluka bei Kiew, gest. in Woods Hole, Mass., US-amerikanischer Mikrobiologe und Bakteriologe; entdeckte 1943 das Streptomycin und erhielt hierfür den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin 1952; Waksman verwendete als erster die Bezeichnung Antibiotikum; aus Bodenbakterien isolierte er 1940 das Antibiotikum und Zytostatikum Actinomycin A und 1943 das Antibiotikum Streptomycin; für die Entdeckung des Streptomycin, des ersten Antibiotikums gegen die Tuberkulose, erhielt er 1952 den Nobelpreis, tatsächlich wurde die Substanz 1943 von dem in seinem Labor arbeitenden Studenten Albert Schatz (1920-2005) isoliert, nach langem Streit wurden beide zum Entdecker des Streptomycins erklärt und Albert Schatz aussergerichtlich abgefunden
  • 6.7.1888–24.2.1973: Eugen Rosenstock-Huessy (Rosenstock-Hüssy), geb. in Berlin-Steglitz, gest. in Norwich, Vermont, deutsch-jüdischer Rechtshistoriker, Sozialphilosoph, christlicher Sprachphilosoph; jüdisch, dann katholisch, dann calvinisch; Enkel des Direktors der Wolfenbütteler Samson-Schule, Gründer (1921) und Leiter der Akademie der Arbeit in Frankfurt am Main, lehrte u. a. in Breslau (Prof. für öffentliches Recht dort 1923-1934) und an amerikanischen Universitäten (1934 Emigration in die USA, u. a. Prof. in Harvard); 1926 Mitgründer der Arbeitslager für Arbeiter, Bauern und Studenten der Jugendbewegung; suchte die Soziologie für die Lebenspraxis nutzbar zu machen; Werke (Auswahl): Herzogsgewalt und Friedensschutz, 1910; Ostfalens Rechtsliteratur unter Friedrich II., 1912; Königshaus und Stämme in Deutschland zwischen 911 und 1250 (1914); Europa und die Christenheit, 1919; Herausgeber der Daimler-Werkzeitung (1919-1920); Soziologie, 1925; Das Alter der Kirche, 1927 (Mitherausgeber, fünf Bände); Die europäischen Revolutionen, 1931; The christian future, 1946 (deutsch 1955); Die Sprache des Menschengeschlechts, 1963; Autobiographie: Ja und Nein, 1968; Der Volksname Deutsch, 1970
  • 17.7.1888–17.2.1970: Samuel Josef Agnon (Schmuel Josef Agnon, auch: Shai Agnon; eigentlich S. J. Czaczkes), geb. in Buczacz (Ostgalizien), gest. in Rehovot bei Tel Aviv; Agnon war der erste hebräisch schreibende Schriftsteller, der mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde; er ist eine Zentralfigur der modernen hebräischen Literatur; sein Werk beschäftigt sich mit dem Konflikt zwischen jüdischer Tradition und moderner Welt und versucht, die schwindende Atmosphäre des osteuropäischen Stetls einzufangen; Schmuel Josef Agnon wurde im Stetl Buczacz geboren; sein Vater war Pelzkaufmann und Anhänger des chassidischen Rabbis von Chortkow; Agnon besuchte keine Schule, wurde aber von seinem Vater unterrichtet, der ihn die Aggadah lehrte, und von seiner Mutter, durch die er die deutsche Literatur kennenlernte; als er acht Jahre alt war, begann er hebräisch und jiddisch zu schreiben, und mit fünfzehn veröffentlichte er sein erstes jiddisches Gedicht; in der Folgezeit wurde er regelmässig gedruckt, und innerhalb von drei Jahren entstanden siebzig Werke in hebräischer und jiddischer Sprache; als junger Mann verliess Agnon das Stetl und wanderte in Palästina ein, wo er für kurze Zeit den traditionellen jüdischen Lebensstil aufgab; bald kehrte er aber wieder zur Religion zurück und blieb den Rest seines Lebens ein frommer Jude; seine erste Kurzgeschichte "Agunot" ("Verlassene Frauen") erschien 1908 in Palästina unter dem Pseudonym "Agnon" ("Der Gebundene"); dieser