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Baltische Staaten

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Die baltischen Staaten in Europa. Von Nord nach Süd: Estland, Lettland, Litauen

Als baltische Staaten werden drei in Nordosteuropa gelegene Staaten bezeichnet (Auflistung von Norden nach Süden):

Land Fläche Einwohnerzahl Bevölkerungsdichte Hauptstadt
EstlandEstland Estland 45.339 km² 1.315.944 (Januar 2016)     29 Einw./km² Tallinn
LettlandLettland Lettland 64.589 km² 1.978.300 (August 2015) 31 Einw./km² Riga
LitauenLitauen Litauen 65.300 km² 2.884.840 (März 2016) 44 Einw./km² Vilnius
Insgesamt: 175.228 km² 6.179.084 35 Einw./km²

Die drei Staaten grenzen an die Ostsee. Während Baltikum für die geografische Region steht, ist baltische Staaten ein politischer Oberbegriff. In der Zwischenkriegszeit wurde auch Finnland zu den baltischen Staaten gezählt.[1]

Die baltischen Staaten wurden nach dem Ersten Weltkrieg unabhängig vom damaligen Russischen Reich, wurden aber 1940 von der Sowjetunion annektiert und erlangten erst 1991 erneut ihre Eigenständigkeit.

Geschichte

Diese deutsche Begriffsbildung hat ihren Ursprung in der deutschen Ostsiedlung des Mittelalters. Russland übte zwar seit dem 18. Jahrhundert die dominierende politische Macht in seinen Ostseeprovinzen und ehemaligen Gebieten von Schweden und Polen-Litauen aus, konnte jedoch nicht verhindern, dass sich die deutschsprachige Bevölkerung als eine Art Oberschicht herausbildete. Diese war bis Ende des Ersten Weltkrieges auch die wirtschaftlich und gesellschaftlich dominierende Bevölkerungsgruppe. Daneben bevölkerten noch die russischen, einheimischen und jüdischen Bevölkerungsgruppen diese Länder im Baltikum.

Nachdem im Ersten Weltkrieg die Region durch deutsche Truppen besetzt war, wurden sämtliche Einflüsse der russischen Oktoberrevolution von 1917 in den drei baltischen Staaten konsequent unterdrückt.

Erst der Friedensvertrag von Brest-Litowsk brachte auch den baltischen Staaten die politische Selbständigkeit. Die deutsche Oberschicht dominierte zunächst weiterhin. Erst mit der endgültigen Niederlage Deutschlands 1918 ging die vollständige Staatsverwaltung an Bevölkerungsmehrheiten der Staaten über. Diese konnten sich allerdings 1919 nur mit Hilfe der deutschen Freikorps (sogenannte Ostsee-Division) unter General Rüdiger Graf von der Goltz dem Angriff der sowjetrussischen Truppen erwehren. Nach anfänglichem Misstrauen der Regierungen entwickelte sich insbesondere in Estland eine enge antisowjetische Zusammenarbeit der deutschen und estnischen Geheimdienste.

Diese langjährige Zusammenarbeit wurde durch den Hitler-Stalin-Pakt vom August 1939 durch die deutsche Seite beendet, da die Absteckung der Interessensphären durch die Sowjetunion und Deutschland die baltischen Staaten dem sowjetischen Einflussbereich überließ.

Mit der Parole „Heim ins Reich“ wurde zur Jahreswende 1939/40 die deutsche Bevölkerung zunächst in die Provinz Posen und später ins Kernland verschoben. Aus diesen Reihen setzte sich später (aufgrund der exzellenten Russischkenntnisse) ein Großteil der Division Brandenburg zusammen. Im Frühjahr 1940 besetzte die Rote Armee die baltischen Staaten. Die einsetzende Russifizierung wurde im Sommer 1941 durch den deutschen Überfall auf die Sowjetunion unterbrochen. Aufgrund der vorherrschenden antisowjetischen Stimmung in den drei baltischen Ländern wurden die deutschen Truppenverbände und SS-Verbände von Teilen der Bevölkerung freudig empfangen – sie nutzten deren Kooperation. Vor allem die jüdische Bevölkerung der baltischen Staaten wurde bis 1944/45 fast vollständig durch den nationalsozialistischen Massenmord unter nicht unerheblicher Mithilfe der baltischen Bevölkerung, in den Konzentrations- und Vernichtungslagern der Deutschen − vor allem im von Deutschland besetzten Polen − ermordet. Aus den einheimischen Gegnern der Sowjetunion rekrutierte die Waffen-SS bemerkenswert große Anteile der SS-Divisionen, die für zahlreiche Kriegsverbrechen verantwortlich waren. Nach der Wiedereroberung der drei Staaten durch die Sowjetarmee nahm Stalin an der Bevölkerung grausame Vergeltung und setzte die Russifizierung im größeren Ausmaß als zuvor durch.

Der Widerstand durch Untergrundorganisationen, v. a. sogenannte Waldbrüder, hielt zwar nach der erneuten Besetzung durch die Rote Armee noch einige Jahre an, wurde aber bis Mitte der 1950er Jahre liquidiert. Britische und US-amerikanische Kommandounternehmen versuchten nach dem Zweiten Weltkrieg mit Hilfe ehemaliger deutscher Kriegsmarine-Soldaten und von ihnen übernommenen Schiffen diese Untergrundkämpfer zunächst zu unterstützen und brachten später einige Angehörige außer Landes.

Die drei baltischen Staaten nahmen im Dezember 1991 an der Gründung der GUS nicht teil, da sie sich nicht auf die Tradition der drei 1940 gegründeten Sowjetrepubliken beriefen, sondern als Fortsetzung der 1918–20 unabhängig gewordenen Staaten verstanden. Sie hatten daher alle bereits im Laufe des Vorjahres die Wiederherstellung ihrer Unabhängigkeit erklärt.

Seit 2004 sind die baltischen Staaten Mitglieder der Europäischen Union sowie der NATO.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. George Maude. "Aspects of the Governing of the Finns", Peter Lang, 2010, p. 114.

Literatur

Weblinks

 Commons: Baltische Staaten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • vifanord – Virtuelle Fachbibliothek Nordeuropa und Ostseeraum
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Baltische Staaten aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.