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Orzysz

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Orzysz
Wappen von Orzysz
Orzysz (Polen)
Orzysz
Orzysz
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Ermland-Masuren
Landkreis: Pisz
Fläche: 8,16 km²
Geographische Lage: 53° 48′ N, 21° 57′ O53.80555555555621.945833333333Koordinaten: 53° 48′ 20″ N, 21° 56′ 45″ O
Einwohner:

5546
(30. Jun. 2019)[1]

Postleitzahl: 12-250
Telefonvorwahl: (+48) 87
Kfz-Kennzeichen: NPI
Wirtschaft und Verkehr
Straße: EłkMikołajki
PiszGiżycko
Nächster int. Flughafen: Warschau
Gemeinde
Gemeindeart: Stadt- und Landgemeinde
Fläche: 363,5 km²
Einwohner:

8903
(30. Jun. 2019) [2]

Bevölkerungsdichte: 24 Einw./km²
Gemeindenummer (GUS): 2816023
Verwaltung (Stand: 2007)
Bürgermeister: Tomasz Jakub Sulima
Adresse: ul. Giżycka 15
12-250 Orzysz
Webpräsenz: www.orzysz.pl

Orzysz [ˈɔʒɨʃ] (deutsch Arys) ist eine Stadt in der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren und dem Powiat Piski mit etwa 5.800 Einwohnern.

Geographische Lage

Orzysz, eingerahmt von Spirdingsee und Aryssee (Śniardwy und Orzysz), liegt im Osten der Woiwodschaft Ermland-Masuren. Über die Landesstraße 16 ist der Ort mit den Nachbarstädten Mrągowo (Sensburg) und Ełk (Lyck) verbunden. Parallel verläuft auch die Bahnlinie Ełk (Lyck) - Mikołajki (Nikolaiken).

Benennung

Der Name kommt aus dem Altpreußischen und geht auf prußisch "oras": Luft, Witterung zurück (indogermanisch: -er/ -or). Nach der Eroberung durch den Deutschen Orden kamen zu den einheimischen Prußen, deren Stammesgebiet hier Galinden war, auch Deutsche. Die Schreibung des Ortsnamens variierte in den historischen Dokumenten: Arisz (1443), Orsesche (1550), Aris (1507), Arys (1790). Der Archäologe Gaerte nimmt an, dass ein Großteil der Galinder mit den Goten gezogen ist und dass das schwach besiedelte Gebiet nach und nach friedlich von Masoviern bezogen wurde.

Im 16. Jahrhundert wanderten zunehmend Polen aus Masowien in das südliche Ostpreußen ein, was dazu führte, dass aus Galinden schließlich Masuren wurde. In der masurischen Sprache wurde der Ort etwa „Orsisch“ ausgesprochen. Für den im 19. Jahrhundert aufkommenden polnischen Nationalismus stellte die masurische Sprache eine verwässerte polnische Mischsprache dar; ähnlich dem sogenannten Wasserpolnisch. Daraus wurden zweierlei Forderungen abgeleitet: Die Anbindung Masurens an die polnische Republik und die Rückbesinnung auf das Hochpolnische. Trotz der Niederlage der Polnischen Republik beim Plebiszit von 1920, beginnt man in Polen den Ort offiziell "Orzysz" zu benennen[3]. Im Rahmen der Polonisierung wird der Ort nach 1945 entsprechend umbenannt.

Geschichte

Als 1867 der Aryssee abgesenkt wurde, kamen Reste einer Siedlung zum Vorschein, die von Experten in die frühe Bronze- und Eisenzeit, also 1.000 bis 300 v. Chr., eingeordnet wurden. Im Mittelalter hatte sich westlich des Aryssees der Ort Neudorf entwickelt, 1443 mit der Handfeste durch den Hochmeister des Deutschen Ordens Konrad von Erlichshausen ausgestattet. Als Ortsgründer ist der Lokator Lorenz Polun überliefert. 1507 wird der Ort erstmals urkundlich erwähnt. In diese Zeit fiel die Amtsperiode des Komturs von Rhein, der in Arys einen Ordenshof mit Vorwerk einrichtete, zu dem zwei Mühlen und mehrere Schiffe und Kähne gehörten. Eine der Mühlen wurde bis 1861 betrieben. Auch die Aryser Kirche wurde unter dem Komtur von Rhein errichtet, in ihr wurde bis 1702 nur in Masurisch gepredigt.

