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Jeanne Calment

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Jeanne Calment vor der Hochzeit im Jahr 1895

Jeanne Louise Calment (* 21. Februar 1875 in Arles, Frankreich; † 4. August 1997 ebenda) hält seit 1990 den Rekord des höchsten erreichten Lebensalters eines Menschen. Sie war der erste Mensch, der erwiesenermaßen sein 116. sowie die jeweils darauf folgenden Lebensjahre bis einschließlich des 122. vollendete.

Leben

Jeanne Calments Geburtsurkunde
Jeanne Calments Eltern etwa 1905–1910
Grab auf dem Cimetière de Trinquetaille in Arles

Die in Arles geborene Südfranzösin war die Tochter des Schiffbauers Nicolas Calment (1838–1931) und seiner Frau Marguerite Gilles (1838–1924), die einer Müllersfamilie entstammte. Jeanne Calments Bruder war François Calment (1865–1962).

Jeanne heiratete am 8. April 1896 Fernand Nicolas Calment (1868–1942), einen Cousin zweiten Grades – ihre Großväter waren Brüder. Er war vermögender Ladenbesitzer und versetzte Jeanne Calment in die Lage, nie viel arbeiten zu müssen und Hobbys wie dem Tennissport, Radfahren, Schwimmen, Rollschuhlaufen, Klavierspielen und der Opernkunst nachgehen zu können. Ihr Mann verstarb im Jahr 1942 an einer Vergiftung durch einen Nachtisch mit verdorbenen, eingemachten Kirschen. Calments Tochter, Yvonne (1898–1934), starb an einer Lungenentzündung. Danach zog sie ihren Enkel Frédéric (1926–1963) groß, der später Arzt wurde und im Alter von 36 Jahren bei einem Motorradunfall ums Leben kam. Zwei Jahre nach dem Tod des Enkels verkaufte die damals 90-Jährige ihre Wohnung gegen Zahlung einer Leibrente von 2500 Francs pro Monat an den 47-jährigen Rechtsanwalt Andre-François Raffray. Nach ihrem Tod sollte die Wohnung an Raffray fallen. Raffray erlebte das Ende seiner Zahlungsverpflichtung jedoch nicht mehr. Als er im Dezember 1995 mit 77 Jahren an Krebs verstarb, musste seine Witwe die Rentenzahlungen fortsetzen. Die rund 900.000 Francs, die er bis dahin bezahlt hatte, entsprachen dem doppelten Marktpreis der Wohnung.[1]

Internationale Bekanntheit erlangte sie im Alter von 113 Jahren, als sie davon berichtete, wie sie als 14-Jährige 1889 dem Maler Vincent van Gogh begegnet war. Dieser kaufte in einem Geschäft, das ihren zukünftigen Verwandten gehörte und in dem sie Verkäuferin war, Malerbedarf. Calment wusste jedoch nichts Positives über ihn zu berichten: Nach ihren Aussagen stand sie einem schmutzigen, schlecht gekleideten und unhöflichen Menschen gegenüber. Sie erinnerte sich außerdem an den Bau des Eiffelturms.[2]

Nach einem Interview sprach ihr das Guinness-Buch der Rekorde den Titel des ältesten lebenden Menschen zu. Kurz darauf wurde dieser jedoch an die US-Amerikanerin Carrie White vergeben, deren Lebensdaten inzwischen allerdings widerlegt wurden.[3] Nach Whites Tod 1991 erhielt Calment den Titel zurück. Im selben Jahr hatte sie einen Kurzauftritt als sie selbst in dem Film Vincent et moi („Vincent und ich“). In einem kurzen Interview sagt sie, Vincent van Gogh sei hässlich gewesen. Es folgten 1995 der Dokumentarfilm Au-delà de 120 ans avec Jeanne Calment („Jenseits der 120 Jahre mit Jeanne Calment“) und 1996 die CD Maîtresse du temps („Herrin der Zeit“), auf der sie zu Techno-Rhythmen ihre Lebenserinnerungen sprach. Sie tat dies vor allem, um ein paar Kleinbusse für ihr Altersheim finanzieren zu können. Das Altersheim, in dem Calment ihre letzten Lebensjahre verbrachte, trägt heute ihren Namen.

