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Élysée-Vertrag
Der als Élysée-Vertrag bezeichnete deutsch-französische Freundschaftsvertrag wurde am 22. Januar 1963 von Bundeskanzler Konrad Adenauer und vom französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle im Pariser Élysée-Palast unterzeichnet. Dieses Abkommen über die deutsch-französische Zusammenarbeit hat die beiden Nachbarn in Europa nach langer „Erbfeindschaft“ und verlustreichen Kriegen seitdem immer mehr zusammengeführt. Der Vertrag verpflichtet beide Regierungen zu Konsultationen in allen wichtigen Fragen der Außen-, Sicherheits-, Jugend- und Kulturpolitik. Ebenso wurden Treffen auf Regierungsebene in regelmäßigen Abständen beschlossen. Auf französischer Seite war François Seydoux de Clausonne, auf deutscher Seite Adenauers außenpolitischer Berater Horst Osterheld wesentlich am Zustandekommen des Vertrages beteiligt.
Für zwischenzeitliche Verstimmung sorgte die Präambel, die dem Vertrag von deutscher Seite vor der Ratifizierung hinzugefügt wurde. Darin erklärten die Deutschen ihre enge Bindung an die USA und den Willen zur Aufnahme Großbritanniens in die EWG. De Gaulle hingegen verfolgte das Ziel, mit Hilfe der Bundesrepublik Deutschland die Position Europas gegenüber den USA zu stärken und auszubauen, also die Bedeutung der USA zu schwächen.
Der Vertrag trat nach Unterzeichnung am 2. Juli 1963 in Kraft. Ihm folgte am 5. Juli 1963 das Gründungsabkommen für das Deutsch-Französische Jugendwerk. In der Folgezeit entstanden zahlreiche Städtepartnerschaften sowie Partnerschaften zwischen Schulen und Vereinen.
1988 setzten Bundeskanzler Helmut Kohl und der französische Staatspräsident François Mitterrand in Ergänzung des Vertrages Räte für die Abstimmung von Verteidigungsinteressen (Deutsch-französischer Verteidigungs- und Sicherheitsrat) und der Wirtschafts-, Finanz- und Währungspolitik ein. Seit 2001 finden darüber hinaus infolge des „Blaesheim-Abkommens“ die Treffen zwischen beiden Regierungschefs auf 6- bis 8-wöchentlicher Basis statt.
Am 22. Januar 2003, zur 40-Jahr-Feier der Unterzeichnung des Élysée-Vertrags, fand das erste Treffen des Deutsch-Französischen Ministerrates statt. Es gab eine gemeinsame Sitzung der Assemblée nationale und des Deutschen Bundestags in Versailles und ein Beauftragter für die deutsch-französische Zusammenarbeit in beiden Ländern wurde erstmals ernannt. 2003 wurde von Deutschland und Frankreich auch der gemeinsam finanzierte Deutsch-Französischer Fonds für Kulturprogramme in Drittländern, der so genannte Élysée-Fonds, geschaffen. Dieser Fonds fördert jährlich deutsch-französische Kulturprojekte mit maximal 25.000 Euro. 2011 standen ihm 460.000 Euro zur Verfügung. Im Rahmen der Feierlichkeiten kam es dann zu einer Gemeinsamen Erklärung des Französischen Präsidenten und des Deutschen Bundeskanzlers, die aber nur als Absichtserklärung zu verstehen ist und als Ziel eine doppelte Staatsbürgerschaft für Deutsche und Franzosen anstrebt, sowie Harmonisierung des Familien- und Zivilrechtes.
Um den 50. Jahrestag der Unterzeichnung des Élysée-Vertrags zu feiern, haben Frankreich und Deutschland ein Deutsch-Französisches Jahr ausgerufen. In dessen Rahmen fanden von September 2012 bis Juli 2013 zahlreiche Veranstaltungen auf offizieller und zivilgesellschaftlicher Ebene statt.[1]
Am 50. Jahrestag der Vertragsunterzeichnung, also am 22. Januar 2013, kamen die französische Regierung, der Staatspräsident (François Hollande) und der Senat zu Feierlichkeiten nach Berlin. Auch die Abgeordneten beider Parlamente (Deutscher Bundestag und Nationalversammlung) erinnerten gemeinsam an das historische Ereignis; alle 577 Abgeordneten der Nationalversammlung waren nach Berlin eingeladen.[2] Am 31. Januar 2013 veranstaltete der Stab des Eurokorps in Straßburg einen Festakt aus Anlass des 50. Jahrestages des Élysée-Vertrags und am 14. Juli, dem Nationalfeiertag Frankreichs nahm die Luftwaffe erstmals am „Flypass“ über Paris teil.
Siehe auch
Literatur
- Ansbert Baumann: Begegnung der Völker? Der Élysée-Vertrag und die Bundesrepublik Deutschland. Deutsch-französische Kulturpolitik von 1963 bis 1969 (= Moderne Geschichte und Politik 18). Peter Lang, Frankfurt 2003, ISBN 3-631-50539-6 (zugleich: Diss., Universität Tübingen, 2001).
