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Pontifex Maximus

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Der Titel Pontifex Maximus (lateinisch für „Oberster Priester“; zur Etymologie siehe Pontifex) bezeichnete ursprünglich den obersten Wächter des altrömischen Götterkults (Oberster Priester) und ging später auf die römischen Kaiser und schließlich auf die Päpste als Bischöfe von Rom und Patriarchen der lateinischen Westkirche über.

Entwicklung des Titels

Der Pontifex Maximus war der Ranghöchste im Priesterkollegium der pontifices im Römischen Reich. Seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. wurde sein Amt durch die Wahl in einer speziellen Volksversammlung vergeben. Der Pontifex Maximus hatte offenbar die Oberaufsicht über alle sakralen Angelegenheiten in Rom, insbesondere über die Priesterinnen der Vesta. Sein Amtssitz war die Regia auf dem Forum Romanum.

Laut Cicero führte der Pontifex Maximus einst auch die annales maximi, in denen wichtige religiöse und politische Ereignisse nach Jahren geordnet gelistet worden seien. Der Pontifex Maximus war in Rom jedenfalls auch für den Kalender zuständig; die pontifices mussten in republikanischer Zeit nach Bedarf Schalttage einfügen, wenn sich zu große Verschiebungen ergeben hatten. Allerdings nicht in seiner Funktion als Pontifex Maximus, die er auch innehatte, sondern als Römischer Diktator, führte Gaius Iulius Caesar im Jahr 46 v. Chr. den Julianischen Kalender ein, der dieses Problem beseitigte. Die letzten Pontifices Maximi zur Zeit der Römischen Republik waren Gaius Iulius Caesar und Marcus Aemilius Lepidus. Nach Lepidus' Tod wurde 12 v. Chr. Caesars Adoptivsohn Augustus neuer Pontifex Maximus, und fortan hatten alle römischen Kaiser diese Funktion inne; im Falle eines Mehrkaisertums kennzeichnete sie den ranghöchsten Herrscher, bis das Oberpontifikat 238 unter Pupienus und Balbinus erstmals geteilt wurde.

Nicht wenige Forscher sind der Ansicht, der Pontifex Maximus sei vor Augustus zwar fraglos einer der angesehensten Priester Roms gewesen, aber erst in der Kaiserzeit zum obersten Aufseher der römischen Kulte geworden, da der Inhaber des Amtes nun ja als Kaiser zugleich stets auch der mächtigste Mann im Reich war. Nicht zu verwechseln ist die Rolle des Kaisers als Priester mit seiner Verehrung im Rahmen des Kaiserkultes.

Mit der Christianisierung des Reiches verlor das Amt zunächst seine Bedeutung. Nach Konstantin erscheint die Bezeichnung nur noch selten in der kaiserlichen Titulatur, seit Kaiser Gratian, der diesen Titel im Jahr 382 ablegte,[1] dann überhaupt nicht mehr, auch wenn sich noch Kaiser Anastasius 516 in einem Schreiben an den römischen Bischof als pontifex bezeichnete und damit seinen Anspruch unterstrich, in kirchliche Angelegenheiten eingreifen zu dürfen (Hormisd. epist. 12). Dies war kein Zufall, denn zu diesem Zeitpunkt hatten die römischen Bischöfe begonnen, den vakanten Titel selbst zu führen: Der erste Bischof von Rom, der den Titel Pontifex Maximus wieder aufgriff, war Papst Leo der Große (440–461) gewesen. Unter Gregor dem Großen wurde der Begriff dann fester, wenngleich eigentlich inoffizieller Titel der Päpste der römisch-katholischen Kirche.

Der offizielle Titel „Summus Pontifex“ als Bestandteil der päpstlichen Titulatur stellt höchstwahrscheinlich eine wörtliche lateinische Übersetzung des griechischen ἀρχιερεὺς μέγιστος dar, das in der Antike seinerseits die gängige griechische Entsprechung für Pontifex Maximus gewesen war.

