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Fritz Haber

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Dieser Artikel beschreibt den Chemiker Fritz Haber, für den Raumfahrtingenieur siehe Fritz Haber (Raumfahrtingenieur).
Fritz Haber, 1918

Fritz Haber (geb. 9. Dezember 1868 in Breslau; gest. 29. Januar 1934 in Basel) war ein deutscher Chemiker. Haber erhielt 1919 den Nobelpreis für Chemie des Jahres 1918 „für die Synthese von Ammoniak aus dessen Elementen“.[1]

Leben

Fritz Haber stammte aus einer jüdischen Familie. Sein Vater, Siegfried Haber, führte ein Handelsgeschäft für Stoffe, Farben, Lacke und Drogen. Bei seiner Geburt traten schwere Komplikationen auf; die Mutter verstarb drei Wochen später. Fritz Habers Vater konnte den Tod seiner Frau – „für den Fritz die Ursache war“ – nicht überwinden. Dieser Umstand führte im späteren Leben zu Spannungen zwischen Vater und Sohn.

Haber besuchte erst das humanistische Johannesgymnasium Breslau und bis zum Abitur das Gymnasium St. Elisabet altsprachlicher – Latein und Griechisch – und mathematischer Ausrichtung. Chemie als eigenständiges Fach war nicht vorgesehen. Nach kaufmännischer Lehre studierte Fritz Haber 1886 in Heidelberg bei Robert Wilhelm Bunsen und in Berlin bei August Wilhelm von Hofmann sowie nachfolgend bei Carl Liebermann Chemie.[2] In Heidelberg schloss er sich einer farbentragenden Studentenverbindung an, dem Naturwissenschaftlichen Verein Studierender, welcher kurz danach mit Karlsruhensia Heidelberg fusionierte.[3] In Berlin wurde er beim Akademisch-naturwissenschaftlichen Verein aktiv.[4] Haber promovierte 1891 bei Liebermann mit einer Arbeit Über einige Derivate des Piperonals in organischer Chemie. Er konvertierte 1893 zum Missfallen seines Vaters zum protestantischen Glauben.

Nach kurzen Tätigkeiten in der Industrie und an Hochschulen trat er 1894 eine Assistentenstelle in der Physikalischen Chemie der Technischen Hochschule Karlsruhe an und habilitierte sich dort 1896. Zwei Jahre später veröffentlichte Haber das Lehrbuch „Grundriß der praktischen Elektrochemie“ und wurde 1898 in Karlsruhe zum außerordentlichen Professor für Technische Chemie ernannt.

1901 heiratete er Clara Immerwahr, eine promovierte Chemikerin, die er bereits während seines Militärdienstes kennengelernt hatte. Aus der Ehe ging im folgenden Jahr der Sohn Hermann (1902–1946) hervor.

Ab 1904 befasste Haber sich mit der katalytischen Bildung von Ammoniak. Im Folgejahr erschien sein Lehrbuch „Thermodynamik technischer Gasreaktionen“, in dem die Grundlagen für die späteren thermochemischen Arbeiten stehen. Mit Max Born hat er den Born-Haber-Kreisprozess entwickelt.

1906 erhielt er als Nachfolger von Max Le Blanc den Ruf auf den Lehrstuhl für Physikalische und Elektrochemie in Karlsruhe.

Fritz Haber, 1905

Der Forscher beantragte am 13. Oktober 1908 beim Kaiserlichen Patentamt in Berlin Patentschutz für ein „Verfahren zur synthetischen Darstellung von Ammoniak aus den Elementen“, den dieses am 8. Juni 1911 mit Patent Nr. 235.421 gewährte.[5] Zwischenzeitlich hatte Haber einen Mitarbeitervertrag mit der BASF geschlossen und ihr das Patent zur wirtschaftlichen Verwertung überlassen.[6] In der Folge entwickelte er 1909 zusammen mit Carl Bosch bei der BASF das Haber-Bosch-Verfahren, das 1910 zum Patent angemeldet wurde. Dieses Verfahren ermöglichte die synthetische Herstellung von Ammoniak als Ersatz für Salpeter zur Herstellung von Düngemitteln und Sprengstoff.

1911 wurde Haber zum Direktor des Kaiser-Wilhelm-Institutes für physikalische Chemie und Elektrochemie in Berlin-Dahlem und zum ordentlichen Honorarprofessor für physikalische Chemie an der Universität Berlin berufen. Dieses Institut ist heute als Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft nach ihm benannt. Weiter ist das Fritz-Haber-Zentrum für Molekulare Dynamik der Hebräischen Universität Jerusalem nach ihm benannt.