Name hatte Ähnlichkeit mit dem Titel der Geschichte und wurde sein offizieller Familienname; "Agunot" legte den Grundstein für Agnons Reputation; 1913 verliess Agnon Eretz Israel und ging für elf Jahre nach Deutschland; den jungen Zionisten gefiel die Kombination von Tradition und Moderne in Agnons Werk; in Deutschland traf Agnon den reichen Geschäftsmann Salman Schocken, der sein Bewunderer und Verleger wurde; ohne finanzielle Sorgen lebte Agnon komfortabel, schrieb viel und sammelte seltene, wertvolle hebräische Bücher; diese glückliche Zeit endete 1924, als in seinem Haus in Bad Homburg ein Feuer ausbrach und 4 000 seiner hebräischen Bücher und alle seine Manuskripte den Flammen zum Opfer fielen; Agnon war überzeugt, er sei schon zu lange im Exil gewesen: "Gott gab mir die Weisheit, nach Jerusalem zurückzukehren", sagte er in seiner Nobelpreisrede; "Ich kehrte nach Jerusalem zurück und kraft Jerusalem habe ich alles geschrieben, das mir Gott in mein Herz und in meine Feder gelegt hat"; in Jerusalem mietete Agnon ein Haus in Talpiot; es lag jedoch einsam und wurde während des arabischen Aufstandes von 1929 angegriffen und geplündert; Agnon flüchtete mit den wertvollsten Büchern und seinen Manuskripten; Tausende Bücher wurden zerstört oder beschädigt; Agnon beschloss jedoch, in Talpiot zu bleiben und bezog 1931 sein neues Haus in der Klausnerstr. Nr. 16, das im Unabhängigkeitskrieg 1948 ebenfalls teilweise zerstört und geplündert wurde; 1931 wurde er als eine zentrale Persönlichkeit der modernen hebräischen Literatur erkannt, als er die erste Ausgabe seiner Gesammelten Werke veröffentlichte, darunter den Schelmenroman "Die Versorgung der Braut", der als Meilenstein der hebräischen Literatur gilt; in seinen Geschichten kehrt der Konflikt zwischen Alt und Neu immer wieder, viele Erzählungen wirken wie ein Alptraum und lassen den Leser zwischen Realität und Phantasie zurück; seine Charaktere führen Selbstgespräche, um sich selbst besser zu verstehen, und erstaunen ihre Umgebung; in "Nur wie ein Gast zur Nacht" besucht ein anonymer Erzähler nach Jahren der Abwesenheit seine Stadt in Galizien und wird Zeuge ihrer Verwüstung; der wahre Kern dieser Geschichte ist Agnons eigener Besuch in seiner Geburtsstadt Buczacz im Jahr 1930; obwohl der Roman die Hoffnungslosigkeit und den Niedergang der jüdischen Gemeinden nach dem Ersten Weltkrieg widerspiegelt, nannte Agnon bereits in seiner Jugend Buczacz eine "Stadt der Toten"; Agnon ist der Bewahrer der Tradition; in "Nur wie ein Gast zur Nacht" (Ore’ach Nata Lalun, 1939) nimmt der Agnon-gleiche Protagonist den Schlüssel des Beit Midrasch nach Eretz Israel, "um dort zu warten bis der Messias kommt und alle Lehrhäuser wiedererrichtet werden"; Agnon ist sich bewusst, dass er der "Bewahrer des Schlüssels" ist; durch seine Dichtung bewahrt er die Sprache der Lehrhäuser; er sah seine Rolle als Schriftsteller als eine geheiligte; und doch ist er nicht pathetisch, sondern ironisch und distanziert; als Agnons bestes Werk gilt der Roman "Gestern, Vorgestern" (Tmol Schilschom, 1936), eine kraftvolle Beschreibung Palästinas in den Tagen der Zweiten Alijah; der Geist der Erzählung reflektiert jedoch seine Entstehungszeit, die Jahre der Schoa; in Ergänzung zu seinem Werk schrieb Agnon jedes Jahr ein halbes Dutzend kleiner Stücke, von denen die meisten in der hebräischen Zeitung HaAretz erschienen; viele seine Bücher handeln von Buczacz, andere