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Hänsel und Gretel

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Hänsel und Gretel (Begriffsklärung) aufgeführt.
Hänsel und Gretel, Darstellung von Alexander Zick
Illustration von Ludwig Richter, 19. Jahrhundert

Hänsel und Gretel ist ein Märchen (ATU 327A). Es steht in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm an Stelle 15 (KHM 15). Dort schrieb sich der Titel ab der 2. Auflage Hänsel und Grethel. Ludwig Bechstein übernahm es zeitweise in sein Deutsches Märchenbuch als Vom Hänschen und Gretchen, die in die roten Beeren gingen.

Inhalt nach der Fassung von 1812

Hänsel und Gretel sind die Kinder eines armen Holzfällers, der mit seiner Frau im Wald lebt. Als die Not zu groß wird, überredet sie ihren Mann, die beiden Kinder im Wald auszusetzen. Der Holzfäller führt die beiden am nächsten Tag in den Wald. Doch Hänsel hat die Eltern belauscht und legt eine Spur aus kleinen weißen Steinen, anhand derer die Kinder zurückfinden. So kommt es, dass der Plan der Mutter scheitert. Doch der zweite Versuch gelingt: Dieses Mal haben Hänsel und Gretel nur eine Scheibe Brot dabei, die Hänsel zerbröckelt, um eine Spur zu legen. Diese wird jedoch von Vögeln gefressen. Dadurch finden die Kinder nicht mehr nach Hause und verirren sich. Am dritten Tag finden die beiden ein Häuschen, das ganz aus Brot, Kuchen und Zucker hergestellt ist. Zunächst brechen sie Teile des Hauses ab, um ihren Hunger zu stillen. In diesem Haus lebt jedoch eine Hexe, die eine Menschenfresserin ist. Sowohl in der Urfassung der Brüder Grimm von 1812 als auch in den späteren Ausgaben einschließlich der „Ausgabe letzter Hand“ von 1857 ruft sie in einer Art von Lautmalerei: „Knuper, knuper, kneischen, wer knupert an meinem Häuschen?“[1]

In Ludwig Bechsteins Deutschem Märchenbuch 1856 lautet der Text, abweichend von den Brüdern Grimm: „Knusper, knusper, kneischen! Wer knuspert mir am Häuschen?“.[2] Die Antwort der Kinder dagegen ist bei Bechstein und in der erweiterten Fassung der Brüder Grimm von 1819 identisch: „Der Wind, der Wind, das himmlische Kind“.[3]

Die Hexe lässt sich nicht täuschen, fängt die beiden, macht Gretel zur Dienstmagd und mästet Hänsel in einem Käfig, um ihn später aufzuessen. Hänsel wendet jedoch eine List an: Um zu überprüfen, ob der Junge schon dick genug ist, befühlt die halbblinde Hexe jeden Tag seinen Finger. Hänsel streckt ihr nun jedes Mal einen kleinen Knochen entgegen, um sie zu täuschen. Als sie erkennt, dass der Junge anscheinend nicht fett wird, verliert sie die Geduld und will ihn sofort braten. Die Hexe befiehlt Gretel, in den Ofen zu sehen, ob dieser schon heiß sei. Gretel aber behauptet, zu klein dafür zu sein, sodass die Hexe selbst nachsehen muss. Als sie den Ofen öffnet, schiebt Gretel die böse Hexe hinein. Die Kinder nehmen Schätze aus dem Hexenhaus mit und finden den Weg zurück zum Vater. Die Mutter ist inzwischen gestorben. Nun leben sie glücklich und leiden keinen Hunger mehr.

Die zweite Fassung von 1819

Hänsel und Gretel, Darstellung von Alexander Zick

In dieser Fassung erfährt das Märchen eine Erweiterung. Nach dem Tod der Hexe finden die Kinder zunächst nicht nach Hause, sondern geraten an ein Gewässer, das sie nicht überqueren können. Schließlich schwimmt eine Ente herbei, die die Kinder über das Wasser trägt. Anschließend kommt ihnen die Gegend bekannt vor, und die Kinder kehren zurück. Ludwig Bechstein folgt in seinem „Deutschen Märchenbuch“ weitgehend dieser zweiten Fassung der Brüder Grimm, erweitert aber die Handlung um einen dankbaren weißen Vogel, der die Krümel aufgepickt hat und den Kindern nach dem Tod der Hexe den Weg nach Hause zeigt.

