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Paul Hirsch (Bibliophiler)

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Paul Adolf Hirsch (geb. 24. Februar 1881 in Frankfurt am Main; gest. 25. November 1951 in Cambridge) war Industrieller und um das Jahr 1930 Besitzer der größten privaten Musikbibliothek Europas.

Leben

Paul Hirsch wurde als viertes von fünf Kindern von Anna Pauline, geb. Mayer und Ferdinand Hirsch in eine wohlhabende jüdische Kaufmannsfamilie geboren; der Vater betrieb in Frankfurt eine Eisengroßhandlung. Paul Hirsch hatte zwei Brüder, Robert von Hirsch und Carl Siegmund Hirsch.[1][2] Paul Hirsch wurde Industrieller und Direktor der väterlichen Röhren- und Roheisenfirma Hirsch und Compagnie. Er heiratete 1911 Olga Ladenburg[3] und lebte zunächst in der Beethovenstraße, später in der Neuen Mainzer Straße 57. Sie hatten vier Kinder.[4][5]

Hirsch war ein ausgesprochener Liebhaber von Musik (er spielte sehr gut Violine) und musikalischen Schriften. Er war Mitglied der Weimarer Gesellschaft der Bibliophilen. Die Gründung der Frankfurter Bibliophilen-Gesellschaft im Jahr 1922, deren Vorsitzender er war, geht auf seine Initiative zurück.[2] Privat sammelte er seit seiner Jugend historische Musikwerke, die er zu einer Musikbibliothek zusammentrug. In den Jahren 1928 und 1929 ersteigerte er die Musikbibliothek von Werner Wolffheim mit etwa 15.000 Werken. Dadurch wurde er Besitzer der größten und gepflegtesten privaten Musikbibliothek in Europa, die in einem Seitentrakt seines Hauses in der Neuen Mainzer Straße untergebracht war.

Im Jahr 1930 wurde er Vizepräsident der Frankfurter Industrie- und Handelskammer. Hirsch war Mitglied der Deutschen Volkspartei.

Mit der nationalsozialistischen Machtergreifung von 1933 wurde die Situation für Hirsch aufgrund seiner jüdischen Herkunft schwierig. Die Bibliophilen Gesellschaften sollten der Reichsschrifttumskammer untergeordnet werden, Juden konnten keine Vorstandspositionen mehr besetzen; im Jahr 1934 trat Hirsch vom Vorsitz der Gesellschaft zurück.

Im Jahr 1936 emigrierte Paul Hirsch schließlich, von den Nationalsozialisten vertrieben, nach Cambridge. Trotz Bestrebungen des Frankfurter Bürgermeisters Friedrich Krebs, die Sammlung widerrechtlich zurückzuhalten und nötigenfalls zu beschlagnahmen, konnte Hirsch seine Bibliothek nahezu vollständig nach Cambridge überführen. Er stellte seine Sammlung dort der Cambridge University Library zur Verfügung, bis er sie 1946 an das British Museum verkaufte. Im Jahr 1973 ging der Bestand schließlich an die British Library über.

Auf Basis seiner Sammlung verfasste er zahlreiche wissenschaftliche Publikationen. So erschien im Jahr 1906 der Katalog einer Mozart-Bibliothek,[6] er präsentierte Teile seiner Sammlung auf Fachausstellungen,[7] und ab 1928 veröffentlichte er den Katalog der Musikbibliothek Paul Hirsch.[8]

Literatur

  • Karl Vötterle: Hirsch, Paul. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 9, Duncker & Humblot, Berlin 1972, S. 218 f. (Onlinefassung).
  • Rainer Nägele: Katalog der Musikbibliothek Paul Hirsch Frankfurt am Main. bsz-bw.de
  • Fritz Homeyer: Deutsche Juden als Bibliophilen und Antiquare. Band 10 der Schriftenreihe wissenschaftlicher Abhandlungen des Leo Baeck Instituts. Mohr Siebeck 1963. ISBN 3-16-921072-6 Auszüge Online bei Google Books
  • Joseph Walk (Hrsg.): Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918–1945. hrsg. vom Leo Baeck Institute, Jerusalem. München: Saur, 1988 ISBN 3-598-10477-4
  • Werner Röder, Herbert A. Strauss, (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 / International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945, Vol. II, 1 München: Saur 1983 ISBN 3-598-10089-2, S. 515f.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Carl Siegmund Hirsch; †1938 in Buchenwald
  2. 2,0 2,1 Andreas Hansert: Georg Hartmann (1870–1954): Biographie eines Frankfurter Schriftgiessers, Bibliophilen und Kunstmäzens. Böhlau, Wien 2009, ISBN 3-205-78322-0.
  3. Olga Ladenburg war ebenfalls bibliophil und sammelte Buntpapiere, Vorsatzpapiere und besondere Buchumschläge, The British Library Journal beschäftigte sich 1981 mit der Olga Ladenburg collection of decorated papers. Online auf bl.uk (PDF, englisch; 2,2 MB)
  4. Fritz Homeyer: Deutsche Juden als Bibliophilen und Antiquare. Auszüge Online bei Google Books
  5. British Library: The British Library journal, Bände 7–8 British Museum Publications, 1981. S. 1
  6. Katalog einer Mozart-Bibliothek im Bestand der Deutschen Nationalbibliothek
  7. Zweite Musik-Fachausstellung im Krystallpalast zu Leipzig 3. bis 15. Juni 1909: Katalog der Sonderausstellung aus der Musik-Bibliothek Paul Hirsch, Frankfurt am Main. Bestand der Deutschen Nationalbibliothek
  8. Katalog der Musikbibliothek Paul Hirsch im Bestand der Deutschen Nationalbibliothek
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Paul Hirsch (Bibliophiler) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.