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Leitwährung

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Als Leitwährung – oder Ankerwährung[1] – bezeichnet man eine international bedeutsame Währung, die daran bemessen werden kann, in welchem Maße sie von den Akteuren als Transaktions-und Reservewährung genutzt wird.

Beispiele:

Ankerwährungen sind oft Währungen des größten und dominierenden Handelspartners kleinerer Länder: In Amerika der US-Dollar, in Europa der Euro, in Ostasien etwa der Yen.

Geschichtliches

Historische Beispiele für Leitwährungen sind

Derzeit (Stand 2013) ist der US-Dollar die weltweit wichtigste Leitwährung (Weltleitwährung); manche Ökonomen bezeichnen ihn auch als Weltwährung.

Vor Einführung des Euro (als Buchwährung 1998; Bargeld seit Januar 2002) waren das Britische Pfund und der Yen weitere Leitwährungen neben dem US-Dollar. Der Euro wurde zweite Leitwährung hinter dem US-Dollar; Britisches Pfund und Yen konkurrieren um den „dritten Platz“. Die chinesische Währung Renminbi könnte eines Tages eine Leitwährung werden. Sie ist aber bis heute (Stand 2013) nicht konvertibel, obwohl die Regierungen westlicher Industrieländer die chinesische Regierung dazu drängten.

Bedeutung

Wird die Währung eines Landes außerhalb seiner Grenzen in großem Umfang zu Wertaufbewahrungs- und Transaktionszwecken genutzt, so hat dies große Vorteile für das Land:

Der Ökonom Barry Eichengreen von der Berkeley University wies 2011 darauf hin, dass die USA aufgrund des Leitwährungstatus des Dollars bis dato ein jährliches Leistungsbilanzdefizit von etwa 500 Milliarden Dollar anhäufen konnten. Das entsprach einem jährlichen wirtschaftlichen Nutzen von drei Prozent des amerikanischen Volkseinkommens.[3]

Reservewährung

Als Reservewährung bezeichnet man in der Regel eine von den Zentralbanken für Währungsreserven genutzte Währung. Die meisten Studien belegen einen Rückgang der Bedeutung des US-Dollar als Reservewährung und einen gleichzeitigen Anstieg der diesbezüglichen Bedeutung des Euro seit dessen Einführung im Jahre 1999.[4]

International gebräuchliche Reservewährungen zwischen 1995 und 2010. Entwicklung gebräuchlicher Reservewährungen seit 1995

Vorlage:Reservewährung

Transaktionswährung

Als Transaktionswährung bezeichnet man eine Währung, die für internationale Güter- und Kapitalgeschäfte in erheblichem Umfang verwendet wird (z.B. mehr als es ihrem Anteil am Welthandel entspricht). Wenn ein Akteur mit einem Geschäftspartner seine inländische Währung als Transaktionswährung Absicherungs- und Umtauschkosten. Dies kann ein Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Akteuren in anderen Währungsräumen sein.

Im Jahr 2010 war nach Angaben der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) der US-Dollar die Währung, in der etwa 85 Prozent aller Devisenmarkttransaktionen getätigt wurden.[5]

Finanztransaktionen

Die gestiegene Bedeutung des Euro zeigt sich auch bei den Finanztransaktionen. Im Jahr 2003 betrug der Anteil der Eurotransaktionen an den Devisenmärkten bereits 25 % gegenüber 50 % in US-Dollar und je 10 % in Pfund Sterling und japanischen Yen.

