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Agape

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Agape (Begriffsklärung) aufgeführt.

Agape (griechisch ἀγάπη agápē) ist ein neutestamentliches und christliches Wort für die göttliche Liebe.

Wortbedeutung und biblischer Sprachgebrauch

Agape (griech. αγάπη; lat. caritas) ist ein griechisches Wort für Liebe, welches durch das Neue Testament auch außerhalb des Griechischen zum festen Begriff geworden ist. Es bezeichnet dann eine göttliche oder von Gott inspirierte uneigennützige Liebe. Im Gegensatz dazu wird menschliche Liebe oft mit den Wörtern Eros, Storge und Philia bezeichnet. Von diesen dreien kommt allerdings nur letzterer im Neuen Testament vor, so dass diese feine Unterscheidung nicht unmittelbar biblisch ist.

Im hebräischen Alten Testament gibt es nur eine Wortwurzel, ahav (hebr. אהב), für sehr verschiedene Arten von Liebe. Sie wird gleichermaßen für die Liebe Gottes (Jer 31,3 EU), die Liebe zu Gott (Dtn 6,5 EU), die Liebe zum Mitmenschen (Lev 19,18 EU), die Freundesliebe (2 Sam 1,26 EU), die Liebe zwischen den Geschlechtern (Gen 29,20 EU), die Sexualität (Spr 7,18 EU), die Liebe zum Geld (Koh 5,9 EU) und die Liebe zur Nichtigkeit (Ps 4,3 EU) verwendet. In der Septuaginta, der vorchristlichen griechischen Übersetzung des Alten Testamentes, werden weitaus die meisten Vorkommen dieses Wortes mit Agape übersetzt, darunter alle eben zitierten bis auf eines. Das Wort Agape deckt dort also einen breiten Bereich von Bedeutungen ab, darunter auch solche, die im Kontext eindeutig missbilligt werden.

Das griechische Neue Testament übernimmt den Sprachgebrauch der Septuaginta. So ist auch dort die Wortwurzel Agape (als Verb oder Substantiv) die weitaus häufigste für Liebe; deutlich seltener findet man Philia (als Verb oder in Zusammensetzungen, jedoch nur einmal als alleinstehendes Substantiv). Der Unterschied zwischen den Wurzeln Agape und Philia ist nicht immer deutlich: so werden die Christen davor gewarnt, die Welt zu lieben (1 Joh 2,15 EU; agapao), und für die Liebe Gottes des Vaters zum Sohn (Joh 5,20 EU) wird das Verb phileo benutzt – beides nach der üblichen Unterscheidung überraschend. Vollends verwirrend ist der Wortgebrauch bei der Wiedereinsetzung des Petrus ins Hirtenamt (Joh 21,15–19 EU), wo Jesus dreimal fragt, ob Petrus ihn liebe (zweimal agapao, einmal phileo) und Petrus das dreimal bejaht (dreimal phileo), ohne dass der Eindruck entsteht, die Antworten hätten nicht zur Frage gepasst. Augustinus schließt daraus auf die weitgehende Gleichwertigkeit der beiden Begriffe [1]; dabei benutzt er den lateinischen Sprachgebrauch der Vulgata (für Agape das lateinische Verb diligare und die Substantive caritas und dilectio; für Philia meist amare/amor).

Agape als Gottesliebe

Im Alten Testament existiert auch schon das Motiv der Liebe, aber noch nicht im Sinne der Agape: Sie befindet sich gleichsam in einem entstehenden Stadium. Die Liebe Gottes erscheint in der Gestalt einer schenkenden Güte (1 Chr 16,34 EU), gegenseitigen Treue (Mi 7,20 EU), nachsichtigen Barmherzigkeit (Jes 54,10 EU) und wohlwollenden Gnade (Ps 86,15 EU).[2]

Im Neuen Testament vermittelt das Wort Agape − mit Ausnahme des Wortes als Synonym für die Liebesmahlfeier − Gottes reine Liebe: Agape ist eine bedingungslose, einseitige, befreiende und auf andere zentrierte Liebe. Es ist ein Offenbarungswort: Ein verschlossenes und heiliges Wort (verbum arcanum), das − durch den Heiligen Geist geprägt − sich allein im Glauben erschließen kann.[3] In seinem Brief an die Epheser schreibt Paulus von Tarsus († 65), dass die Agape Christi die Erkenntnis übertrifft (Eph 3,19 EU).

Liebe ist nach Paulus die höchste der drei christlichen Tugenden: Glaube, Hoffnung und Liebe (1 Kor 13,13 EU). Agape ist jedoch die interessenlose Liebe, die sogar ihre Feinde liebt. Man vergleiche dazu die Worte Jesu am Kreuz: „Herr, vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun.“ In 1 Kor 13,1−13 LUT, dem Hohenlied der Liebe, gibt Paulus eine ausführliche Charakterisierung der Agape.

Der griechische Philosoph Plotin (205−270) verwendete den Begriff Agape für die herabsteigende Liebe: Ein vom Subjekt ausgehendes freies Tun, wodurch das Geringere erhöht wird, während die emporstrebende Liebe als Eros ein Zustand des Bestimmtseins ist durch etwas, was nicht vom Subjekt ausgeht, und der Drang nach diesem etwas.[4]

Agape bedeutet nicht jene Art der Liebe, die im deutschen Sprachgebrauch üblicherweise mit dem Begriff Liebe verbunden wird, sondern vielmehr eine spirituelle und metaphysische Verbindung zwischen Menschen. Bei Agape handelt es sich nicht um (exklusive) partnerschaftliche Liebe, sondern um eine (inklusive) gemeinschaftliche Liebe. Diese Liebe kann auch die brüderliche Zurechtweisung beinhalten, zu der die Gläubigen nach römisch-katholischem Verständnis verpflichtet sind.[5] Für den emeritierten Papst Benedikt XVI. ist Agape auch eine Bezeichnung für das Sakrament der Heiligen Eucharistie. Benedikt XVI. beschäftigt sich in seiner ersten Enzyklika Deus Caritas est eingehend mit dem Thema einer selbstlosen Liebe.