Nach der 1525 erfolgten Säkularisierung des Deutschen Ordens und seiner Umwandlung in ein Herzogtum wurde auch der Ordenshof in einen Amtshof umgewandelt, und erstmals wurde eine Schule gegründet. Arys unterstand nun dem Hauptamt Rhein, und aus dessen Archiv geht hervor, dass in Arys bereits Ende des 16. Jahrhunderts ein Kammeramt bestand, das damit zu den ältesten in Masuren gehörte. Während des Tatareneinfalls wurde der Ort 1656 in Brand gesteckt; die Pestjahre 1709 bis 1711 dezimierten die Einwohnerschaft weiter. Begünstigt durch die Lage an der wichtigen Handelsstraße nach Warschau konnte sich Arys jedoch von diesen Katastrophen erholen, so dass ihm am 3. März 1725 durch den preußischen König Friedrich Wilhelm I. das Stadtrecht verliehen wurde. Mit seinen knapp 1.000 Einwohnern war Arys die kleinste Stadt im masurischen Gebiet. Während des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) war Arys vier Jahre lang von der russischen Armee besetzt. Anschließend wurde in der Stadt eine Garnison des preußischen Heeres stationiert. Während des Russlandfeldzuges Napoleons I. lagerten im Januar und Februar 1807 16.000 russische Soldaten in der Stadt, die für die Stationierungskosten aufkommen musste. Im Juli 1807 verlangten französische Truppen große Mengen Lebensmittel und Leinwand von der Stadt. Das alles wiederholte sich noch einmal im Jahre 1812. Ein Großbrand im Jahre 1826 brachte nochmals Not und Elend in die Stadt, 700 Einwohner verloren alles, über 200 verließen ihre Stadt, so dass danach nur noch 900 Menschen in Arys lebten.

Durch die preußischen Verwaltungsreformen gehörte Arys ab 1818 zum Kreis Johannisburg im Regierungsbezirk Gumbinnen in Ostpreußen.

Die Schicksalsschläge des frühen 19. Jahrhunderts hinterließen für lange Zeit ihre Spuren in Arys. Die noch verbliebenen Einwohner ernährten sich mühsam von Landwirtschaft, Fischerei, vom Weber- und Gerberhandwerk. Hilfe wurde den Bauern zuteil, als man in den Jahren 1861 und 1867 den Aryssee um zwei Meter senkte und damit 3.000 Hektar Wiesen gewonnen wurden. Der zur gleichen Zeit vorangetriebene Bau neuer Chausseen belebte schließlich auch den Handel wieder neu. Den größten wirtschaftlichen Impuls gab jedoch die Anlage des Truppenübungsplatzes Arys 1891.

1890 hat Arys 1.324 Einwohner, eine Post, eine Telegraphenstation, eine Weberei und Landwirtschaft. Relativ spät wurde Arys an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Zunächst wurde 1905 die Strecke zur Kreisstadt Johannisburg eröffnet, ein Jahr später war die Verbindung nach Lötzen fertiggestellt, 1915 kam die Verbindung SensburgLyck hinzu. Obwohl die Stadt damit zu einem Bahnknotenpunkt wurde, wirkte sich dies nur wenig auf das Wirtschaftsleben aus.

Der Erste Weltkrieg hatte katastrophale Folgen für die Stadt. Sie wurde vom 21. August bis 8. September 1914 von russischen Truppen besetzt, es wurde geplündert und gebrandschatzt, zehn Einwohner wurden verschleppt. Am 7. und 8. September 1914 wird die Stadt von deutschen Truppen im Gefecht von Arys (Teil der Schlacht an den Masurischen Seen) zurück gewonnen. Vom 10. November 1914 bis 12. Februar 1915 besetzten russische Truppen abermals die Stadt. Erst in der Winterschlacht in Masuren konnten die preußischen Truppen die Stadt endgültig zurückerobern. Durch die von der Reichsregierung ins Leben gerufene Ostpreußenhilfe wurden die erheblichen Zerstörungen noch im Laufe des Krieges beseitigt, dabei übernahm die preußische Provinz Sachsen die Patenschaft. Am 11. Juli 1920 erteilten die Bürger von Arys den Verfassern des Versailler Vertrages, die unter anderem für den Süden Ostpreußens eine Volksabstimmung über den Verbleib bei Deutschland veranlasst hatten, eine eindeutige Antwort: ohne Gegenstimme entschieden sich alle Abstimmungsberechtigten, auch die polnischsprachigen, für die weitere Zugehörigkeit zu Deutschland. Aus den an Polen verlorenen westpreußischen Gebieten zogen zahlreiche Menschen hinzu, so dass sich die Einwohnerzahl in Arys von 2.201 im Jahre 1910 auf 2.848 1924 erhöhte. Zu einem nochmaligen Bevölkerungszuwachs kam es, als ab 1933 der Truppenübungsplatz auf 20.000 Hektar erweitert wurde. 1939 lebten 3.553 Menschen in der Stadt.