Seit der Fassung der Brüder Grimm von 1840 ist es nicht mehr die eigene Mutter, auf deren Betreiben die Kinder im Wald ausgesetzt werden, sondern eine Stiefmutter.

Herkunft

Die Quellen für Wilhelm Grimms handschriftliche Urfassung von 1810 sind unbekannt. Seine Anmerkung von 1856 notiert zur Herkunft: „Nach verschiedenen Erzählungen aus Hessen.“ In Schwaben sitze im Zuckerhäuschen ein Wolf. Er nennt noch Stahl „S. 92 das Häuschen von Zuckerwerk“; Pröhle Nr. 40; Bechstein 7, 55; Stöbers Das Eierkuchenhäuschen in elsaß. Volksbuch S. 102; dänisch Pandekagehuset; schwedisch bei Cavallius S. 14. 26; ungarisch bei Stier S. 43; albanisch bei Hahn 164. 165; serbisch bei Vuk Nr. 35; Zingerles Das Märchen von den Fanggen in Kinder- und Hausmärchen; ein Stück in Oberlins Essai sur le patois; Pentameron 5,8; Aulnoy Nr. 11 Finette Cendron; Zingerle S. 138; Cavallius 31. Grimm sieht in deutschen Erzählungen einen Zusammenhang zum Däumling (KHM 37, 45), bei Zingerle S. 235 der daumlange Hansel und Altdeutsche Wälder 3, 178. 179.[4]

Verglichen mit der Urfassung von 1810 ist die Erstausgabe von 1812 v.a. in den Dialogen im Hexenhaus ausführlicher. Die Namen der Kinder wurden entsprechend dem neuen Titel in den Text eingefügt, sowie die frommen Redensarten „schlaf nur, lieb Gretel, der liebe Gott wird uns schon helfen“ und Gott gab es aber Gretel ein.[5] Ab der 2. Auflage bindet der Vater einen Ast an den Baum, um durch den Wind die Axtschläge vorzutäuschen. Das passt zu „der Wind ! der Wind ! das himmlische Kind !“, wie die Kinder nun der Hexe antworten (laut Wilhelm Grimms Notiz von Henriette Dorothea Wild[6]). Ein schneeweißes Vöglein bringt die Kinder zum Hexenhaus (ab 5. Aufl.), eine weiße Ente trägt sie übers Wasser heim (ab 2. Aufl.; vgl. KHM 69 bzw. 13, 135). Ab der 5. Auflage wird die Stiefmutter mit der Hexe durch ähnliche Rede parallelisiert („steht auf, ihr Faulenzer...“), sie schimpft die Kinder, als wären sie mutwillig lange im Wald geblieben, dazu kommen die Redensarten „hernach hat das Lied ein Ende“; Wer A sagt, muss auch B sagen. Wurde Hänsel in der Urfassung als Schweinchen und ab der Erstausgabe als Hühnlein eingesperrt, so kommt er jetzt einfach in einen Stall, er mochte schreien, wie er wollte. Wilhelm Grimm ergänzt ab der 6. Auflage die Charakterisierung der Hexe wohl in Anlehnung an KHM 69 Jorinde und Joringel: Die Hexen haben rote Augen und können nicht weit sehen, aber sie haben eine feine Witterung, wie die Tiere, und merkens, wenn Menschen herankommen.

Wilhelm Grimm nahm Anleihen von August Stöbers Das Eierkuchenhäuslein (1842), das aber selbst auf Grimms Text beruht. Walter Scherf meint, dass in Grimms Kreisen eher mit literarischer als mit mündlicher Überlieferung zu rechnen ist, auch angesichts der Verbreitung von Perraults und d'Aulnoys Märchen. Das Zuckerhäuschen scheint eine Erfindung biedermeierlicher Romantik und könnte auf Arnims Erwähnung eines Märchens zurückgehen, das F.D. Gräter kannte.[7]

Das Märchen zeigt eine Polarisierung von Gut und Böse, unterstützt durch Oppositionen: Eltern- und Hexenhaus, Innen- und Außenraum, Hunger und Mästung, Trennung und Wiedersehen. Die Kinder steigen vom Tod wieder auf, der ihnen von Stiefmutter und Hexe zugedacht war.[8] Vgl. in Giambattista Basiles Pentameron I,10 Die geschundene Alte, V,8 Ninnillo und Nennella. Zum Flug über das Wasser vgl. Styx oder Mt 14,29.

