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Georg Speyer

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Georg Speyer (bis 1857 Gustav Speyer) (geb. 1. Januar 1835 in Frankfurt am Main; gest. 24. April 1902 ebenda) war ein deutscher Bankier und Frankfurter Mäzen.

Georg Speyer entstammt einer seit der Mitte des 17. Jahrhunderts in Frankfurt am Main ansässigen jüdischen Bankiersfamilie, die über Geschäftsfilialen in New York und London verfügte. Der Familienname „Speyer“ ist, sofern es sich um Vorfahren des Georg Speyer handelt, mindestens bis Mitte des 16. Jahrhunderts belegt und wird mit Juden, die aus Speyer abwanderten oder vertrieben wurden, in Verbindung gebracht. Sein Urgroßvater, Michael Isaac Speyer, war ab 1691 Vorstand der Jüdischen Gemeinde Frankfurts. Ein Sohn Michael Isaacs, Isaac Michael, Großonkel des Georg Speyer, war Sonderbeauftragter der gesamten Jüdischen Gemeinde am kaiserlichen Hof in Wien. 1792 wurde dieser Isaac Michael, zusammen mit zwei weiteren prominenten Bürgern Frankfurts, vom französischen General Adam-Philippe de Custine als Geisel nach Mainz gebracht, um von der Stadt Frankfurt Kriegssteuern zu erpressen.[1]

Georg Speyer wurde am 1. Januar 1835 als Gustav Speyer, Sohn des Bankiers Lazarus Joseph Speyer und dessen Kusine Therese Ellisen in Frankfurt am Main geboren. Er wuchs in seiner Heimatstadt auf und besuchte dort das Philanthropin. Seine kaufmännische Ausbildung absolvierte er in den Filialen des Familienunternehmens in New York und in London.

Am 17. Dezember 1857 gestattete der Senat der Freien Stadt Frankfurt ihm, seinen Vornamen in Georg zu ändern. Dafür durfte sein Onkel Gumperz Speyer sich in Gustav Speyer umbenennen.

1862 wurde Georg Speyer Prokurist, 1868 Teilhaber im väterlichen Bankhaus Lazard Speyer-Ellissen in Frankfurt, wo er bis zu seinem Tod in leitender Funktion tätig war. 1869 heiratete Georg Speyer die Berliner Bankierstochter Franziska Gumbert. 1871 wurde ihr Sohn Alfred Julius Speyer geboren.

Speyer trat neben seiner beruflichen Tätigkeit in Frankfurt vor allem als Förderer sozialer, künstlerischer und wissenschaftlicher Einrichtungen an die Öffentlichkeit. Er war Mitbegründer der Aktienbaugesellschaft für kleine Wohnungen (1890), die mit Unterstützung anderer Frankfurter Mäzene in ihren Wohngebieten Vereinshäuser, Lese- und Vortragssäle, Kindergärten und -krippen einrichtete. Speyer förderte einen Verein für Volkskindergärten und war 1899 Mitbegründer und Beiratsmitglied der Centrale für private Fürsorge in Frankfurt. Von seinem sozialpolitischen Engagement im Wilhelminischen Deutschland der Vorkriegszeit zeugen seine Mitgliedschaft im Vorstand der Gesellschaft zur Erforschung jüdischer Kulturdenkmäler und im Verein zur Abwehr des Antisemitismus.

Eine bedeutende Rolle spielte Georg Speyer bei der Gründung und beim Ausbau der Frankfurter Universität. Dabei unterstützte er neben Wilhelm Merton und anderen Frankfurter Förderern die Arbeit des Oberbürgermeisters Franz Adickes. So finanzierte er zwei Lehrstühle an der 1901 eröffneten Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften, die als Vorläufer der Universität gelten kann, aus den Mitteln der zu diesem Zweck gemeinsam mit seiner Frau ins Leben gerufenen Georg und Franziska Speyer'sche Studienstiftung.

Nach Speyers Tod führte seine Frau Franziska Speyer das Werk ihres Mannes tatkräftig fort, wobei sie 1902 auf ein Stiftungsvermögen von 31 Millionen Mark zurückgreifen konnte. Von ihrem Schwager Ludwig Darmstaedter wurde sie auf die Forschungsarbeit Paul Ehrlichs aufmerksam gemacht, den bereits ihr Mann gefördert hatte. So stiftete sie 1906 1 Million Mark zur Errichtung eines chemotherapeutischen Forschungsinstituts. Es sollte der Arbeit Ehrlichs dienen, war aber gleichzeitig als Zentralgebäude (Georg-Speyer-Haus) einer Akademie für praktische Medizin auf dem Gelände des Städtischen Krankenhauses in Frankfurt-Sachsenhausen gedacht.

Nach dem Tod Franziska Speyers wurden die von dem Ehepaar Speyer eingerichteten Stiftungen finanziell aufgestockt und durch weitere Einrichtungen ergänzt. Unter der Naziherrschaft wurden sie als jüdische Einrichtungen „arisiert“ und umbenannt. 1949 wurden die wichtigsten Einrichtungen als Georg und Franziska Speyer'sche Hochschulstiftung erneut ins Leben gerufen.

Literatur

  • Wolfgang Klötzer (Hrsg.): Frankfurter Biographie. Zweiter Band M-Z. Verlag Waldemar Kramer, Frankfurt am Main 1996, ISBN 3-7829-0459-1.
  • Hans-Otto Schembs: Georg und Franziska Speyer - Stifter und Mäzene für Frankfurt a. M. Verlag Waldemar Kramer, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-7829-0526-1.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Prominent Families of New York, The Historical company, New York, 1897
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Georg Speyer aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.