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Baschkiren

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Baschkiren in Russland

Die Baschkiren (baschkirisch Башҡорт/Baschqort, Башҡорттар/Baschqorttar) sind eine turksprachige Ethnie im russischen Uralgebirge. Sie sind die Titularnation der Autonomen Republik Baschkortostan.

Die Baschkiren sind sprachlich eng mit den Kasan-Tataren verwandt und wurden gemeinsam mit diesen im 16. Jahrhundert von Russland unterworfen. Seit ihrer Eroberung durch Iwan IV. sind sie russische Untertanen und bilden im heutigen Russland das zweitgrößte muslimische Volk.

Zusammen mit den benachbarten Tataren waren die Baschkiren für ihre Bienenzucht bekannt. Ferner züchten sie auch gelockte Ponys, die Baschkire genannt werden. Sie nutzen sie als Reit- und Zugtiere, zur Fleischproduktion, eine Modeepoche lang zur Produktion von Fohlenfellen sowie zur Milchgewinnung. Doch im Gegensatz zu den Tataren bildeten sie, da sie überwiegend als Hirten lebten, keine modernisierende Elite heraus.[1]

Gemeinsam mit Tataren und Kasachen erklärten sie im Dezember 1917 ihre Autonomie und nahmen gemeinschaftlich mit diesen Kontakt zu den Orenburger-Kosaken auf.[2] Im Gegensatz zu den anderen turksprachigen Bevölkerungsgruppen der Region werden die Baschkiren, wie auch die benachbarten Tschuwaschen, nicht den Wolga-Ural-Tataren zugerechnet.

Etwa 68 Prozent der Baschkiren lebt heute als Mehrheitsbevölkerung in der russischen autonomen Republik Baschkortostan, der Rest in den angrenzenden Oblasten Tscheljabinsk und Orenburg sowie in Tatarstan und in Sibirien, dort vor allem im Autonomen Okrug Chanty-Mansijsk.

Ethnische Herkunft

Die ethnische Herkunft der heutigen Baschkiren gilt als umstritten. Vielfach werden sie als türkisierte Nachfahren einstiger finno-ugrischer Völkerstämme betrachtet, die zwischen Wolga, Ural und Kama als Bienenzüchter und Hirten gesiedelt und dann im 10./11. Jahrhundert den sunnitischen Islam angenommen hätten; Ibn Fadlān beschrieb sie 922 noch als Heiden.

Im 13. Jahrhundert wurden sie von den Mongolen erobert und der Goldenen Horde angegliedert.[3] Unter der Herrschaft der Mongolen der Goldenen Horde erfolgte dann ab dem 13. Jahrhundert deren endgültiger Übertritt zum Islam.

In der halbwissenschaftlichen Sekundärliteratur ist noch heute obsolete die These des 19. Jahrhunderts zu lesen, dass die Baschkiren Nachfahren der Finno-Ugrier und der Wolga-Magyaren seien, die eine Variante des Tatarischen angenommen hätten. Im 19. Jahrhundert sahen sich die Baschkiren selbst als Nachfahren nogaischer Nomaden, die am südlichen Ural gesiedelt hatten.[4]

Der Historiker Michael Hess lässt die baschkirische Entstehungsgeschichte weit ins Altertum zurückverfolgen, wo sie in Zentralasien einer Meinung nach ihren Anfang nimmt. Dabei ging es ihm primär um die Ethnogenese der sieben bekannten baschkirischen Clans.

„Im Jahre 884, steht da, brachen die von unserem Herrgott erschaffenen sieben Anführer, die man "Hetu Moger" nannte, aus dem Osten, aus dem Land der Skythen, auf. Vermutlich ist ‚[...] aus dem Land der Skythen [...]‘ das zentralasiatische Gebiet zwischen dem Altai-Gebirge und dem Aralsee gemeint. Diese geografische Benennung kann ein Indiz dafür genommen werden, dass die turksprachige Ethnizität der heutigen Baschkiren auch zentralasiatische Wurzeln trägt.“

Michael Hess in:„ Relativische Prädikationen im Baschkirischen“, Otto Harrassowitz Verlag 2008, S. 185

Aber auch anderen mittelalterlichen Autororen wie Achmet ibn Fadlan, Massudi oder Mahmud al-Kāschgharī rechneten die Baschkiren zu den Stämmen der „Türk“.

