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Karl Lueger
Karl Lueger [luˈeːɡər] (geb. 24. Oktober 1844 in Wieden (heute Wien); gest. 10. März 1910 in Wien) war ein österreichischer Politiker und Wiener Bürgermeister.
Leben
Lueger wurde in Wien-Wieden als Sohn des aus Neustadtl an der Donau stammenden Leopold Lueger und seiner Frau Juliane geboren. Sein Geburtshaus befindet sich am heute westlichen Teil des Hauptgebäudes der Technischen Universität am Karlsplatz, wo Luegers Vater als Saaldieners am Wiener Polytechnikum arbeitete. Lueger stammte aus ärmlichen Verhältnissen und besuchte die Theresianische Ritterakademie (das heutige Theresianum) in Wien als Externer. Er studierte danach Rechtswissenschaft und wurde 1870 zum Dr.jur.utr. promoviert. Er war Mitglied der katholischen Studentenverbindung K.A.V. Norica Wien im ÖCV.
Ab 1874 war Lueger als Rechtsanwalt mit eigener Kanzlei tätig und galt als Anwalt der „kleinen Leute“. Dem Vorbild des jüdischen Arztes und Bezirkspolitikers Ignaz Mandl folgend, der in Luegers Wohnbezirk Landstraße als Abgott der „kleinen Leute“ galt, ging Lueger in die Politik.
Frühe politische Laufbahn
Von 1875 bis 1876 und 1878 bis 1910 war er Wiener Gemeinderat. 1885 und 1891 wurde er für den fünften Bezirk Wiens in den Reichsrat gewählt. Seit 1890 saß er im niederösterreichischen Landtag.
Er bereitete mit Karl von Vogelsang, Aloys von Liechtenstein und dem Theologen Franz Martin Schindler den 2. Österreichischen Katholikentag (1889) vor. Daraus entwickelten sich die "Enten-Abende", benannt nach den regelmäßigen Diskussionsrunden im Hotel "Zur Goldenen Ente" in der Riemergasse 4 im 1. Bezirk.
1888 schlossen sich Deutschnationale und Christlichsoziale bei den Wiener Gemeinderatswahlen zu einer Wahlgemeinschaft zusammen, die später als „Vereinigte Christen“ bekannt wurde. Auffallend an dieser Bewegung war das starke Hervortreten des niederen Klerus. Die soziale Frage, die Existenzmöglichkeit der Kleingewerbetreibenden beschäftigte das Denken dieser jungen Kapläne. Sie glaubten, die soziale Frage durch eine Lösung der „Judenfrage“ klären zu können. Eine Verbesserung der Lebenslage der Handwerker war für sie nur durch eine antijüdische Gesetzgebung gegenüber den Wiener Juden zu bewerkstelligen.
Der Führer dieser neuen antisemitischen Partei wurde Karl Lueger, der sich erst 1887 endgültig zum Antisemitismus bekannte. Er hatte erkannt, damit leichter politische Karriere machen zu können und als „Meister der Phrase“ rasch erfasst, wie leicht man die untere Mittelschicht mit der Judenhetze verblenden konnte. Treffend wird dem später von Adolf Hitler als „gewaltigsten deutschen Bürgermeister“ Bezeichneten daher auch der Ausspruch: „Wer ein Jude ist, bestimme ich!“ zugeschrieben.
1893 gründete er die österreichische Christlichsoziale Partei (CS). Die CS verknüpfte, gestützt auf das kleine und mittlere Bürgertum, reformerische Ziele mit antisemitischen und antiliberalen Parolen. Lueger, der ursprünglich vom Liberalismus her kam, gründete die Christlichsoziale Partei als moderne Massenpartei des durch Industrialisierung und Wanderungsbewegungen verunsicherten Wiener Kleinbürgertums und erlangte mit seiner antikapitalistischen und antisemitischen Rhetorik bei diesem breite Popularität.
Bürgermeister von Wien
Lueger war von 1897 bis 1910 Wiener Bürgermeister. Seine Amtszeit ist gekennzeichnet durch zahlreiche (im wesentlichen kreditfinanzierte) kommunale Großprojekte, etwa die II. Wiener Hochquellenwasserleitung, Kommunalisierung der Gas- und Elektrizitätsversorgung sowie der Straßenbahnen, Bau von großen Sozialeinrichtungen wie Versorgungsheim Lainz, Psychiatrisches Krankenhaus am Steinhof. Lueger bediente sich allerdings massiver antisemitischer Propaganda, um mittels seiner Fünf-Gulden-Männer unter Bedingungen eines Zensuswahlrechts Wahlen zu gewinnen.