sind volkstümliche Sammlungen rabbinischer und chassidischer Geschichten; eine dieser Anthologien, "Tage der Ehrfurcht", ist ein Schatz von Traditionen, Legenden und gelehrten Kommentaren über Rosh HaShana und Jom Kippur, zusammengetragen aus 300 alten und neuen Bänden; eine andere Sammlung und der Roman "Schira" wurden posthum publiziert; 1954 und 1958 erhielt Agnon den Israel-Preis für Literatur; 1966 teilte er den Literaturnobelpreis mit Nelly Sachs; "Wegen der historischen Katastrophe der Zerstörung Jerusalems durch den römischen Kaiser Titus und des jüdischen Exils wurde ich in Buczacz geboren und konnte nicht im Tempel singen. Deshalb habe ich mein Lied in geschriebenes Wort verwandelt", sagte Agnon in seiner Nobelpreisrede; Agnon hatte grossen Einfluss auf die jüngere Generation der israelischen Schriftsteller; er wurde als die Verbindung zwischen der israelischen Literatur und der Moderne, wie sie z. B. in James Joyce oder Franz Kafka zum Ausdruck kommt, gesehen; seine symbolischen Formen tauchen bei Amos Oz und A. B. Jehoschua auf; Aharon Megged bemerkte über Agnon: "Es gibt keinen anderen hebräischen Schriftsteller, der Menschen in den kleinen Augenblicken ihres Lebens besser beschreibt" – weitere Werke: "Und das Krumme wird gerade" (WeHaja heAkow leMischor), 1912; "Das Buch von den polnischen Juden", 1916; "haNidach" (Der Verstossene), 1923; "Die Erzählung vom Toraschreiber", 1923; "Hachnasat Kalla", (Bräutigamssuche), 1930; "Eine einfache Geschichte" (Sippur Paschut), 1935; "In der Gemeinschaft der Frommen" (Erzählungen), 1935; Sefer haMa’asim, 1942; Tehilla (Erzählung), 1952; "Der Treueschwur" (Erzählung), 1965; Schnei Talmidei Chachamim Schehaju beIreinu ("Zwei Gelehrte, die in unserer Stadt lebten"), 1966
  • 25.7.1888–27.12.1947: Gustav Stolper, geb. in Wien, gest. in New York, Volkswirt, Dr. iur., war seit 1911 Redakteur des "Der Österreichische Volkswirt", Prof. in Wien und führend beteiligt an der Mitteleuropa-Bewegung seines Heimatlandes, ging 1929 nach Berlin zum "Berliner Börsen-Courier" (dort auch Chef-Redakteur, gleichzeitig Berliner Korrespondent des Londoner "Economist"), gründete 1926 die angesehene Wirtschaftszeitschrift "Der Deutsche Volkswirt" (deren Redakteur er bis 1933 war), 1930-1932 MdR für die Deutsche Staatspartei; 1933 Emigration in die USA, 1943 Economic Adviser of the City of New York; Hauptwerke: Die wirtschaftliche und soziale Weltanschauung der Demokratie, 1930; German Economy 1870-1940 (1940, deutsch 1950); This Age of Fable, 1942; German realities, 1948; Literatur: Toni Stolper (seine Frau), Ein Leben in Brennpunkten unserer Zeit, 1960
  • 14.8.1888–14.2.1971: Paul Zucker, geb. in Berlin, gest. in New York City, deutsch-jüdisch-amerikanischer Architekt, Autor und Kunsthistoriker; Paul Zucker war einer der wenigen Universalisten unter den Architekten des 20. Jahrhunderts; er arbeitete gleichermassen erfolgreich als Baumeister, Architekturtheoretiker, Kunsthistoriker, Journalist, Essayist und Hochschullehrer; von all dem ist nahezu nichts mehr bekannt; zu Unrecht geriet er nach der Flucht vor den Nazis in Vergessenheit
  • 27.8.1888–1940: Joseph Budko (Josef Budko), geb. in Plonsk, Maler und Grafiker, in Berlin Schüler Hermann Strucks, damals Hauptvertreter der neu auflebenden jüdischen Kunstbewegung in Palästina, seit 1934 Leiter der Kunstschule Bezalel in Jerusalem; Radierfolgen „Hagadah“, 1917; „Das Jahr der Juden“, 1919 u. a.