Neben der finnisch-ugrische und alttürkischen Ethnogenese der Baschkiren existiert auch eine iranische, nachdem iranischsprachige Völkerschaften des Urals und des Kaspischen Meeres als Basis der heutigen Baschkiren herangezogen werden. Diese Völkerschaften werden heute unter den Namen Saken, Sarmaten und/oder Massageten summiert.

Größe

Junge Baschkiren in idealisierter Nationaltracht mit Mützen aus Rotfuchsfell.

Insgesamt gibt es weltweit ca. 1,8 Millionen Baschkiren. Davon entfallen auf:

Religion

Die meisten Baschkiren bekennen sich zum Islam.

Geschichte

Siehe Geschichte der Republik Baschkortostan.

Mythologie

Gegenstand systematischer Untersuchungen von Ethnographen wurde die baschkirische Mythologie erst seit dem 18. Jahrhundert. Besonders wertvoll sind die Arbeiten des „Vaters der baschkirischen Ethnographie“ S. I. Rudenko.

Glaubensvorstellung

Die Glaubensvorstellungen des baschkirischen Volkes sind ein kompliziertes System, in dem Geister einen besonderen Rang einnehmen. Diese sind im Bewusstsein der heute lebenden Menschen noch in abgeschwächter Form erhalten.[8] Geflügelte Pferde, Wasser und Wassergeister sind in der baschkirischen Mythologie häufig miteinander verbunden. Die Wassergeister, deren Kleidung und Charakterzüge in schwarzen oder weißen Farben dargestellt wird, werden in Zusammenhang mit der jenseitigen Welt gebracht. Schwarz und Weiß sind Farben, die in bestimmten religiösen Vorstellungen oft als Farben von Wesen der jenseitigen Welt charakterisiert werden.[9] Nach baschkirischem Volksglauben hat jeder Berg seinen Wirtsgeist. Er tritt als grauhaariger Greis oder in Gestalt von Tieren auf und liebt die Ruhe.

Musik

Die Baschkiren pflegen eine Art Obertongesang, der uzlyau genannt wird und ähnlich im östlichen Zentralasien bei den Mongolen und Tuwinern vorkommt. Wie die Tataren spielen sie in der Volkstanzmusik die bis etwa 80 Zentimeter lange Hirtenflöte kurai mit vier Fingerlöchern und einem Daumenloch. Bekannt ist die Solo-Version des baschkirischen Volkslieds „Gesang der Kraniche“ auf der kurai. Die kurai wird bevorzugt aus einem Stängel der zu den Doldengewächsen gehörenden Art Kamtschatka pleurospermum (Pleurospermum uralense) gefertigt. Die Pflanze blüht im Juli. Im Herbst wird der Stängel zurechtgeschnitten und getrocknet.

Weitere Musikinstrumente, die in der Volksmusik gespielt werden, sind das diatonische Knopfakkordeon bayan, das dem russischen garmon ähnelt, und die Bügelmaultrommel kubyz. Sie spielen in kleinen Ensembles mit Mandoline und Violine zusammen. Charakteristisch für die kleinen Ethnien im Ural ist ein pentatonisches Tonsystem.

Galerie

Einzelnachweise

  1. Erhard Stölting: Eine Weltmacht zerbricht. Nationalitäten und Religionen in der UdSSR, Eichborn Verlag 1990, ISBN 3-8218-1132-3, S. 156
  2. Erhard Stölting: Eine Weltmacht zerbricht. Nationalitäten und Religionen in der UdSSR, Eichborn Verlag 1990, ISBN 3-8218-1132-3, S. 157
  3. Heinz-Gerhard Zimpel (Hrsg.): Lexikon der Weltbevölkerung. Geografie – Kultur – Gesellschaft, Nikol Verlagsgesellschaft Hamburg 2000, ISBN 3-933203-84-8, S. 64, Eintrag „Baschkiren (ETH)“
  4. Hug: eLexikon, Eintrag „Baschiren“ im: Das Lexikon des Zeitungslesers, abgerufen am 25. August 2018
  5. Всероссийская перепись населения 2002 года. perepis2002.ru. Abgerufen am 20. Juni 2011.
  6. Ethnodemographic situation in Kazakhstan (Memento vom 16. Februar 2008 im Internet Archive)
  7. http://www.owep.de/artikel/79/islam-in-ukraine
  8. Anke von Kügelgen: Muslim culture in Russia and Central Asia from the 18th to the early 20th centuries, Schwarz, 1996, S. 5
  9. Anke von Kügelgen, Muslim culture in Russia and Central Asia from the 18th to the early 20th centuries, Schwarz, 1996, S. 9

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Baschkiren – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Baschkiren aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.