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Ökumenische Bewegung
Die ökumenische Bewegung (von Ökumene, griech. oikoumene, „Erdkreis, die ganze bewohnte Erde“) ist eine Bewegung von Christen, die eine weltweite Einigung und Zusammenarbeit der verschiedenen christlichen Kirchen anstrebt.
Die Bewegung begann, nach verschiedenen Ansätzen schon in der frühen Neuzeit, zu Anfang des 20. Jahrhunderts. Sie fand ihre institutionelle Gestalt vor allem im Ökumenischen Rat der Kirchen sowie den lokalen Arbeitsgemeinschaften Christlicher Kirchen.
Anfänge der modernen ökumenischen Bewegung
Im 19. Jahrhundert entstanden verschiedene christliche Organisationen wie Missions- und Bibelgesellschaften, der Christliche Verein Junger Männer und der Christliche Studentenweltbund, die bereits ein Streben nach Einheit über nationale und konfessionelle Grenzen hinweg erkennen ließen. Die moderne Ökumene wurde Anfang des 20. Jahrhunderts insbesondere von protestantischen Kirchen initiiert. Sie wurden gleichzeitig zur treibenden Kraft in dieser Bewegung.[1]
Als Beginn der modernen ökumenischen Bewegung wird die Weltmissionskonferenz in Edinburgh im Jahre 1910 angesehen. Drei Grundziele waren bestimmend:
- Gemeinsames Handeln in der Mission
- Einheit in der Verkündigung von Jesus Christus
- Gemeinsamer Dienst an der Welt
Die ökumenische Bewegung und ihre Institutionen heute
Die ökumenische Bewegung hat vieles selbstverständlich werden lassen, was um die Mitte des 20. Jahrhunderts undenkbar war. Dazu gehören konfessionsübergreifende Gottesdienste, Bibel-, Gebets- und Gesprächskreise, Begegnungen und Gemeindefeste, auf Kirchenleitungsebene theologische Konsultationen, gemeinsame Erklärungen zu gesellschaftlichen Themen und gemeinsames diakonisches Handeln.
Die Bewegung wird heute u. a. durch den Ökumenischen Rat der Kirchen vertreten, dem die katholische Kirche aufgrund ihres Selbstverständnisses nur als Gast angehört.[2] Der Rat wurde 1948 gegründet; ihm gehören derzeit 349 Kirchen aus mehr als 120 Ländern an. Der Rat widmet sich den oben genannten drei Aufgaben.
Es gibt aber auch einige weitere ökumenische Bemühungen, die ebenfalls zu einer Institution gefunden haben. So ist etwa die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) ein Zusammenschluss von 105 Kirchen auf der Grundlage der Leuenberger Konkordie mit gegenseitiger Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft. Grundlage der Konkordie ist die Einsicht, dass Bekenntnisverschiedenheit nicht notwendigerweise eine Kirchentrennung bedeuten muss.[3]
Daneben wird die ökumenische Bewegung auch von zahlreichen Basisinitiativen getragen. Die weltweit größte ökumenische Basisbewegung von Frauen ist beispielsweise der Weltgebetstag der Frauen.
Das Ziel der Bewegung
Das Ziel der ökumenischen Bewegung zu formulieren, ist selbst Teil des Prozesses. Es setzt einen gemeinsamen Kirchenbegriff voraus, der nicht einfach gegeben ist. Gewöhnlich wird als Leitbild eine organisatorische Zusammenführung der Kirchen, die gegenseitige Anerkennung ihrer rechten Lehre und die gemeinsame Feier des Herrenmahls angesehen.[4]
Doch das ist ein umstrittenes Ziel. Auch innerhalb der ökumenischen Bewegung werden immer wieder Stimmen laut, die eine Ökumene des Konsenses ablehnen und eine Ökumene des wechselseitigen Einspruchs fordern, da jede Kirche notwendigerweise das Recht haben muss, ihre eigenen Positionen zu vertreten. Dieses Umdenken basiert einerseits auf einem protestantischen Kirchenbegriff, der kirchliche Einheit wesentlich, nicht nur vorübergehend, als eine geistliche Zielvorstellung begreift, andererseits auf dem römisch-katholischen Kirchenbegriff, demzufolge die eine Kirche des Glaubensbekenntnisses in der römisch-katholischen Kirche, wenn auch durch Spaltungen geschwächt und verdunkelt, fortbesteht, so dass der Heilige Stuhl den Anspruch erhebt, die Stimme der Kirche zu repräsentieren. Weitere Schwierigkeiten bestehen u.a. darin, dass der Papst auch Oberhaupt eines weltlichen Staates ist, was seine Amtsführung beeinflusst.[5]
Literatur
- Reinhard Frieling: Der Weg des ökumenischen Gedankens. (Zugänge zur Kirchengeschichte, Band 10.) Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1992, ISBN 3-525-33582-2.
- Jörg Ernesti: Kleine Geschichte der Ökumene. Herder, Freiburg/Basel/Wien 2007, ISBN 978-3-451-29654-3.
- Konfessionskundliches Institut: Was eint? Was trennt? Ökumenisches Basiswissen. Verlagshaus Speyer, Speyer 2010, ISBN 978-3-939512-18-9.
- Georg May: Die Ökumenismusfalle. Sarto, Stuttgart 2004, ISBN 978-3-932691-39-3.
- Harding Meyer: Ökumenische Zielvorstellungen. (Bensheimer Hefte 78.) Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1998, ISBN 978-3-525-87166-9.
- Friederike Nüssel, Dorothea Sattler: Einführung in die ökumenische Theologie. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2008, ISBN 978-3-534-16706-7.
- Wolfgang Thönissen (Hrsg.): Lexikon der Ökumene und Konfessionskunde. Herder, Freiburg 2007, ISBN 978-3-451-29500-3.
Weblinks
- Peter Neuner: Ökumenische Bewegung In: Historisches Lexikon Bayerns (24. Juni 2013)
Siehe auch
- Geschichte der Ökumene
- Konfessionskunde
- Arbeitsgemeinschaft für ökumenisches Liedgut
- Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre
Einzelnachweise
- ↑ Die ökumenische Bewegung (Memento vom 17. September 2012 im Internet Archive) auf kerber.net
- ↑ Sie ist jedoch Vollmitglied in den Kommissionen Glauben und Kirchenverfassung sowie Weltmission und Evangelisation.
- ↑ Michael Bünker, Generalsekretär der GEKE, über die Leuenberger Kirchengemeinschaft auf leuenberg.eu
- ↑ Der ÖRK und die ökumenische Bewegung im 21. Jahrhundert (Memento vom 11. Mai 2008 im Internet Archive)
- ↑ Ulrich Körtner: Wohin steuert die Ökumene?. Vom Konsens- zum Differenzmodell, Göttingen 2005, S. 244 ff.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Ökumenische Bewegung aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |