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Chanukkaleuchter der Familie Posner

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Chanukkaleuchter der Familie Posner
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Yad Vashem, Jerusalem

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(Bitte Urheberrechte beachten)

Der Chanukkaleuchter der Familie Posner ist eine Chanukkia aus dem Besitz der Familie des letzten Kieler Rabbiners vor der Schoah, Arthur Posner. Daneben ist Der Chanukka-Leuchter der Kieler Familie Posner der Titel eines von Posners Ehefrau Rachel an Chanukka 1932 angefertigten Fotos dieses Leuchters. Die Chanukkia und das Foto wurden der Gedenkstätte Yad Vashem von den Kindern der Familie Posner als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt. Das Foto der Chanukkia vor dem Hintergrund eines mit einer Hakenkreuzfahne geschmückten Gebäudes erlangte Jahrzehnte nach der Schoah weltweite Aufmerksamkeit. Dazu trugen zwei Zeilen Rachel Posners auf der Rückseite des Fotos bei, mit denen sie dem nationalsozialistischen Vernichtungswillen ihre Zuversicht auf das ewige Fortbestehen des Judentums entgegensetzte.

Familie Posner und ihr Chanukkaleuchter

Arthur Posner war von 1924 bis Juni 1933 der letzte Rabbiner der jüdischen Gemeinde in der Synagoge Goethestraße. Die Familie Posner lebte zuletzt in einer Wohnung im Haus Sophienblatt 60. Schräg gegenüber waren die Büros der Kreisleitung der NSDAP untergebracht. Die NSDAP hatte im Juli und November im Wahlkreis Schleswig-Holstein ihre deutschlandweit besten Ergebnisse erzielt. Am 3. August 1932 war auf die Kieler Synagoge ein Sprengstoffanschlag verübt worden.[1][2] Das Chanukkafest 1932 fiel mit dem christlichen Weihnachtsfest zusammen und endete am Silvestertag des Jahres.

Neben seiner Tätigkeit als Rabbiner und Religionswissenschaftler trat Posner in Veröffentlichungen und Reden energisch dem erstarkenden Antisemitismus entgegen. Ein Beispiel ist seine Auseinandersetzung mit dem Pfarrer Uhlhorn aus Eckernförde, in die auch der Osnabrücker Bischof Wilhelm Berning einbezogen war.[1][3][4] Auch nachdem in Kiel die Synagoge Goethestraße und das Kaufhaus Karstadt zum Ziel von Sprengstoffanschlägen wurden[5] bezog Posner öffentlich Stellung.[6] Während Ende 1932 viele Kieler Juden die Vorhänge zuzogen, bevor sie die Chanukkia dem Brauch entsprechend ins Fenster stellten, zeigten die Posners den Leuchter sichtbar in dem zur Straße gelegenen Fenster.[7]

Die Chanukkia

Die Chanukkia der Familie Posner ist ganz aus Messing gefertigt, sein schmaler Schaft steht auf einer fünfstufigen runden Plinthe. Etwa in der Mitte des Schafts setzt das unterste und äußere Paar von acht nach oben gerichteten Bögen aus miteinander verdrehten Messingsträngen an, die an ihrem Ende jeweils einen der nebeneinander in einer Reihe angeordneten Lichthalter tragen. Zwischen dem dritten und vierten Paar der Bogenansätze ist an der Vorderseite des Leuchters der „Diener“ (hebr. Schamasch) angebracht, ein kleinerer Lichthalter für die neunte Kerze zum Anzünden der anderen. Auf der Spitze des Schafts der Chanukkia befindet sich ein Davidstern, der die Kerzenhalter überragt.