- Ansbert Baumann: Die organisierte Zusammenarbeit. Die deutsch-französischen Beziehungen am Vorabend des Élysée-Vertrags (1958–1962). DFI compact, 1 ISSN 1619-8441. Deutsch-Französisches Institut, Ludwigsburg 2002.
- Nicole Colin, Corine Defrance, Ulrich Pfeil, Joachim Umlauf (Hrsg.): Lexikon der deutsch-französischen Kulturbeziehungen nach 1945, Tübingen 2013, ISBN 978-3-8233-6693-5.
- Corine Defrance, Ulrich Pfeil (Hrsg.): Der Élysée-Vertrag und die deutsch-französischen Beziehungen 1945–1963–2003 (= Pariser historische Studien 71). Oldenbourg, München 2005, ISBN 3-486-57678-X, Online perspectivia.net.
- Corine Defrance, Ulrich Pfeil: Deutsch-Französische Geschichte. Band 10: Eine Nachkriegsgeschichte in Europa: 1945 bis 1963. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2011, ISBN 978-3-534-14708-3.
- Corine Defrance, Ulrich Pfeil (Hrsg.): La France, l’Allemagne et le traité de l’Élysée, 1963–2013, Paris 2012, ISBN 978-2-271-07488-1.
- Corine Defrance, Ulrich Pfeil: 50 Jahre Deutsch-Französisches Jugendwerk / L’Office franco-allemand pour la jeunesse a 50 ans, hrsg. vom DFJW, Berlin, Paris 2013, ISBN 978-2-36924-000-6.
- Dokumente-Documents. Zeitschrift für den deutsch-französischen Dialog - Revue du dialogue franco-allemand. Schwerpunkthefte: 50 Jahre Élysée-Vertrag. Bilingual (Hauptartikel in einer der beiden Sprachen, ein Resümée in der je anderen). Hrsg. Gesellschaft für übernationale Zusammenarbeit GÜZ. Verlag Dokumente, Bonn 2012, H. 2 bis 4 ISSN 0012-5172
- Ulrich Lappenküper: Deutsch-französische Wechselwirkungen. Entente élémentaire. Die Geschichte des deutsch-französischen Freundschaftsvertrags vom 22. Januar 1963. Vortrag anlässlich des 40. Jahrestages der Unterzeichnung des E.V. am 22. Januar 2003. DVA-Stiftung, Stuttgart 2003 (nicht im Handel).
- Ulrich Lappenküper: Die deutsch-französischen Beziehungen 1949–1963. Von der „Erbfeindschaft“ zur „Entente élémentaire“ (= Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte 49). 2 Bände. Oldenbourg, München 2001, ISBN 3-486-56522-2 (Zugleich: Bonn, Univ., Habil.-Schr., 1998).
- Ulrich Pfeil: Die DDR und der Élysée-Vertrag vom 22. Januar 1963, in: Heiner Timmermann (Hrsg.): Die DDR in Deutschland. Ein Rückblick auf 50 Jahre (= Dokumente und Schriften der Europäischen Akademie Otzenhausen 93), Duncker & Humblot, Berlin 2001, ISBN 3-428-10418-8, S. 91–106.
- Ulrich Pfeil: Die „anderen“ deutsch-französischen Beziehungen. Die DDR und Frankreich 1949–1990 (= Zeithistorische Studien des Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam. Bd. 26), Böhlau, Köln u.a. 2004, ISBN 3-412-04403-2.
- Gilbert Ziebura: Die deutsch-französischen Beziehungen seit 1945. Mythen und Realitäten. Überarbeitete und aktualisierte Neuausgabe. Neske Stuttgart 1997, ISBN 3-7885-0511-7.
Weblinks
- Text des Élysée-Vertrages (Memento vom 20. Oktober 2000 im Internet Archive)
- 40th Anniversary of Elysee Treaty, Video (30 Min.), Pressekonferenz mit Gerhard Schröder und Jacques Chirac, C-SPAN
- 50 Jahre Élysée-Vertrag - Deutsch-Französisches Jahr auf dem Informationsportal zur politischen Bildung
- Élysée50: Eine Freundschaft macht Schule, Video (3 Min.) - 50 Jahre deutsch-französischer Freundschaftsvertrag / YouTube-Channel der Bundesregierung
- Élysée50: Immer ein paar Schritte voraus - Der Chef des Protokolls, Video (6 Min.) - Hinter den Kulissen: 50 Jahre deutsch-französischer Freundschaftsvertrag / YouTube-Channel der Bundesregierung
- Élysée50: Gemeinsam arbeiten im Europa-Park, Video (3 Min.) - 50 Jahre deutsch-französischer Freundschaftsvertrag / YouTube-Channel der Bundesregierung
- www.france-allemagne.fr
Einzelnachweise
- ↑ france-allemagne.fr, abgerufen am 17. Oktober 2012.
- ↑ 50 Jahre Elysée-Vertrag. , Spiegel Online, 15. Januar 2013.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Élysée-Vertrag aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |