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Pilgerväter

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Pilger auf dem Weg zur Kirche von George Henry Boughton (1867)

Als Pilgerväter (englisch Pilgrim Fathers) werden die ersten englischen Siedler in Neuengland bezeichnet. Sie segelten 1620 auf der Mayflower über den Atlantik und gründeten die Kolonie Plymouth im heutigen Massachusetts.

Der Name „Pilgerväter“ (Pilgrims) kam erst Mitte des 19. Jahrhunderts auf und wurde William Bradfords Buch „History of Plimoth Plantation“ („They knew they were pilgrims“) entnommen. Die „Pilgerväter“ selbst nannten sich „Heilige“.

Obwohl die Pilgerväter keineswegs die ersten englischen Siedler auf dem späteren Staatsgebiet der Vereinigten Staaten waren – so war in Virginia bereits 1607 die Jamestown Colony entstanden –, spielen die Pilgerväter als Pioniere in der amerikanischen Folklore, etwa im Hinblick auf das Thanksgiving-Fest, eine herausragende Rolle.

Die „Pilgerväter“ waren so genannte separatists, gehörten also einer besonders radikalen Strömung im englischen Puritanismus an, die sich vollends von der Church of England lossagte und eine absolute Gemeindeautonomie einforderte.

Die „Pilgerväter“ standen theologisch dem Calvinismus nahe. Sie waren zwar aus den Puritanern hervorgegangen, lehnten aber deren presbyterianische Kirchenverfassung ab. Das Bischofsamt war für die „Pilgerväter“ eine „Erfindung Satans“, das Kreuzzeichen ruchlos und Weihnachten ein heidnischer Aberglaube.

Vorgeschichte

Die Pilgerväter kurz vor der Abreise nach Amerika (Robert W. Weir, 1844)

Die verschiedenen Mitglieder der Gruppe hatten sich von der englischen Staatskirche (Church of England) getrennt, weil sie der Meinung waren, dass die Kirche die mit der englischen Reformation begonnenen Aufgaben nicht vollendet hatte. Einige Mitglieder der Gruppe verließen unter Führung der Pastoren William Brewster und Richard Clifton ihre Heimat in und um Scrooby (Nottinghamshire) und segelten nach Amsterdam, um religiöser Verfolgung durch ihre englischen Mitbürger zu entgehen. Sie blieben zwölf Jahre lang in der Nähe von Leiden. 1617 kamen viele von ihnen wegen schlechter wirtschaftlicher Verhältnisse und wegen des niederländischen Einflusses, dem sie ausgesetzt waren, zu der Überzeugung, dass es für sie das Beste sei, in die Neue Welt weiterzuziehen.

Außerdem hatten sie Bedenken gegen die in jener Zeit in Holland herrschende Moral und wegen ihrer Kinder, die in einer niederländischen Umgebung aufwachsen mussten. Ein weiterer Aspekt ergab sich daraus, dass einige Mitglieder der Gruppe, wie zum Beispiel Brewster, Schriften verfassten und nach England schickten, die von der dortigen Regierung als umstürzlerisch angesehen wurden. Die Engländer übten diplomatischen Druck auf die Holländer aus, das zu unterbinden, und die holländische Regierung begann, dem nachzukommen.

Knapp die Hälfte der englischen Exilanten in den Niederlanden entschloss sich 1620, an Bord der Speedwell nach Southampton zu segeln. Dort taten sie sich mit einer größeren Gruppe religiöser Separatisten an Bord der Mayflower zusammen. Nach einem Zwischenstopp im südenglischen Plymouth stachen sie im September 1620 mit 102 Passagieren an Bord in See. Ihr Ziel war Nord-Virginia in der Nähe des Hudson River.

Ankunft in Amerika

Durch Herbststürme im Nordatlantik vom Kurs abgekommen, erreichte die Mayflower nach einer zwei Monate dauernden Seereise bei Cape Cod die amerikanische Küste. Im November 1620 ging man in der Nähe des heutigen Provincetown vor Anker.