  • 2.9.1888–14.8.1953: Friedrich Schorr, geb. in Oradea/Rumänien, ungarisches Tiefland (damals Nagyvárad), gest. in Farmington, Connecticut, war ein ungarischer Bass-Bariton jüdischer Abstammung; der Sohn eines Kantors, der ebenfalls eine ausgezeichnete Baritonstimme hatte, studierte in Brünn (Brno) und Wien und debütierte 1912 in Graz, wo er bis 1916 sang; 1916-1918 sang er in Prag, 1918-1923 in Köln, 1923-1931 an der Staatsoper Unter den Linden, daneben 1924-1933 in Covent Garden, 1924-1943 an der Metropolitan Opera, 1925-1933 trat er als Wotan, Wanderer, Hans Sachs und Fliegender Holländer bei den Bayreuther Festspielen auf; beim Machtantritt der Nazis verlor er praktisch über Nacht sein Ansehen als bedeutendster Wagner-Heldenbariton auf deutschem Boden; er nahm die amerikanische Staatsbürgerschaft an und blieb fortan an New York City gebunden – bis 1943 an der MET, danach als Regisseur und Konzertsänger; Live-Mitschnitte aus den späten 1930er Jahren, als Schorr bereits seinen sängerischen Zenit überschritten hatte, zeugen dennoch von seiner beeindruckend klaren Diktion, seiner exzellenten Atemtechnik und seiner grossen, dennoch niemals überzeichneten emotionalen Ausdruckskraft; in New York sang Schorr oft mit seiner Exil-Genossin Lotte Lehmann, aber auch mit Lauritz Melchior, Kirsten Flagstad und Helen Traubel zusammen
  • 20.9.1888: Elischewa (eigentlich Jelisaweta Bychowskaja) in Rjasan (Russland) geboren, zum Judentum (1921) übergetretene hebräische Dichterin; Lyrik und Erzählung; als Nichtjüdin geboren, hat sie Hebräisch, die Sprache ihrer Dichtung, erst erlernt
  • 7.11.1888–23.7.1968: Julius Isserlis, geb. in Kischinew, Pianist
  • 29.11.1888–26.6.1964: Toni Sender (eigentlich Sidonie Zippora Sender), geb. in Biebrich am Rhein, gest. in New York, sozialistische Politikerin, Mitbegründerin der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei; 1919-1924 Stadtverordnete (SPD) in Frankfurt am Main, 1920-1933 Mitglied des Reichstags, 1933 ausgebürgert und über die CSR nach New York emigriert, war Redakteurin des "Volksrecht" in Frankfurt und der "Frauenwelt" in Berlin, kämpfte für Völkerverständigung und gegen jede Form von Diktatur, vertrat die Freien Gewerkschaften bei der UNO; "Toni Sender. The Autobiography of a German Rebel", 1940
  • 4.12.1888–3.6.1939: Philipp Sassoon (Sir Philip Albert Gustave David Sassoon, 3rd Baronet PC), britisch-jüdischer Politiker, Kunstsammler und Gastgeber der hohen Gesellschaft in seinem Anwesen in Trent Park im Norden Londons; Sassoon war ein Mitglied der prominenten Familien Sassoon und Rothschild, sein Vater war Sir Edward Albert Sassoon, 2nd Baronet, MP, Sohn von Albert Abdullah David Sassoon; seine Mutter war Aline Caroline, Tochter des Barons Gustave de Rothschild, seine Schwester war Sybil Sassoon, die den Marquess of Cholmondeley heiratete; Philipp Sassoon war Member of Parliament seit 1912 als Nachfolger seines Vaters, zunächst als „Baby of the House“ (= jüngstes Mitglied des House of Commons des UK-Parlaments); während des Ersten Weltkriegs war er Privat-Sekretär des Field Marshal Haig, 1920 Parliamentary Private Secretary von David Lloyd George; zwischen 1924 und 1929 und erneut von 1931 bis 1937 war er Under-Secretary im Luftfahrtministerium; 1937 wurde er First Commissioner of Works, einen Posten, den er bis zu seinem Tod zwei Jahre später beibehielt; Sassoon war ein Cousin des Schriftstellers Siegfried Sassoon
  • 20.12.1888: Fritz Baer in Halberstadt geboren, jüdischer Historiker, Prof. in Jerusalem
  • 1888–1912: Henri Franck, französisch-jüdischer Prosa-Schriftsteller
  • 1888–1921: Fritz M. Kaufmann, Autor, Sozialpolitiker, Begründer der jüdischen Arbeitsfürsorge
  • 1888–1940: Mordechaj Herschmann (Mordecai Hershman), berühmter Kantor aus dem "Golden Age of Chazanut"
  • 1888–1942: Felix Singermann, geb. in Kosten/Posen, ermordet in Riga, Rabbiner in Berlin (in Pankow bis 1919, war auch in Friedrichshain tätig), Sohn eines Lehrers; Dr. phil. (Diss. 1915 über mittelalterliche Judenabzeichen); wurde 1942 mit seiner Frau und seinen sechs Kindern nach Riga deportiert
