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Julianischer Kalender

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Dieser Artikel behandelt den Julianischen Kalender; er ist nicht mit dem Julianischen Datum zu verwechseln

Der Julianische Kalender wurde von Julius Caesar eingeführt und war in manchen Teilen der Welt noch weit bis ins 20. Jahrhundert gültig, im kirchlichen Bereich teilweise noch bis heute. Er wird heute in der Wissenschaft rückwirkend auch für die Jahre vor dem Wirken Caesars verwendet. Er wurde seit dem 16. Jahrhundert sukzessiv durch den Gregorianischen Kalender abgelöst.

Prinzipien

Siehe auch Hauptartikel Kalenderreform des Gaius Iulius Caesar

Censorinus beschreibt einen römischen Kalender als zwölfmonatigen Mondkalender. Dieser wurde je nach Bedarf in unregelmäßigen Abständen an das Sonnenjahr angepasst. Appian, Cassius Dio und Macrobius berichten in ihren Schriften, dass Julius Caesar im Jahr 47 v. Chr. den Schaltzyklus des späteren julianischen Kalenders im hellenisierten Ägypten in Alexandria kennenlernte. Die ergänzenden Angaben des Macrobius lassen daher die Möglichkeit zu, dass Julius Caesar nach Ägypten reiste, um mit den Fachleuten des ägyptischen Kalenders die neue Kalenderform des julianischen Kalenders zu besprechen,[1] wahrscheinlich unter anderem mit dem ägyptischen Astronom Sosigenes, nachdem Julius Caesar den ägyptischen Kalender durch Acoreus näher kennengelernt hatte.

Dieser neue – später ihm zu Ehren „julianisch“ genannte – Kalender trat im Jahre 45 v. Chr. in Kraft. Er bestand aus elf Monaten mit je 30 oder 31 Tagen sowie einem Monat mit 28 Tagen.[2] Die alten Bezeichnungen aus dem Römischen Kalender wurden zunächst beibehalten. Das verworrene Jahr 708 a. u. c. wurde auf 445 Tage verlängert und begann am 14. Oktober 47 v. Chr. Im alten römischen Kalender wurde in den Schaltjahren der Februar zunächst auf 23 Tage verkürzt und der Schaltmonat Mensis intercalaris eingefügt, der ergänzend die gekürzten Resttage des Februar beinhaltete.

Veränderung der Tagesaufteilung auf die Monate durch die Julianische Kalenderreform[3]
Jahr Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Summe
alte römischer Kalender
bis 46 v. Chr.
29 28 31 29 31 29 31 29 29 31 29 29 355 Tage
Julianischer Kalender
ab 45 v. Chr.
31 28 31 30 31 30 31 31 30 31 30 31 365 Tage

Die Schaltregel wurde nach Cäsars Tod von den Pontifices wortwörtlich ausgelegt, was jedoch zu falschen Schaltungen führte. Caesar hatte die Schaltung nach dem vollendeten vierten Jahr angeordnet, bezog sich dabei aber auf das alte System des römischen Kalenders, ohne dies jedoch explizit zu vermerken. Die Priester verfügten im Gegensatz dazu in Auslegung des 153 v. Chr. geänderten römischen Kalenders alle drei Jahre ein Schaltjahr. Die zu viel gezählten Schaltjahre wurden durch Kaiser Augustus korrigiert, indem er die Schaltungen in den Jahren 5 v. Chr., 1 v. Chr. und 4 n. Chr. aussetzte und erst 8 n. Chr. wieder aufnahm. Im Jahre 9 n. Chr folgte das nächste erste Jahr der Vierjahresperiode (Augusteische Korrektur).

Änderungen von Monatsnamen

Im Jahre 44 v. Chr. wurde der Quintilis (ursprünglich „fünfter Monat“, seit 153 v. Chr. der siebente) Julius Caesar zu Ehren in Julius umbenannt (Lex Antonia de mense Quintili übersetzt: über den Monat Quintilis). Später wurde der Sextilis (ursprünglich „sechster Monat“, seit 153 v. Chr. der achte) zu Ehren Kaiser Augustus’ nach diesem benannt.

Auch andere Monate wurden nach römischen Herrschern benannt, aber anscheinend überlebte keine dieser Änderungen deren Tod. Caligula nannte den September (siebter Monat) Germanicus; Nero nannte den Aprilis (zweiter Monat) Neroneus, den Maius (dritter Monat) Claudius und den Iunius (Juni) Germanicus; Domitian nannte den September Germanicus und den Oktober (achter Monat) Domitianus. September wurde auch in Antoninus und Tacticus umbenannt, November (neunter Monat) bekam auch die Namen Faustina und Romanus. Commodus war in der Hinsicht einzigartig, dass er alle zwölf Monate nach seinen angenommenen Namen benannte (Januar bis Dezember): Amazonius, Invictus, Felix, Pius, Lucius, Aelius, Aurelius, Commodus, Augustus, Herculeus, Romanus und Exsuperatorius. Um einiges beständiger als die Monatsnamen des Römischen Reichs nach Kaiser Augustus waren die von Karl dem Großen eingeführten Namen.

