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Amor und Psyche

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Amor und Psyche, Paris, Louvre (1793) Antonio Canova
Antonio Canova: Amor und Psyche, Paris, Louvre
L’Amour et Psyché, enfants von William Adolphe Bouguereau, 1890
Skulptur von Reinhold Begas, Briefmarke 1981

Amor und Psyche ist ein sehr verbreitetes Sujet der Bildenden Kunst der Antike und der Neuzeit und ein beliebtes Thema der Belletristik und der Musik. Dargestellt werden Aspekte der mythischen Liebesbeziehung zwischen dem Gott Amor, auch Cupido genannt, und der sterblichen Königstochter Psyche, die schließlich unter die Unsterblichen aufgenommen wird. Die neuzeitliche künstlerische Behandlung des Stoffs knüpft direkt oder indirekt an die Erzählung von Amor und Psyche an, die in den Metamorphosen des Apuleius aus dem 2. Jahrhundert eingefügt ist. In der Bildenden Kunst der Antike war die Darstellung von Amor (Eros) und Psyche schon in der Epoche des Hellenismus, lange vor der Zeit des Apuleius, beliebt.

Erzählung bei Apuleius

In dem elf Bücher umfassenden Werk Metamorphosen nimmt die Erzählung breiten Raum ein: Sie macht den Schluss des vierten Buches, das gesamte fünfte Buch und den größten Teil des sechsten Buches aus (4,28–6,24). Die Geschichte von Amor und Psyche stammt nicht aus der griechischen Vorlage der Metamorphosen; offenbar handelt es sich um eine Schöpfung des Apuleius. Eingebettet ist sie in die Darstellung des Schicksals des Mädchens Charite, das von einer Räuberbande entführt worden ist. Die alte Haushälterin der Räuber erzählt Charite, um sie von ihrem Leid abzulenken, die Geschichte vom Gott Amor und der Königstochter Psyche, deren Name das griechische Wort für „Seele“ ist.

Psyche ist die jüngste und schönste der drei schönen Töchter eines Königs. Sie ist so schön, dass alle aufhören, Venus, die Göttin der Schönheit und der Liebe, zu verehren. Verärgert ruft Venus ihren treuen Sohn Amor und befiehlt ihm, Psyche dazu zu bringen, sich in einen schlechten Mann zu verlieben. Der Vater schickt seine Tochter – wie das Orakel des Gottes Apollon ihm befohlen hat – in einem Brautkleid an eine einsame Bergspitze, auf der sie einen furchtbaren Dämon heiraten soll. Doch anstatt des Dämons wird sie von Zephyr, dem Herrn der Winde, auf Anweisung Amors, der selbst der überirdischen Schönheit Psyches erliegt, in ein märchenhaftes Schloss gebracht. In diesem Schloss sucht ihr Gatte sie Nacht für Nacht auf, doch tagsüber verschwindet er, ohne dass sie ihn je zu Gesicht bekommt. Da sich Psyche einsam fühlt, gewährt er ihr einen Besuch von ihren Schwestern. Amor warnt sie aber, sie dürfe sich nicht von ihnen verleiten lassen, herauszufinden, wer er sei. Die Schwestern, zuerst froh, Psyche wohlbehalten vorzufinden, sind schnell vom Neid verzehrt. Bei einem weiteren Besuch gelingt es ihnen, das naive Mädchen davon zu überzeugen, dass sie eine Schlange geheiratet habe, die ihr wegen ihrer furchtbaren Gestalt nie bei Tageslicht gegenübertrete und die Schwangere verschlingen werde. Aus Angst um ihr ungeborenes Kind und um sich selber befolgt sie den Rat ihrer Schwestern und wartet in dieser Nacht mit einer Öllampe und einem Messer auf ihren Mann.

Als sie ihren Geliebten beleuchtet, erblickt sie kein Ungeheuer, sondern den schönen Körper des geflügelten Amor. Psyche – von Liebe zu ihrem göttlichen Gatten überwältigt – merkt nicht, wie ein Tropfen des heißen Öls auf Amors Schultern fällt. Der Gott, der seiner Mutter ungehorsam gewesen ist, fühlt sich betrogen, fliegt davon und lässt Psyche untröstlich zurück.

Venus, voller Wut darüber, dass ihr Sohn ihre Befehle missachtet hat und stattdessen mit Psyche ein Kind gezeugt hat, macht sich auf die Suche nach dem Mädchen. Psyche muss verschiedene lebensgefährliche Aufgaben für die Göttin erledigen. Dank der Hilfe von Ameisen, sprechenden Schilfrohren oder Türmen gelingt es ihr, sie zu lösen. Bei der letzten Aufgabe lässt sie sich aber von dem Wunsch, ihren Geliebten zurückzuerobern, überwältigen. So öffnet sie das Kästchen, das eine Schönheitssalbe der Proserpina, der Gemahlin des Pluto, enthielt. Sie trägt die Salbe auf, welche eigentlich für Venus bestimmt war, und fällt in einen todesähnlichen Schlaf.