Einflüsse und Vorläufer

Das Märchen stammt aus mündlicher Überlieferung und wurde außer von den Brüdern Grimm und Bechstein von Franz von Pocci nacherzählt und illustriert. Es erschien auch 1844 im „Deutschen Volkskalender“ von Friedrich Wilhelm Gubitz. In der Eingangsmotivik ist das Märchen von Perraults Le petit poucet, einem Däumlingsmärchen abhängig, wo neben dem Ausstreuen von Kieselsteinen und Brot auch das Motiv der Menschenfresserei vorkommt.[9]

Die Namen „Hänsel“ und „Gretel“ greifen die verbreitetsten Taufnamen Johannes und Margarete auf und begegnen in dieser Zusammenstellung in der Frühen Neuzeit häufig als fiktive Platzhalternamen.[10]

Zur Motivik

In der Urfassung der Brüder Grimm, ebenso wie in Ludwig Bechsteins Märchensammlung, ist es statt einer Stiefmutter noch die eigene Mutter, was dem Märchen eine eher sozialkritische Bedeutung gibt. Die Kinder werden ausgesetzt, weil die Familie verhungert. Bei Bechstein stirbt die Mutter nicht, sondern macht sich zusammen mit dem Vater Sorgen um die Kinder und bereut, sie fortgeschickt zu haben. In diesem Moment betreten die Kinder das Haus, und die Not hat ein Ende.

In der späten Fassung der Brüder Grimm ähnelt das Märchen in seinem Ausgangsmotiv vielen Stiefmuttermärchen.

Interpretation

Nach Hedwig von Beit tritt die nahrungsspendende Hexe als Große Mutter auf, hier Blendwerk in kindlichen Wunschphantasien. Ein Vogel leitet zu ihr, d.h. intuitives Hinausträumen. Die Wandlung erfolgt im inneren Feuer der Leidenschaft (vgl. KHM 43, 53). Dabei ist der Ofen ebenfalls Symbol der Großen Mutter, sie vernichtet sich also selbst und damit auch ihr Gegenbild der versagenden Stiefmutter.[11]

Laut Bruno Bettelheim passt die Ausgangssituation zur verbreiteten kindlichen Angst, von den Eltern verstoßen zu werden und verhungern zu müssen. Hänsels Wegmarkierung mit Kieselsteinen ist noch angemessen, doch beim zweiten Mal erliegt er oraler Regression, "Brot" als Bild für Nahrung drängt sich in den Vordergrund. Das zeigt sich auch daran, dass die Kinder vom Lebkuchenhaus essen können. Zugleich ist das Lebkuchenhaus auch ein Bild des (Mutter-)Leibes, der das Kind vor und nach der Geburt ernährt. Doch die Kinder müssen lernen, sich davon zu emanzipieren. Das große Wasser, das die Kinder bei der Rückkehr überqueren, ohne ihm zuvor begegnet zu sein, symbolisiert den Reifungsschritt, den die Kinder machen, als sie planend ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen. Gretel weiß, dass man das allein tun muss. Indem zu Beginn des Märchens einmal Hänsel der Retter ist und zum Ende nun Gretel, lernen die Kinder, auf sich selbst, auf einander und auf Altersgenossen zu vertrauen. Jetzt sind sie dem Elternhaus eine Stütze und tragen durch die mitgebrachten Schätze sogar zum Ende der Armut bei.[12]

Auch für Eugen Drewermann beschreibt Hänsel und Gretel orales Mangelerleben als Ursache depressiver Schuldgefühle und Essstörungen.[13] Johannes Wilkes berichtet, magersüchtige Mädchen sprächen oft von Hänsel und Gretel oder Tischlein deck dich an.[14] Der Psychiater Wolfdietrich Siegmund nimmt an, dass das Märchen Schizophrenen in ihrer Ratlosigkeit über Gut und Böse helfe.[15]

