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Tunika

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Dieser Artikel erläutert die Tunika als römisches und als mittelalterliches Kleidungsstück; zu der Tunika als Gewebe in der Botanik siehe Sprossachse.
Germanische Tunika aus dem Thorsberger Moor, etwa 4. Jahrhundert n. Chr.

Die Tunika (lateinisch: tunica, -ae f.) war ein Kleidungsstück, das von der römischen Antike bis ins Mittelalter von Männern und Frauen unmittelbar auf dem Körper getragen wurde. Heutzutage bezeichnet es einen bestimmten Modeschnitt in der Damenmode.

Die Tunika in der Antike

Die Tunika bestand ursprünglich, wie der griechische Chiton, aus zwei rechteckigen Stoffstücken, die nur auf den Schultern mit Hilfe von Fibeln zusammengehalten wurden, und von denen das hintere etwas länger war als das vordere. Verbreiteter war die an den Schultern und den Seiten zusammengenähte Tunika. Sie war aus Wolle gefertigt und anfangs ohne Ärmel. Später wurden kurze, nicht bis an die Ellbogen reichende, Ärmel üblich. Sie wurde über den Hüften durch einen Gürtel zusammengehalten und reichte bei Männern bis unter die Knie herab, bei Frauen bis zu den Knöcheln. Römische Bürger trugen bei besonderen Anlässen über der Tunika die Toga, Matronen die Stola. Ansonsten trug man gegen Kälte oder aus Modegründen mehrere Tuniken übereinander, wobei die unterste Subucula oder tunica intima genannt wurde.

Militärtunika und Cingulum

Soldaten trugen weißwollene Tuniken, Centurionen (= Hauptleute) rote. In der Historia Augusta erscheint tunica russa ducalis beziehungsweise militaris („rote Tunika“) als Kleidungsstück hoher Offiziere (= dux). Bildliche Belege bestätigen dies. Die Soldaten der Marine (classis) trugen blassblaue Tuniken, die nautischen Offiziere dunkelblaue. In der älteren Literatur[1] wird aufgrund einer missverstandenen Stelle bei Martial[2] oft angenommen, dass alle römischen Soldaten rote Tuniken trugen. Dieses Missverständnis ist noch heute anzutreffen, auch bei Reenactor-Gruppen.

An der Tunika der Senatoren war auf beiden Seiten bis zum unteren Saum ein breiter Purpurstreifen (clavus) eingewebt (tunica laticlavia); die der Ritter war durch zwei schmalere Purpurstreifen ausgezeichnet (tunica angusticlavia), doch trugen sie zur Kaiserzeit auch die tunica laticlavia. Die Triumphatoren trugen Purpurtuniken, auf deren Saum Palmen in Gold gestickt waren (tunica palmata).

Die einfarbige, unverzierte Tunika (tunica recta) erhielten die Jünglinge zugleich mit der toga virilis und Frauen, wenn sie heirateten, als Brautkleid von ihren Eltern. Dieses Brautkleid sollte nach alter Sitte von der Braut selbst gewoben sein, dieser Brauch wurde aber gegen Ende der Republik nur noch selten geübt,[3] so dass Sueton es als außergewöhnlich hervorhebt, dass Augustus seine Tochter und Enkelinnen zum Weben anhielt.[4]

Die Tunika im Mittelalter

Dieses Kleidungsstück wurde nicht nur von den Römern in der Antike getragen. Sie war auch, angefangen von der Zeit des Frühmittelalters bis zum Spätmittelalter (in dieser Epoche etwa bis zum 16. Jahrhundert), in ganz Europa beliebt. Doch schon ab dem 12. Jahrhundert ändert sich die Mode. Die Tunika war nicht mehr das Grundkleidungsstück für Männer und Frauen, sondern wurde durch neue Schnitte verändert und variiert. Im Gegensatz zum Römischen Reich, wo die Tunika in erster Linie ein Untergewand gewesen war, wurde sie im Mittelalter als Obergewand getragen.

Der Stand des Trägers bzw. der Trägerin drückte sich in der Art und der Aufwendigkeit der Verzierungen aus: Während Bauern eher einfache, kürzere Tuniken trugen, welche bei der Feldarbeit nicht behinderten, waren die der Edelmänner eher reichhaltig verziert und oft mit aufwendigen breiten Borten an den Säumen geschmückt. Oft hatte die Tunika am Halsausschnitt vorne in der Mitte einen Schlitz, der das Hineinschlüpfen erleichterte. Dieser konnte durch eine Fibel geschlossen werden. Auch im Mittelalter wurde die Tunika stets gegürtet getragen.

Stoffe

Als Material wurde meistens Leinen oder Wolle verwendet, bei wohlhabenden Leuten auch Seide.

Farben

Während für Bauern ab dem 12. Jahrhundert ungefärbte, graublaue oder graue Kleidung vorgeschrieben war, waren die Tuniken der Adligen und auch der Geistlichen häufig sehr farbenfroh. Den Geistlichen wurden ab dem 13. Jahrhundert in Bezug auf Schmuck und Farbenpracht weitreichende Regeln auferlegt (so durften beispielsweise grüne und rote Stoffe nicht verwendet werden), an welche sich aber gerade die hohen Geistlichen häufig nicht hielten.

Siehe auch: Tunicella

Die Tunika in der Moderne

Das eigentliche Gewand eines Ordenshabits wird in den meisten monastischen Orden Tunika genannt.

Seit dem späten 20. Jahrhundert wird mit Tunika auch ein längeres, meist locker geschnittenes Oberteil bezeichnet, das kürzer als ein Minikleid ist. Diese Tuniken werden zu einer Hose getragen.

Literatur

  • Matthias Pausch: Die römische Tunika – Ein Beitrag zur Peregrinisierung der antiken Kleidung. Wißner, Augsburg 2003, ISBN 3-89639-370-7.
  • Michael Störmer, Xenia Krämer: Lebendiges Mittelalter: Buch der Gewandung. DragonSys, Zirndorf 2001, ISBN 3-925698-42-6.
  • Martha Bringemeier: Priester- und Gelehrtenkleidung. Tunika – Sutane, Schaube – Talar. Ein Beitrag zu einer geistesgeschichtlichen Kostümforschung. In: Rheinisch-Westfälische Zeitschrift für Volkskunde. Beiheft 1. Münster 1974, ISSN 0556-8218 (Online, abgerufen am 15. Januar 2017).

Weblinks

 Commons: Tunika – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. zum Beispiel: Johann Jacob Hofmann (1635–1706): Lexicon Universale. Leiden 1698, S. 531–532 (Online, abgerufen am 15. Januar 2017).
  2. Martial 14,129.
  3. Ingemar König: Vita Romana – Vom täglichen Leben im alten Rom. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2004, ISBN 3-534-17950-1, S. 35.
  4. Sueton, Augustus 64.2
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Tunika aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.