Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Rektion

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Rektion (von lat. regere, „beherrschen“, engl. government) ist ein Begriff der Grammatik, der eine Beziehung zwischen einem Wort („Regens“) und einem von ihm abhängigen, regierten Satzteil (auch „Dependens“) bezeichnet. In Rektionsbeziehungen können grammatische Merkmale wie Kasus an das regierte Element zugewiesen werden.

Rektion in der traditionellen Grammatik

In der traditionellen Grammatik hat der Begriff Rektion eine vergleichsweise engere Bedeutung und bezeichnet die Zuweisung eines Kasus durch Verben oder Präpositionen, seltener auch Nomen, an ihre Argumente. Zum Beispiel regiert das Verb bestellen den Akkusativ seines Objektes und die Präposition mit den Dativ an ihrer Ergänzung:

  • Er bestellte Akk[einen Pfannkuchen] mit Dat[einem kleinen Salat].
Weitere Beispiele
  • Das Verb „helfen“ benötigt ein Objekt, das im Dativ steht: „Ich helfe dir.“
  • Das Verb „geben“ verlangt, dass das indirekte Objekt des Satzes im Dativ steht: „Ich gebe dem Mann den Ball.“
  • Die Präposition „wegen“ weist ihrer Ergänzung den Genitiv zu, „durch“ den Akkusativ.

Statusrektion

Analog zum Begriff der Kasusrektion werden infinite Verbformen, die von Hilfsverben verlangt werden, auch als Fall von Rektion beschrieben. Gunnar Bech (1955/1983) prägte dafür den Begriff „Statusrektion“, da die verschiedenen Infinitivformen von ihm als „verbaler Status“ bezeichnet wurden. Bei diesen durch Rektion zugewiesenen Infinitivmerkmalen handelt es sich um:

  • den bloßen Infinitiv auf -en,
  • den Infinitiv mit zu
  • oder die sogenannte Partizipform.

Beispiele sind die beiden Varianten des Hilfsverbs werden als Passiv- und als Futur­hilfsverb. Dass es sich hier um zwei verschiedene Hilfsverben handelt, sieht man nur daran, dass sie verschiedene Merkmale regieren, d.h. dass dem begleitenden Vollverb unterschiedliche Infinitivformen zugewiesen werden:

Passiv: verlangt die Partizipform am Vollverb (Bech: „3.Status des Infinitivs“)

ob er von jemandem angezeigt wird

Futur: verlangt den bloßen -en-Infinitiv (Bech: „1.Status“)

ob er den Mann anzeigen wird

Rektion in der generativen Grammatik

In formalen Theorien der Syntax, z.B. der Government-Binding-Theorie, bezeichnet man als Rektion eine strukturelle Beziehung zwischen zwei Einheiten im Satz, die mit Kasuszuweisung einhergehen kann, aber nicht muss. Die Rektionsbeziehung kann anhand des im Bild angegebenen Strukturbaums erläutert werden.

Baumdiagramm einer PP mit eingebetteter komplexer NP

Die Präposition "mit" hat hier als Ergänzung (Komplement) die Wortgruppe "einem Salat aus dem Garten". Diese bildet eine Nominalphrase oder "Substantivgruppe" (=NP), da ihr Kernbestandteil bzw. Kopf das Nomen"Salat" ist.[1]

Von "Salat" hängt seinerseits eine weitere Wortgruppe ab, die die Präposition "aus" als Kopf hat (also eine Präpositionalphrase = PP). Diese PP ist also ein Attribut zum Nomen "Salat".[2]

In der angegebenen Struktur herrscht nun eine Rektionsbeziehung (blauer Pfeil) zwischen der Präposition "mit" und der Nominalphrase um das Nomen "Salat", denn diese Einheiten erfüllen die Anforderungen der folgenden Definition (eine vereinfachte Formulierung der in der Government-Binding-Theorie üblichen Form):[3]

Rektion
Ein Ausdruck α regiert einen Ausdruck β genau dann, wenn gilt:
  1. α ist ein Kopf
  2. Die Phrase, deren Kopf α ist, enthält auch β
  3. Es gibt keinen weiteren Kopf zwischen α und β, dessen Phrase β auch schon enthalten würde.

Die letzte Bedingung ist nötig, um Rektionsbeziehungen im Satz auf bestimmte Distanzen einzuschränken. Im angegebenen Beispiel gilt nun folgendes:

  • Wählen wir als α = "mit" und β = NP mit dem Kopf N="Salat". Dann regiert die Präposition "mit" die NP, denn (i) P ist ein Kopf, (ii) der eine Phrase erzeugt (PP), die die NP enthält und (iii) es ist kein anderer Kopf dazwischen, der die gleiche Eigenschaft hat.
  • Wählen wir α = "mit" und β = NP mit dem Kopf N="Garten". Dann regiert die Präposition die NP "dem Garten" nicht. Denn zwar sind die Bedingungen (i) und (ii) wieder erfüllt, aber zwischen "mit" und "dem Garten" befindet sich die Präposition "aus", und deren PP enthält die NP "dem Garten" auch schon (grauer Kasten). Es herrscht eine Rektionsbeziehung zwischen "aus" und "dem Garten", aber nicht mit der oberen Präposition "mit". Letztere kann also nicht in den grau gezeichneten Bereich hineinregieren.

In diesem Beispiel sind die regierenden Köpfe, die Präpositionen, Kasuszuweiser, sie vergeben beide einen Dativ an ihre Ergänzung. Kasuszuweisung wird nun als ein Prozess verstanden, der möglich ist, wenn eine Rektionsbeziehung in der Struktur besteht, und wenn der Kopf einen Kasus vergibt. Die obige Definition stellt also auch sicher, dass die NP "dem Garten" ihren Dativkasus nur von "aus" bekommen kann, nicht von einer weiter entfernten Präposition.

Rektionsbeziehungen ohne Kasuszuweisung werden in der generativen Syntax z.B. benutzt um die Grammatik von gebundenen Pronomina oder leeren Kategorien zu modellieren, also v.a. in der Bindungstheorie und im "Empty-Category-Principle" (ECP) der Government-Binding-Theorie.

Siehe auch

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Dies ist nur eine von mehreren möglichen Analysen, eine Alternative ist die Einstufung als Determinansphrase
  2. Der abgebildete Baum ist eine Vereinfachung gegenüber der klassischen X-Bar-Theorie, da er keine leere Projektion benutzt; wenn dagegen strukturell zwischen Komplementen und Adjunkten unterschieden werden soll, müsste das Attribut neben einem unverzweigenden N'-Knoten stehen statt neben N°
  3. Vgl. z.B. Poole (2011), Seite 101ff. in Verbindung mit S. 129

Literatur

  • Gunnar Bech: Studien über das deutsche Verbum infinitum. Band I (= Det Kongelige Danske Videnskabernas Selskab, Historisk-filologiske Meddelser 35, no. 2), København, 1955. Nachdruck Tübingen, Niemeyer, 1983.
  • Helmut Glück (Hrsg.): Metzler-Lexikon Sprache. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart, Weimar: Metzler, 2005. ISBN 3-476-02056-8.
  • Geoffrey Poole: Syntactic Theory. Palgrave Macmillan, 2nd edition, 2011. ISBN 978-0230243941
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Rektion aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.