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Camille Pissarro

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Selbstporträt, 1873

Jacob Abraham Camille Pissarro (geb. 10. Juli 1830 in Charlotte Amalie, Dänisch-Westindien heute: Amerikanische Jungferninseln; gest. 12. November 1903 in Paris) war einer der bedeutendsten und produktivsten Maler des Impressionismus.

Leben

Elternhaus, Kindheit und Jugend

Zwei schwatzende Frauen am Meer, 1856
L'Hermitage à Pontoise, 1867
Straße von Louveciennes, 1872
Die Eisenbahnbrücke bei Pontoise, 1873
Holzfäller, 1878
Place du Havre, 1893

Camilles Vater, Abraham (Frederic) Gabriel Pissarro stammte aus einer marranischen Familie aus Bragança in Portugal und war als Kind mit seinen Eltern nach Bordeaux vor der Inquisition geflüchtet. In Bordeaux existierte eine große Gemeinde sefardischer Juden. Camilles Mutter, Rachel Manzano-Pomié, hatte spanische Vorfahren und stammte aus der Dominikanischen Republik. 1824 wanderte die Familie des Vaters nach den Antilleninseln aus. In Charlotte Amalie, der Hauptstadt von Dänisch-Westindien auf St. Thomas, gab es eine der ersten jüdischen Gemeinden der Neuen Welt. Dort betrieb der Vater eine Eisenwarenhandlung.

Die Familie unterhielt weiterhin feste Verbindungen nach Bordeaux. Im Alter von zwölf Jahren schickte man Camille Pissarro in ein Internat in einen Vorort von Paris. Er zeigte bereits in diesem Alter großes Interesse am Zeichnen und sein Zeichenlehrer Auguste Savary, gleichzeitig Rektor und Gründer seiner Schule und ein angesehener Salonmaler, bestärkte Pissarro in dieser Neigung. Pissarro füllte seine Hefte mit Zeichnungen von Palmen und Plantagen seiner Heimat.

1847 holte sein Vater ihn zurück nach Westindien, um ihn in das Geschäft der Familie einzuführen. Pissarro zog es jedoch vor, jede freie Minute am Hafen zu verbringen und zu zeichnen. Dort begegnete er dem dänischen Maler Frederik Siegfried George (Fritz) Melbye, der trotz des Altersvorsprungs von nur vier Jahren ein arrivierter Maler war, der mehrmals in Kopenhagen ausgestellt hatte. Melbye erkannte Pissarros Talent und ermutigte ihn. Trotz des Widerstands seines Vaters schloss sich Pissarro Melbye an, als dieser 1852 nach Venezuela weiterreiste.

Der junge Künstler

In Caracas mieteten sich Melbye und Pissarro gemeinsam ein Haus, und Pissarro zeichnete das Stadtleben, den Markt und die Gebäude, die Tavernen, aber auch das ländliche Leben und die Vegetation in der Umgebung. 1854 kehrte er nach St. Thomas zurück. Schließlich gelang es ihm seinen Vater zu überzeugen, ihn bei der Entscheidung, das Leben der Malerei zu widmen, zu unterstützen. Im September 1855 verließ er endgültig St. Thomas und reiste nach Paris. Bei der dortigen Weltausstellung konnte er nahezu 5.000 Werke der Malerei bewundern, unter anderem Bilder von Eugène Delacroix, Jean-Auguste-Dominique Ingres und Camille Corot.

Pissarro wurde Schüler von Corot. Er suchte auch den Maler Antoine Melbye, den Bruder von Fritz Melbye, auf. Vom Vater gedrängt, nahm er auch Unterricht bei Meistern der École des Beaux-Arts, doch deren dogmatischer Ansatz sagte ihm nicht zu. Stattdessen arbeitete er lieber im Kreise junger Kollegen, die sich in den Cafés trafen und dort über den Realismus und die Malerei im Freien debattieren. 1858 begann er, sich diese Themen anzueignen, und malte in den Wäldern nördlich von Paris. Eines dieser Bilder, Landschaft bei Montmorency, wurde zum Salon von 1859 angenommen, fand dort jedoch keine große Beachtung.

