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Narendra Modi

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Narendra Damodardas Modi (Gujarati નરેન્દ્ર દામોદરદાસ મોદી Narendra Dāmodardās Modī; * 17. September 1950 in Vadnagar, Gujarat) ist ein indischer Politiker der Bharatiya Janata Party (BJP) und seit Mai 2014 amtierender Premierminister Indiens. Zuvor war er von 2001 bis 2014 Chief Minister (Regierungschef) des Bundesstaates Gujarat.

Biografie

Narendra Modi wurde im Ort Vadnagar im Distrikt Mahesana (Mehsana) geboren. Er war das dritte von sechs Kindern eines Lebensmittelhändlers sowie Teestandbesitzers; als Jugendlicher betrieb er später selbst zusammen mit seinem Bruder einen Teestand in Ahmedabad. Modi wurde im Alter von 13 Jahren verlobt, löste sich aber früh von seiner Familie. Er studierte Politikwissenschaft als Fernstudent an der University of Delhi (B.A 1979) und an der Gujarat University, wo er 1983 einen Master-Abschluss erwarb.[1][2] Er entstammt anders als viele Politiker der BJP keiner gehobenen Kaste, sondern einer sogenannten OBC-Kaste[3].

Seit 1971 war er bei der hindunationalistischen Organisation Rashtriya Swayamsevak Sangh (RSS) engagiert – mit der Zeit als Pracharak, d.h als hauptberuflicher Funktionär[4] – und trat 1985 der ähnlich ausgerichteten Bharatiya Janata Party (BJP) bei.[5] 1988 wurde er Generalsekretär der BJP in Gujarat. Er war am politischen Aufstieg der Partei in den 1990er Jahren beteiligt. Im Jahr 2001, als Gujarat unter den Folgen vorangegangener Naturkatastrophen wie dem starken Erdbeben im Januar des Jahres litt, wurde er als Nachfolger des zurückgetretenen Keshubhai Patel Chief Minister von Gujarat. Er präsentierte sich als Pro-Hindu-Führer und propagierte Hindutva-Ideale. Modi modernisierte die Verwaltung des Bundesstaates, und es kam in seiner Regierungszeit zu neuem wirtschaftlichem Wachstum.

Bei der Wahl im Dezember 2002 wurde er als Chief Minister im Amt bestätigt. Innerhalb von drei Jahren wurde er von der Zeitschrift India Today wegen seiner wirtschaftlichen und administrativen Erfolge zwei Mal als bester Chief Minister Indiens ausgezeichnet.[6] Er galt als aussichtsreicher Spitzenkandidat seiner Partei bei den Wahlen zum indischen Parlament.

Im Dezember 2007 gewannen Modi und die BJP die Wahl im Bundesstaat Gujarat erneut,[7] ebenso im Dezember 2012.[8]

Bei der nationalen Parlamentswahl von 2014 erreichte Modi als Spitzenkandidat der BJP eine absolute Mehrheit. Am 26. Mai 2014 wurde er als neuer indischer Premierminister vereidigt.[9] Seitdem stand er mit Kabinett Modi I und Kabinett Modi II zwei Regierungen vor.

Politik

Wirtschaftspolitik

Modi verfolgt eine klassisch konservative und wirtschaftsliberale Politik. So wurde die in Indien traditionell verbreitete Bürokratie dereguliert und eine Steuerreform durchgeführt, um die heimische Wirtschaft zu stärken und ausländische Investoren anzulocken. Unter den Slogans „Make in India“ und „Digital India“ soll die Modernisierung vorangetrieben werden.[10] Für Proteste sorgte 2016 eine über Nacht vorgenommene Entwertung der 500- und 1000-Rupien-Scheine.[11]

Sozial- und Umweltpolitik

Unter Modi musste Indien eine umfangreiche Kürzung des Sozialstaats hinnehmen. Die staatliche Gesundheitsvorsorge, Renten und Gelder für das Umweltministerium wurden zusammengestrichen, Umweltschutzvorgaben wurden gelockert. Andererseits startete die Regierung ein Programm namens Swachh Bharat Abhiyan (etwa: „sauberes Indien“), das den flächendeckenden Ausbau einer Abwasser- und Frischwasserversorgung vorsieht.[10]

Religionspolitik

Im Jahr 2019 erleichterte seine Regierung mit einem Staatsbürgerschaftsgesetz die Einbürgerung von Hindus, Sikhs, Christen, Buddhisten, Jains und Parsen, die vor 2014 aus Pakistan, Bangladesch und Afghanistan geflohen waren und sich irregulär in Indien aufhielten. Nicht berücksichtigt wurden Muslime, wogegen Muslime in Indien protestierten.[12] In seiner Regierungszeit legte Modi den Grundstein für den Bau des Ram-Janmabhumi-Tempels, als Indiens Oberstes Gericht zugunsten der Hindus in der Tempel-Moschee-Kontroverse von Ayodhya entschied.[13]