Bei den Anleihen hat der Euro den Dollar im Jahr 2004 als wichtigste Währung abgelöst. Ende September 2004 waren weltweit über 12 000 Milliarden Dollar an internationalen Anleihen mit fester und variabler Verzinsung ausstehend. Davon entfielen 5 400 Milliarden auf Euro, 4 800 auf US-Dollar, 880 Milliarden auf britische Pfund, 500 Milliarden auf japanische Yen und 200 Milliarden auf Schweizer Franken. Seit Einführung der europäischen Einheitswährung legte der Anteil auf Euro laufender internationaler Schuldverschreibungen von 19 % (1999) auf 32 % (2006) zu, während der Anteil des US-Dollars von 49,83 % auf ca. 43,12 % fiel und derjenige des Yen sich auf 6 % halbierte. Bei Neuemissionen entfielen 2006 bereits 46 % auf den Euro und nur mehr 39 % auf den Dollar.[6] Im Jahr 2008 entfielen 32,2 % der internationalen Schuldverschreibungen auf den Euro.[7]

Zudem ist der Anteil der Dollar-Einlagen an den gesamten ausländischen Kontobeständen der OPEC-Staaten von 75 % im Sommer 2001 auf 61,5 % im Sommer 2004 gefallen. Der Anteil der Euro-Einlagen stieg im gleichen Zeitraum von zwölf auf zwanzig Prozent.[8]

Rohstoffe

Die meisten Rohstoffe werden heute in US-Dollar abgerechnet – so auch der ökonomisch sehr bedeutsame Handel mit Erdöl. Aus der Dollarfakturierung des Erdöls lassen sich zwei Bedeutungen ableiten:

Erstens hat die große und konstante Abhängigkeit der Weltwirtschaft vom Rohöl zur Folge, dass der Wechselkurs jedes Landes gegenüber dem US-Dollar eine entscheidende ökonomische Größe ist – schließlich beeinflusst er in großem Maß die Rohstoffpreise eines Landes.

Zweitens verursacht die fast ausschließliche Dollarfakturierung bilanztechnisch Verbindlichkeiten der US-Zentralbank Federal Reserve gegenüber den erdölexportierenden Ländern in enormem Umfang, da diesen Ländern durch den Ölexport große Dollarbestände zufließen, die sogenannten Petrodollar.

Zukünftige Entwicklung

Während verschiedene Analysten eine zukünftig abnehmende Bedeutung des US-Dollar erwarten, gehen sie von einem Anstieg der Bedeutung des Euro und anderer Währungen aus.

Im Jahr 2007 prognostizierte die Deutsche Bank bis 2010 einen Anstieg des Euroanteils auf 30 bis 40 Prozent der globalen Währungsreserven, was sich jedoch nicht bewahrheitete. Sie begründete dies mit den großen Wechselkurs-Unsicherheiten, denen der US-Dollar ausgesetzt ist (unter anderem aufgrund des enormen Leistungsbilanzdefizits der USA). Die Bank vermutete, dass die Unsicherheit stabilitätssuchende Zentralbanken zu einer stärkeren Diversifikation ihrer Reserven veranlassen könnte. Darüber hinaus ist in mehreren Ländern eine sukzessive Änderung der Währungspolitik (weg von einer reinen Dollarbindung, hin zu einer Bindung an einen Währungskorb) zu beobachten. Ein dritter Grund ist im Anstieg der Währungsreserven selbst zu sehen; Zentralbanken stehen unter politischem Druck, die Reserven zinsbringend anzulegen. Auch aus diesem Grund erscheint eine Diversifikationsstrategie lohnend.[6]

Der frühere Vorsitzende der US-Notenbank Alan Greenspan hält es für möglich, dass der Euro den US-Dollar als Leitwährung ablöst.[9] Laut einer ökonometrischen Analyse von Jeffery Frankel und Menzie Chinn könnte das bereits vor 2020 eintreten, wenn (1) die restlichen EU-Mitgliedsländer (inklusive Großbritannien) ebenfalls den Euro bis 2020 einführen oder (2) sich der Wertverfall des US-Dollar weiter fortsetzt.[10] Andererseits zeigt die Geschichte, dass ein solcher Prozess auch mehrere Jahrzehnte dauern kann, wie im Fall der Ablösung des Pfunds durch den US-Dollar. Laut dem Ökonomen Barry Eichengreen liegt der Hauptgrund der letzten Ablösung an der wirtschaftlich bedingten kontinuierlichen Abwertung des Pfunds, verbunden mit einer im Vergleich zum Dollar hohen Inflation. Diese lag in Großbritannien über die ersten 75 Jahre des 20. Jahrhunderts rund dreimal so hoch wie in den USA.[11][12]