Auf Grund seiner Funktion als dem Militär zugeteilter Forscher und Berater bekam er, zuvor Vizewachtmeister, den Dienstgrad eines Hauptmanns zuerkannt.

Seine Versuche mit Phosgen und Chlorgas (Basisrohstoffe in der chemischen Industrie), die – gegen den Willen seiner Frau Clara – schon wenige Wochen nach Kriegsbeginn begannen, machten ihn zum Vater der Giftgaswaffen, die im Ersten Weltkrieg von Deutschland eingesetzt wurden. Wenige Tage nach dem ersten deutschen Giftgas-Einsatz am 22. April 1915 in der Zweiten Flandernschlacht bei Ypern beging seine Frau Selbstmord mit der Dienstwaffe Habers. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde er aufgrund des Verstoßes gegen die Haager Landkriegsordnung von den Alliierten zeitweilig als Kriegsverbrecher gesucht und floh vorübergehend in die Schweiz. In seinen Lebenserinnerungen berichtete Otto Hahn über ein Gespräch mit Haber: „Auf meinen Einwand, daß diese Art der Kriegführung gegen die Haager Konvention verstoße, meinte er, die Franzosen hätten – wenn auch in unzureichender Form, nämlich mit gasgefüllter Gewehrmunition – den Anfang hierzu gemacht. Auch seien unzählige Menschenleben zu retten, wenn der Krieg auf diese Weise schneller beendet werden könne“.[7]

Nobelpreisurkunde

1917 heiratete Fritz Haber seine zweite Frau Charlotte Nathan. Aus dieser Ehe ging zunächst eine Tochter Eva Charlotte und dann ein Sohn Ludwig Fritz Haber (1921–2004) hervor. 1927 wurde die Ehe geschieden.

Im April 1917 hatte Haber die Leitung eines Technischen Ausschusses für Schädlingsbekämpfung übernommen, der sich mit der Entwesung von Unterkünften (Wanzen und Kleiderläuse) und Silos (Mehlmotten) befassen sollte. Dies geschah mit Blausäuregas, das im so genannten Bottichverfahren hergestellt wurde, indem Natriumcyanid bzw. Kaliumcyanid im offenen Holzbottich mit verdünnter Schwefelsäure versetzt wurde.[8] Im März 1919 wurde die Deutsche Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung (Degesch) gegründet, deren Leitung zunächst Haber, ab 1920 Walter Heerdt innehatte. Ferdinand Flury, der wie Heerdt und Bruno Tesch früherer Mitarbeiter Habers war, entwickelte Zyklon A und erhielt 1920 das Patent dafür. Zyklon A bestand aus Blausäuregas und dem stark riechenden beigefügten Warnstoff Bromessigsäuremethylester, das in Druckflaschen mit Zerstäuberdüse geliefert wurde. Zyklon A konnte jedoch das Bottichverfahren nicht verdrängen und galt als unwirtschaftlich.[9] Der entscheidende Fortschritt zu einem sicheren Verfahren, bei dem Blausäure mit Warnstoff an ein poröses Trägermaterial gebunden ist, nicht unter Druck steht und nach dem Öffnen der Blechdose langsam ausgast, gelang Walter Heerdt, der dieses Verfahren am 20. Juni 1922 zum Patent für Zyklon B anmeldete.[10] Dieses Verfahren wurde bei Begasungen mit Zyklon B angewandt.[11]

Ab 1919 versuchte Haber sechs Jahre lang vergeblich, aus dem Meer Gold zu gewinnen, um die deutschen Reparationen zu bezahlen. Dazu nahm er im Juli 1923 an einer Hapag-Schiffsexpedition von Hamburg nach New York teil. Obwohl kein wirtschaftlicher Prozess zur Goldgewinnung gefunden wurde, konnten die Nachweismethoden extrem verbessert werden (Nachweisgrenze 1 ng Gold).