Das Foto

Der Chanukka-Leuchter der Kieler Familie Posner
Vorlage:Infobox Gemälde/Wartung/KünstlerRachel Posner, 1932
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Yad Vashem, Jerusalem

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(Bitte Urheberrechte beachten)

Der Chanukka-Leuchter der Kieler Familie Posner (Rückseite)
Vorlage:Infobox Gemälde/Wartung/KünstlerRachel Posner, 1932
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Am achten Tag von Chanukka im Jahr 5693, dem 31. Dezember 1932, hatte Rachel Posner in der Kieler Wohnung den auf dem Fensterbrett stehenden Chanukkaleuchter der Familie fotografiert. Im Hintergrund befand sich leicht unscharf das mit einer großen Hakenkreuzfahne geschmückte gegenüberliegende Gebäude der NSDAP-Kreisleitung. Auf der Rückseite des postkartengroßen Abzugs notierte Rachel Posner die Zeilen

Chanukkah
5632
(1932)

„Juda verrecke“
die Fahne spricht –
„Juda lebt ewig!“
erwidert das Licht.

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wurden das Foto und seine Geschichte in zahlreichen israelischen, deutschen und internationalen Medien veröffentlicht. Dabei wurden in erheblichem Umfang Ausschmückungen der Geschichte des Fotos vorgenommen, die einander in vielen Details widersprechen und mit nachweisbaren Tatsachen oft nicht übereinstimmen.[7][8][9][10] Der Flensburger Historiker Gerhard Paul hat sich eingehend mit dem Foto und seiner Geschichte beschäftigt und seine „publizistisch-historische Vermarktung“ dargestellt.[11]

Das Jahr der Aufnahme

Auf der Rückseite des Abzugs hat Rachel Posner die Jahreszahl 5692 des jüdischen Kalenders und darunter in Klammern die Jahreszahl 1932 des gregorianischen Kalenders notiert. Diese Angaben passen nicht zueinander. Die Diskrepanz wurde ausgiebig in Veröffentlichungen im Internet erörtert, dabei wurde auch die Authentizität des Fotos in Frage gestellt.[9][12] Der 25. Tag des Monats Kislev, an dessen Vorabend die erste Kerze der Chanukkia entzündet wird, war im Jahr 5692 der 5. Dezember 1931.[13] Erst im jüdischen Jahr 5693 fiel der 25. Kislev auf den 24. Dezember 1932.[14] Die nicht zueinander passenden Jahresangaben können die Ursache in einer falschen Zählung der jüdischen Kalenderjahre im norddeutschen Raum haben. So wurde im Jahrbuch für die jüdischen Gemeinden Schleswig-Holsteins und der Hansestädte und der Landesgemeinde Oldenburg im Jahrgang 5692 (1931/1932) ein Kalender der Fest- und Fasttage im Jahre 5692 veröffentlicht, der für Chanukka im Jahr 5692 den tatsächlich für 5693 geltenden Termin 24. bis 31. Dezember 1932 nennt.[15] Die fehlerhafte Angabe stimmt mit Rachel Posners Aufschrift auf der Rückseite des Fotos überein. Die folgende Ausgabe des Jahrbuchs, für das jüdische Kalenderjahr 5693 (1932–1933), gibt für die Chanukkafeste 5693 und 5694 die richtigen gregorianischen Jahre 1932 und 1933 an.[16] Gerhard Paul nennt als Entstehungsjahr des Fotos 1931.[11]

Verbleib von Leuchter und Foto

Der Leuchter und das Foto mit der rückseitigen Aufschrift Rachel Posners wurden nach dem Tod Rachel Posners von ihrer Tochter Schulamith als Leihgabe der Gedenkstätte Yad Vashem überlassen. Dort werden sie mit anderen Objekten ausgestellt, die Einzelschicksale der Shoah verdeutlichen. Alljährlich zu Chanukka wird der Leuchter den Nachkommen der Familie Posner für die Familienfeiern zurückgegeben. Nach dem Fest kommt er wieder in die Ausstellung.[7][8][10]