Ob und wie schnell der Euro tatsächlich zur neuen Leitwährung aufsteigen kann, hängt also von den langfristigen politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen ab, etwa vom Erfolg der Lissabon-Strategie. Sie ist darauf ausgerichtet, die EU zum „wettbewerbsfähigsten und dynamischsten Wirtschaftsraum der Welt“ zu machen. Wichtiger Faktor ist aber auch die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung bevölkerungsreicher Länder wie Indien und China.

Die Weltbank ging im Jahr 2011 davon aus, dass die Dominanz des Dollars um das Jahr 2025 herum zu Ende gehen und durch ein Währungssystem ersetzt werden könnte, „in dem der Dollar, der Euro und der Yuan als ebenbürtige Währungen gelten“.[13]

Der deutsche Wirtschaftsexperte Dirk Müller geht davon aus, dass die US-Amerikaner ein geopolitisches Interesse daran haben, den Euro als Leitwährung zu verhindern und daher gezielt aus dem angelsächsischen Raum koordinierte Aktionen erfolgen, um den Euro als Leitwährung zu verhindern.[14]

Quellen

  1. Carsten Weerth: Definition: Leitwährung. In: Gabler Wirtschaftslexikon. Gabler Verlag. Abgerufen am 10. November 2010.
  2. Helmut Reisen: Shifting wealth: Is the US dollar Empire falling?. voxeu.org. Abgerufen am 3. Juli 2011.
  3. Barry Eichengreen On Timing The Inevitable Decline Of The US Dollar (en). , Businessinsider.com, 7. Januar 2011. Abgerufen am 3. Juli 2011. 
  4. Ex-Notenbankchef: Greenspan sieht Euro als künftige Reservewährung. In: Spiegel Online, 17. September 2007. Abgerufen am 10. November 2010. 
  5. Christian Geinitz: China und Japan rücken zusammen. FAZ. 27. Dezember 2011. Abgerufen am 28. Dezember 2011.
  6. 6,0 6,1 Deutsche Bank Research: "Internationale Reservewährung Euro im Aufwind", EU Monitor 46, 24. April 2007
  7. The International Role of the Euro (en, PDF; 2,0 MB) Europäische Zentralbank. 8. Juli 2009. Abgerufen am 10. November 2010.
  8. Der Euro macht dem Dollar Konkurrenz (de) Wiener Zeitung. 31. Dezember 2004. Abgerufen am 29. Oktober 2011.
  9. Euro could replace dollar as top currency – Greenspan (en). , Reuters, 17. September 2007. Abgerufen am 10. November 2010. 
  10. Chinn Menzie, Jeffery Frankel: Will the Euro Eventually Surpass The Dollar As Leading International Reserve Currency?. (PDF) In: NBER. Januar 2006. Abgerufen am 11. Oktober 2007.
  11. Barry Eichengreen: Sterling’s Past, Dollar’s Future: Historical Perspectives on Reserve Currency Competition. (pdf; 179 kB) In: Tawney Lecture, delivered to the Economic History Society. , abgerufen am 3. Juli 2011 (english).
  12. Why the euro is unlikely to eclipse the dollar. New York Times, 2. April 2008, abgerufen am 3. Juli 2011.
  13. Weltbank prophezeit Ende der Dollar-Herrschaft. Spiegel Online, 5. Juni 2011, abgerufen am 21. Juni 2011.
  14. In Griechenland geht Unglaubliches vor sich, Dirk Müller, handelsblatt.de
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Leitwährung aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.