  • 1888–1944: Harry Wolff, geb. in Beuthen, Oberschlesien, umgekommen in Auschwitz, Rechtsanwalt, in Oppeln bis 1938, im 1. Weltkrieg an der Ostfront wiederholt verwundet, das Gesicht schwer entstellt, war Vorsitzender der Ortsgruppe Oppeln des CV, seit 1927 der Synagogengemeinde, nach 1938 nur noch "Rechtskonsulent" für Juden; er wurde nach Theresienstadt deportiert, 1944 nach Auschwitz
  • 1888–1944: Levy Rosenblatt, geb. in Beiseförth, Bezirk Kassel, umgekommen in Auschwitz, Lehrer, Offizier, EK I., Schuldienst 1921-1929 in Berlin, danach Leiter der israelitischen Gartenbauschule Ahlem bei Hannover, wurde 1943 nach Theresienstadt, 1944 mit seinem Sohn nach Auschwitz deportiert
  • 1888–1944: Moritz Weinberg, geb. in Werther/Westfalen, umgekommen in Auschwitz, Rechtsanwalt, Dr. iur., im 1. Weltkrieg Oberleutnant, war erst Richter in Essen, dann viele Jahre Rechtsanwalt und letzter jüdischer Rechtskonsulent in Köln, Vorsitzender des Landesverbandes Rheinland des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten und der Moria-Loge des UOBB; er wurde mit Frau und Tochter nach Theresienstadt deportiert, 1944 nach Auschwitz
  • 1888–1955: Ernst Sommer, geb. in Iglau/Mähren, gest. in London, Schriftsteller, Dr. iur., Rechtsanwalt in Karlsbad 1920-1938, dann nach England emigriert, seit 1947 Anwalt für internationales Recht in London; Hauptwerke: Romane Gideons Auszug, 1913 (über Wiens Zionisten); Die Templer, 1934; Botschaft aus Granada, 1937; Revolte der Heiligen, 1944 (über den Aufstand im Warschauer Ghetto; 1978 unter dem Titel Revolte der Wehrlosen); Erpresser aus Verwirrung, 1949 (autobiographisch); Das Fräulein von Paradis, 1951; Antinous, 1955; The History of the Counter-Reformation in Bohemia, 1943; Der Aufruhr u. a. ausgewählte Prosa, 1976
  • 1888–1956: Alfred Isaac, geb. in Köln, gest. in Nürnberg, Betriebswirt, seit 1926 Dozent, seit 1927 Prof. an der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fakultät in Nürnberg, in der Hitlerzeit in die Türkei emigriert, wo er 1940-1948 in türkischer Sprache publizierte, danach kehrte er zurück; Hauptwerke: Betriebswirtschaftliche Statistik, 1925; Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftspraxis, 1928; Der Industriebetrieb, 1930; Revision und Wirtschaftsprüfung, 1951; Mitherausgeber der Betriebswirtschaftlichen Forschung und Praxis seit 1951
  • 1888–1958: Friedrich Thieberger, geb. in Goltsch-Jenikau/Böhmen, gest. in Jerusalem, Publizist und Autor; Sohn eines Rabbiners, Dr. phil., Prof.; 1926-1938 Herausgeber der Monatsschrift des Bnai Brith für die CSR, ging 1939 nach Palästina, übersetzte Josef Klausner ins Deutsche; Hauptwerke: Masaryk und das Judentum, 1934; Jüdisches Fest - Jüdischer Brauch, 1937; King Salomon, 1947; Die Glaubensstufen des Judentums, 1952
  • 1888–1959: Isaak HaLevy Herzog, geistiger Führer des Judentums. Herzog wurde in Lomza, Polen, geboren und emigrierte im Alter von neun Jahren mit den Eltern nach Leeds, England, wo der Vater eine Rabbinerstelle erhalten hatte. Er wurde vom Vater unterrichtet, der seinen begabten Sohn keiner Jeschiwa anvertrauen wollte. Er erreichte den höchsten Standard rabbinischer Gelehrsamkeit und erhielt seine Ordination. 1919 schloss er sein Literaturstudium an der Londoner Universität ab. Ausgestattet mit brillianten analytischen Fähigkeiten und einem phänomenalen Gedächtnis, wurde er bald als einer der grössten rabbinischen Gelehrten seiner Zeit erkannt. Er war ausserdem Linguist, Jurist, Mathematiker und Naturwissenschaftler. Der Charme seiner Persönlichkeit, die asketische Weltferne mit Witz und diplomatischen Talenten verband, machte grossen Eindruck. 