Agape als Liebesmahlfeier

Agape war ein brüderliches Mahl mit liturgischem Charakter. Im Verlauf der Liebesmahlfeier wurde die Eucharistie zelebriert. Dieser Brauch soll schon im 1. Jahrhundert bestanden haben; er wird im Brief des Judas genannt (12 EU). Entwickelt hatte sich die Liebesmahlfeier aus den Festmahlen der Christen in Korinth. Erwähnung findet das gemeinsame Mahl schon in der Apostelgeschichte des Lukas bei der Beschreibung der Urgemeinde in Jerusalem (Apg 2,46 EU).[3]

In der frühen Kirche war die Agape ein Synonym für die Eucharistie. Hierbei brachten die Christen Lebensmittel und Wein mit, die gesegnet und dann gemeinsam verzehrt wurden. Damit erfüllte die Agape neben dem Ritus auch eine karitative Aufgabe.

So kritisierte Paulus im 1. Brief an die Korinther deren Gewohnheit, dass die Mitglieder der Gemeinde zur Liebesmahlfeier nur noch selbst mitgebrachte Lebensmittel aßen und nicht mehr teilten (1 Kor 11,20.22 EU). Dadurch wurden Unterschiede zwischen den eigentlich gleichen Gemeindemitgliedern sichtbar: Die Gemeinde sah sich ursprünglich in der Agape und Eucharistie als ein Fleisch, weil sie von dem einen Brot, dem Leib Jesu Christi, gekostet hatten. Gleichwohl ist die Liebesmahlfeier − im Gegensatz zum Opfermahl − keine Urform der Eucharistie. Weil das Mahl häufig ausartete (2 Petr 2,13 EU), kam es im 4. Jahrhundert zu einem Verbot dieser Feierlichkeit.[3]

Zeitgenössisch bezeichnet Agape weiterhin das Letzte Abendmahl (Liebesmahl), das Jesus am Vorabend seines Kreuzestodes mit den Jüngern feierte und dessen wiederholten Vollzug zu seinem Gedenken er der Nachwelt aufgetragen hat. In katholischen und evangelischen Pfarrgemeinden ist Agape deshalb die Bezeichnung eines gemeinsamen Mahles in einem Gottesdienst. In der orthodoxen Kirche heißt eine ähnliche Feier Artoklasia.

Um den Zusammenhalt und die Gemeinschaft unter den ansonsten weitgehend autonomen Baptistengemeinden zu fördern, gab es Liebesmahlfeiern: In einer bestimmten Region luden einzelne Gemeinden die umliegenden Schwesterkirchen zu solchen Feiern ein. Besonders beliebt waren dabei staatliche Feiertage. Jede Gemeinde hatte ihren festen Liebesmahltermin und war an diesem Tag Gastgeberin für die anderen Gemeinden. Bei diesen Veranstaltungen spielten neben Predigt, Gebetsgemeinschaft und gemeinsamen Mahlzeiten die persönlichen Erfahrungsberichte aus dem Glaubensalltag eine bedeutsame Rolle.

Siehe auch

Literatur

  • Papst Benedikt XVI.: Enzyklika Deus Caritas est. 2005
  • Bernt Knauber: Liebe und Sein. Die Agape als fundamentalontologische Kategorie. Dissertation an der University of South Africa, Pretoria 2003. De Gruyter, Berlin 2006, ISBN 3-11-018547-4
  • Anders Nygren: Eros und Agape. Gestaltwandlungen der christlichen Liebe. Studien des apologetischen Seminars in Wernigerode. Band 1. Bertelsmann, Gütersloh 1930, S. 45–137, u. 2. Aufl. 1954
  • Heinrich Scholz: Eros und Caritas. Die platonische Liebe und die Liebe im Sinne des Christentums. Niemeyer, Halle 1929
  • Karl Völker: Mysterium und Agape. Die gemeinsamen Mahlzeiten in der alten Kirche. Gotha 1927
  • Viktor Warnach, OSB: Agape. Die Liebe als Grundmotiv der neutestamentlichen Theologie. Patmos, Düsseldorf 1951
  • Werner J. Patzelt, Gerlinde Back: Agape – Sinn und Form einer ökumenischen Laienliturgie. Verlag der action 365, Frankfurt 2014, ISBN 978-3-941290-29-7

Weblinks

 Commons: Agape – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Agape – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikiquote: Agape – Zitate

Einzelnachweise

  1. Augustinus: De civitate Dei, Buch 14, Abschnitt 7; im WWW auf Deutsch und Latein
  2. Viktor Warnach: Agape. Die Liebe als Grundmotiv der neutestamentlichen Theologie. Patmos, Düsseldorf 1951, S. 84.
  3. 3,0 3,1 3,2 Viktor Warnach: Agape. Die Liebe als Grundmotiv der neutestamentlichen Theologie. Patmos, Düsseldorf 1951, S. 17−18.
  4. Plotin: Enneaden. S. 253–269.
  5. Katholischer Erwachsenen-Katechismus, Band 1, S. 366; Band 2, S. 455–477.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Agape aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.