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Öffentliches Gymnasium der Stiftung Theresianische Akademie
Öffentliches Gymnasium der Stiftung Theresianische Akademie | |
---|---|
Schulform | AHS |
Gründung | 1746 |
Ort | Wien |
Bundesland | Wien |
Staat | Österreich |
Koordinaten | 48° 11′ 35,2″ N, 16° 22′ 15,5″ O48.19310316.370983Koordinaten: 48° 11′ 35,2″ N, 16° 22′ 15,5″ O |
Schüler | 831[1] Stand: 2013 |
Lehrer | etwa 130 |
Leitung | Andreas Schatzl |
Website | www.theresianum.ac.at |
Die Theresianum genannte staatliche Anlage mit Gebäuden aus mehreren Jahrhunderten in Wien, 4. Bezirk, Favoritenstraße 15, dient als Sitz des Öffentlichen Gymnasiums der Stiftung Theresianische Akademie, wie das Gebäude kurz Theresianum genannt, und der Diplomatischen Akademie Wien. Beide Bildungseinrichtungen haben eine mehrere Jahrhunderte umfassende Tradition. Seit 2011 bietet die Stiftung auch Kindergarten und Volksschule.
Geschichte
1288 war auf diesem Areal ein Gutshof nachweisbar. 1614 wurde das Gut mit Feldern, Wiesen und Weingärten vom Kaiserhaus erworben, wurde 1623 erstmals als Favoritenhof bezeichnet und diente als Witwensitz der Kaiserinnen Anna von Österreich-Tirol, Eleonora Gonzaga und Eleonora Magdalena Gonzaga von Mantua-Nevers. Dazu wurde der Gutshof von 1642 an nach Plänen von Giovanni Battista Carlone zum Lustschloss mit Lustgarten namens Favorita umgestaltet.
Den Kaisern Leopold I., Joseph I. und Karl VI. diente die Favorita als bevorzugter Sommersitz. In dieser Zeit wurden Erweiterungsbauten errichtet, die bei der zweiten Türkenbelagerung, 1683, entstandenen Verwüstungen behoben und die Felder zum Teil verkauft.[2]
Karls VI. Tochter Maria Theresia, Thronerbin in den österreichischen Erblanden, im Königreich Böhmen und im Königreich Ungarn und seit 1745, als ihr Ehemann Kaiser des Heiligen Römischen Reichs wurde, als Kaiserin tituliert, bevorzugte als Sommersitz Schloss Schönbrunn und ließ es ausbauen. Zu dieser Entscheidung mag beigetragen haben, dass die Favorita, was Lage und Architektur betraf, mit Schloss Belvedere nicht konkurrieren konnte, das der für Habsburg siegreiche Feldherr Eugen von Savoyen, von Karl VI. reich beschenkt, etwa 800 Meter weiter östlich unter Nutzung einer prominenten Hanglage errichtet hatte.
Die barocke Favorita (sie wurde mittlerweile als Neue Favorita bezeichnet; die Alte Favorita hatte sich im Augarten befunden)[3] in der Vorstadt Wieden übergab Maria Theresia an die Jesuiten – mit der Auflage, darin eine Erziehungsanstalt, eine Ritterakademie zum Besten des allgemeinen Wesens, besonders aber der adeligen Jugend, einzurichten. Hauptaufgabe sollte die Heranziehung von gebildeten und loyalen Staatsbeamten und Diplomaten sein. Im 18. und 19. Jahrhundert folgten diverse Erweiterungen und Aufstockungen der Gebäude.
1783 löste der Reformer Joseph II. in den österreichischen Erblanden alle Ritterakademien, so auch das Theresianum, auf. 1797 genehmigte Kaiser Franz II. als Landesherr die Wiedereröffnung unter der Leitung der Piaristen. Die Fassade wurde im klassizistischen Stil umgebaut. Nach der Revolution 1848 verfügte Kaiser Franz Joseph I. die Zulassung von Söhnen des Bürgertums als Schüler.
Die von Maria Theresia 1754 gegründete Orientalische Akademie befand sich seit dem 19. Jahrhundert im Theresianum. Um 1900 umbenannt, übersiedelte die Konsularakademie 1904 in ihr neu errichtetes eigenes Gebäude (9., Boltzmanngasse 16, seit 1947 Botschaft der Vereinigten Staaten). Sie wurde 1938 vom NS-Regime aufgehoben. Ihre Funktion wurde 1964 von der Diplomatischen Akademie Wien (siehe unten) wieder aufgenommen.