Nachdem sie erkannt hatten, dass sie zum Erreichen ihres ursprünglichen Ziels eine weitere lange Seereise unternehmen müssten, entschlossen sich die Kolonisten, ihren ursprünglichen Plan zu ändern und an dem Ort, an dem sie nun waren, eine Niederlassung zu gründen. Da sie keine offizielle Ermächtigung hatten, das Gebiet zu kolonisieren, kamen sie zusammen und gaben sich ihre eigene Satzung, die als Mayflower-Vertrag bekannt ist. Darin legten sie unter anderem fest, dass sie eine sich selbst regierende Gemeinschaft bilden wollten.

Nach einiger Zeit stellten sie fest, dass der sandige Boden bei Provincetown sie nicht ernähren konnte. Deshalb beschloss eine Gruppe von ihnen, auf die andere Seite der Bucht von Cape Cod zu segeln. Am 21. Dezember landeten sie in der Nähe des heutigen Plymouth (Massachusetts). Ein Großteil der restlichen Siedler folgte fünf Tage später. Ihre kleine Küstensiedlung bezeichneten sie als „Gods Own Country“, ein Begriff, der bis heute allgemein geläufig ist.

Den ersten Winter überlebte die Kolonie nur durch die Unterstützung der Eingeborenen, die den Kolonisten mit Lebensmitteln aushalfen und ihnen die eigenen, dem örtlichen Klima und Boden besser angepassten landwirtschaftlichen Techniken beibrachten; diese friedliche Kooperation wird bis heute im Thanksgiving-Fest gefeiert. Mit zunehmendem Erstarken der Kolonie, spätestens ab dem Pequot-Krieg 1637, war das Verhältnis der beiden Gruppen jedoch vielfach von exzessiver Gewalt gegenüber den sogenannten „Wilden“ geprägt.

Wichtigste Primärquelle zu den Ansichten der Pilgerväter ist die durch Gouverneur Bradford von 1620-1647 verfasste Geschichte der Kolonie. Der Vergleich mit Thomas Mortons Buch von 1637 (in dem eine wesentlich freundlichere Sichtweise von Ureinwohnern und Landschaft vermittelt wird) zeigt, welch extreme Ansichten die Pilgerväter zu Land und Bewohnern pflegten.

Spätere Geschichte

Die direkte Rechtsnachfolgerin der ursprünglichen Pilgerväter-Gemeinde ist die heutige First Parish Church in Plymouth, die sich im Jahr 1801 unter dem Einfluss ihres Pastors von der hergebrachten trinitarischen kongregationalistischen Theologie löste und sich den Unitariern anschloss; heute gehört sie der sehr liberalen Unitarian Universalist Association an. Viele Gemeindemitglieder, die dieser Veränderung nicht zustimmten, gründeten damals eine neue, bis heute kongretionalistische Gemeinde, die heutige The Pilgrimage Church, ebenfalls in Plymouth. Daneben besteht in San Diego, Kalifornien die Puritan evangelical church of America, die die ursprüngliche puritanische Theologie vertritt.

Literatur

  • William Bradford: Of Plymouth Plantation. 1620-1647
  • Thomas Morton: New English Canaan. 1637.
  • Emil Brunner: Die denkwürdige Geschichte der Mayflower-Pilgerväter. Basel: Reinhardt 1920
  • Friedrich Jahr: Ein Schiff fährt nach Amerika: Die Pilgerväter. München: Claudius 1962
  • John A. Godwin: „The Pilgrim Republic“ Boston: 1888 (Online-Fassung)
  • Stephan Maninger: „Krieg und Gewalt im puritanischen Neuengland“, Damals 6/2007, Juni 2007
  • Nathaniel Philbrick: „Mayflower, Aufbruch in die Neue Welt“, München: Blessing 2006

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Pilgerväter aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.