Der Homöopath Herbert Pfeiffer denkt beim Motiv materiellen Mangels an Calcium carbonicum, Martin Bomhardt an Medorrhinum.[16] Nach Wilhelm Salber haben sich wiederholende Handlungen mit der Kontrolle des Überlebens zu tun, und werden durch Schwärmerei (Hexenhaus) nur überdeckt, während neue Zufälle (die Ente als Transportmittel) echte Entwicklung einleiten. Immer wieder sich ereignende Grundsituationen bringen ihre eigene Umwandlung mit sich.[17] Ortrud Stumpfe konstatiert, dass in Hänsel und Gretel eine wirksame Entfaltung fehle: Die Kinder überlisten zwar die dumpfe Naturgewalt, kehren aber dann einfach ins Kindermilieu zurück.[18]

Rezeption

Humperdincks Oper an der Staatsoper Wien, 2015

Vgl. Der goldne Rehbock und Der kleine Däumling in Ludwig Bechsteins Deutsches Märchenbuch (in der Ausgabe von 1845 auch Fippchen Fäppchen und Der Garten im Brunnen) und Vom Knaben, der das Hexen lernen wollte in Neues deutsches Märchenbuch.

Hänsel und Gretel, ein Kindermärchen und vielleicht bekanntestes Märchen überhaupt, passt gut zum Ideal der einfachen Form. Parodien bewegen sich immer wieder auf sehr einfachem Niveau. Roland Lebl hält moderne Kinder für so sachlich, dass die erzählende Oma Reißaus nimmt.[19] Pumuckl auf Hexenjagd schlägt bei Meister Eder Alarm, weil er das Märchen der Nachbarin glaubt. Julius Neff schrieb eine Parodie.[20] Parodien wie Josef Wittmanns kurzes Gedicht[21] oder Wolfgang Sembdners „Alphabetisch“ (von „Armut“ bis „Zack“)[22] greifen die Sozialkritik mit Kinderaussetzen und Hexentötung in sehr einfacher Form auf, so auch Fritz Vahle („Der Backofen dort / Die Alte muß fort ...“).[23] Karin Struck deutet ironisch die Hexe im Backofen als Mutterhass.[24] Wolfgang Sembdner erzählt die Geschichte mit lauter Dichternamen: „...da lebte ein Thomas Mann. Er hatte zwei Wedekinder aber kein Max Brod im Gottfried Keller...“.[25] Bei Josef Reding streut das Kind unterwegs den teuren Torf aus dem Auto, weil es das Märchen geglaubt hat.[26] Bei Rudolf Otto Wiemer finden die Pflegekinder ihre nicht-arische Großmutter im Wald und werden abgeholt, damit der Vater bei der NSDAP befördert wird.[27] Beate Mitzscherlich und Ulla Hahn parodierten die Handlung aus Sicht von Stiefmutter bzw. Hexe.[28] Otto Waalkes parodierte mehrfach das Lied, auch mit Fast-Food-Restaurant oder als Parodie auf den Schlager Alles nur geklaut („Knusperhaus im Wald / ohne Mietkaution, na wo gibt’s das schon …“). Hänsel und Gretel kommen auch in Kaori Yukis Manga Ludwig Revolution vor.

Parodien

  • Iring Fetscher: Hänsel und Gretels Entlarvung oder Eine Episode aus der Geschichte des Präfaschismus. In: Iring Fetscher: Wer hat Dornröschen wachgeküßt? Das Märchen-Verwirrbuch. Fischer, Frankfurt a. M. 1974.
  • Iring Fetscher: Streit um „Hänsel und Gretel“. Edler von Goldeck berichtet vom dritten Internationalen Märchendeuterkongress in Oil Lake City, Texas (1975). In: Iring Fetscher: Der Nulltarif der Wichtelmänner. Märchen und andere Verwirrspiele. Fischer, Frankfurt a.M. 1984.
  • Dieter Harder: Hanselus Gretulaque. In Der altsprachliche Unterricht 29, 4/1986, S. 70.
  • Paul Maar: Die Geschichte vom bösen Hänsel, der bösen Gretel und der Hexe. In: Paul Maar: „Der tätowierte Hund“, 1967. Süddeutsche Zeitung Verlag, München.
  • Hans Traxler: Die Wahrheit über Hänsel und Gretel, 1963. Neuere Auflage: Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2002. Neuste Auflage: Reclam, Stuttgart 2007. (Traxlers Buch parodiert investigativen Wissenschaftsjournalismus.)
  • Michael Ende: Ein sehr kurzes Märchen
Hänsel und Knödel, die gingen in den Wald.
Nach längerem Getrödel rief Hänsel plötzlich: „Halt!“
Ihr alle kennt die Fabel, des Schicksals dunklen Lauf:
Der Hänsel nahm die Gabel und aß den Knödel auf.
  • Walter Moers: Ensel und Krete. Ein Märchen aus Zamonien von Hildegunst von Mythenmetz mit Erläuterungen aus dem Lexikon der erklärungsbedürftigen Wunder, Daseinsformen und Phänomene Zamoniens und Umgebung von Professor Dr. Abdul Nachtigaller, Eichborn, Frankfurt a. M. 2000.
  • I, Robot: In dem Film I, Robot (u. a. mit Will Smith) wird die Geschichte durch das „Krümel für Krümel“-Schema hervorgehoben, der Drehbuchautor deutet so darauf hin, dass dieses Märchen auch in „Zukunft“ seine Bekanntheit nicht verlieren werde.

