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Karpatenbogen

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Der halbkreisförmige Karpatenbogen (rechte Bildhälfte) in der Slowakei (SK), Ungarn (H) und Rumänien (RO). Der fast 1500 km lange Gebirgsbogen umschließt – gemeinsam mit den Dinariden im Süden – die Große Ungarische Tiefebene (H2, RO in der Bildmitte). Links die Kleine Ungarische Tiefebene (H1, SK), im Süden die flachen Hügelländer von Batschka und Banat (HR, SR). Die Ostkarpaten liegen rechts des Bildrandes.

Als Karpatenbogen wird der halbkreisförmige Verlauf der Karpaten-Gebirgszüge im Osten Mitteleuropas bezeichnet. Er umschließt – gemeinsam mit dem Dinarischen Gebirge im Süden und dem Leitha- und Rosaliengebirge im Westen – die Ungarische Tiefebene und grenzt sie nach Norden und nach Osteuropa hin ab. Sein Gebiet entfällt auf insgesamt 8 Staaten, die größten Teile davon auf die Slowakei und Rumänien.

Der Gebirgsbogen ist stärker gekrümmt als der Verlauf der Alpenketten und bildet mit diesen eine Art großer Klammer, die halb Europa durchzieht. Geologisch sind die zwei Gebirgsbögen ein Ergebnis der Plattentektonik, in deren Folge die nach Norden drückende Afrikanische Platte die südeuropäischen Gebirge in den letzten 30 Jahrmillionen aufgewölbt hat. Besonders stark ist die Krümmung zwischen Ost- und Südkarpaten, die mit dem Apuseni-Gebirge nahezu ganz Transsilvanien (Siebenbürgen) umschließen und sich jenseits der Donau (Eisernes Tor) im bulgarischen Balkangebirge fortsetzen.

Weitere Bedeutungen

Als Karpatenbogen im engeren Sinn wird auch die Region bezeichnet, in der die Ost- und Südkarpaten in Siebenbürgen (bei Brașov/Kronstadt) zusammenstoßen. In den Geschichtswissenschaften wird der Name hingegen auch als Synonym für die Pannonische Tiefebene verwendet, in welche gegen Ende der Völkerwanderung von Osten her die slawischen und magyarischen Völker eingewandert sind.

Geografie und Geologie

Der Karpatenbogen ist stellenweise ein Teil der Europäischen Hauptwasserscheide und überdeckt ein Gebiet von 600 mal 600 km. Das System der Gebirgsketten hat eine durchschnittliche Breite von 200 km und ist entlang seiner Krümmung 1250 km lang. Es entstand – ebenso wie Pyrenäen, Alpen und die Gebirge Südosteuropas – im Zuge der alpidischen Orogenese und ist (mit Ausnahme der alpinen Molassezone) aus ähnlich vielfältigen Gesteinen aufgebaut wie die Alpen. Die einst dazwischen liegende Gebirgsverbindung ist bei der Bildung des Wiener Beckens einige Kilometer in die Tiefe gesunken, ähnlich wie Teile des Pannonischen Beckens.

Infolge seiner landschaftlichen Vielfalt ist der Gebirgsbogen, der auf dem Gebiet von acht Staaten liegt, touristisch von großer Bedeutung, zunehmend auch für die Bewohner westeuropäischer Staaten. Morphologisch umfasst er mehrere Hochgebirge über 2000 m (Hohe und Niedere Tatra, Ost- und Südkarpaten), zahlreiche Mittelgebirge (Kleine und Weiße Karpaten, Slowakisches Erzgebirge, West- und Ostbeskiden) und von ihnen eingeschlossene Sedimentbecken. Gegliedert ist er im Westen durch große Längstäler (u. a. Waag, Hron), einige Quer- und Durchbruchstäler. Durch wechselnde Gesteine und Erze, klimatisch vielfältigen Bewuchs, zahlreiche Bergseen und Karstgebiete ist der Gebirgsbogen sehr abwechslungsreich. Seine höchsten Gipfel liegen im Norden (Hohe Tatra, Gerlachspitze, 2655 m) und im Südosten (Moldoveanu, 2544 m).

Sprachliche und kulturelle Vielfalt

Für den deutschen Sprachraum hat der Karpatenbogen eine spezielle Bedeutung. Seit 800 Jahren leben Deutsche und österreichische Siedler in seinem Norden (Slowakei, Polen) und vor allem im Osten und Süden (Siebenbürgen, Banat, Ungarn). Auch wenn deren Zahl nach 1918 und der Wende von 1989 viel geringer geworden ist, tragen sie zur kulturellen Vielfalt der betreffenden Staaten wesentlich bei. Die ethnische und sprachliche Vielfalt umfasst einige Dutzend Sprachgruppen (u. a. Tschechisch, Slowakisch, altdeutsche Dialekte, Polnisch, Wolhynisch, Ukrainisch, Ungarisch, Rumänisch, Serbokroatisch, Bulgarisch). Allein das „offizielle“ Rumänien kennt 13 Nationalitäten – Fachleute sprechen sogar von 19. Nach mancher Unterdrückung in kommunistischer Zeit, die neben Juden und Zigeunern auch Deutsche betraf, wurden einzelne lokale Autonomien errungen (Polen, Slowakei, Ungarn, zum Teil Rumänien). Einen bedeutenden Einfluss deutscher Kultur gibt es in Oberschlesien und Mähren, im Banat, in Siebenbürgen und der Region Sathmar. Diese Vielfalt und die bisherigen und künftigen EU-Erweiterungen lösen zahlreiche Wirtschaftsaktivitäten und Investitionen von Österreich, Deutschland und anderen wirtschaftlich stärkeren Staaten aus, die die europäische Integration befördern. Unter anderem hat Sibiu (Hermannstadt) 2007 als Europäische Kulturhauptstadt die Aufmerksamkeit der „alten“ EU-Länder auf sich gezogen.

Refugium

Der westliche und der östliche Bereich des Karpatenbogens entwickelte während der letzten Kaltzeit teilweise keinen Permafrostboden und konnte daher einen waldreichen Refugialraum für viele heute in Europa heimische Tier- und Pflanzenarten bewahren.[1] Der Erhalt vieler Unterarten spielte neben den beiden anderen großen Refugialräumen auf der Iberischen Halbinsel und Italien für die Wiederbesiedelung Europas zu Beginn des Holozäns und dessen daraus resultierende Biodiversität eine bedeutende Rolle.

Einzelnachweise

  1. Józef Mitka, Wojciech Bąba, Kazimierz Szczepanek: Putative forest glacial refugia in the Western and Eastern Carpathians. In: Modern Phytomorphology, Band 5, 2014, S. 85–92.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Karpatenbogen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.