Außen- und Verteidigungspolitik

Außenpolitisch wurden die Beziehungen zu den Ländern des Nahen Ostens einschließlich Israels vertieft. Indien schloss einen Grenzvertrag um die indisch-bangladeschischen Enklaven ab und trat der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit bei. Die bereits angespannten Beziehungen zum Nachbarland Pakistan verschlechterten sich erneut. Modi bezeichnete Pakistan wiederholt als Exporteur von Terrorismus. 2016 und 2019 führte Indien als Reaktion auf Terroranschläge Luftangriffe auf pakistanischem Gebiet durch.[14][10]

Innenpolitik

Im August 2019 hob Modis Regierung den Sonderstatus der Region Jammu und Kashmir auf. Gleichzeitig wurden sämtliche Internet- und Mobilfunkverbindungen in Jammu und Kashmir blockiert sowie eine Ausgangssperre und ein Versammlungsverbot verhängt. Die Kommunikationssperre wurde fünf Monate aufrechterhalten.[13] In dieser Zeit, mit Wirkung zum 31. Oktober 2019 wurde der Bundesstaat Jammu und Kashmir aufgespalten.

Kontroverse um die Ausschreitungen in Gujarat 2002

Nach dem Brand eines Zuges mit unklarer Ursache und zahlreichen Todesopfern unter hinduistischen Pilgern im Februar 2002 in Gujarat, der weithin als Anschlag gesehen wurde, kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Hindus und Muslimen, bei denen nach offiziellen Schätzungen 254 Hindus und 790 Muslime ums Leben kamen.[15][16] Unabhängige Quellen setzen die Todesopfer der Muslime auf über 2000. Etwa 150.000 Muslime wurden in Flüchtlingslager getrieben. Zahlreiche Frauen und Kinder gehörten zu den Opfern; die Gewalt umfasste Massenvergewaltigungen und Verstümmelungen von Frauen.[17]

Die Behörden verhängten in Gujarat eine Ausgangssperre, erteilten der Polizei Schießbefehl und riefen die Armee auf, eine Eskalation der Gewalt zu verhindern.[18][19] Dennoch warfen Menschenrechtsorganisationen Modis Regierung vor, zu wenig gegen die Ausschreitungen getan zu haben.[20] Modi trat zunächst zurück;[21] seine Partei konnte jedoch bei den Neuwahlen ihre Mehrheit im gujaratischen Parlament ausbauen und wählte ihn wieder zum Chief Minister.

Im Jahr 2005 wurde Modi von den USA wegen seiner „Verantwortlichkeit für schwere Verletzungen der Religionsfreiheit“ ein Einreisevisum verwehrt. Die indische Regierung protestierte hiergegen.[22] Auch fünf Jahre nach den Gewaltaktionen weigerte sich Modi, seine eigene Rolle kritisch zu betrachten. Er brach 2007 ein CNN-Interview ab, bei dem ihm Fragen zu diesem Thema gestellt wurden.[23]

Im April 2009 hat der Oberste Gerichtshof eine Sonderermittlungsgruppe (SIT) berufen, mit dem Auftrag, die Rolle Narendra Modis und seiner Regierung in den Ausschreitungen zu untersuchen. Die SIT berichtete dem Gericht im Dezember 2010, dass keine wesentlichen belastenden Beweise gegen Modi gefunden worden seien und auch keine anklagefähigen Beweise vorlägen, dass Modi vorsätzlich die Ausschreitungen zugelassen habe. Die SIT sprach Modi damit im April 2012 von juristisch relevanter Schuld an dem Gulbarg-Massaker während der Ausschreitungen in Gujarat 2002 frei.[24][25][26][27]

Privates

Modi pflegt einen asketisch geprägten Lebensstil. Er ernährt sich vegetarisch, konsumiert weder Tabak noch Alkohol, verfasst Gedichte und gilt als computeraffin.[2] Lange zeigte er sich in der Öffentlichkeit als unverheiratet. Erst im Wahlkampf 2014 gab er zu, eine Frau zu haben. Im Anschluss an die Enthüllung erklärte Narendra Modis Bruder Sombhai, die arrangierte Ehe sei in der Jugend der beiden geschlossen und niemals vollzogen worden.[28] Das Paar lebt bereits seit vielen Jahrzehnten getrennt. Modis Ehefrau Jashodaben tritt seitdem immer wieder öffentlich auf und betont ihre Rolle als traditionelle hinduistische Gattin.[29]

Sonstiges

Am 24. Februar 2021 erhielt das mit 110.000 Plätzen weltgrößte Cricketstadion in Ahmedabad den Namen Narendra Modi Stadium.[30]