Puppenspiel-Adaption

Musikalische Bearbeitungen

  • Kinderreim/-lied:
     Anonym – Volksweise um 1900

Hänsel und Gretel verliefen sich im Wald.
Es war so finster und auch so bitter kalt.
Sie kamen an ein Häuschen von Pfefferkuchen fein.
Wer mag der Herr wohl von diesem Häuschen sein.

Hu, hu, da schaut eine alte Hexe raus!
Lockte die Kinder ins Pfefferkuchenhaus.
Sie stellte sich gar freundlich, o Hänsel, welche Not!
Ihn wollt' sie braten im Ofen braun wie Brot.

Doch als die Hexe zum Ofen schaut hinein,
Ward sie gestoßen von unserm Gretelein.
Die Hexe musste braten, die Kinder geh´n nach Haus.
Nun ist das Märchen von Hans und Gretel aus.

  • Engelbert Humperdinck: Hänsel und Gretel, Oper (Uraufführung: 23. Dezember 1893 in Weimar).
    • Hans-Joachim Drechsler, Schweriner Blechbläser-Collegium: Hänsel und Gretel, nach dem Märchenspiel von Engelbert Humperdinck, bearbeitet für einen Erzähler und neun Blechbläser
  • Henri Rene: Hansel And Pretzel, Jazz-Tune

Verfilmungen

Die erste Verfilmung von Hänsel und Gretel stammt aus dem Jahr 1897; Filmpionier Oskar Messter verfilmte es als Stummfilm[29]. Es folgten mehrere weitere Stummfilm-Verfilmungen, unter anderem 1921 von Hans Walter Kornblum[30] und 1932 von Alf Zengerling. 1940 folgte die erste von mehreren Verfilmungen als Tonfilm:

Sonstiges

Knusperhäuschen mit Hexe

Literatur

  • Ludwig Bechstein: Sämtliche Märchen. (Vollständige Ausgabe der Märchen Bechsteins nach der Ausgabe letzter Hand unter Berücksichtigung der Erstdrucke). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1983.
  • Hedwig von Beit: Symbolik des Märchens. Band 1: Versuch einer Deutung. Francke, Bern u. a. 1965, S. 133–135.
  • Brüder Grimm: Kinder- und Hausmärchen. Mit den Originalanmerkungen der Brüder Grimm. Band 3: Originalanmerkungen, Herkunftsnachweise, Nachwort (= Universal-Bibliothek 3193). Mit einem Anhang sämtlicher, nicht in allen Auflagen veröffentlichten Märchen und Herkunftsnachweisen herausgegeben von Heinz Rölleke. Nachdruck, durchgesehene und bibliografisch ergänzte Ausgabe. Reclam, Stuttgart 1994, ISBN 3-15-003193-1, S. 37–38, 448.
  • Heinz Rölleke (Hrsg.): Die älteste Märchensammlung der Brüder Grimm. Synopse der handschriftlichen Urfassung von 1810 und der Erstdrucke von 1812 (= Bibliotheca Bodmeriana. Texte. Bd. 1, ZDB-ID 750715-x). Fondation Martin Bodmer, Cologny-Genève 1975, S. 70–81, 355–356.
  • Walter Scherf: Hänsel und Gretel. In: Enzyklopädie des Märchens. Band 6: Gott und Teufel auf Wanderschaft – Hyltén-Cavallius. de Gruyter, Berlin u. a. 1990, ISBN 3-11-011763-0, S. 498–509.
  • Hans-Jörg Uther: Handbuch zu den „Kinder- und Hausmärchen“ der Brüder Grimm. Entstehung – Wirkung – Interpretation. de Gruyter, Berlin u. a. 2008, ISBN 978-3-11-019441-8, S. 33–37.