Am 12. Mai 1990 übertraf sie das Alter der in Deutschland geborenen US-Amerikanerin Augusta Holtz, die nach heutigem Forschungsstand bis dahin den menschlichen Altersrekord hielt.

Calment starb 1997 mit 122 Jahren und 164 Tagen, der bis heute längsten validierten Lebensspanne. Ihr Fall wurde unter allen Supercentenarians am umfassendsten dokumentiert.[4] Sie wurde auf dem Cimetière de Trinquetaille ihrer Heimatstadt Arles beigesetzt.[5]

Gesundheit

Calment fing mit 85 das Fechten an und fuhr noch als 100-Jährige Fahrrad. Bis zum Alter von 110 lebte sie alleine, erst 1985 zog sie in ein Altersheim. Bei einem Sturz im Alter von 115 Jahren brach sie sich zwei Knochen und war nach einer Operation fortan auf den Rollstuhl angewiesen. Blind und fast taub erlebte Calment ihre letzten Jahre, blieb aber geistig rege. Sie tat nach eigenen Aussagen nie etwas Besonderes, um gesund zu bleiben.

Jeanne Calment war seit 1896 Raucherin und versuchte erst 1992, mit 117 Jahren, das Rauchen aufzugeben, kehrte jedoch ein Jahr später wieder zum Rauchen zurück. Endgültig Schluss war allerdings wiederum ein Jahr darauf im Alter von 119 Jahren. Infolge ihrer Blindheit war sie nicht mehr in der Lage, sich selbst eine Zigarette anzuzünden, und sie hasste es, andere um Hilfe zu bitten. Laut ihrem Arzt spielten dabei keine gesundheitlichen Aspekte, sondern vielmehr Calments Stolz eine Rolle. Sie selbst führte ihr Alter auf den Genuss von Olivenöl, Knoblauch, Gemüse und Portwein zurück.

Betrugsvorwürfe

Zwei russische Wissenschaftler, der Mathematiker Nikolai Sak und der Gerontologe Waleri Nowoselow, äußerten post mortem 2018 den Verdacht, dass es sich bei Jeanne Calments Altersrekord um einen Betrugsfall handeln könnte. Ihre These[6] geht davon aus, dass Jeanne Louise Calment im Jahre 1934 starb und ihre Tochter Yvonne (die damals offiziell an einer Rippenfellentzündung starb) Jeannes Identität annahm, um die Erbschaftsteuer zu sparen. Als Indizien nennen Sak und Nowoselow unter anderem Abweichungen in den früheren Angaben, konkret in den 1930er Jahren, zu Augenfarbe und Körpergröße in offiziellen Dokumenten. Zum Beweis ihrer These schlagen sie eine Exhumierung und Obduktion vor.[7][8]

Siehe auch

Literatur

  • Michel Allard, Victor Lèbre, Jean-Marie Robine: Les 120 ans de Jeanne Calment: doyenne de l’humanité. Le Grand livre du mois, Paris, 1995 (französisch).
    • Englische Ausgabe: Jeanne Clament. From Van Goghs time to ours („Les 120 ans de Jeanne Calment. Doyenne de l’humanité“). Freman, New York 1998, ISBN 0-7167-3251-3. (Enthält u. a. Interviews mit Jeanne Calment.)
  • France Cavalié: Jeanne Clament. L’oubliée de Dieu. Editions TF!, Boulogne 1995, ISBN 2-87761-072-1.
  • Jean-Marie Robine, Michel Allard: Jeanne Calment. Validation of the Duration of Her Life. In: Bernard Jeune (Hrsg.): Validation of Exceptional Longevity. Odense University Press, Odense 1999, ISBN 87-7838-466-4.
  • Gabriel Simonoff u. a.: Jeanne Calment. Le passion de vivre. Editions du Rocher, Paris 1995, ISBN 2-268-01938-1.

Weblinks

 Commons: Jeanne Calment – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Jeanne Calment aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.