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Eugen Weidmann

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Eugen Weidmann

Eugen Weidmann (* 5. Februar 1908 in Frankfurt am Main; † 17. Juni 1939 in Versailles; in Frankreich übliche Namensform Eugène Weidmann) war ein deutscher Serienmörder. Er beging in Frankreich sechs Morde. Seine Enthauptung durch die Guillotine war die letzte öffentlich vollzogene Hinrichtung in Frankreich.

Morde und Prozess

Eugen Weidmann wuchs als Sohn eines Exportkaufmanns in Frankfurt am Main auf und ging dort zur Schule. Vom Beginn des Ersten Weltkriegs an lebte er bei seinen Großeltern und begann in dieser Zeit zu stehlen. Später verbüßte er fünf Jahre Haft wegen Raubes. Während dieser Zeit im Gefängnis traf Weidmann seine späteren Komplizen Roger Million, Jean Blanc und Fritz Frommer. Nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis beschlossen sie, gemeinsam reiche Touristen, die Frankreich besuchten, zu entführen und zu bestehlen. Sie mieteten für diesen Zweck ein Haus in Saint-Cloud in der Nähe von Paris.

Der erste Entführungsversuch scheiterte, weil ihr Opfer sich zur Wehr setzte. Der zweite Versuch, die Entführung einer New Yorker Tänzerin, Jean de Koven, war erfolgreich. Eugen Weidmann tötete und vergrub sie am 21. Juli 1937 im Garten des gemieteten Hauses. Die Gruppe sandte dann die erbeuteten Reiseschecks Millions Geliebter, Collette Tricot, zu, die diese in Bargeld wechseln sollte.

Am 3. September desselben Jahres ließ sich Weidmann vom Chauffeur Joseph Couffy in dessen Wagen an die Côte d’Azur bringen, wo er ihm in den Hinterkopf schoss, um anschließend den Wagen zu stehlen. Am 4. Oktober 1937 lockte er mit Million Janine Keller, eine selbständige Krankenschwester, durch ein Arbeitsplatzangebot in eine Höhle. Er tötete sie und stahl ihre Habseligkeiten. Am 16. Oktober 1937 arrangierten Million und Weidmann ein Treffen mit einem jungen Theaterproduzenten, Roger LeBlond, und versprachen ihm, in seine Vorführungen zu investieren. Stattdessen erschoss Weidmann ihn durch Kopfschuss von hinten und stahl seine Brieftasche.

Zusammen mit Roger Million tötete er am 20. November 1937 den gemeinsamen Komplizen Fritz Frommer. Sein nächster Schuss traf Raymond Lesobre, einen Immobilienmakler, mit dem er ein Haus besichtigte. Er stahl Lesobres Auto sowie dessen Brieftasche.

Die Polizei konnte Weidmann Anfang Dezember nach einer Schießerei verhaften, wonach er alle seine Morde gestand. Weidmann, Million, Blanc und Tricot wurden im März 1939 vor Gericht gestellt. Weidmanns Verteidiger war der renommierte Rechtsanwalt Vincent de Moro-Giafferi, der bereits 1921 Henri Désiré Landru verteidigt hatte und später Herschel Grynszpan vertrat. Weidmann und Million erhielten am 31. März die Todesstrafe, während Blanc zu einer Gefängnisstrafe von 20 Monaten verurteilt wurde. Millions Geliebte Collette Tricot wurde zuerst freigesprochen und später zu lebenslanger Haft verurteilt. Staatspräsident Albert Lebrun begnadigte Roger Million zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe und bestätigte das Todesurteil für Weidmann.

Hinrichtung

Eugen Weidmanns Hinrichtung wurde von volksfestartigen Szenen begleitet. Am Vortag der Vollstreckung waren etwa 10.000 Schaulustige nach Versailles gekommen. Die Gaststätten hatten die ganze Nacht über geöffnet, der Lärm war bis in Weidmanns Zelle im Gefängnis Saint Pierre zu hören. Die Hinrichtung fand auf dem Platz vor dem Gefängnis statt und musste wegen des Ansturms der Schaulustigen um etwa 45 Minuten auf 4:32 Uhr verschoben werden.

Trotz eines geltenden Film- und Fotografierverbots wurde von einer privaten Wohnung neben dem Gefängnis aus ein Amateurfilm aufgenommen, der in den 2000er-Jahren in Internetportalen kursierte. Auf dem Film ist zu sehen, wie nach der Niederwerfung des Delinquenten durch zwei Assistenten auf das Klappbrett der Guillotine der Scharfrichter Jules-Henri Desfourneaux per Hebel die obere Lünette fixiert und das Beil auslöst. Unmittelbar nach Abtrennung des Kopfes kippen die beiden Assistenten den kopflosen Körper seitlich in die bereitstehende Truhe ab, während ein weiterer Assistent (André Obrecht), der die Enthauptung aus einigen Metern Entfernung (um nicht vom spritzenden Blut befleckt zu werden) auf der Kopfseite des Delinquenten beobachtet hatte, zur Guillotine eilt, um den Kopf des Hingerichteten aus dem dafür gedachten Gefäß zu holen. Das Hochheben des Kopfes ist jedoch nicht mehr auf dem Film enthalten. Der Scharfrichter und die Assistenten sind mit schwarzen Gehröcken und Hüten bekleidet. Von der Niederwerfung des Verurteilten auf das Klappbrett bis zur Abtrennung des Kopfes vergehen weniger als zehn Sekunden.

Wegen des unwürdigen „hysterischen Verhaltens“ der Öffentlichkeit bei Weidmanns Hinrichtung bestimmte Premierminister Édouard Daladier am 24. Juni 1939 in einer Verordnung, dass alle Exekutionen nichtöffentlich hinter Gefängnismauern zu vollziehen seien.

Trivia

Der britische Schauspieler Christopher Lee, damals 17 Jahre alt, war Augenzeuge dieser Hinrichtung.

Claude Chabrol benutzt die Erzählung von Frauen, die angeblich gleich nach der Hinrichtung ihre Tücher in das Blut des charmanten Serienkillers tauchten, in einer ominösen Szene in seinem Film Die Unbefriedigten (Les bonnes femmes).

Die Hinrichtungsszene im Spielfilm Mathilde – Eine große Liebe (2004) ist an den Amateurfilm von Weidmanns Hinrichtung angelehnt.

Literatur

  • Roger Colombani: L’affaire Weidmann. La sanglante dérive d’un dandy allemand au temps du Front populaire. Albin Michel, Paris 1989, ISBN 2-226-03687-3.
  • Michel Ferracci-Porri: Beaux Ténèbres. La Pulsion du Mal d’Eugène Weidmann (Der Drang nach dem Bösen des Eugen Weidmann). Roman. Éditions Normant, Nantes 2008, ISBN 978-2-915685-34-3.
  • Renée Jardin-Birnie: Le Cahier rouge d’Eugène Weidmann. Avec des textes inédits d’Eugène Weidmann traduits de l’allemand par Fred et M. Giesbert. Gallimard, Paris 1968.

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Eugen Weidmann aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.