Weblinks

 Wikisource: Hänsel und Gretel – Quellen und Volltexte
 Commons: Hansel and Gretel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Originalzitat der Brüder Grimm, gleichlautender Text in den Ausgaben der KHM 1812, 1819, 1837, 1840, 1843, 1850 und 1857, siehe
     Wikisource: Hänsel und Gretel – Quellen und Volltexte
    Siehe auch „Ausgabe letzter Hand“ von 1857, Philipp Reclam, Stuttgart 2007, S. 104.
    
  2. Originalzitat Ludwig Bechstein: Sämtliche Märchen. 1983, S. 62, siehe auch beispielsweise den Textabdruck im Goethezeitportal.
  3. Bechstein: Sämtliche Märchen. 1983, S. 62
  4. Brüder Grimm. Kinder- und Hausmärchen. Mit den Originalanmerkungen der Brüder Grimm. Band 3. 1994, S. 37–38, 448.
  5. Rölleke (Hrsg.): Die älteste Märchensammlung der Brüder Grimm. 1975, S. 70–81.
  6. Uther: Handbuch zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm. 2008, S. 33.
  7. Scherf: Hänsel und Gretel. In: Enzyklopädie des Märchens. Band 6. 1990, S. 500.
  8. Uther: Handbuch zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm. 2008, S. 34.
  9. Anhang mit Kommentaren zum Deutschen Märchenbuch von Ludwig Bechstein, S. 786f.
  10. Vgl. Hans und Grete im Traubüchlein (1529) von Martin Luther oder die Kölner Sage von Jan und Griet.
  11. Hedwig von Beit: Symbolik des Märchens. 1952, S. 133–135.
  12. Bruno Bettelheim: Kinder brauchen Märchen. 31. Auflage 2012. dtv, München 1980, ISBN 978-3-423-35028-0, S. 183-191.
  13. Eugen Drewermann: Die erschöpfte Seele – von Chancen und Schicksal der Depression. Seminar 7. - 8. März 2008, Nürnberg, Auditorium, CD 1/4.
  14. Johannes Wilkes: „Märchen und Psychotherapie“ in: Kurt Franz (Hrg.): Märchenwelten. Das Volksmärchen aus der Sicht verschiedener Fachdisziplinen. 2003.
  15. Frederik Hetmann: Traumgesicht und Zauberspur. Märchenforschung, Märchenkunde, Märchendiskussion. Mit Beiträgen von Marie-Louise von Franz, Sigrid Früh und Wolfdietrich Siegmund. Fischer, Frankfurt am Main 1982, ISBN 3-596-22850-6, S. 123.
  16. Herbert Pfeiffer: Die Umwelt des kleinen Kindes und seine Arznei. In: Uwe Reuter, Ralf Oettmeier (Hrsg.): Die Wechselwirkung von Homöopathie und Umwelt. 146. Jahrestagung des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte. Erfurt 1995, S. 53-56.; Martin Bomhardt: Symbolische Materia medica. 3. Auflage. Verlag Homöopathie + Symbol, Berlin 1999, ISBN 3-9804662-3-X, S. 878.
  17. Wilhelm Salber: Märchenanalyse (= Wilhelm Salber: Werkausgabe. Bd. 12). 2., erweiterte Auflage. Bouvier, Bonn 1999, ISBN 3-416-02899-6, S. 53, 95–97.
  18. Ortrud Stumpfe: Die Symbolsprache der Märchen. 7., verbesserte und erweiterte Auflage. Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung, Münster 1992. ISBN 3-402-03474-3, S. 211.
  19. Roland Lebl: Es war einmal ... In: Wolfgang Mieder (Hrg.): Grimmige Märchen. Prosatexte von Ilse Aichinger bis Martin Walser. Fischer Verlag, Frankfurt (Main) 1986, ISBN 3-88323-608-X, S. 91-93 (zuerst erschienen in: Simplicissimus. Nr. 12, 21. März 1959, S. 182; Autorenangabe „Lebl, Roland“ bei Mieder mit „?“ markiert.).