1916 bis 1919 amtierte er als Rabbiner in Belfast, danach bis 1936 in Dublin, wo er nach 1921 den Titel eines Oberrabbiners des irischen Freistaates innehatte. Er unterhielt ausgezeichnete Beziehungen mit Persönlichkeiten von Staat und Kirche und begründete eine lebenslange Freundschaft mit Eamon de Valera, dem irischen Premierminister. Herzog war ein glühender Zionist und etablierte die Mizrachi Föderation von Grossbritannien und Irland. 1936 wurde Herzog eingeladen, Oberrabbiner von Palästina zu werden. Oberrabbiner Kook war gestorben, der Prozess einer Nachfolge dauerte lange und war auf seine Weise „hochpolitisch“. Der Oberrabbiner war eine zentrale Figur in der Führung des Jischuw. Er vertrat die jüdische Gemeinde von Palästina nicht nur in der jüdischen Welt, sondern auch vor Moslems, Christen und britischen Mandatsbehörden. Chaim Herzog schreibt in seinen Erinnerungen: "Mein Vater hatte gewonnen, 37 zu 33 Stimmen, und wir telegraphierten die Neuigkeit an meine Eltern in Irland. Die Wahl kennzeichnete einen grossen Fortschritt seitens der orthodoxen Gemeinde in Palästina. Sie bedeutete ein Statement, dass sie sich den veränderten Umständen anpassten. In vielerlei Hinsicht war die Ernennung meines Vaters ein Durchbruch, obwohl sich der Fortschritt, den er mit sich brachte, leider nicht über die Jahre erhalten hat. ... Mein Vater war ein Wahrheitssucher, und es war wichtig, einen Mann wie ihn als Führer der religiösen Gemeinde zu haben. Es ist immer noch wichtig." Herzog erfreute sich grosser Beliebtheit und grossen Respekts auch bei den Nichtreligiösen, vor allem in den Kibbutzim. Als Oberrabbiner war er Präsident des rabbinischen Berufungsgerichtes und des oberrabbinischen Rates. Durch die Veröffentlichung rabbinischer Verordnungen war er verantwortlich für familienrechtliche Angelegenheiten und für bedeutende Fortschritte in der Versöhnung des modernen Lebens mit den Anforderungen der Halacha. 1940 wurde der Wa'ad haJeschiwot, die Oberaufsicht über die Talmudschulen, gegründet. Herzog war Präsident und kümmerte sich um die finanzielle Unterstützung der Jeschiwot in Palästina. Seiner Initiative war es zu verdanken, dass der Sitz des Oberrabbinates, das Hechal Schlomo-Gebäude, in Jerusalem errichtet wurde. In den Jahren um den Zweiten Weltkrieg vertrat er die Juden Palästinas und der Welt. Er wurde nicht müde, die jüdischen Führer Europas vor den Gefahren zu warnen, nachdem Hitlers Haltung gegenüber den deutschen Juden offensichtlich geworden war. Herzog schrieb Briefe an den Oberrabbiner von Kovno in Litauen, in denen er die Gemeinden beschwor, so schnell wie möglich auszuwandern. Die Sorge um die Rettung der Juden vor der Schoah führte in 1940 nach London, 1941 in die USA und nach Südafrika, 1943 in die Türkei und 1944 nach Kairo. 1940 erhielt er von der Sowjetunion die Erlaubnis für Lehrer und Studenten litauischer und polnischer Jeschiwot, die in Wilna gestrandet waren, die östliche Grenze der Sowjetunion zu überschreiten. 1946 reiste er im Rahmen einer Aktion durch Europa, durch die jüdische Kinder, die während des Krieges in katholischen Kirchen oder Klöstern versteckt gewesen waren, nach Israel gebracht werden sollten. Oft war es diesen zehntausenden jüdischen Kindern nicht erlaubt worden, ihre jüdische Identität wieder anzunehmen oder in die jüdische Gemeinde zurückzukehren. Viele Kinder wussten nicht einmal, dass sie Juden waren. Die Hoffnung auf Hilfe durch Papst Pius XII. wurde nicht erfüllt. Herzog gelang es jedoch mit Unterstützung eines schweizer jüdischen Komitees, katholischer Behörden und Königin Wilhelmina von Holland tausende jüdische Kinder nach Israel zu bringen. Herzog besuchte jüdische Untergrundkämpfer, die von den Briten in Kenia interniert worden waren. Als sein Flugzeug in Jedda, Saudi Arabien, zwischenlandete, kam ein hoher arabischer Würdenträger und brachte Oberrabbiner Herzog in ein Erfrischungszelt, das nur VIPs vorbehalten war. Juden gehörten nicht zu den VIPs. Auf die Frage, warum er Herzog einen so warmen und gnädigen Empfang bereitet hatte, antwortete der Araber: "Ich sehe, er ist ein Mann Gottes."
