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Folklore

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Dieser Artikel behandelt Folklore in der Volkskunde; zu anderen Bedeutungen siehe Folklore (Begriffsklärung).

Der Begriff Folklore (engl. folk „Volk“ und lore „Überlieferung“ oder „Wissen“) umfasst im engeren Sinne die mündlichen Überlieferungen eines Volks. Im weiteren Sinne bezeichnet Folklore die Gesamtheit aller „volkstümlichen“ Überlieferung und ist auf der ganzen Welt anzutreffen.

Folklore bedeutet wörtlich also „Wissen des Volkes“ oder auch „Überlieferung des Volkes“.

Begriffsentstehung

Es handelt sich aus der Sicht des 19. Jahrhunderts um Kulturphänomene des Dritten Standes, also etwa um Stoffe und Figuren, die weder biblisch (zum Klerus gehörig) noch antik (zum Adel gehörig) sind. Apostel, Musen oder Satyrn kommen in der Folklore nicht vor. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Folklore erfolgt im Rahmen der Volkskunde beziehungsweise der Erzählforschung.

Da der Begriff geprägt wurde, als die Alphabetisierung der mitteleuropäischen Bevölkerung fortschritt, werden zu den mündlichen Überlieferungen auch Schulbuch-Textsorten hinzugezählt, etwa Sprichwörter, Rätsel, Erzählungen, Märchen, Fabeln, Legenden, Reime, Schwänke, Volkslieder, Balladen, Witze oder Zaubersprüche.

Die Bezeichnung wurde 1846 von William John Thoms (1803–1885) für den Begriff „Volkskundliche Altertümer“ (popular antiquities) geprägt. Zum ersten Mal erschien dieser Begriff am 22. August 1846 in der Zeitung „Athenaeum“. In einem Brief an die Redaktion schlug der unterzeichnete Ambroz Morton (ein Pseudonym des Archäologen William John Thoms) vor, alles was bis zu diesem Zeitpunkt als „Volksüberlieferungen“, als „Volksaltertum“, als „Volksliteratur“ und überhaupt als „the lore of the people“ bezeichnet wurde, „Folklore“ zu nennen.

Johann Gottfried von Herder sorgte als einer der ersten im deutschen Sprachgebiet für die Sammlung und Bewahrung der „Folklore“, vor allem in Gestalt des Volksliedes. Er strebte danach, den „Volksgeist“, die Tradition und die Identität des „deutschen Volkes“ zu dokumentieren.

Heute versteht man unter dem Begriff der Folklore die Kunstwerke des Volkes im Bereich der Poesie, der Musik und der Tänze.

Musikfolklore nennen wir die Vokal- und Instrumentalmusik eines Volkes. Das wichtigste Merkmal der Volksmusik bzw. der Musikfolklore ist, wie der Name schon sagt, dass sie aus dem Volk stammt. Sie ist ganz eng mit der Lebensweise, mit den Bräuchen und mit der Arbeit des Volkes verbunden. Sie entsteht unmittelbar aus dem Volk, spiegelt die Ansichten, die Interessen, die Wünsche und Bestrebungen, sowie den künstlerischen Geschmack des Volkes wider. Die Volksmusik bietet die beste Möglichkeit, Einblick in das Leben der eigenen Vorfahren zu erhalten und sie besser zu verstehen. Volksmusik ist das Produkt einer Kollektivarbeit. Sie ist Ergebnis der anonymen schöpferischen Kräfte vieler Menschen und schließlich eines ganzen Volkes. Und wie die Sprache, ist die traditionelle Volksmusik ein höchst konservatives Element in der Kultur eines Volkes.

Inhalte

Folklore kann religiöse oder mythologische Elemente enthalten, befasst sich aber normalerweise mit den profanen Überlieferungen des täglichen Lebens. Sie vereint häufig das Reale und das Übersinnliche in einem erzählerischen Miteinander. Andererseits kann Folklore für eine Darstellung verwendet werden, die keinen theologischen oder erbaulichen Inhalt hat, sondern nützliche weltliche Überlieferungen in der Art von Regeln oder Rezepten. Diese weltliche Überlieferung kann Elemente des Fantastischen aufweisen (wie Magie, übernatürliche Wesen oder personifizierte Gegenstände).

Volksmärchen können erbauliche Traditionen aufweisen, handeln aber primär vom weltlichen Bereich. So umfasst das Märchen Hänsel und Gretel Elemente der Hexerei beziehungsweise naturreligiöse Züge. Zugleich weist es – weltlich und moralistisch – auf die Gefahren des Waldes und des Hungers hin. Den Höllenzwang in Grimoires würde man allerdings erst zur Folklore rechnen, wenn er ein harmloser Brauch geworden ist.

Folklore bezieht sich darüber hinaus auf Rituale und Brauchtum innerhalb der Zyklen von Jahreszeiten und Lebensaltern (Geburts-, Heirats-, und Bestattungszeremonien) und auf Festtagsbräuche. Ferner äußert sich Folklore in Volkstanz, Volksmusik und Volkstheater.

Folklore findet ihren materiellen Niederschlag in lokalen Varianten des Kunsthandwerks, der Architektur und in Schmuck, Kleidung und Speisen.

Siehe auch

Literatur

  • Hermann Bausinger: Folklore, Folkloristik. In: Enzyklopädie des Märchens; Band 4 (1984), Sp. 1397–1403.
  • Fritz Willy Schulze: Folklore: zur Ableitung der Vorgeschichte einer Wissenschaftsbezeichnung. Niemeyer, Halle 1949.

Weblinks

Wiktionary: Folklore – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Folklore aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.