  20. Julius Neff: Hansl & Gretl. In: Wolfgang Mieder (Hrg.): Grimmige Märchen. Prosatexte von Ilse Aichinger bis Martin Walser. Fischer Verlag, Frankfurt (Main) 1986, ISBN 3-88323-608-X, S. 99-101 (zuerst erschienen in: Ludwig Merkle (Hrg.): Gans, du hast den Fuchs gestohlen. Lustiges für Kinder. Fischer, Frankfurt 1969, S. 32-33; Julius Neff laut Mieder Pseudonym von Ludwig Merkle).
  21. Josef Wittmann: Hänsel und Gretel. In: Johannes Barth (Hrg.): Texte und Materialien für den Unterricht. Grimms Märchen - modern. Prosa, Gedichte, Karikaturen. Reclam, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-15-015065-8, S. 44 (1976; zuerst erschienen in: Hans-Joachim Gelberg (Hrsg.): Neues vom Rumpelstilzchen und andere Haus-Märchen von 43 Autoren. Beltz & Gelberg, Weinheim/Basel 1976, S. 196.).
  22. Wolfgang Sembdner: Alphabetisch. In: Johannes Barth (Hrg.): Texte und Materialien für den Unterricht. Grimms Märchen - modern. Prosa, Gedichte, Karikaturen. Reclam, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-15-015065-8, S. 44-49 (1977; zuerst erschienen in: Wolfgang Sembdner: Grimmskrams. Parodistische Hänseleien. Nürnberg 1981, S. 5.).
  23. Fritz Vahle: Hänsel und Gretel. In: Johannes Barth (Hrg.): Texte und Materialien für den Unterricht. Grimms Märchen - modern. Prosa, Gedichte, Karikaturen. Reclam, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-15-015065-8, S. 46 (1986; zuerst erschienen in: Fritz Vahle: Märchen. Der Zeit angepaßt und in Verse gefasst. Justus von Liebig, Darmstadt, S. 10.).
  24. Karin Struck: Erinnerungen an Hänsel und Gretel. In: Wolfgang Mieder (Hrg.): Grimmige Märchen. Prosatexte von Ilse Aichinger bis Martin Walser. Fischer Verlag, Frankfurt (Main) 1986, ISBN 3-88323-608-X, S. 94-98 (zuerst erschienen in: Jochen Jung (Hrg.): Bilderbogengeschichten. Märchen, Sagen, Abenteuer. Neu erzählt von Autoren unserer Zeit. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1976, S. 203-206.).
  25. Wolfgang Sembdner: Dichter-Wald. In: Johannes Barth (Hrg.): Texte und Materialien für den Unterricht. Grimms Märchen - modern. Prosa, Gedichte, Karikaturen. Reclam, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-15-015065-8, S. 45 (1977; zuerst erschienen in: Wolfgang Sembdner: Grimmskrams. Parodistische Hänseleien. Nürnberg 1981, S. 11.).
  26. Josef Reding: Reste einer gestrigen Mitteilung. In: Wolfgang Mieder (Hrg.): Grimmige Märchen. Prosatexte von Ilse Aichinger bis Martin Walser. Fischer Verlag, Frankfurt (Main) 1986, ISBN 3-88323-608-X, S. 102-108 (zuerst erschienen in: Josef Reding (Hrg.): Schonzeit für Pappkameraden. Bitter, Recklinghausen 1977, S. 52-57.).
  27. Rudolf Otto Wiemer: Hänsel und Gretel oder: Die richtige Großmutter. In: Johannes Barth (Hrg.): Texte und Materialien für den Unterricht. Grimms Märchen - modern. Prosa, Gedichte, Karikaturen. Reclam, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-15-015065-8, S. 47-54 (1987; zuerst erschienen in: Rudolf Otto Wiemer: Der dreifältige Baum. Waldgeschichten. Quell, Stuttgart 1987, S. 182-190.).
  28. Beate Mitzscherlich: Weggeschafft. Ulla Hahn: Liebe Luzifera. In: Die Horen. Bd. 1/52, Nr. 225, 2007, ISSN 0018-4942, S. 8, 205–210.
  29. Hänsel und Gretel – Stummfilm von 1897
  30. Hänsel und Gretel – Stummfilm von 1921
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