Bekannte Pontifices Maximi der Römischen Republik

ca. 509–409 v. Chr. Caius, oder Sextus Papirius (Historizität umstritten) D. H. 3.36
ca. 460–440 v. Chr. Quintus Furius (Historizität umstritten) Liv. 3.54.5; Diod. 12.35.1; CIL 9.3823; Ascon. Corn. 77 nennt stattdessen jedoch einen M. Papirius
ca. 431–420 v. Chr. Aulus Cornelius Cossus Liv. 4.27.1, 4.31.5, 4.33.7–8, 4.34.4–5, 4.44.11–14
ca. 420–397 v. Chr. Marcus Folius Liv. 5.41.3
ca. 397–390 v. Chr. Spurius Minucius Augurinus Liv. 4.44.1–3, Plu. de inim. util. 6
ca. 390 v. Chr. Marcus Fabius/Folius Vibulanus Liv. 5.51.4
ca. 332 v. Chr. Publius Cornelius Calussa Liv. 25.5.4; laut Bardt[2] und Rüpke[3] zwischen Barbatus und Coruncanius einzuordnen
ca. 304 v. Chr. Cornelius Barbatus Liv. 9.46.6
ca. 254–243 v. Chr. Tiberius Coruncanius Liv. Per. 18; Cic. Dom. 54; N. D. 1.41, 3.2; Brut. 14
ca. 243–221 v. Chr. Lucius Caecilius Metellus Plin. nat. 7.43.139–141; Liv. Per. 19; Cic. Sen. 9.30; Val. Max. 1.1.2, 8.13.2; Tac. ann. 3.71
ca. 221–213 v. Chr. Lucius Cornelius Lentulus Caudinus Liv. 22.10.1, 25.2.2
212–183 v. Chr. Publius Licinius Crassus Dives Liv. 25.5.2–3, 27.6, 31.9, 34.44, 36.2, 37.51, 39.46; Val. Max. 1.1.6
183–180 v. Chr. Gaius Servilius Geminus Liv. 40.42.8–11
180–152 v. Chr. Marcus Aemilius Lepidus Liv. 32.7.15, 37.43, 40.42, 41.27; Per. 48; Val. Max. 4.2.1, 6.6.1; Cic. Sen. 17; Plb. 23.1; 32.22
150–141 v. Chr. Publius Cornelius Scipio Nasica Corculum Liv. Per. 48; Cic. Sen. 14; Aug. C. D. 1.30
141–132 v. Chr. Publius Cornelius Scipio Nasica Serapio Plu. T.G. 21; Cic. Flac. 31; Tusc. 4.23.51; Val. Max. 1.4.2; App. BC 1.16; Vell. 2.3.1
132–130 v. Chr. Publius Licinius Crassus Dives Mucianus Cic. Sen. 14; Phil 11.8; Orat. 1.37.170, 1.56.240; Brut. 26.98; Gell. 1.13; Plu. TG 9.1
130–ca. 115 v. Chr. Publius Mucius Scaevola Cic. Dom. 53.136; Orat. 2.12.52; Leg. 2.21.52; N. D. 1.41.115
114–ca. 103 v. Chr. Lucius Caecilius Metellus Delmaticus Asc. pp. 45.23–27, 46.5; Macr. Sat. 1.10.5; Cic. Scaur. 46.47; Plin. nat. 11.65.174
ca. 103–89 v. Chr. Gnaeus Domitius Ahenobarbus Suet. Nero 2; Cic. Deiot. 11.31; Liv. Per. 67; Val. Max. 6.6.5
ca. 89–82 v. Chr. Quintus Mucius Scaevola Cic. Leg 2.19.47; 21.52–53; N. D. 3.32.80; Amic. 1.1; Off. 3.17; Brut. 90.311; Liv. Per. 86; Asc. pp. 14.67; Gel. 5.19
ca. 81–63 v. Chr. Quintus Caecilius Metellus Pius D.C. 37.37; Plu. Caes. 7.1; A. Vict. De vir ill. 63.3; Asc. pp. 79.22-23
63–44 v. Chr. Gaius Iulius Caesar D. C. 37.37.1; Vell. 2.43.3
44–12 v. Chr. Marcus Aemilius Lepidus Macr. 3.13.11; Cic. Resp. 6.1; Liv. Per. 117; D.C. 44.53, 54.27, 56.38; Suet. Oct. 34; Vell. 2.63

Literatur

  • Richard D. Draper: The Role of the Pontifex Maximus and Its Influence in Roman Religion and Politics. University Microfilms International, Ann Arbor MI 1988, (Provo UT, Brigham Young University, Dissertation, 1988).
  • Konrat Ziegler: Pontifex. In: Der kleine Pauly. Band 4: Nasidius bis Scaurus. Druckenmüller, Stuttgart 1972, Sp. 1046–1048.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Konrat Ziegler: Pontifex. In: Der Kleine Pauly (KlP). Band 4, Stuttgart 1972, Sp. 1046–1048 (hier: Sp. 1048).
  2. Carl Bardt: Die Priester der vier grossen Collegien aus römisch-republikanischer Zeit. Trowitzsch & Sohn, Berlin 1871, S. 3 .
  3. Jörg Rüpke: Livius, Priesternamen und die annales maximi. In: Klio. Bd. 75, 1993, S. 155–179, hier S. 160 Anm. 33, doi:10.1524/klio.1993.75.75.155.
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