Nach dem „Anschluss“ Österreichs an NS-Deutschland 1938 lösten die Nationalsozialisten die Theresianische Akademie auf und richteten am 13. März 1939, genau ein Jahr nach dem „Anschluss“, in den Gebäuden eine Nationalpolitische Erziehungsanstalt (Napola) ein. 1944 / 1945 wurde die Anlage durch Fliegerbomben und Granaten schwer beschädigt. 1945 wurden die Gebäude im besetzten Nachkriegsösterreich von der sowjetischen Besatzungsmacht mit Beschlag belegt, die in der Vier-Sektoren-Stadt Wien den 4. Bezirk kontrollierte. Sie übergab das Theresianum der USIA, der Verwaltung des sowjetischen Eigentums in Österreich.
Nach dem Staatsvertrag 1955 erhielten der österreichische Staat bzw. die Stiftung Theresianum die Liegenschaft am 20. September 1955 zurückerstattet, und im September 1957 konnte der Schulbetrieb der Privatschule mit Öffentlichkeitsrecht wieder aufgenommen werden. Die Wiederherstellung der im Krieg beschädigten Gebäude wurde vom Staat 1956–1964 vorgenommen. 1964 nahm in einem Teil der Gebäude die vom Außenministerium errichtete Diplomatische Akademie Wien den Betrieb auf, womit die Wiener Bildungsinstitution für diesen Themenbereich nach 60 Jahren wieder ins Theresianum zurückkehrte.
Seit 1989 werden im Gymnasium auch Schülerinnen aufgenommen.
Das Gymnasium in der Gegenwart
Neben der Allgemeinbildung liegt der Schwerpunkt der Schule in der Fremdsprachenausbildung – zu den Pflichtfächern zählen außer Deutsch noch Englisch, Französisch, Latein, Russisch und Mathematik – und in der Erziehung zur Internationalität. Besonderer Wert wird auf Höflichkeit und gutes Auftreten gelegt. Ein Zusatzangebot gibt es in den Bereichen Sport, Kunst, Kreativität, Informations- und Kommunikationstechnologie und Musik sowie Wirtschaftsprojekte. Die Schule wird als Halb- und Vollinternat geführt.
Das Schulgelände ist 50.000 m² groß und umfasst einen Fußballplatz, sowie einen Funcourt, zwei weitere Fußballplätze, ein Schwimmbad, einen Tennisplatz, eine Laufbahn, zwei Beachvolleyballplätze, einen Basketballplatz, eine große, teilbare Turnhalle und eine kleinere, ältere Halle, in beiden stehen Kletterwände sowie andere Sportgegenstände zur Verfügung.
Derzeit besuchen knapp 800 Schüler die Theresianische Akademie. Viele kommen aus weiter entfernten Bundesländern oder aus dem Ausland und haben in diesem Fall die Möglichkeit im Internat zu wohnen.
Die Professorenwahl trifft die jeweilige Schulleitung in Zusammenarbeit mit dem Stadtschulrat für Wien. Das Internat sowie einige Aktivitäten werden mit dem Lycée Français de Vienne geteilt.
Bekannte Absolventen
- Josef Franz de Paula Hieronymus von Colloredo-Waldsee-Mels, 1732–1812, Bischof von Gurk und Fürsterzbischof von Salzburg
- Vinzenz Joseph von Schrattenbach, 1744–1816, Fürstbischof von Lavant und Bischof von Brünn
- Wilhelm Florentin von Salm-Salm, 1745–1810, Bischof von Tournai und Erzbischof von Prag
- Johann Prokop von Schaffgotsch, 1748–1813, Weihbischof in Prag und Bischof von Budweis
- Franz II. Xaver Altgraf von Salm-Reifferscheidt-Krautheim, 1749–1822, Fürstbischof von Gurk, Kardinal und Organisator der Erstbesteigung des Großglockners
- Franz von Spaun, 1753–1826, österreichischer Jurist, Mathematiker und unangepasster Schriftsteller
- Ferenc Széchényi, 1754–1820, ungarischer Gelehrter und Gründer der ungarischen Nationalbibliothek
- Josef Wenzel Radetzky von Radetz, 1766–1858, österreichischer Feldmarschall, Ritter des goldenen Vlieses
- Ignaz Edler von Mitis, 1771–1842, österreichischer Techniker und Chemiker, Erfinder des Schweinfurter Grüns
- Ignacy Hilary Graf Ledóchowski, 1789–1870, österreichischer und polnischer General
- Joseph Jelačić von Bužim, 1801–1859, k.k. Offizier
- Moritz Freiherr Ebner von Eschenbach, 1815–1898, österreichischer Techniker, Erfinder und Schriftsteller, Ehemann und Förderer von Marie von Ebner-Eschenbach
- Tivadar Puskás, 1844–1893, ungarischer Ingenieur und Erfinder
- Karl Lueger, Politiker und Wiener Bürgermeister, Maturajahrgang 1862
- Olivier Marquis de Bacquehem, Handels- und Innenminister 1847–1917
- Ernest von Koerber, 1850–1919, bürgerlich-liberaler Politiker Österreich-Ungarns.
- Wilhelm Carl Gustav Ritter von Doderer 1854–1932, österreichischer Architekt, Ingenieur und Bauunternehmer
- Alfons XII., 1857–1885, König von Spanien
- Konstantin Jireček, tschechischer Politiker, Diplomat, Historiker und Slawist
- Peter Altenberg, Literat, Maturajahrgang 1876
- Wladimir Ledóchowski, General der Societas Jesu, Maturajahrgang 1884
- Graf István Bethlen von Bethlen, 1874–1946 (?), ungarischer Politiker und Premierminister
- Clemens Peter Freiherr von Pirquet, Kinderarzt, Bakteriologe und Immunologe, Maturajahrgang 1892
- Franz Baron Nopcsa von Felsöszilvás, Begründer der Paläophysiologie und Albanienforscher, Maturajahrgang 1892
- Friedrich Hasenöhrl, Physiker, Maturajahrgang 1892
- Fritz von Herzmanovsky-Orlando, Schriftsteller und Zeichner, Maturajahrgang 1896
- Edgar Ernst Leon Calle, 1879–1955, österreichischer Komponist und Pianist
- Rudolf Sieczyński, 1879–1952, österreichischer Wienerlied-Komponist, Schriftsteller und Beamter
- Ernst August von Hoffmansthal, 1829–1915, deutscher Wienerlied-Komponist
- Joseph Schumpeter, 1883–1950, Ökonom
- Odo Neustädter-Stürmer, Politiker, Maturajahrgang 1905
- Richard Nikolaus Graf von Coudenhove-Kalergi, Schriftsteller, Politiker und Gründer der Paneuropa-Bewegung
- Teddy Kern, 1900–1949, Schauspieler
- Egon Brunswik, 1903–1955, amerikanischer Psychologe
- Gottfried Eduard Arnold, 1914–1989, Mediziner, Phoniatriker, Erforscher von Sprachfehlern und Erkrankungen der Stimmlippen
- Ertuğrul Osman, 1912–2009, Oberhaupt des Hauses Osman
- Hans Jaray, Schauspieler, Autor und Regisseur
- Ernst Gombrich, Kunsthistoriker, Maturajahrgang 1927
- Max Ferdinand Perutz,Chemiker und Nobelpreisträger 1962, Maturajahrgang 1932
- Herbert Hinterleithner, Dichter und Maler, Maturajahrgang 1934
- Rolf Olsen, Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor, 1919–1998
- Hans Hass, Biologe, Unterwasserpionier und Dokumentarfilmer, Maturajahrgang 1937
- Peter Zinner, Cutter und Oscar-Preisträger, Maturajahrgang 1937
- Kurt Schubert, Judaist, Maturajahrgang 1941
- Werner Fasslabend, Politiker und Jurist, Maturajahrgang 1963
- Hans Winkler, österreichischer Diplomat und Staatssekretär, Maturajahrgang 1963
- Alexander Wächter, Schauspieler, Regisseur und Intendant, Maturajahrgang 1966
- Thomas Treu, Offizier, Sanitätschef und Kommandant der Sanitätsschule Wien, Maturajahrgang 1968
- Thomas Angyan, Intendant der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, Maturajahrgang 1971
- Rudolf Striedinger, Offizier, Maturajahrgang 1979
- Dimitris Droutsas, griechischer Politiker, Maturajahrgang 1986
- Nikolaus Scherak, Abgeordneter zum Nationalrat, Maturajahrgang 2004
Literatur
- Erich Schlöss, Franz Ögg, Heinz Kröll: Einfahrt Tag und Nacht freihalten ... oder das Theresianum auf der Wieden. Ein Bildbericht. Verlag Schendl, Wien 1983, ISBN 3-85268-081-6.
- Eugen Guglia: Das Theresianum in Wien. Vergangenheit und Gegenwart. Bearbeitet und ergänzt von Rudolf Taschner. Mit Illustrationen von Heinz Kröll. Böhlau, Wien u. a. 1996, ISBN 3-205-98510-9.
Einzelnachweise
- ↑ Schulprofil_2012_13.pdf, Website der Schule, 145 KB
- ↑ Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Band 5, Kremayr & Scheriau, Wien 1996, ISBN 3-218-00547-7, S. 443 f.
- ↑ Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Band 2, Kremayr & Scheriau, Wien 1993, ISBN 3-218-00544-2, S. 261
Weblinks
- Homepage der Schule
- Eintrag über Theresianum (Neue Favorita) auf Burgen-Austria
- Eintrag über Öffentliches Gymnasium der Stiftung Theresianische Akademie im: Austria-Forum, dem österreichischen Wissensnetz - online (auf AEIOU)
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Öffentliches Gymnasium der Stiftung Theresianische Akademie aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |