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Cicero (Zeitschrift)

Aus Jewiki
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Cicero
Namenslogo
Beschreibung politisches Magazin
Sprache deutsch
Verlag Res Publica Verlags GmbH (Deutschland)
Erstausgabe April 2004
Erscheinungsweise monatlich
Verkaufte Auflage (IVW 4/2017) 67.877 Exemplare
Verbreitete Auflage (IVW 4/2017) 69.585 Exemplare
Reichweite 0,51[1] Mio. Leser
Chefredakteur Alexander Marguier
Herausgeber Alexander Marguier, Dirk Notheis
Weblink cicero.de

Cicero – Magazin für politische Kultur ist ein in Deutschland monatlich erscheinendes politisches Magazin mit konservativer Ausrichtung.[2] Es wird in Berlin von der Res Publica Verlags GmbH produziert. Es wurde 2004 von Wolfram Weimer und unter Mitwirkung u. a. Markus Hureks gegründet. Ab Mai 2012 war Christoph Schwennicke Chefredakteur, von Mai 2016 bis Januar 2021 gemeinsam mit Alexander Marguier Co-Chefredakteur und Mitherausgeber.[3] Die höchste verkaufte Auflage betrug 83.500 im Jahr 2014, im Jahr 2021 lag sie bei 43.800.[4]

Geschichte

Im Frühjahr 2004 wurde vom Journalisten Wolfram Weimer das Magazin für politische Kultur mit dem Ziel gegründet, ein Pendant zu den großen US-Magazinen The New Yorker und The Atlantic in deutscher Sprache zu etablieren. Cicero sollte zugleich das erste Politikmagazin aus Berlin werden. Finanziert wurde das Projekt vom Ringier-Verlag, der in der Schweiz die Boulevardzeitung Blick und weitere Publikationen herausgibt. Die Erstausgabe erschien am 25. März 2004.[5]

Seit Mai 2016 erscheint Cicero im Res Publica Verlag, der im Rahmen eines Management-Buy-Outs gegründet wurde.[6] Im Januar 2021 gab der Verlag bekannt, dass Christoph Schwennicke seine Anteile an den Finanzmanager Dirk Notheis verkauft und das Unternehmen verlässt.[7]

Mitarbeiter und Ressorts

Wolfram Weimer war Gründer von Cicero und bis zum 31. Januar 2010 dessen Chefredakteur. Am 1. Februar 2010 übernahm der bisherige Zeit-Herausgeber und SPD-Politiker Michael Naumann den Chefredakteursposten beim Cicero. Im Mai 2012 wurde er von Christoph Schwennicke abgelöst.[8] Im Rahmen eines Management-Buy-Outs wurde der Titel zum 1. Mai 2016 von Schwennicke und Alexander Marguier übernommen, die der Redaktion als Chefredakteure vorstanden.[3]

Seit Schwennickes Ausstieg ist Alexander Marguier alleiniger Chefredakteur. Stellvertretender Chefredakteur ist Ralf Hanselle. Das Wirtschaftsressort wird geleitet von Daniel Gräber, Ressortchefin Kultur ist Ulrike Moser. Verantwortlich für das Innenpolitik-Ressort ist Volker Resing. Chefreporter ist Moritz Gathmann.[9] Viola Schmieskors leitet die Art Direktion. Zuständig für die Bildredaktion ist Antje Berghäuser.

Neben bekannten Gastautoren (die Titelgeschichte der Erstausgabe verfasste der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder, in der zweiten Ausgabe stammte sie von Martin Walser) arbeitet ein fester Kreis von Journalisten regelmäßig für den Cicero, darunter Maxim Biller, Wolfram Eilenberger, Wladimir Kaminer und Klaus Harpprecht. Eine Zeitlang gab es eine Kolumne des deutschen Oscar-Gewinners Florian Henckel von Donnersmarck. Heute gehören zu den festen Kolumnisten die Schriftstellerin Sophie Dannenberg der Publizist Frank A. Meyer, der Ökonom Daniel Stelter und der Kunsthistoriker Beat Wyss.

Regelmäßig veröffentlicht das Magazin eine Rangliste der "500 wichtigsten Intellektuellen". 2017[10] war laut der Rangliste der Schriftsteller Martin Walser der wichtigste Intellektuelle Deutschlands, 2019 und 2022 der Philosoph Peter Sloterdijk.[11]

Layout

An Kunst auf dem Cover und einem langen Editorial, das den Autoren gewidmet ist, schließen sich die vier Ressorts Weltbühne (Außenpolitik), Berliner Republik (Innenpolitik), Kapital (Wirtschaft), Salon (Gesellschaft, Kultur) an. Das Magazin verwendet einen Rot-Ton als Hausfarbe und großformatige Fotos und Karikaturen.

Bisher erschienen folgende spezielle Ausgaben des Cicero:

  • 2006 erschien die Cicero Double-Edition mit einer am Kiosk erhältlichen Schwarzweiß-Ausgabe sowie einer kostenfrei anforderbaren, zweiten farbigen Ausgabe. Beide Ausgaben waren redaktionell völlig unterschiedliche, aber miteinander verschränkte Hefte.
  • 2007 erschien eine Cicero-Ausgabe mit 160.000 individualisierten Covern sowie weltweit erstmals 160.000 verschiedenen BMW-Anzeigen.
  • 2008/2009 erschien eine Cicero-XXL-Ausgabe in doppelter Größe (ca. 28 × 40 cm). Wie die Double Edition von 2006 wurde auch die XXL-Ausgabe zum üblichen Preis verkauft.
  • 2012 erschien eine Cicero-Tatort-Ausgabe, deren Cover die Tatort-Kommissare des jeweils nächstgelegenen Tatort-Schauplatzes zeigte. Insgesamt gab es 20 verschiedene Tatort-Cover.
  • 2015 erschien die Juli-Ausgabe mit zwei unterschiedlichen Covern zur GEZ-Finanzierung der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Die Cover nahmen Bezug auf die ARD (aggressiv wirkende Maus mit Zigarre) und auf das ZDF (aggressiv wirkendes Mainzelmännchen mit Zigarre).
  • 2019 erschien die November-Ausgabe von Cicero mit vier unterschiedlichen Covern zu möglichen Kanzlerkandidaten der CDU (Markus Söder, Armin Laschet, Friedrich Merz und Jens Spahn neben Annegret Kramp-Karrenbauer).

Politische Ausrichtung

Die redaktionelle Linie von Cicero wird als bürgerlich und liberal-konservativ beschrieben. Insbesondere in ihrer Frühphase wurde die Zeitschrift auch mit Attributen wie „modern-konservativ“ oder „Magazin der Öko-Konservativen“ belegt. Als der SPD-Politiker Michael Naumann 2010 den Posten des Chefredakteurs übernahm, warf ihm Alexander Görlach von The European vor, das Blatt nach links zu rücken.[12] Dies bestritt Naumann und behauptete, die Kategorien „links“ und „rechts“ hätten in der aktuellen politischen Landschaft keine Bedeutung mehr.[13] Christoph Schwennicke erklärte, als er 2012 Chefredakteur wurde, Cicero solle „sein wie Joachim Gauck […] links, liberal und konservativ“.[14] Noch im Dezember 2014 kritisierte die Titelgeschichte die Abschottung Europas und eine Das-Boot-ist-voll-Mentalität und porträtierte Flüchtlinge.[15]

Seit der Flüchtlingskrise im Herbst 2015 bezog das Magazin jedoch – früher und deutlicher als andere Medien – eine klar kritische Haltung zur Politik Angela Merkels.[16] Daraufhin konstatierten u. a. die taz,[15] die Publizistin Liane Bednarz[16] und das antifaschistische Magazin Der Rechte Rand[17] einen Rechtsruck von Cicero. Als Beispiele wurden die Behauptungen einer „Invasion der Machtlosen aus fernen Kulturen“, einer „Staatsdoktrin Willkommenskultur“, „linksideologischen Willkommens-Medien“ und den „sich selbst gleichschaltenden“ öffentlich-rechtlichen Rundfunk oder die „Umstrukturierung der Bevölkerung Deutschlands“ durch die Flüchtlinge angeführt. Äußerungen Peter Sloterdijks über einen „Souveränitätsverzicht“ der Bundesregierung und eine „Überrollung Deutschlands“ durch Flüchtlinge seien im Interview ohne kritische Nachfragen hingenommen worden. Michael Kraske, ein freier Autor von Cicero, warf der Chefredaktion Zensur vor, weil sie einen kritischen Text über Thilo Sarrazin ablehnte. Als radikale Kraft in der Cicero-Redaktion identifizierte die taz-Redakteurin Anne Fromm den damaligen Leiter des Kulturressorts Alexander Kissler: Er schreibe „oft an der Grenze zum Rechtspopulismus“, verteidige Sarrazin und Akif Pirinçci.[15]

Stefan Winterbauer wies hingegen im Branchendienst Meedia im September 2016 den Vorwurf rechtsextremer Hetze gegen Cicero zurück: Zwar fänden sich lange Artikel, die die Flüchtlingspolitik Merkels kritisierten, aber auch Beiträge über liberale Muslime und einen „Vorzeige-Flüchtling“.[16] In der Fachzeitschrift Journalist beschrieb Catalina Schröder im April 2017 ihren Eindruck, im Cicero werde „AfD-Gedankengut so elegant verpackt, dass es beim ersten Hinhören gutbürgerlich klingt“.[18] In einem Beitrag für die Branchenseite Übermedien bezeichnete Arno Frank Cicero im November 2019 als „Für ganz links zu rechts, für ganz rechts zu mittig“. Eine Tendenz sei „erkennbar, Ideologie eher nicht“.[19]

Durchsuchung (Cicero-Affäre)

Im September 2005 ließ die Staatsanwaltschaft Potsdam die Redaktionsräume des Magazins durchsuchen. Anlass war der Artikel Der gefährlichste Mann der Welt[20] im April-Heft, in dem der Journalist Bruno Schirra den jordanischen Terroristen Abu Musab az-Zarqawi porträtiert und dabei Informationen aus Verschlusssachen des Bundeskriminalamtes zitiert hatte. Es handelte sich um einen ausführlichen Auswertungsbericht vom 6. September 2004 mit 125 Seiten und 392 Fußnoten. Die deutsche Presse kritisierte die Durchsuchung als Angriff auf den unabhängigen Journalismus, wobei Parallelen zur Spiegel-Affäre von 1962 gezogen wurden. Cicero-Chefredakteur Weimer und Schirra wurde Beihilfe zum Geheimnisverrat vorgeworfen. FDP, Die Grünen und Die Linkspartei.PDS erwogen einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss dazu. Im Oktober 2005 fand darum eine Sondersitzung des Bundestagsinnenausschusses statt, bei der der politisch verantwortliche Bundesinnenminister Otto Schily in nichtöffentlicher Sitzung zu Vorwürfen der Staatsanwaltschaft Stellung beziehen sollte, die wegen Verdachts des Geheimnisverrates initiierte Durchsuchung bei Cicero sei unverhältnismäßig gewesen.

Am 21. und 22. November 2006 verhandelte der Erste Senat des Bundesverfassungsgerichtes in der Angelegenheit und urteilte am 27. Februar 2007, die Durchsuchung habe einen erheblichen Eingriff in die Pressefreiheit dargestellt. Sie sei daher verfassungswidrig gewesen (Cicero-Urteil, Az: 1 BvR 538/06). Dem Urteil zufolge reicht der bloße Verdacht, dass ein Journalist Beihilfe zum Geheimnisverrat geleistet haben könnte, nicht aus, um die Räume einer Redaktion zu durchsuchen. Für einen solchen Eingriff in die Pressefreiheit müssten vielmehr konkrete Anhaltspunkte dafür vorliegen, dass ein Geheimnisträger die Veröffentlichung geschützter Informationen bewirken wollte. Erst dann könne ein Journalist wegen Beihilfe verfolgt werden. Zudem seien Durchsuchungen dann unzulässig, wenn sie allein dazu dienten, die Identität eines Informanten zu ermitteln; dies sei bei Cicero der Fall gewesen. Die Entscheidung des Verfassungsgerichts wurde von Kommentatoren als wichtiger Beitrag zum Schutz der Pressefreiheit in Deutschland gewertet. Von anderen Kommentatoren wurde jedoch auch Kritik an dieser Sichtweise geübt.[21]

Die Vorgänge erfuhren in den Medien breite Aufmerksamkeit als Cicero-Affäre.

Auszeichnung

Beim LeadAward 2019 wurden die Cicero-Chefredakteure Alexander Marguier und Christoph Schwennicke mit dem Bronzepreis in der Rubrik „Blattmacher/in des Jahres – Magazin Debatte“ ausgezeichnet.[22] Regelmäßig werden die Titelseiten des Magazins als „Cover des Monats“ ausgewählt, zuletzt im August 2021.[23]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Allensbacher Marktanalyse In: Website von AWA, abgerufen am 9. März 2022
  2. Cicero, Monatszeitschrift. In: eurotopics.net - Der tägliche Blick in Europas Presse. Abgerufen am 10. Januar 2019.
  3. 3,0 3,1 Björn Czieslik: Ringier verkauft “Cicero” und “Monopol”, auf turi2.de vom 17. Feb. 2016
  4. Titelanzeige Cicero, Res Publica Verlags GmbH (Berlin). IWF, abgerufen am 27. Oktober 2021
  5. Thomas Assheuer: Im Herrenzimmer. In: Die Zeit. Nr. 14, 2004 (online).
  6. Das Damoklesschwert nicht mehr zu spüren ist sehr befreiend. horizont.net, 19. Februar 2016.
  7. Cicero-Chefredakteur und Gesellschafter: Christoph Schwennicke steigt aus - Dirk Notheis kauft Anteile. Abgerufen am 5. Januar 2021 (deutsch).
  8. Christoph Schwennicke wird neuer Chefredakteur von Cicero. In: Cicero. 7. Februar 2012.
  9. Autorenprofil von Moritz Gathmann In: cicero.de, abgerufen am 9. März 2022
  10. Cicero-Rangliste 2017 - Martin Walser ist der wichtigste Intellektuelle. Abgerufen am 2. November 2021.
  11. Ranking - Die 500 wichtigsten deutschsprachigen Intellektuellen. Abgerufen am 2. November 2021.
  12. "Cicero": "Schluss mit wertkonservativem Anstrich"? In: Pro – Christliches Medienmagazin, 21. April 2010.
  13. “Vorwurf des Links-Rucks war haltlos”. In: Meedia, 30. Dezember 2010.
  14. Catalina Schröder: Welterklärer mit Rechtsdrall. In: Journalist, Nr. 4/2017, S. 53.
  15. 15,0 15,1 15,2 Anne Fromm: Rechtsruck beim Magazin „Cicero“ – Ein neuer Ton. In: taz, 2. Juli 2016.
  16. 16,0 16,1 16,2 Stefan Winterbauer: Cicero nach der Trennung von Ringier: ermutigende Zahlen und hässliche Vorwürfe. In: Meedia, 28. September 2016.
  17. Charles Paresse: »Cicero«. In: der rechte rand, Ausgabe 172, Mai 2018.
  18. Catalina Schröder: Welterklärer mit Rechtsdrall. In: Journalist, Nr. 4/2017, S. 54.
  19. Arno Frank: Für ganz links zu rechts, für ganz rechts zu mittig In: Übermedien, abgerufen zuletzt am 13. Januar 2020.
  20. Bruno Schirra: Der Text, der die Cicero-Affäre auslöste. In: Cicero. 30. April 2014.
  21. Robert Leicht: Es gibt keinen Fall „Cicero“. In: Die Zeit. 6. Oktober 2005.
  22. Lead Awards 2019 – Die Gewinner. Abgerufen zuletzt am 13. Januar 2020.
  23. Cover des Monats August 2021: Cicero und das Heilsversprechen der Ökostrom-Wende. Abgerufen am 2. November 2021.
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