Er benannte alle Monate mit größtenteils landwirtschaftlichen Begriffen des Althochdeutschen. Diese wurden bis ins 15. Jahrhundert und mit einigen Veränderungen auch noch bis ins 18. Jahrhundert und im heutigen Deutsch verwendet.

Januar bis Dezember:

  • Wintarmanoth (Wintermonat) – Januar
  • Hornung – Februar
  • Lentzinmanoth (Lenzmonat) – März
  • Ostarmanoth (Ostermonat) – April
  • Winnemanoth (Weidemonat) – Mai
  • Brachmanoth (Brachmonat) – Juni
  • Hewimanoth (Heumonat) – Juli
  • Aranmanoth (Erntemonat) – August
  • Witumanoth (Holzmonat) – September
  • Windumemanoth (Weinmonat) – Oktober
  • Herbistmanoth (Herbstmonat) – November
  • Heilagmanoth (heiliger Monat) – Dezember

Der Julianische Kalender an sich war im gesamten Römischen Reich anerkannt, die Jahresanfänge jedoch wurden von Region zu Region verschieden gehandhabt. Der Jahresanfang war in Ägypten am 29. August, in Konstantinopel und später auch in Russland am 1. September, im westlichen Mittelmeer meist am 25. Dezember, und in anderen Ländern an noch anderen Tagen. Erst ab dem 13. Jahrhundert setzte sich der 1. Januar im Westen mehr oder weniger allgemein durch, im Osten erst viel später.

Jahreszählung

Auch die Jahreszählung war in den verschiedenen Teilen des Römischen Reiches verschieden; im Westen wurde meist gar nicht durchgezählt, sondern die Jahre wurden nach den beiden jeweils für ein Jahr amtierenden Konsuln benannt. Daneben wurde auch die Zählung „ab Gründung der Stadt (Rom)“ und später die diokletianische Ära benutzt. Im Osten war die Seleukidische Ära üblich, die 312 v. Chr. als Jahr Eins zählte. Später setzte sich im Westen die bis heute übliche christliche Zeitrechnung durch, im Osten war noch lange die Zeitrechnung „ab der Erschaffung der Welt“ üblich; diese wurde von den Byzantinern auf das Jahr 5509 v. Chr. angesetzt.

Gregorianische Reform

Das Julianische Jahr ist gegenüber dem Sonnenjahr um 11 Minuten und 14 Sekunden zu lang. Dies führte zu einer zunehmenden Abweichung vom Sonnenlauf, die im 14. Jahrhundert schon mehr als sieben Tage betrug. Deshalb führte Papst Gregor XIII. im Jahre 1582 den Gregorianischen Kalender mit einer verbesserten Schaltregel ein. Diese besagt, dass volle Jahrhunderte (wie 1700, 1800, 1900 usw.) nur dann Schaltjahre sind, wenn sie durch 400 teilbar sind (daher war das Jahr 2000 ein Schaltjahr, das Jahr 1900 dagegen nicht). Gregor XIII. bestimmte weiterhin, dass auf Donnerstag, den 4. Oktober 1582 (julianisch) direkt Freitag, der 15. Oktober 1582 (gregorianisch) zu folgen hatte, womit 10 Tage übersprungen wurden (unter Beibehaltung der Wochentagfolge). Da der neue Kalender vom Papst eingeführt wurde, benutzten ihn zunächst nur die römisch-katholischen Staaten. Die meisten protestantischen Staaten behielten den Julianischen Kalender bis ins 18. Jahrhundert bei (was vor allem in konfessionell gemischten Gebieten, wie z. B. in Teilen Deutschlands, zu einem Kalenderchaos führte: „alter Stil“ neben „neuem Stil“). In den protestantischen Reichsständen des Heiligen Römischen Reiches erfolgte die Umstellung am 18. Februar „alten Stils“ des Jahres 1700, dem sogleich der 1. März „neuen Stils“ folgte. Russland führte den Gregorianischen Kalender sogar erst nach der Oktoberrevolution im 20. Jahrhundert ein. Die genauen Daten sind im Artikel Gregorianischer Kalender genannt. Einige orthodoxe Kirchen (die sogenannten Altkalendarier, z. B. die mazedonische, die russische, die georgische, die serbische) begehen alle ihre Feste weiterhin nach dem Julianischen Kalender. Ihr Weihnachtsfest (25. Dezember) fällt darum derzeit auf den 7. Januar (gregorianisch). Die Neukalendarier (z. B. die Griechen und Bulgaren) feiern die feststehenden Feste jedoch nach dem Gregorianischen Kalender.