1857 zogen seine Eltern zurück nach Frankreich. Pissarro wohnte wieder bei ihnen in deren Haus in Montmorency. 1859 kam Julie Valley als Bedienstete in den elterlichen Haushalt. Camille und sie begannen ein Verhältnis, aus dem zwei uneheliche Kinder hervorgingen. 1859 begegnete Pissarro an der Académie Suisse, einer freien Malschule, Claude Monet und Paul Cézanne.

Die mittleren Jahre

Mitte der 1860er Jahre begann Pissarro, sich von seinem Lehrer Corot zu lösen und seinen eigenen Stil zu finden. 1863 zeigte Pissarro auf dem ersten Salon des Refusés Gemälde und fand bei den Kritikern lobenswerte Erwähnung. 1866 und 1868 wurden jeweils zwei seiner Bilder zum Salon zugelassen. Der junge Kritiker Émile Zola fand Gefallen an ihnen und lobte sie überschwänglich. Besonders hob er die Gewissenhaftigkeit des Künstlers Pissarro hervor, der sich nur der Wahrheit verpflichtet sehe. Diese Erfolge bei der Kritik bedeuteten jedoch mitnichten Erfolge bei Käufern und Händlern. Pissarro geriet in finanzielle Not und musste sich den Lebensunterhalt mit dem Bemalen von Markisen und Rollos verdienen.

Weniger bekannt ist die soziale und politische Seite Pissarros: In seinen Zeichnungen stellt er in realistischen, bisweilen an Daumier erinnernden Ausdrucksformen die Lebensumstände armer Menschen dar. Er bekannte sich zum Anarchismus und beschäftigte sich mit Pierre-Joseph Proudhon.

1869 und 1870 arbeitete er eng und regelmäßig mit seinen Freunden Claude Monet und Pierre-Auguste Renoir. Oft stellten sie ihre Staffeleien nebeneinander auf und malten gemeinsam die gleichen Motive, wobei jedoch jeder seinen eigenen Stil bewahrte. Im Gegensatz zu Monet bezog Pissarro Menschen und Passanten viel stärker in seine Gemälde ein: Orte, Landschaften und Straßen sind bei ihm fast immer wesentlich mitbestimmt von arbeitenden, miteinander sprechenden oder flanierenden Menschen.

Im November 1870 floh er vor dem deutsch-französischen Krieg nach London, nachdem er vorher seine Familie in der Bretagne einigermaßen sicher untergebracht hatte. Fast seine gesamte Bildproduktion musste er in Louveciennes bei Paris zurücklassen. In London traf er Monet wieder, der ebenfalls vor dem Krieg dorthin geflohen war. Der Kunsthändler Paul Durand-Ruel wurde auf ihn aufmerksam und kaufte ihm vier seiner Bilder ab, hatte jedoch seinerseits keinen Erfolg mit dem Weiterverkauf.

Am 14. Juni 1871 heiratete er in Croydon südlich von London seine Geliebte Julie Vellay, die inzwischen mit dem dritten Kind von ihm schwanger war. Ende dieses Monats kehrte er nach Frankreich zurück – und musste erfahren, dass ein Teil seiner Bilder von deutschen und französischen Soldaten zertrampelt worden war. Sie hatten sie im Garten als Teppich ausgelegt, damit ihre Stiefel nicht schlammig werden. Pissarro ließ sich davon nicht entmutigen, sondern arbeitete in den Folgejahren produktiver denn je. Besonders intensiv arbeitete er mit Paul Cézanne zusammen; beide beeinflussten sich sehr stark gegenseitig in ihrer künstlerischen Entwicklung. In finanzieller Hinsicht schöpfte er Zuversicht, als im Januar 1873 seine Gemälde auf einer Auktion hohe Preise erzielten, trotzdem hatte er danach kaum Einnahmen und war Ende desselben Jahres wieder mittellos.

1874 gehörte er zu den treibenden Kräften, die die erste Impressionisten-Ausstellung organisierten. Das Ergebnis bei der Kritik war enttäuschend, und Pissarros Einnahmen aus der Ausstellung betrugen nur 130 Franc. Die ganzen 1870er Jahre hindurch kämpfte Pissarro verzweifelt um Verkäufe und um den schieren Lebensunterhalt für sich selbst und seine Familie.