  • 1888–1959: Jean Benoît-Lévy, Regisseur (u. a. « La Maternelle », 1934)
  • 1888–1961: Betty Heimann, geb. in Wandsbek, gest. in Sirmione/Gardasee, Indogermanistin, Spezialistin für Indische Philosophie, Prof. in Hamburg, emigrierte 1933 nach London als Senior Lecturer, 1945-1949 Prof. auf Ceylon, 1957 Professorin in Halle; Werkauswahl: "Tiefschlafspekulation der alten Upanishaden", 1922; "Studien zur Eigenart des indischen Denkens", 1930 f.; "Indian and Western Philosophy", 1937; "Sanscrit Philosophical Terminology", 1951
  • 1888–1964: Salamon Dembitzer (auch: Salomon Dembitzer), geb. in Krakau, gest. in Lugano, polnisch-jüdischer Schriftsteller; er schrieb mit 16 Jahren im Kasseler Volksblatt, war Herausgeber der Zeitschriften Die Clique und Der Osten, emigrierte 1933 nach Holland, 1935 nach Brüssel, 1940 nach Lissabon, 1941 nach New York, 1947 nach Sidney, 1958 nach Lugano; er schrieb seit 1908 Gedichte, seit 1915 Novellen (als letzte Adventure in Prague, 1955), ein Drama Wohlfahrtsamt (1930) und die Romane Bummler und Bettler, 1931; Die Geistigen (1934; erschien zuerst in Holland; satirische Skizze des Kulturbetriebs der Weimarer Republik mit den Figuren Abel Krampf = Alfred Kerr und Abel Driglin = Alfred Döblin); In Ostend (1950); und Visas for America (1952)
  • 1888–1964: Vera Schwarz, Sängerin
  • 1888–1965: Max Picard, geb. in Schopfheim/Baden, gest. in Neggio bei Lugano, Schriftsteller, zunächst Arzt, stand dem Expressionismus nahe, schrieb vor allem Kulturkritisches; Werke (Auswahl): Das Ende des Impressionismus, 1916; Expressionistische Bauernmalerei, 1918; Die Flucht vor Gott, 1934; Die Grenzen der Physiognomik, 1937; Hitler in uns, 1946; Zerstörte und unzerstörbare Welt, 1951; Die Atomisierung der modernen Kunst, 1953; Die Welt des Schweigens, 1959
  • 1888–1970: Freuds Nichte Lilly (eigentlich Elisabeth) Freud-Marlé, geb. Wien, gest. London, Schauspielerin und Diseuse, Tochter von Freuds Schwester Maria, 1917 Heirat mit dem Schauspieler und späteren Theaterleiter Arnold Marlé; 1919 wurde ihr Sohn Omri geboren; nach einer kurzen Bühnenlaufbahn feierte sie umjubelte Auftritte als Rezitatorin, auch mit Rabindranath Tagore; 1939 emigrierte sie nach London, wo sie 1970 starb; sie verfasste (1944-1947) „Mein Onkel Sigmund Freud“ (Verlagstitel, das Werk konnte sie zu Lebzeiten nicht unterbringen, erst 60 Jahre nach der Abfassung wurde es wieder entdeckt und publiziert); diese Aufzeichnungen analysieren nicht Freuds psychoanalytisches Werk, sondern widmen sich - zum Teil in schwülstiger, süsslicher Sprache, was dem Werk aber keinen Abbruch tut - seiner Person, seiner Familie und seinem Umfeld, sie zeigen einen anderen Freud: das Oberhaupt einer Grossfamilie, den Glückssucher und Genussmenschen, die Vaterfigur auch für Lilly; nach einigen (aber eher unwahrscheinlich) war Lilly Freud-Marlé angeblich auch das Vorbild des von Hans Leip verfassten und von Lale Andersen gesungenen Schlagers „Lili Marleen“, einer der grössten Liederfolge aller Zeiten (vgl. bei Marlé selbst: 15.9.1887)
  • 1888–1971: Artur Kaufmann (Arthur Kaufmann), geb. in Mülheim an der Ruhr, gest. in Nova Friburgo (Brasilien), Maler (Expressionist)
  • 1888–1975: Aliza Greenblatt, jiddische Dichterin und engagierte Jüdin, zeitweise Schwiegermutter der amerikanischen Folk-Legende Woody Guthrie (die Bekanntschaft mit ihr inspirierte ihn zu Songs über jüdische Themen); geboren in Bessarabien, übersiedelte sie mit ihrer Familie im Jahr 1900 nach Philadelphia; sieben Jahre später ging sie mit ihrem Mann (auch ein Immigrant aus Bessarabien) nach Atlantic City, wo sie einen jüdischen Wohlfahrtsverband – den "farband" – organisierte; nach der Balfour Deklaration gründete sie eine Zweigstelle der "Zionist Organization of America" in ihrer Stadt; obwohl sie und ihr Mann es nie schafften, Alija zu machen, widmete sie sich ganz dem Zionismus und beschaffte Gelder, war nationale Präsidentin der "Pioneer Women"; sie schrieb wohlklingende jiddische Lyrik; sie und ihr Mann hatten fünf Kinder, darunter Marjorie, die zweite Frau (Heirat 1947, sie kannten sich seit 1942, hatten gemeinsam vier Kinder) von Woody Guthrie, die bekannt wurde für ihr Engagement zur Erforschung und Bekämpfung von Erbkrankheiten (Woody Guthrie starb 1967 an der von seiner Mutter ererbten Krankheit Chorea Huntington)