Für den Ostertermin und die anderen beweglichen Feste werden aber in allen orthodoxen Kirchen (außer der finnischen) der Julianische Kalender und die mit ihm gekoppelte alte Osterformel verwendet; sie fallen daher nur gelegentlich mit den entsprechenden Festen der westlichen Kirchen zusammen, meist sind sie entweder eine Woche oder ca. einen Monat später.

Anlass für die Gregorianische Reform war nämlich außer der Abweichung des Julianischen Jahres vom Sonnenjahr auch der mit der alten Osterformel fehlerhaft ermittelte Frühlingsvollmond, von dem der Ostertermin abhängt.

Die USA, bis 1776 englische Kolonie und somit nach britischer Gesetzgebung bis 1752 dem julianischen Kalender unterliegend, beschlossen nach ihrer Unabhängigkeit in einem Gesetz, proleptisch den gregorianischen Kalender seit 1582 anzuerkennen. Die US-amerikanischen Geschichtswissenschaftler praktizieren dies auch heute. Unabhängig von der gesetzlichen Einführung des gregorianischen Kalenders in den verschiedenen Ländern Europas werden alle geschichtlichen Daten seit dem 15. Oktober 1582 stets gregorianisch umgerechnet.

Julianisches Jahrhundert

Kalender ab 1.Jan.des Jahres 1 (Nicht berücksichtigt ist die Korrektur von Augustus bis zum Jahr 8)

Das Julianische Kalenderjahr dauert 365,25 Tage bzw. 365 Tage und 6 Stunden. Im Julianischen Kalender dauert der Schaltjahrzyklus vier Jahre. Ein Zeitraum von 100 Jahren im Julianischen Kalender (z. B. vom 12. April 1424 mittags bis zum 12. April 1524 mittags) enthält daher stets eine ganzzahlige Anzahl von Schaltjahrzyklen und damit immer gleich viele Tage, nämlich 36.525. Im Gegensatz dazu kann ein Jahrhundert im Gregorianischen Kalender entweder 36.524 Tage (z. B. vom 12. April 1724 mittags bis zum 12. April 1824 mittags) oder 36.525 Tage (z. B. vom 12. April 1924 mittags bis zum 12. April 2024 mittags) enthalten. Wegen dieser begrifflichen Eindeutigkeit, der Ganzzahligkeit und der praktischen Nähe zur Dauer von 100 tropischen Jahren (36.524,219… Tage) benutzt man das so genannte Julianische Jahrhundert zu 36.525 Tagen als bequeme Zeiteinheit in astronomischen Formeln.

So lässt sich einschlägigen Tabellenwerken beispielsweise entnehmen, dass sich die Lage des Perihels der Erdbahn mit einer Geschwindigkeit von 0,323 Grad pro Julianischem Jahrhundert entlang der Bahn verschiebt. Unter einem Tag ist in diesem Zusammenhang in der Regel der aus 86.400 Sekunden bestehende Ephemeridentag zu verstehen, so dass das Julianische Jahrhundert lediglich einen intuitiv leicht fasslichen Namen für einen Zeitraum von 3.155.760.000 SI-Sekunden darstellt.

Heutige Verwendung des Julianischen Kalenders

Der Julianische Kalender wird von der russischen, ukrainischen, belarussischen, armenischen, georgischen, mazedonischen und serbisch-orthodoxen Kirche, vom Patriarchat von Jerusalem, von Abspaltungen der griechisch-orthodoxen Kirche und von einigen Klöstern auf dem Heiligen Berg Athos sowie von der äthiopischen Kirche und in ganz Äthiopien verwendet.


Siehe auch

Literatur

  • Jörg Rüpke: Zeit und Fest: Eine Kulturgeschichte des Kalenders. Beck, München 2006, ISBN 3-406-54218-2
  • Jörg Rüpke: Kalender und Öffentlichkeit: Die Geschichte der Repräsentation und religiösen Qualifikation von Zeit in Rom. de Gruyter, Berlin 1995, ISBN 3-11-014514-6.

Weblinks

 Commons: Julian calendar – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Friedrich Karl Ginzel: Handbuch der mathematischen und technischen Chronologie, Bd. 2 - Zeitrechnung der Juden, der Naturvölker, der Römer und Griechen sowie Nachträge zum 1. Bande -. Austrian Literature Online, Innsbruck 2007 (Nachdruck Originalausgabe Leipzig 1906) ISBN 3-226-00428-X, S. 274-275.
  2. Jörg Rüpke: Zeit und Fest: Eine Kulturgeschichte des Kalenders. S. 33.
  3. Macrobius, Saturnalien 1, 14, 7.
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