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Pierre Goldman

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Pierre Goldman (geb. 22. Juni 1944 in Lyon; gest. 20. September 1979 in Paris) war ein französischer Schriftsteller, sowie Mitarbeiter von Libération und Les Temps Modernes.

Leben

Goldmans Eltern waren Mitglieder des französischen Widerstands. Nach Trennung der Eltern wuchs Goldman bei seinem Vater auf, die Mutter ging zurück nach Polen. Sein Halbbruder ist der französische Komponist und Interpret Jean-Jacques Goldman. Als Student war Goldman Anhänger der kommunistischen Studentenunion an der Sorbonne. Früh politisiert, floh er vor dem Militärdienst nach Havanna, um von dort nach Venezuela zu reisen und 14 Monate als Guerillero zu kämpfen.

Nach der Rückkehr nach Frankreich verübte Goldman mehrere Raubüberfalle und wurde verhaftet. Ein ungeklärter Mord an zwei Apothekerinnen wurde ihm ebenfalls zur Last gelegt. Goldman wurde deshalb zu lebenslanger Haft wegen Raubes und Mordes verurteilt.[1]

Goldman schrieb während seiner Inhaftierung das Buch Souvenirs obscurs d'un Juif polonais né en France. Goldman legte darin dar, dass Frankreich auch als Ursprungsland der modernen europäischen Demokratie anfällig für eine totalitäre Führung sei. Nach Erscheinen des Buches erzwang die französische Linke eine Wiederaufnahme des Prozesses.

Bei dem neuen Prozess wurde Goldman von den Mordvorwürfen freigesprochen, und die Haftzeit wurde verkürzt. Der Prozess sorgte wegen antisemitischer Anfeindungen und Drohungen gegen Sympathisanten Goldmans für einen Justizskandal in Frankreich.

Nach dem Ende der verkürzten Haftzeit wurde Goldman, der noch auf Bewährung war, 1979 auf offener Straße in Paris erschossen. Zu dem Mord bekannte sich die nationalistische Gruppe Honneur de la Police (etwa Ehre der Polizei). Im April 2006 veröffentlichte die Zeitung Libération ein Interview, in dem der ehemalige Polizist Jean-Pierre Maïone behauptete, einer seiner ehemaligen Informanten hätte zugegeben, Goldman im Auftrag der GAL ermordet zu haben.[2] Die GAL war eine rechte spanische Terrorgruppe, die auch in Frankreich aktiv war und die engste Beziehungen zum post-franquistischen spanischen Staat hatte.

Wenige Wochen vor seinem Tod wurde Goldman von der Zeitung Le Monde interviewt. Hier äußerte er die programmatischen Sätze zu seiner jüdischen Identität: „Nichts an mir ist wirklich jüdisch, aber es ist der Umstand und die Bedingung meines Lebens. Es ist ein Ort, den ich existenziell mit diesem und jenem fülle … Und warum das so wichtig ist? Wegen des Antisemitismus. Wegen des Hasses. Die einzige Antwort auf die Frage, was es heute heißt, Jude zu sein, ist Auschwitz.“

Der israelische Historiker Yair Auron bescheinigte Goldman, einer der letzten „jüdischen Radikalen“ gewesen zu sein, welche die Maiunruhen von 68 mit anführten.

Werke

  • Pierre Goldman & Michel Butel: Souvenirs obscurs d'un juif polonais né en France, 1975, wieder 2005, ISBN 978-2-02-037176-6
  • L'ordinaire mésaventure d'Archibald Rapoport (1977)

Literatur

Graphic Novel

Einzelnachweise

  1. Sebastian Voigt: Der jüdische Mai '68: Pierre Goldman, Daniel Cohn-Bendit und André Glucksmann im Nachkriegsfrankreich. Göttingen [Germany] 2016, ISBN 978-3-525-37036-0, S. 49–76.
  2. „Mon indic a flingué Pierre Goldman“, in: Libération, 20. April 2006 (franz.)
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Pierre Goldman aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.