Pissarro war ein überzeugter Verfechter des Austauschs und der Zusammenarbeit zwischen Künstlern und beteiligte sich an sämtlichen weiteren Impressionisten-Ausstellungen bis 1882.

Die späten Jahre

Fotoporträt Camille Pissarros aus späteren Lebensjahren
Avenue de l'Opera, 1898
Heuernte bei Éragny, 1903

Mitte der 1880er Jahre lernte er die jungen Künstler Paul Signac und Georges Seurat kennen. Er interessierte sich für die Farbenlehre und adaptierte deren pointillistische Malweise. Er arbeitete mit reinen, unvermischten Komplementärfarben, die er in immer kürzeren Pinselstrichen einsetzte, um eine Vermischung der reinen Farben zu einer Gesamtharmonie zu erreichen. 1886 stellte er gemeinsam mit Signac, Seurat und seinem Sohn Lucien in einem separaten Raum auf der Ausstellung der Unabhängigen aus. Trotz wohlwollender Kritiken blieb ihm abermals der Durchbruch beim Käuferpublikum versagt.

Mit der Zeit fühlte er sich auch eingeengt durch die Verfahrensregeln des Pointillismus. Hatte er sich noch im April 1887 in einem Brief an Signac als Adepten der neuen Kunst bezeichnet, so klagte er bereits Juli desselben Jahres, dass sie ihm zu zeitraubend sei. Um 1890 herum wendete sich Pissarro wieder „seinem“ ursprünglichen, freieren Impressionismus zu.

1892 gelang ihm endlich der Durchbruch: mit einer großen Retrospektive bei seinem Förderer, dem Kunsthändler Durand-Ruel. In den letzten zehn Jahren seines Lebens malte er eine Serie von Stadtbildern aus Rouen, Dieppe und Paris. Als er 1903 starb, hinterließ er eine riesige Zahl an Bildern.

Werke (Auswahl)

  • Zwei schwatzende Frauen am Meer, St. Thomas, 1856, National Gallery of Art, Washington, D.C.
  • Ein Platz in La Roche-Guyon, 1867, Nationalgalerie Berlin
  • Aussicht von Louveciennes aus, 1869–1870, National Gallery, London
  • Straße in Sydenham, 1871, National Gallery, London
  • Porträt Paul Cézanne, 1874, National Gallery, London
  • Jeanne-Rachel Pissarro, 1873–1874, Ashmolean Museum, Oxford
  • Madame Pissarro nähend am Fenster, 1873–1874, Ashmolean Museum, Oxford
  • Boote in Pointoise, 1876, Metropolitan Museum of Arts, New York
  • Waschfrau, 1880, Metropolitan Museum of Arts, New York
  • Das kleine Dienstmädchen vom Lande, 1882, National Gallery, London
  • Dampfschiffe in Rouen, 1896, Metropolitan Museum of Arts, New York
  • Der Boulevard Montmartre an einem Wintermorgen, 1897, Metropolitan Museum of Arts, New York
  • Boulevard Montmartre bei Nacht, 1897, National Gallery, London
  • Die Tuilerien an einem Winternachmittag, 1899, Metropolitan Museum of Arts, New York
  • Der Gärtner, 1899, Staatsgalerie Stuttgart
  • Der Louvre unter Schnee, 1902, National Gallery, London
  • Le Quai Malaquais et l'Institut, 1903

Literatur

  • Bruce Bernard (Hrsg.): Die großen Impressionisten. Revolution in der Malerei. Delphin-Verlag, München 1987, ISBN 3-7735-5323-4
  • Raymond Cogniat: Pissarro. Südwest-Verlag, München 1977, ISBN 3-517-00650-5
  • Camille Pissarro: Briefe. Henschel, Berlin 1965
  • Lexikon des Judentums. Bertelsmann-Lexikon-Verlag, Gütersloh 1971, ISBN 3-570-05964-2, Sp. 629
  • Irving Stone - Die Tiefen des Ruhms. Der Roman des Impressionismus. Fischer, Frankfurt/Main, ISBN 3-596-28282-9

Weblinks

 Commons: Camille Pissarro – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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