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König-Abdullah-Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog

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König-Abdullah-Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog
KAICIID

Logo des König-Abdullah-Zentrums
Englische Bezeichnung King Abdullah bin Abdulaziz International Centre for Interreligious and Intercultural Dialogue
Status aktiv
Sitz der Organe

Wien, Österreich

Generalsekretär Faisal bin Abdulrahman bin Muammar (Generalsekretär)
Gründung

13. Oktober 2011

www.kaiciid.org
Das Palais Sturany ist der Sitz des Zentrums

Das König-Abdullah-Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog, auch bekannt unter der Abkürzung KAICIID, ist eine staatenübergreifende Organisation, die im Oktober 2011 von Saudi-Arabien, Österreich und Spanien gegründet wurde. Auch der Vatikan ist als beobachtendes Gründungsmitglied des Zentrums zugelassen. Diese erhalten regelmäßig Berichte darüber, was mit den finanziellen Mitteln des Zentrums passiert.[1]

Die Eröffnung des Zentrums erfolgte am 27. November 2012 in Wien.[2] Am 12. Juni 2019 forderte der österreichische Nationalrat das Außenministerium Österreichs auf, das Amtssitz- und das Errichtungsabkommen für das König-Abdullah-Zentrum zu kündigen.

Geschichte

Am 13. Oktober 2011 wurde der Vertrag für die Einrichtung des Zentrums für interreligiösen und interkulturellen Dialog in Wien durch die Regierungen von Österreich, Spanien und Saudi-Arabien unterzeichnet.[3]

Das Zentrum selbst wurde dann am 27. November 2012 im Palais Sturany in Wien eröffnet. An der Eröffnungszeremonie nahmen Repräsentanten verschiedener Religionen teil. Die Feier war jedoch überschattet durch Proteste der österreichischen Grünen sowie zahlreichen österreichischen NGOs, die die mangelhafte Menschenrechtssituation in Saudi-Arabien anprangerten und die Befürchtung äußerten, das KAICIID würde von Saudi-Arabien dazu missbraucht, den Wahhabismus in Europa zu verbreiten.[4]

Auch in Saudi-Arabien wurde das Zentrum vor der Eröffnung von manchen Arabern kritisiert. So fand der Extremismusforscher Moussa Al-Hassan Diaw in saudischen Internetforen fremdenfeindliche Kommentare, die das von Christen, Hindus, Moslems und Juden geleitete Zentrum als Ort für Ungläubige hielten. Für Arabistik-Professor Stephan Procházka am Wiener Institut für Orientalistik stellte die Eröffnung des Zentrum ein innenpolitisches Risiko für König Abdullah dar. „Nach Saudi-Arabien dürfen Sie nicht einmal eine Bibel mitnehmen oder ein Kreuz. Für einen saudischen König ist das ein Bruch mit der Tradition, fast eine Revolution“.[1]

Am 12. Juni 2019 verabschiedete der österreichische Nationalrat mit breiter Mehrheit eine Initiative, in welcher das Außenministerium Österreichs ersucht wird, das Amtssitz- und das Errichtungsabkommen für das König-Abdullah-Zentrum zu kündigen. Wenig später gab das Außenministerium bekannt, dass es den Beschluss des Parlaments umsetzen werde und alle dafür nötigen rechtlichen Schritte prüfe.[5]

Mission

Das KAICIID mit Sitz in der österreichischen Bundeshauptstadt Wien hat nach eigener Aussage das Ziel, den interkulturellen und interreligiösen Dialog weltweit zu fördern. Damit solle ein Forum für Kooperation, Kommunikation, Partnerschaft und Informationsaustausch geschaffen werden, was zur Bewusstseinsbildung und gegenseitigem Verständnis von Menschen in aller Welt führen solle.

Wichtig sind dem KAICIID nach eigener Darstellung die Themen Menschenrechte, Gerechtigkeit, Frieden und vor allem die Vermeidung des Missbrauchs von Religion als Mittel um Unterdrückung und Gewalt zu rechtfertigen.[6]

Rechtsstellung

Nach dem Abkommen zwischen der Republik Österreich und dem KAICIID[7] genießt das Zentrum mit seinen Mitarbeitern vergleichbare Rechte und Privilegien wie sie einer Botschaft zukommen. So ist das Zentrum beispielsweise von Steuern und Zöllen (Art. 10) sowie von Sozialversicherungsbeiträgen (Art. 12) befreit und es unterliegt bis auf wenige Ausnahmen nicht der österreichischen Gerichtsbarkeit (Art. 5). Auch Hausdurchsuchungen am Sitz benötigen das Einverständnis des Zentrums (Art. 4).

