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Gulbuddin Hekmatyār

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Gulbuddin Hekmatyār (* 1947 in Imam Saheb, Provinz Kunduz; paschtunisch ګلبدین حکمتیار; persisch گلبدین حکمتیار) ist ein afghanischer Politiker, der in den 1990er Jahren zweimal Ministerpräsident Afghanistans war. Er ist Sunnit und Angehöriger des Charoti-Stammes der Ghilzai-Paschtunen.

Leben

Hekmatyār studierte an der Universität Kabul, blieb jedoch ohne Abschluss. Während er zunächst mit der pro-sowjetischen Demokratischen Volkspartei Afghanistans sympathisierte, wandte er sich später jedoch dem radikalen politischen Islam zu. In den 1970er Jahren wurde Hekmatyār Mitglied der islamistischen Gruppierung Sazmane-i Dschawānān-i Musalmān („Muslimische Jugendbewegung“ oder „Muslimische Bruderschaft“). Ab 1978 bekämpfte er mit Waffengewalt die Regierung Nur Muhammad Taraki, vor allem deren Bildungspolitik. Hekmatyār soll zusammen mit seinen Anhängern mit Motorrädern an Universitäten vorbeigefahren und unverschleierten Studentinnen Säure ins Gesicht geschüttet haben.[1][2][3] Hekmatyār bestreitet diesen Vorwurf; seiner Aussage nach habe er noch nie einer Frau Gewalt angetan.[4]

Widerstand gegen die Sowjets

Im Sowjetisch-Afghanischen Krieg gegen die Sowjets unterstützte der pakistanische Geheimdienst ISI den Widerstand gegen die sowjetische Besatzungsmacht. Hekmatyārs islamistische Gruppierung „Hizb-i Islāmī“ (Partei des Islam, Islamische Partei) gehörte in den 1980er Jahren zu den am stärksten von Pakistan, den USA und Saudi-Arabien finanziell, militärisch und logistisch unterstützten Mudschahedingruppen. Allein im Jahr 1987 erhielt Hekmatyār von den USA 660 Millionen Dollar.[5] 1989 verließen die sowjetischen Truppen Afghanistan.

Wechselnde Rollen nach der sowjetischen Besatzung

Hekmatyār wurde 1993 afghanischer Premierminister. In den Machtkämpfen der 1990er Jahre verlor er sein Amt, konnte es aber 1996 noch einmal für wenige Wochen zurückgewinnen. Nachdem die Taliban 1996 Kabul erobert hatten, floh er in den Iran. 2001 stellte er sich auf die Seite von Osama bin Laden und 2002 rief er in einer Radioansprache zum Dschihad gegen die USA auf.

Widerstand gegen die USA

Daraufhin wurde er von der iranischen Regierung des Landes verwiesen und kehrte nach Afghanistan zurück. Es wird davon ausgegangen, dass er dort gegen die USA kämpfte. Im Jahr 2006 erklärte er in einem veröffentlichten Video, mit der Organisation Al-Qaida kooperieren zu wollen. Laut einem Interview mit dem Spiegel stellt er sich gleichermaßen gegen die Politik der USA und ihrer verbündeten europäischen Mächte, wie seinerzeit gegen die Sowjetunion, aber auch als Sunnit gegen den Iran. Offenbar sammelt er im Osten Afghanistans neue Anhänger für seine Bewegung. Sein heutiger Aufenthaltsort ist unbekannt.

Am 28. September 2008 erhielt das Büro der Agentur Pajhwok Afghan News in Peschawar ein Video zugesandt, in dem Hekmatyār sich dazu bekannte, im August 2008 einen Hinterhalt bei Sarobi gelegt zu haben, bei dem zehn französische Soldaten getötet und 22 verwundet wurden.[6] Er sprach den Angehörigen der gefallenen Milizen seine Anteilnahme aus und verlas die Namen der zehn bei dem Gefecht getöteten Milizionäre. Weiterhin kündigte er den fremden Truppen in Afghanistan an, neue Angriffe vorzunehmen. Er behauptete, dass der Widerstand gegen die „fremden Besatzer“ in der Bevölkerung wachse.

Friedensabkommen mit der afghanischen Regierung

Am 22. September 2016 wurde ein Friedensabkommen zwischen der Hizb-i Islami und der Regierung von Ashraf Ghani unterzeichnet, welches eine Amnestie für Hekmatyārs Straftaten vorsieht. Bei der Unterzeichnung dieses Abkommens war Hekmatyār nicht anwesend. [7] Die UN-Sanktionen gegen Hekmatyar wurden formal im Februar 2017 aufgehoben.[8]

Literatur

  • Ishtiaq Ahmad: Gulbuddin Hekmatyar: An Afghan Trail from Jihad to Terrorism. Pan-Graphics, Islamabad 2004, ISBN 969-8796-00-2.
  • Michael A. Faerber: Gulbuddin Hekmatyar: Afghanistan’s persistent insurgent. Thesis, Massachusetts Institute of Technology, Dept. of Political Science, 2003.
  • Carol Rose: Gulbadeen Hekmatyar: In Person. Institute of Current World Affairs, Peshawar 1992 (Online, Anmeldung erforderlich).
  • Der Widerstand wächst. In Der Spiegel. Hamburg 2007, 3 (15. Januar), S. 106, ISSN 0038-7452.
  • Erich Follath: Dieser nette Herr führt eine Armee von 20000 Terroristen. In Die Zeit. Hamburg 2016, 48 (17. November), S. 6–7.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Aussage von Wahid Mujda, ehemaliges Mitglied der Abteilung der Hezb-e Eslami für politische Beziehungen, in Gulbuddin Hekmatyar: From Holy Warrior to Wanted Terrorist, siehe Weblinks.
  2. Val Moghadam: Revolution, the State, Islam, and Women: Gender Politics in Iran and Afghanistan. Social Text 22 (Spring 1989), S. 40–61, hier S. 51, ISSN 0164-2472.
  3. Charles Hirschkind, Saba Mahmood: Feminism, the Taliban, and Politics of Counter-Insurgency. Anthropological Quarterly 75, 2 (Spring 2002), S. 339–354, hier S. 343, ISSN 0003-5491.
  4. Hörstel: Interview (s. u. Weblinks).
  5. Rüdiger Dingemann: Westermann Lexikon Krisenherde der Welt. Konflikte und Kriege seit 1945, Westermann, Braunschweig 1996, ISBN 3-07-509516-8. S. 85
  6. Afghan warlord Hekmatyar claims French ambush (Memento vom 4. Oktober 2008 im Internet Archive); AFP-Meldung bei der pakistanischen Daily Times vom 30. September 2008.
  7. Gulbuddin Hekmatyar's group signs Afghan peace deal. In: www.aljazeera.com. Abgerufen am 22. September 2016.
  8. UN lifts sanctions against Gulbuddin Hekmatyar. Al-Jazeera. 4. Februar 2017.

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Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Gulbuddin Hekmatyār aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.