Literatur

  • Gerhard Paul: „... ‚Juda lebt ewig!‘ erwidert das Licht“. Die Geschichte eines Fotos und die seiner publizistisch-historischen Vermarktung. In: Gerhard Paul: Landunter. Schleswig-Holstein und das Hakenkreuz. Westfälisches Dampfboot, Münster 2001, ISBN 3-89691-507-X, S. 40–47.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Arthur Posner: „Die jüdische Gefahr“. Offener Brief an Pastor Uhlhorn-Eckernförde von Rabbiner Dr. Arthur Posner-Kiel. In: Central-Verein-Zeitung, 10. Jahrgang, Heft 15, 10. April 1931, S. 184, Digitalisat
  2. Sammlung Rabbiner Dr. Akiva Posner – P 40, Findbuch der Central Archives for the History of the Jewish People (CAHJP) (PDF, 193 KB), abgerufen am 26. Oktober 2020;
  3. Arthur Posner: Pastor Uhlhorn nennt seine Quellen. In: Central-Verein-Zeitung, 10. Jahrgang, Heft 23, 5. Juni 1931, S. 287, Digitalisat
  4. Arthur Posner: Eine Erklärung von Pfarrer Uhlhorn. In: Central-Verein-Zeitung, 10. Jahrgang, Heft 25, 19. Juni 1931, S. 315, Digitalisat
  5. Vermischtes. In: Der Israelit, 73. Jahrgang, Heft 33, 11. August 1932, Seite 7, Digitalisat.
  6. Arthur Posner: Die Synagoge wird geschändet - die Kirche schweigt. In: Die Wahrheit (Wien)|Die Wahrheit, Heft 35, 26. August 1932, Seite 4, Digitalisat.
  7. 7,0 7,1 7,2 Evelyn Bartolmai: Chanukka. Über das Fest der Wunder. In: Deutschlandfunk Kultur, Beitrag vom 3. Dezember 2010, abgerufen am 26. Oktober 2020.
  8. 8,0 8,1 Zeitreise: Das Foto vom Chanukka-Leuchter, Schleswig-Holstein Magazin vom 21. Dezember 2014, abgerufen am 26. Oktober 2020.
  9. 9,0 9,1 Judith Neschma Klein: Als Lichterfest und Weihnacht zusammenfielen. In: faz.net, 26. Dezember 2017, abgerufen am 26. Oktober 2020.
  10. 10,0 10,1 Daniella J. Greenbaum: Lighting Hanukkah Candles Under the Swastika’s Shadow. In: The New York Times, 12. Dezember 2017, abgerufen am 26. Oktober 2020.
  11. 11,0 11,1 Gerhard Paul: Spuren. Fotografien zum jüdischen Leben in Schleswig-Holstein 1900–1950. In: Rainer Hering (Hrsg.): Die „Reichskristallnacht“ in Schleswig-Holstein. Der Novemberpogrom im historischen Kontext (= Veröffentlichungen des Landesarchivs Schleswig-Holstein Band 109). Hamburg University Press, Hamburg 2016, ISBN 978-3-943423-30-3, S. 53-70, Digitalisat.
  12. Dan MacGuill: Does a Photo Show a Menorah Displayed in Defiance of Nazism?. In: Snopes.com, 24. Dezember 2019, abgerufen am 26. Oktober 2020.
  13. Wochenkalender, in Der Israelit, 72. Jahrgang, Heft 49, 3. Dezember 1931, Seite 8, Digitalisat.
  14. Wochenkalender, in Der Israelit, 73. Jahrgang, Heft 52, 22. Dezember 1932, Seite 3, Digitalisat.
  15. Anonym: Fest- und Fasttage im Jahre 5692. In: Jahrbuch für die jüdischen Gemeinden Schleswig-Holsteins und der Hansestädte und der Landesgemeinde Oldenburg, Jahrgang 5692 (1931/1932), S. III, Digitalisat.
  16. Anonym: Fest- und Fasttage im Jahre 5693/5694. In: Jahrbuch für die jüdischen Gemeinden Schleswig-Holsteins und der Hansestädte und der Landesgemeinde Oldenburg, Jahrgang 5693 (1932/1933), S. 126, Digitalisat.
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