1895 wurde Lueger zunächst zum Vizebürgermeister der Stadt Wien unter Bürgermeister Raimund Grübl und später, als Grübl sein Amt niederlegte, dessen Nachfolger. Lueger hatte hierzu schon am 29. Mai die nötige Mehrheit (70 Stimmen), lehnte die Wahl aber ab. Der Gemeinderat wurde aufgelöst, womit auch Luegers Ratsmandat erlosch. Nach einer agitativen Kampagne wurde Lueger dann aber wieder in den Rat und am 29. Oktober auch zum Bürgermeister Wiens (93 Stimmen) gewählt. Da diese Wahl jedoch keine kaiserliche Bestätigung fand, musste nun am 13. November erneut gewählt werden. Auch hier wurde Lueger deutlich gewählt und fand erneut keine Zustimmung des Kaisers Franz Joseph I., der die Gleichberechtigung aller Bürger vor dem Gesetz unter einem Bürgermeister Lueger nicht gewährleistet sah. Nach der erneuten Auflösung des Rates fand schließlich eine weitere Wahl am 18. April 1896 auch kein Wohlwollen des Regenten, der auf Anraten des Ministerpräsidenten Badeni, hoher Aristokraten und seiner Freundin Katharina Schratt handelte. Nach einer Audienz beim Kaiser am 27. April verzichtete Lueger dann freiwillig auf das Amt. Der am 6. Mai gewählte Josef Strobach wurde vom Kaiser bestätigt, Lueger fand als Vizebürgermeister Zustimmung. Am 8. April 1897 wurde Lueger dann erneut zum Bürgermeister gewählt. Erst nach der Bitte Papst Leo XIII., Lueger ins Amt zu berufen, gab der Monarch schließlich sein Einverständnis. In der Folge etablierten Lueger und seine Gefolgsleute ein effizient funktionierendes kommunales Machtsystem, das auch stark auf Ämterpatronage beruhte.
In Luegers Zeit als Bürgermeister fallen wesentliche Reformen und Bauvorhaben der Stadtverwaltung, mit denen Wien auf seine geplante Funktion als europäische Metropole von etwa vier Millionen Einwohnern vorbereitet werden sollte. Durch den Zerfall der Donaumonarchie und die darauf folgende Schrumpfung der Wiener Bevölkerung wirkten die entsprechenden Vorhaben noch Jahrzehnte nach und trugen zu dem "Lueger-Kult" bei, der in den Kreisen seiner Anhänger gepflegt wurde. Nach Luegers frühzeitigem Tod als Folge der Zuckerkrankheit reduzierte sich allerdings die Popularität seiner Bewegung erheblich. Lueger hatte seine Wahlerfolge in Wien auch einem ungleichen Kurien- und Zensuswahlrecht zu verdanken. Noch vor dem Ersten Weltkrieg errang die von Lueger stets erbittert bekämpfte Sozialdemokratie die absolute Mehrheit der Stimmen in Wien, blieb aber aus Gründen des Wahlrechts bis 1919 von der kommunalen Regierungsverantwortung ausgeschlossen.
Nach Karl Luegers Tod nahmen hunderttausende Österreicher, darunter auch Adolf Hitler, an seiner Beisetzung teil. Lueger liegt in der so genannten "Bürgermeistergruft" der Dr.-Karl-Lueger-Gedächtniskirche (Kirchengruft 6) auf dem Wiener Zentralfriedhof begraben.
Antisemitismus als Programm
Lueger spielte geschickt einzelne Zuwanderergruppen gegeneinander aus - so konzentrierte er seine feindselige Rhetorik auf die Juden, die damals im Wiener Handel und den freien Berufen einen starken sozialen Aufstieg erlebten, während er die mehrheitlich proletarischen und katholischen "Böhmen" explizit in Schutz nahm. In einer Rede 1899 sprach Lueger:
„Hier in unserem Vaterlande Österreich liegen die Verhältnisse so, daß sich die Juden einen Einfluß erobert haben, der mit über ihre Zahl und Bedeutung hinausgeht. (Zwischenruf: Sehr wahr!) In Wien muß der arme Handwerker am Samstag nachmittag betteln gehen, um die Arbeit seiner Hände zu verwerten, betteln muß er beim jüdischen Möbelhändler. (Sehr richtig!) Der Einfluß auf die Massen ist bei uns in den Händen der Juden, der größte Teil der Presse ist in ihren Händen, der weitaus größte Teil des Kapitals und speziell des Großkapitals ist in Judenhänden und die Juden üben hier einen Terrorismus aus, wie er ärger nicht gedacht werden kann. Es handelt sich uns darum, in Österreich vor allem um die Befreiung des christlichen Volkes aus der Vorherrschaft des Judentums. (Lebhaftes Bravo! Redner mit erhobener Stimme:) Wir wollen auf dem Boden unserer Väter freie Männer sein und das christliche Volk soll dort herrschen, wo seine Väter geblutet haben. (Tosender Beifall.) Aller Zwist, auch der bei uns in Österreich herrscht, ist darum durch die Juden entfacht, alle Anfeindungen unserer Partei rühren daher, weil wir der Herrschaft der Juden endlich einmal zu Leibe gerückt sind. Darum sind Juden, Sozi und Deutschnationale jetzt so an der Arbeit, um den verhaßten Mann zu stürzen (Hoch Lueger!) und ihre Fahnen wieder auf dem Rathausturm aufzupflanzen. (Bravo!)“
Gegen Ende seiner letzten Amtszeit als Bürgermeister stellte er seinen Antisemitismus als politische Strategie dar:
„Ja, wissen'S, der Antisemitismus is' a sehr gutes Agitationsmittel, um in der Politik hinaufzukommen; wenn man aber einmal oben is', kann man ihn nimmer brauchen, denn des is' a Pöbelsport!“
Luegers Politik war unter anderem von Karl von Vogelsang und Aloys von Liechtenstein beeinflusst. Der eher propagandistische und religiös motivierte Antisemitismus Luegers unterschied sich von dem völkisch-rassistisch ausgerichteten seines Intimfeindes Georg von Schönerer, den er zu seinen Vorbildern zählte, obwohl er dessen „alldeutsche“ Politik mit ihren großdeutschen Bestrebungen ansonsten bekämpfte. Spätere antisemitische Schriften von Édouard Drumont und Adolf Hitler führten sowohl Schönerer als auch Lueger als Impulsgeber an. Lueger wird deshalb neben Karl Hermann Wolf und Georg von Schönerer als einer der Politiker gesehen, von denen sich der junge Hitler das politische Handwerk abgeschaut hat. Hitler selbst schrieb über Lueger:
„Jedenfalls lernte ich langsam den Mann und die Bewegung kennen, die damals Wiens Schicksal bestimmten: Dr. Karl Lueger und die christlich-soziale Partei. Als ich nach Wien kam, stand ich beiden feindselig gegenüber. Der Mann und die Bewegung galten in meinen Augen als ‚reaktionär‘. Das gewöhnliche Gerechtigkeitsgefühl aber mußte dieses Urteil in eben dem Maße abändern, in dem ich Gelegenheit erhielt, Mann und Werk kennenzulernen; und langsam wuchs die gerechte Beurteilung zur unverhohlenen Bewunderung. Heute sehe ich in dem Manne mehr noch als früher den gewaltigsten deutschen Bürgermeister aller Zeiten.“
Der Historiker John W. Boyer fasst Luegers Antisemitismus folgendermaßen zusammen:
„Die antisemitische Rhetorik, deren Lueger sich in der Öffentlichkeit bediente, war krud, beleidigend und nicht selten herzlos. (...) Dass das öffentliche Herumhacken auf den Juden eine abscheuliche Praxis war, dass sie unschuldigen Menschen eine psychologische Bürde auferlegte (...) und dass sie ein Vorbild für künftige Politiker abgab, die eine viel stärkere Neigung hatten, die Dinge wörtlich zu nehmen, ist eine Last, die der österreichische "Christliche Sozialismus" auf ewige Zeiten mit sich herumschleppen muss.“
Felix Salten charakterisierte Lueger 1910 folgendermaßen:
„Da kommt dieser Mann und schlachtet - weil ihm sonst alle anderen Künste mißlangen - vor der aufheulenden Menge einen Juden. Auf der Rednertribüne schlachtet er ihn mit Worten, sticht ihn mit Worten tot, reißt ihn in Fetzen, schleudert ihn dem Volk als Opfer hin. Es ist seine erste monarchisch-klerikale Tat: Der allgemeinen Unzufriedenheit den Weg in die Judengassen weisen; dort mag sie sich austoben. Ein Gewitter muß diese verdorbene Luft von Wien reinigen. Er läßt das Donnerwetter über die Juden niedergehen. Und man atmet auf. Allein er nimmt auch noch die Verzagtheit von den Wienern. Man hat sie bisher gescholten. Er lobt sie. Man hat Respekt von ihnen verlangt. Er entbindet sie jeglichen Respektes. Man hat ihnen gesagt, nur die gebildeten sollen regieren. Er zeigt, wie schlecht die Gebildeten das Regieren verstehen. Er, ein Gebildeter, ein Doktor, ein Advokat, zerfetzt die Ärzte, zerreißt die Advokaten, beschimpft die Professoren, verspottet die Wissenschaft; er gibt alles preis, was die Menge einschüchtert und beengt, er schleudert es hin, trampelt lachend darauf herum, und die Schuster, die Schneider, die Kutscher, die Gemüsekrämer, die Budiker jauchzen, rasen, glauben das Zeitalter sei angebrochen, das da verheißen ward mit den Worten: selig sind die Armen am Geiste.“
Lueger-Verehrung
Lueger selbst betrieb schon zu Lebzeiten als eine der signifikantesten politischen Figuren in der Zeit der Entstehung der Massenparteien Legendenbildung und einen Kult um seine Person, der damals innovativ war. Bereits die Illusion der "Verfügbarkeit", die er seinen weiblichen Anhängern durch seine Ehelosigkeit und die Geheimhaltung seiner Beziehungen gab - Karl Lueger blieb unverheiratet, galt aber nicht zuletzt deswegen als Schwarm vieler Frauen - war ein Grundpfeiler für seine "Anbetung". Symptomatisch war Luegers charakteristischer Bart, der ihn auf Darstellungen leicht erkennbar machte. Von ihm gibt es zahlreiche Porträts, etwa von Wilhelm Gause, es gab auch Ansichtskarten, Karikaturen, Reliefs und vieles mehr. Lueger wurde sogar auf Altarbilder verewigt, meist vom Maler Hans Zatzka, dessen Bruder Ludwig Zatzka Stadtbaumeister im Kabinett Luegers war, etwa in den Kirchen in Lainz und in Hietzing. Die Dr. Karl Lueger-Gedächtniskirche (Karl-Borromäus-Kirche) am Wiener Zentralfriedhof wurde 1908–1911 von Max Hegele erbaut. Auf der Wandmalerei "Das jüngste Gericht" (auch von Hans Zatzka) ist Lueger im Totenhemd dargestellt. Lueger war auch schon zu Lebzeiten das Sujet literarischer Werke, etwa von Andreas Eckhart und Karl Conte Scapinelli. [1]
Für Karl Lueger, der auch „Herrgott von Wien“ genannt wurde, gab es ein eigenes Glaubensbekenntnis, das mit den Worten „Ich glaube an Dr. Lueger, Schöpfer des christlichen Wiens“ beginnt. [2] Eduard Nerradt komponierte für ihn den „Lueger-Marsch“, der bei verschiedenen Gelegenheiten und Anlässen gespielt wurde. Auf einem Flugblatt von 1896 gab es sogar ein Lueger-Vaterunser: "Vater Lueger, der du wohnst in Wien, gelobet sei dein Name, beschütze unser christliches Volk (...) sondern erlöse uns von dem Juden-Übel. Amen." [3]
Es gab sogenannte "Lueger-Teller", die bei Wahlkampfveranstaltungen als Unterlage für Würstel mit Senf ausgeteilt wurden, und die dem Esser durch das Porträt Luegers nach dem Verzehr am Teller anzeigten, wem sie das Essen verdankten.