Amor, der sich inzwischen von seiner Verbrennung erholt hat, eilt ihr zur Rettung. Da er Psyche immer noch liebt, scheucht er mit seinen Flügeln ihren Schlaf wieder in das Kästchen zurück. Während Psyche das Kästchen abliefert, fliegt Amor zu Jupiter und erlangt die Erlaubnis, Psyche zu heiraten. Der oberste Gott hat Nachsicht, reicht Psyche einen Becher mit Ambrosia und macht sie dadurch unsterblich, so dass einer Hochzeit unter den Göttern nichts mehr im Weg steht.

Psyche gebiert Amor eine wunderschöne Tochter, welche den Namen Voluptas (Wollust) erhält.

Künstlerische Darstellungen

Die Geschichte von Amor und Psyche hat vielfältig in Literatur und Musik, vor allem aber in der bildenden Kunst weitergewirkt. Viele Gemälde und Skulpturen befassen sich mit dem Paar. Zu den bekanntesten gehören die Skulpturen von Antonio Canova und Auguste Rodin im Louvre und in der Eremitage und die Skulpturengruppe von Reinhold Begas in der Alten Nationalgalerie in Berlin, sowie die Radierungen von Max Klinger. Der Maler Moritz von Schwind schmückte im Rittergut im sächsischen Rüdigsdorf (Kohren-Sahlis) den Schwind-Pavillon des Besitzers mit zahlreichen Fresken aus. Viele Psychedarstellungen stammen auch von Bertel Thorwaldsen und mehreren seiner Schüler und Nachfolger, darunter Wolf von Hoyer und Ferdinand Schlöth.[1]

In der Musik hat unter anderem César Franck eine dreiteilige sinfonische Dichtung Psyché für Chor und Orchester geschrieben, desgleichen Richard Franck eine Tondichtung für großes Orchester Liebesidyll „Amor und Psyche“ (op. 40). C. S. Lewis hat mit Till we have Faces (Du selbst bist die Antwort) eine moderne Interpretation dieser Geschichte gegeben.

Für die Erzählforschung ist Amor und Psyche die älteste schriftlich fixierte Fassung des Märchentyps Tierbräutigam.[2]

Im Roman Das Parfum von Patrick Süskind sowie in dessen Verfilmung spielt ein Parfum mit dem Namen Amor und Psyche eine wichtige Rolle.

Auch das Pariser Kamée-Diadem, einst angeblich Geschenk Napoleon Bonapartes an seine erste Ehefrau, Kaiserin Joséphine und heute Teil des schwedischen Kronschatzes, ziert eine Darstellung des Amor und der Psyche.

Siehe auch

Textausgaben und Übersetzungen

  • Edward Brand, Wilhelm Ehlers (Hrsg.): Apuleius: Amor und Psyche. Artemis & Winkler, Düsseldorf 2002, ISBN 3-7608-1372-0 (lateinisch und deutsch)
  • Kurt Steinmann (Hrsg.): Apuleius: Das Märchen von Amor und Psyche. Reclam, Stuttgart 1978, ISBN 3-15-000486-1 (lateinisch und deutsch)

Literatur

Kommentar

  • Maaike Zimmerman u. a.: Apuleius Madaurensis: Metamorphoses. Books IV 28–35, V and VI 1–24: The Tale of Cupid and Psyche. Egbert Forsten, Groningen 2004, ISBN 90-6980-146-9 (ausführlich)

Rezeption

  • Sonia Cavicchioli: The Tale of Cupid and Psyche. An Illustrated History. New York 2002
  • Ein Blick auf Amor und Psyche um 1800. Ausstellungskatalog Musée de Carouge und Kunsthaus Zürich. Zürich 1994
  • Christel Steinmetz: Amor und Psyche. Studien zur Auffassung des Mythos in der bildenden Kunst um 1800. Dissertation Köln 1989
  • Carina Bauriegel, Agneta Jilek, Sebastian Jung: Opus V, Amor und Psyche, 1880 in: Frank Zöllner (Hrsg.): Griffelkunst. Mythos, Traum und Liebe in Max Klingers Grafik. Plöttner Verlag, Leipzig 2007, ISBN 978-3-938442-31-9

Hörbücher

Weblinks

 Commons: Amor und Psyche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Stefan Hess / Tomas Lochman (Hg.), Klassische Schönheit und vaterländisches Heldentum. Der Basler Bildhauer Ferdinand Schlöth (1818–1891). Basel 2004.
  2. Typ 425 nach Aarne und Thompson. Vgl. dazu Das singende springende Löweneckerchen, Grimms Märchen Nr. 88.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Amor und Psyche aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.