Fritz Haber war seit Gründung der I.G. Farben 1925 in deren Aufsichtsrat. Im Jahr 1926 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewählt. Nachdem die Nationalsozialisten 1933 an den Kaiser-Wilhelm-Instituten den Arierparagraphen durchsetzten und die jüdischen Mitarbeiter entließen, was auch er nicht verhindern konnte, ließ sich Haber im Mai 1933 in den Ruhestand versetzen. Er emigrierte im Spätherbst 1933 nach Cambridge, nachdem er einen Ruf an die dortige Universität erhalten hatte. Kurz darauf starb er 1934 auf Durchreise in Basel. Er wurde auf dem dortigen Hörnlifriedhof beigesetzt.

Fritz Haber war Patenonkel des deutsch-amerikanischen Historikers Fritz Stern.[12]

Wirkung

Durch Entwicklung der Ammoniaksynthese (zur Sprengstoffherstellung) bzw. technischer Verfahren zur Herstellung und Einsatz von Giftgas ist die Kriegführung gleichsam auf industrieller Basis möglich geworden. Das von ihm mitentwickelte Haber-Bosch-Verfahren legte die Grundlage der Weltjahresproduktion von synthetisiertem Stickstoffdünger von derzeit mehr als 100 Millionen Tonnen, der bei der Produktion der Ernährungsbasis für eine Hälfte der derzeitigen Weltbevölkerung bedeutsam geworden ist.[13][14][15]

Darstellung in den Medien

Der Regisseur Daniel Ragussis drehte 2008 den Kurzfilm Haber mit Christian Berkel und Juliane Köhler in den Hauptrollen.[16][17] Im Jahr 1969 veröffentlichte der Schriftsteller Hermann Heinz Wille den Roman Der Januskopf über das Leben von Fritz Haber.[18]

Literatur

Weblinks

 Commons: Fritz Haber – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. nobelprize.org: The Nobel Prize in Chemistry 1918
  2. Biografie Fritz Habers auf der Homepage des Nobelkomitees
  3. www.frankfurter-verbindungen.de: [www.frankfurter-verbindungen.de/korporierte/h.html Berühmte (und berüchtigte) Korporierte], zuletzt gesichtet am 1. August 2013
  4. Margit Szöllösi-Janze: Fritz Haber, 1868-1934. Seite 44
  5. Patent DE235421: Verfahren zur synthetischen Darstellung von Ammoniak aus den Elementen. Angemeldet am 13. Oktober 1908, veröffentlicht am 8. Juni 1911., Anmelder: Badische Anilin- und Sodafabrik, Erfinder: Badische Anilin- und Sodafabrik
  6. Günther Luxbacher: Brot und Sprengstoff. In: EXTRA Lexikon, Wiener Zeitung. (Memento vom 2. Februar 2009 im Internet Archive)
  7. Otto Hahn: Mein Leben. München 1968.
  8. Jürgen Kalthoff: Die Händler des Zyklon B. Hamburg 1998, ISBN 3-87975-713-5, S. 17–19.
  9. Jürgen Kalthoff: Die Händler.... Hamburg 1998, ISBN 3-87975-713-5, S. 28–30.
  10. Patent DE438818: Verfahren zur Schädlingsbekämpfung. Angemeldet am 20. Juni 1922, veröffentlicht am 27. Dezember 1926, Anmelder: Degesch, Erfinder: Walter Heerdt.
  11. Jürgen Kalthoff: Die Händler... Hamburg 1998, ISBN 3-87975-713-5, S. 234 (eine oft suggerierte direkte Verbindung Habers mit Zyklon B ist nicht gegeben).
  12. Amory Burchard: „Untragbar, den Namen zu ändern“. In: Der Tagesspiegel. 31. Oktober 2011, abgerufen am 29. Oktober 2013.
  13. Jörg Albrecht: Brot und Kriege aus der Luft. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. 41, 2008, S. 77 (Zahlenangaben aus Nature Geoscience).
  14. Fabio Bergamin in Neue Zürcher Zeitung vom 8. Juni 2011, Das Problem mit dem Stickstoff aus der Landwirtschaft, dort Infokasten: Kein Bevölkerungswachstum ohne synthetischen Dünger
  15. Amory Burchard im Interview mit Fritz Stern zum 100. Jubiläum des Berliner Fritz Haber Instituts: Untragbar, den Namen zu ändern. Fritz Stern über die Rolle des Gründungsdirektors im Ersten Weltkrieg. Tagesspiegel vom 31. Oktober 2011, S. 26.
  16. Haber (2008). In: The Internet Movie Database. 2008. Abgerufen am 18. September 2008.
  17. Trailer for Haber short film
  18. siehe Datensatz in der Deutschen Nationalbibliothek: DNB 458655910
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