  • 1888–1980: N. O. Scarpi, eigentlich Friedrich ("Fritz") Bondy, 1888 Prag – 1980 Zürich, österreichisch-schweizerisch-jüdischer Übersetzer, Feuilletonist, Anekdotensammler und Regisseur, aufgewachsen als Angehöriger der deutschsprachigen Minderheit in Prag; sein Vater starb früh, der Stiefvater, Heinrich Teweles, war Schriftsteller, Dramaturg am Neuen Deutschen Theater in Prag, Theaterkritiker und ab 1900 Chefredakteur des Prager Tagblatts; ab 1912 führte auch Fritz Bondy Regie am Neuen Deutschen Theater, war auch Assistent bei Max Reinhardt; 1918 siedelte Fritz Bondy in die Schweiz über, zunächst nach Davos; unter dem Pseudonym N. O. Scarpi (nach Scarpino, einem Flurnamen aus Viganello bei Lugano, wo er damals wohnte) schrieb er Theaterstücke und Feuilletons; in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen lebte er in der Schweiz, in Paris, Jugoslawien und Ungarn; 1931 erhielt er die schweizerische Staatsbürgerschaft, ab 1941 bis zu seinem Tod lebte er in Zürich; er war der Vater von François Bondy und der Grossvater von Luc Bondy
  • 1888–1980: Chana Rowina, die First Lady des israelischen Theaters. - Chana Rowina wurde in Russland geboren und erhielt eine Ausbildung als Kindergärtnerin. 1917 trat sie in das hebräische dramatische Studio in Moskau ein, das die Basis des Habimah Theaters bilden sollte, und wurde so zu einer Gründerin des Habimah. Ihre Rolle als „Lea" in Ans-Skis „Der Dibbuk" brachte ihr 1922 den Ruf einer führenden Schauspielerin ein. Diese Reputation wurde durch Tourneen in Europa und in den USA verstärkt. Rowina kam 1928 nach Israel, und ihre Theaterarbeit etablierte ihren Ruf als Israels erste Schauspielerin. Ein Foto, das sie in einer Aufführung des „Dibbuk" zeigt, wurde eines der wichtigsten Werbefotos des Habimah. Ihre tiefe Stimme, ihre majestätische Erscheinung und ihr beeindruckendes Spiel machten sie auch im internationalen Theatergeschehen berühmt. Ihr Repertoire umspannte hebräische Produktionen, Shakespeare und Klassiker. Rowina spielte „Mütter" in einigen legendären Aufführungen, zum Beispiel die Mutter des Messias in Pinskys „Der Ewige Jude", die Titelrolle in Brechts „Mutter Courage" oder die Jokaste in Sophokles` „König Ödipus". Rowina wurde 1956 für ihren Beitrag zum israelischen Theater mit dem Israel Preis geehrt.

Bücher

Zeitungen und Zeitschriften

  • 1888–1889: Haleumi, in New York erscheinendes Wochenblatt chowewe-zionistischer Richtung in hebräischer Sprache
  • 1888–1891: Jewish Standard, in London wöchentlich erscheinendes orthodoxes Blatt
  • 1888–1902: El Amigo del Puevlo, in Belgrad/Serbien monatlich erschienene spaniolische Zeitschrift
  • 1888–1921: Israelitisches Gemeindeblatt, in Köln a. Rh. wöchentlich in deutscher Sprache hrsg. orthodoxes Blatt
  • Seit 1888: Bet Jisra'el, in Wien monatlich in hebräischer Sprache erscheinende wissenschaftliche Zeitschrift
  • Seit 1888: Die Jiddische Presse, in Chicago erscheinende jiddische Tageszeitung
  • Seit 1888: Jewish Review and Observer, in Cleveland, Ohio, wöchentlich in englischer Sprache erscheinend (parteilos)
  • Seit 1888: The Jewish Voice, in St. Louis, Mo., wöchentlich in englischer Sprache erscheinend
  • Seit 1888: Ha-Pisga, von Wolf Schur gegründetes amerikanisches Wochenblatt für hebräische Sprache und Literatur, seit 1899 unter dem Namen Ha-Tehiyya (in Chicago)
  • 1888 ff.: Jewish Quarterly Review, London, hrsg. von Israel Abrahams und Claude Joseph Goldsmid Montefiore; seit 1910 hrsg. vom Dropsie College in Philadelphia

1888 in Wikipedia


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