Board of Directors

Die Mitglieder seines Direktoriums (Board of Directors) sind:

Öffentliche Kritik

In die Schlagzeilen geriet das Zentrum im Oktober 2014, als dessen stellvertretende Generalsekretärin Claudia Bandion-Ortner in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin Profil Äußerungen tätigte,[9] die heftige Kritik in Politik, Justiz, Medien und NGOs, wie Amnesty International, hervorriefen.[10][11][12][13][14] Befragt über öffentliche Hinrichtungen in Saudi-Arabien, antwortete sie: „Das ist nicht jeden Freitag!“ Diese Aussage wurde zum Un-Spruch des Jahres 2014 gewählt.[15] Im Jänner 2015 wurde Bandion-Ortners Rücktritt von dieser Funktion – nach einem Gespräch mit Außenminister Sebastian Kurz – bekannt gegeben.[16]

Nachdem der saudi-arabische Blogger Raif Badawi wegen angeblicher „Beleidigung des Islams“ zu 1.000 Peitschenhieben verurteilt worden war, verdichtete sich die Kritik am Zentrum, weil dieses eine Kritik am saudischen Urteil unterließ. Sowohl das Urteil als auch die Untätigkeit des Zentrums empörten zahlreiche österreichische Politiker der SPÖ, der Grünen und der FPÖ sowie zahlreiche Vertreter der Zivilgesellschaft, die seither die Schließung des Zentrums fordern.[17] Mehrfach veranstalteten Die Grünen Mahnwachen für die Freilassung von Raif Badawi vor dem Sitz des Dialogzentrums.[18]

Liberale Muslime warnen vor dem Zentrum und seinen ihrer Meinung nach intransparenten Strukturen, da sie darin ein Einfallstor für radikale Islamisten sehen[19][20].

Da alle Mitarbeiter des Zentrums an ein Mandat gebunden sind, das von den Gründungsländern gemeinsam mit dem Vatikan vorgegeben wurde, dürfen sich diese weder zu gesellschaftlichen Einzelfällen noch zu einzelnen Ländern äußern.[1]

Siehe auch

Weblinks

 Commons: KAICIID Dialogue Centre – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Christoph Zotter: Zu Besuch beim Experiment des Königs. In: NZZ Österreich. 29. Januar 2015, abgerufen am 27. Juni 2017.
  2. Abdullah-Zentrum eröffnet. In: orf.at. 26. November 2012. Abgerufen am 8. Oktober 2013.
  3. Rede von Vizekanzler Bundesminister Michael Spindelegger im König Abdullah Zentrum. Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten. Abgerufen am 8. Oktober 2013.
  4. Abdullah-Zentrum: Anzeige und Proteste zur Eröffnung. In: Die Presse. 26. November 2012. Abgerufen am 17. Oktober 2013.
  5. Plötzliches Aus für das Abdullah-Zentrum. In: Die Presse. 12. Juni 2019. Abgerufen am 14. Juni 2019.
  6. Homepage KAICIID. Abgerufen am 14. Juni 2019.
  7. siehe RIS des Bundeskanzleramtes (Webseite auf www.ris.bks.gv.at, abgerufen am 27. Februar 2015)
  8. The Board of Directors, auf kaiciid.org. Abgerufen am 18. Juni 2015.
  9. profil.at: Interview mit Claudia Bandion-Ortner zum Alltag in Saudi-Arabien: „Nicht jeden Freitag wird geköpft“
  10. Salzburger Nachrichten: OLG soll Causa Bandion-Ortner prüfen
  11. orf.at: Ministerrat: Empörung über Bandion-Ortner
  12. orf.at: Aufregung um Bandion-Ortner
  13. diepresse.com: Anneliese Rohrer: Frau ohne Scham - Josef Pröll bitte melden
  14. profil.at: Amnesty fordert „Maßnahmen“ gegen Abdullah-Zentrum
  15. derStandard.at - "Situationselastisch" ist das Wort des Jahres. Artikel vom 3. Dezember 2014, abgerufen am 3. Dezember 2014.
  16. derStandard.at - Abdullah Zentrum: Bandion-Ortner tritt zurück. Artikel vom 17. Jänner 2015, abgerufen am 17. Jänner 2015.
  17. Nina Weissensteiner: Faymann über Abdullah-Zentrum: "Wir sollten aussteigen", Der Standard, 16. Jänner 2015
  18. Kurier: Mahnwache der Grünen vor Abdullah-Zentrum, 23. Jänner 2014
  19. AHVV Verlags GmbH.: Kritik an Privilegien: Liberale Muslime warnen vor König Abdullah Zentrum. In: Heute. Abgerufen am 10. April 2016.
  20. Initiative Liberaler Muslime Österreich - ILMÖ: König Abdullah Zentrum als Einfallstor für radikale Islamisten? ILMÖ fordert erhöhte Wachsamkeit der österreichischen Behörden. Gefahr der Unterwanderung Österreichs durch radikale Wahabiten und Muslimbrüder. OTS, 1. Dezember 2015, abgerufen am 10. April 2016.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel König-Abdullah-Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.