Am 23. Januar 1945 fiel Arys unzerstört in die Hände der Roten Armee, deren Soldaten anschließend 40 Häuser in Brand steckten. Im August 1945 wurde die Stadt den polnischen Behörden übergeben.

Einrichtungen

Persönlichkeiten

  • Max Simoneit (* 17. Oktober 1896 in Arys-1962), deutscher Psychologe, Vorstandsmitglied des Berufsverbandes Deutscher Psychologen, Ritterkreuzträger
  • Kurt Sanderling (1912–2011), deutscher Dirigent
  • Walter Plata (1925–2005), deutscher Typograph und Schriftsetzer

Gmina Orzysz

Die Landgemeinde Orzysz (zu der die Stadt selbst nicht gehört) besteht aus folgenden Ortschaften:

polnischer Name deutscher Name
(bis 1945)
polnischer Name deutscher Name
(bis 1945)
Chmielewo Chmielewen
1938-45 Talau
Nowe Guty Gutten
1935-45 Seegutten
Cierzpięty Czierspienten
1905-45 Seehöhe
Odoje Odoyen
1938-45 Nickelsberg
Czarne Czarnen
1938-45 Herzogsdorf
Ogródek Ogrodtken
1938-45 Kalgendorf
Dąbrówka Dombrowken
1929-45 Eichendorf
Okartowo Eckersberg
Drozdowo Drosdowen
1938-45 Drosselwalde
Okartowo-Przystanek
Dziubiele Dziubiellen
1904-45 Zollerndorf
Okartowo-Tartak
Dziubiele Małe Klein Dziubiellen
1904-45 Klein Zollerndorf
Osiki Schönwiese
Gaudynki Pappelheim Pianki Pianken
1938-45 Altwolfsdorf
Golec Rostki Skomackie Rostken
Góra Gurra
1938-45 Gebürge
Rzęśniki-Leśniczówka Rzesniken
1938-45 Försterei Nickelsberg
Górki Gurken Stefanowo
Gorzekały Gorzekallen
1938-45 Gortzen
Strzelniki Strzelnicken
1930-45 Schützenau
Grądy Gronden Suchy Róg Trockenhorn
Grądy Podmiejskie Szwejkówko Klein Schweykowen
Grzegorze Gregersdorf Tuchlin Tuchlinnen
Kamieńskie Kaminsken
1938-45 Erlichshausen
Tuchlin-Gajówka
Kępa Ublik Ublick
Klusy Klaussen Wężewo Wensewen
1938-45 Wensen
Matyszczyki Grüneberg Wierzbiny Wiersbinnen
1938-45 Stollendorf
Mikosze Mykossen
1938-45 Arenswalde

Mykossen - Arenswalde - Mikosze - Das " masurische Königsdorf" -

Zastrużne Sastrosnen
1938-45 Schlangenfließ
Nowa Wieś Neuendorf

Partnergemeinde

Es besteht ein Partnerschaftsvertrag mit der schleswig-holsteinischen Gemeinde Kropp.

Verweise

Literatur

  • Bernhard Jähnig: Stadtwerdung von Arys. Ein Beitrag zum 550. Gründungstag am 3. März 1993. In: Altpreußische Geschlechterkunde. 41 = NF 23, 1993, ISSN 0344-5593, S. 113–132.

Weblinks

 Commons: Orzysz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Population. Size and Structure by Territorial Division. As of June 30, 2019. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,99 MiB), abgerufen am 24. Dezember 2019.
  2. Population. Size and Structure by Territorial Division. As of June 30, 2019. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,99 MiB), abgerufen am 24. Dezember 2019.
  3. [ Militärische Karten Masurens des Geographischen Institutes der polnischen Armee in der Ausgabe von 1932]
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