Literatur

Weblinks

 Commons: Narendra Modi – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Delhi University Authenticates Modi's BA Degree. Abgerufen am 11. April 2021.
  2. 2,0 2,1 Narendra Modi. In: Internationales Biographisches Archiv 34/2013 vom 20. August 2013, ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 14/2014 (abgerufen via Munzinger Online).
  3. Christophe Jaffrelot: Rise of Hindutva has enabled a counter-revolution against Mandal’s gains. In: The Indian Express. 10. Februar 2021, abgerufen am 3. März 2021 (english).
  4. PM Modi: Became full-time RSS pracharak while cleaning its office, washing utensils. In: The Indian Express. 23. Januar 2019, abgerufen am 10. April 2021 (english).
  5. Modi, Narendra (Indien). In: Fischer Weltalmanach. 8. Juni 2014, abgerufen am 8. Juni 2014.
  6. Face of Discord, India Today Cover Story, April 29, 2002
  7. http://news.bbc.co.uk/2/hi/south_asia/7158037.stm
  8. Modi scores a hat-trick in Gujarat, BJP loses HP to Congress. In: The Times of India, 20. Dezember 2012
  9. Ein Händedruck, der Hoffnungen weckt. (Nicht mehr online verfügbar.) In: tagesschau.de. 26. Mai 2014, archiviert vom Original am 27. Mai 2014; abgerufen am 26. Mai 2014.
  10. 10,0 10,1 10,2 Ruparelia, Sanjay (2015). "'Minimum Government, Maximum Governance': The Restructuring of Power in Modi's India". Journal of South Asian Studies. 38 (4): 755–775. doi:10.1080/00856401.2015.1089974.
  11. "get longer at banks, ATMs on weekend". The Hindu. 12 November 2016. Abgerufen am 17. Februar 2017.
  12. Laura Höflinger, DER SPIEGEL: Der Widerstand der Frauen - DER SPIEGEL - Politik. Abgerufen am 10. Oktober 2020.
  13. 13,0 13,1 Laura Höflinger, DER SPIEGEL: Ein Jahr Lockdown in Kaschmir: "Dieser Anruf wird abgehört" - DER SPIEGEL - Politik. Abgerufen am 11. Oktober 2020.
  14. Ellen Barry; Salman Masood (29 September 2016). "Claims 'Surgical Strikes' in Pakistani-Controlled Kashmir". The New York Times. Archived from the original on 2 October 2016. Abgerufen am 1. Oktober 2016.
  15. Mindestens 57 Menschen bei Überfall auf Zug verbrannt. In: FAZ, 27. Februar 2002
    bbc-Meldung (englisch)
  16. Soutik Biswas: Gujarat train fire: The elusive truth. 2005-01-18 (http://news.bbc.co.uk/2/hi/south_asia/4184359.stm).
  17. Dexter Filkins: Blood and Soil in Narendra Modi’s India. In: The New Yorker. 9. Dezember 2019, abgerufen am 3. Februar 2020 (english).
  18. Curfew imposed in 26 cities. In: The Hindu. 1. März 2002, abgerufen am 17. April 2014.
  19. Army too helpless as violence mounts. In: The Economic Times. 1. März 2002, abgerufen am 17. April 2014.
  20. We have no orders to save you
  21. Modi resigns; seeks Assembly dissolution. In: the hindu business line, 20. Juli 2002 (englisch)
  22. India condemns US decision. BBC-Meldung (englisch)
  23. Quizzed on riots, Modi walks out. In: Telegraph of India, 21. Oktober 2007 (englisch)
  24. Somini Sengupta: Shadows of Violence Cling to Indian Politician. (Nicht mehr online verfügbar.) In: The New York Times. 28. April 2009, archiviert vom Original am 30. August 2012; abgerufen am 12. Mai 2013.
  25. Dhananjay Mahapatra: SIT clears Narendra Modi of willfully allowing post-Godhra riots. In: The Times of India. 3. Dezember 2010, abgerufen am 17. April 2014.
  26. It's official: Modi gets clean chit in Gulberg massacre. In: The Pioneer, 10. April 2012. 
  27. Gujarat riots: Teesta Setalvad's plea for SIT report rejected. In: CNN-IBN. 16. Juli 2012, abgerufen am 13. April 2013.
  28. Revealed: Why Narendra Modi walked out of his marriage with Jashodaben. In: indiatoday.in. 10. April 2014, abgerufen am 23. Mai 2019.
  29. "He's Ram For Me": PM's Wife Rebuts Anandiben Patel On Marital Status. In: NDTV.com. 21. Juni 2018, abgerufen am 23. Mai 2019.
  30. Largest cricket stadium in Motera, with seating capacity for over 1 lakh fans, renamed as Narendra Modi Stadium. In: indiatoday.in. India Today, 24. Februar 2021, abgerufen am 24. Februar 2021 (english).
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