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Bimetallismus

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Als Bimetallismus – im Gegensatz zum Monometallismus – bezeichnet man ein Währungssystem, dessen Einheit auf Kurantmünzen aus Gold und zugleich auf solchen aus Silber basiert. Da die Einheit an den Wert zweier Edelmetalle zugleich gebunden ist, wird damit deren Wechselverhältnis fixiert. Kurze Zeit existierte im Russland des 19. Jahrhunderts auch ein Trimetallismus mit Platin. Parallel zu einer Bimetallwährung können Banknoten und Scheidemünzen ausgegeben werden. Diese sind nicht durch den Materialwert gedeckt und können mit Zwangskurs versehen sein, was Kursverschiebungen zwischen den verschiedenen Geldsorten hervorrufen kann.

Geschichte

Ein Nebeneinander von Kurantmünzen aus Gold und Silber im Zahlungsverkehr ist keine Seltenheit. Im Preußen des 18. und frühen 19. Jahrhunderts etwa wurden die werthaltigeren Zahlungen, meist Zahlungen an das Ausland für hochwertige Güter wie Luxusartikel, oft mit goldenen Friedrich d’or und die gewöhnlichen Zahlungen im Inland mit silbernen Talern geleistet. Einen gesetzlich festgelegten festen Kurs zwischen Gold und Silber bzw. Friedrich d'or und preußischen Talern gab es damals nicht.

Grundlage des Bimetallismus ist die vertragsmäßige oder gesetzliche Festschreibung eines festen Wertverhältnisses zwischen den verwendeten Münzmetallen innerhalb eines Landes. Auch eine solche Festschreibung in allen oder zumindest in den finanzstärksten Ländern einer Währungsunion bedeutete Bimetallismus. In Frankreich (ab 1803) und später in der Lateinischen Münzunion (ab 1865) war dieses Verhältnis auf 15,5 festgelegt (1 g Gold hatte den gleichen Wert wie 15,5 g Silber).

In der Lateinischen Münzunion drückte sich der Bimetallismus darin aus, dass die Feingewichte von zwei silbernen 5-Franken-Stücken und einem goldenen 10-Franken-Stück (Goldfranken) sich wie 15,5 zu 1 verhielten (um 1870). Auch in Deutschland gab es bis 1907 einen „gesetzlich verordneten Bimetallismus“, als der silberne, einfache Zollvereinstaler als Kurantmünze neben den Goldmünzen umlief. Der Zollvereinstaler war das definierende Münznominal der Vorgängerwährung der Mark. Die bis 1907 geltende Situation wird als „hinkende Goldwährung“ bezeichnet.

Infolge des Sherman Silver Purchase Act war auch der US-Dollar offiziell eine bimetallische Währung.

Probleme

Reiche Silberfunde am Ende des 19. Jahrhunderts ließen den Silberpreis fallen. Daraufhin wandten sich zahlreiche Länder mit bimetallischen Währungen dem Goldstandard zu, so auch die USA.

Eine dauerhafte Festlegung eines stabilen Wertverhältnisses ist wirtschaftlich unrealistisch. Zwei oder auch mehr unterschiedliche Metalle, Güter, Waren oder Dienstleistungen lassen sich über einen längeren Zeitraum nicht zu jeweils gleichen Preisen erzeugen, da sich fortwährend die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ändern und sich auch die Nachfrage und Mode ändert. Dies führt dazu, dass das höher bewertete Metall in die private Thesaurierung oder ins Ausland abfließt – falls eine Zahlungsmittel-Wahlfreiheit beim Bezahlen besteht (Greshamsches Gesetz). Dennoch zeigt das Beispiel Frankreichs von 1803 bis in die 1870er Jahre, dass der Bimetallismus in einem genügend großen Land das Wertverhältnis zwischen Silber und Gold auf dem Weltmarkt dauerhaft stabilisieren kann (damals auch während der Goldrauschzeit ab 1849).

Die Schwächen des neuen Goldstandards zeigten sich im Verlauf der 1870er Jahre, als der Verfall des Silberpreises einsetzte. Verfechter des Bimetallismus wie Henri Cernuschi forderten die (Wieder-)Einführung des Bimetallismus in weiteren Ländern, woran die Silbermontanindustrie großes Interesse hatte.[1] Länder, die eine auf dem Goldstandard basierende Währung hatten und eine Abwertung befürchteten, leisteten dagegen Widerstand. Die Einführung eines festen Wertverhältnisses zwischen Gold und Silber wurde auf den internationalen Münzkonferenzen in Paris 1878 und 1881 abgelehnt.

Sonstiges

Das dynamische Wertverhältnis zwischen Silber und Gold schwankte 2009 zwischen 1 zu 45 und 1 zu 90.[2]

Der Begriff ist nicht mit Bimetall zu verwechseln, das bei Temperaturänderungen seine Form ändert. Er hat auch nichts mit Bimetallmünzen zu tun, welche aus zwei verschiedenen Metallen bzw. Legierungen bestehen, wie beispielsweise die 1- und 2-Euro-Münzen.

Einzelnachweise

  1. Klaus W. Epstein bemerkte über die Diskussion am Ende des 19. Jahrhunderts: „[Der] Bimetallismus ist längst als eigentümliche Mischung von Propaganda der Silberproduzenten und primitiver wirtschaftlicher Heilslehre entlarvt.“ Klaus Epstein, Rezension zu Heinz Gollwitzer: Die Gelbe Gefahr. Geschichte eines Schlagworts, Göttingen 1962. In: Historische Zeitschrift 198, 1964, S. 145–147.
  2. Past Historical London Fix. January 2008 to December 2008. Auf: kitco.com; zuletzt abgerufen am 19. März 2013.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Bimetallismus aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.