Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Nepotismus

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Nepotismus (lat. nepos ‚Neffe‘ und -ismus), auch Vetternwirtschaft genannt, bezeichnet eine übermäßige Vorteilsbeschaffung durch bzw. für Familienangehörige, Familienmitglieder Verwandte und Freunde. Beispiele für diese Bevorzugung sind die Gewährung von ungewöhnlich günstigen Vertragskonditionen für Verwandte oder die Unterlassung notwendiger Prüfungen bei Verwandten zu Lasten einer Institution oder eines Unternehmens, in denen ein Familienangehöriger eine leitende Position innehat.

Im Deutschen ist er als Vetternwirtschaft, auf Schweizerdeutsch Vetterliwirtschaft, bekannt. Im Schwäbischen wird von Vetterleswirtschaft gesprochen. Sind keine Familienangehörigen, sondern sonstige Personen die Nutznießer des verschafften Vorteils, spricht man auch von Günstlingswirtschaft (siehe auch Klientelpolitik). Im bairischen Sprachraum heißt es ungeachtet einer familiären Verbandelung Spezlwirtschaft (Spezi oder Spezl = bair. ‚Freund‘), in Österreich Freunderlwirtschaft; im Rheinland spricht man vom Klüngel. Auch Schiebung kann eine Form des Nepotismus sein.

Geschichte

Nepotismus gab es schon in der Antike; und es gibt ihn bis heute in der über die Verwandtenbevorzugung weit hinausgehende Form der Bildung von „Netzwerken“ (vgl. Kölscher Klüngel).

Nepotismus gab und gibt es in bzw. zwischen Herrscherhäusern: innerhalb des europäischen Hochadels gab es stets Verwandtschaften über Staatsgrenzen hinweg; teilweise zustande gekommen durch Vernunftehen bzw. arrangierte Heirat. Diese Verwandtschaften beeinflussten auch das Entstehen und Vergehen von Allianzen, Bündnissen und Koalitionen.

Berühmt und berüchtigt war der praktizierte Kardinalnepotimus der Bischöfe und Päpste in Mittelalter und Neuzeit. Einen großen Aufschwung erfuhr er durch die avignonesischen Päpste Clemens V., Johannes XXII., Clemens VI. und Innozenz VI. Den Höhepunkt erreichte der päpstliche Nepotismus vom 15. bis zum 17. Jahrhundert, als den päpstlichen Verwandten ganze Teilgebiete des Kirchenstaates zu Lehen gegeben wurden, um eigene Fürstentümer zu errichten.

Der letzte für seinen Nepotismus bekannte Papst war Pius XII., der seinen bürgerlichen Neffen Giulio, Carlo und Marcantonio Fürstentitel (Principi Pacelli) und hohe Posten in der italienischen Politik und Finanzwelt verschaffte.


Als Nepotismus kann man es betrachten, dass US-Präsident John F. Kennedy in sein Kabinett seinen Bruder Robert F. Kennedy als Justizminister aufnahm. Eine solche Ernennung gab es in der amerikanischen Geschichte weder zuvor noch danach. Nach Kennedys Präsidentschaft wurde der Nepotismus in den USA gesetzlich verboten, wonach bei Ämtervergaben keine nahen Verwandten berücksichtigt werden dürfen.

In Frankreich wird der Begriff népotisme für die durch gemeinsame akademische oder dienstliche Karrieren entstehenden Abhängigkeiten und Begünstigungen benutzt, die insbesondere im öffentlichen Dienst und dem großen staatlich kontrollierten, formal privatwirtschaftlichen Bereich (z.B. Energie-und Versorgungswirtschaft, Bahn, Film/Kultur ) durchdringen.

Etymologie und Wortbedeutung

Das Wort ist vom lat. nepōs (Gen. nepōtis) ‚Enkel, Urenkel, Neffe, Nachkomme‘ abgeleitet.[1] Nepos ist in der lateinischen Sprache zum einen die konkrete Bezeichnung für einen Neffen (auch Enkel), zum anderen die Bezeichnung für Nachkommen im Allgemeinen. Es erscheint auch als Eigenname (als Cognomen); bekanntester Namensträger ist der Geschichtsschreiber Cornelius Nepos, dessen Werke Standardlektüre im deutschen Lateinunterricht des 19. Jahrhunderts waren.[2]

Vergleichbare Begriffe tauchen bereits in der altindischen (nápāt) und griechischen Sprache (άνεψιός, ‚Geschwistersohn, Neffe‘ – von ά-νεπτιός stammend) auf.

Im mittelalterlichen Latein bezeichnet „Nepos“ dann übergreifend jeden Verwandten, ohne dass auf den Verwandtschaftsgrad zurückgeschlossen werden könnte. In die französische Sprache ist das Wort als „neveu“ (Neffe) eingegangen, ins Englische als „nephew“.

In der deutschen gehobenen Umgangssprache wurde, mit spöttischem Beiklang, vermittelt über das Französische das Wort Neveu (auch Nevö) bis 1914 verwandt (bis zur damaligen Kampagne gegen Wörter französischer Herkunft).

„Nepotismus“ ist ein bildungssprachlicher Begriff.[3] Das von nepos abgeleitete Wort Nepot für einen (meist in der Politik) begünstigten jüngeren Verwandten ist veraltet und weitgehend unbekannt.

Bedeutungsähnliche Begriffe

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Nepotismus im Digitalen Wörterbuch der Deutschen Sprache. Abgerufen am 20. Februar 2013.
  2. vgl. Hannos Hausaufgabenpensum in Buddenbrooks
  3. duden.de.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Nepotismus aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.