Der Nimbus und die Popularität des "schönen Karl", auch nach seinem Tod, spiegeln sich beispielhaft im so genannten „Lueger-Lied“ wider („Der Doktor Lueger hat mir einmal die Hand gereicht“), einem Chanson aus der Operette „Essig und Öl“ von Robert Katscher (1932), das in der Interpretation von Hans Moser berühmt wurde. Bezeichnenderweise wird der Sänger, ein alter Lebensmittelhändler (Greißler) dabei vom Bürgermeister als "Steuerträger" angesprochen, zählt also zu den vom Zensuswahlrecht Privilegierten.
Das Mammutdrama „Lueger, der große Österreicher“ von Hans Naderer wurde 1934 als Ausdruck des austrofaschistischen Regimes am Wiener Volkstheater aufgeführt und auf Wunsch von Bundeskanzler Kurt Schuschnigg und Kardinal Innitzer in einer groß angelegten Werbekampagne propagiert.
Luegers Name prägt und prägte auch den öffentlichen Raum in Wien, etwa durch die 1907 erfolgte Umbenennung des Rathausplatz in Karl-Lueger-Platz sowie durch zahlreiche Tafeln an Gebäuden mit der Inschrift „Errichtet unter Bürgermeister Karl Lueger“. Für Lueger wurden auch Denkmäler und Büsten errichtet. Nach Lueger ist ein wichtiger Teil der Wiener Ringstraße benannt (Dr.-Karl-Lueger-Ring), an dem das Burgtheater, das Rathaus und die Universität Wien liegen; ein großes Denkmal, das von Josef Müllner gestaltet und am 19. September 1926 enthüllt wurde, steht auf dem Dr.-Karl-Lueger-Platz im ersten Wiener Bezirk. 2009 schrieb die Universität für Angewandte Kunst Wien einen Wettbewerb zur Umgestaltung des Denkmals zu einem Mahnmal gegen Rassismus und Antisemitismus aus.[4] Im April 2010 waren bereits über 150 Vorschläge eingelangt.[5]
1943 entstand in den Wiener Rosenhügelstudios der NS-Propagandafilm „Wien 1910“[6] (Karl Lueger, Bürgermeister von Wien) unter der Regie von E. W. Emo mit Rudolf Forster (Lueger), Heinrich George (Georg Ritter von Schönerer), Rosa Albach-Retty, Lil Dagover und O. W. Fischer, eine Verklärung Karl Luegers als Hitler-Vorläufer. Eine Wiederaufführung des Films in den Siebziger Jahren im Wiener Bellaria-Kino führte zu heftigen Protesten.
Anekdoten
- Billy Wilder, in Wien aufgewachsener Hollywood-Regisseur, wurde, nachdem ihm der Oscar für sein Lebenswerk zuerkannt worden war, mit 81 Jahren auch von einer späten Ehrung aus der Heimat eingeholt. In Los Angeles übergab ihm der österreichische Generalkonsul die Ehrenmedaille der Hauptstadt in Gold. Artig erkundigte sich Wilder, der 1933 vor den Nazis flüchten musste, wer denn jetzt Bürgermeister sei in Wien. Beim Namen Helmut Zilk zeigte er sich erleichtert: „Na, Hauptsach', der Lueger ist es nicht mehr.“[7]
- Friedrich Torberg erwähnte Lueger in einer Anekdote, die von der Verwechslung jüdischer Familiennamen mit den Namen Adeliger handelt:
„[...] Nun muß man wissen, daß es in Österreich (wie auch in Ungarn und in Deutschland) jüdische Familiennamen gibt, die mit den Namen fürstlicher Häuser identisch sind. [...] Man erzählt sich, daß der Bürgermeister Lueger, dem einmal mitten in einem wichtigen Aktenstudium der Besuch des Fürsten Löwenstein-Wertheim-Freudenberg gemeldet wurde, seinen Sekretär ein wenig zerstreut mit den Worten hinausgeschickt hätte: ‚Sagen S' den drei Juden, sie sollen warten.‘“
Das berühmte Rindfleisch-Lokal "Plachutta" in Wien bietet auch 2010 auf seiner Speisekarte noch als "eine jüngere Wiener Spezialität in der Tradition des Suppenfleisches" einen "Lueger-Topf" an, ein Potpourri von verschiedenen Stücken, das aus saftigem Ochsenfleisch, Rindszunge und Kalbskopf in der Rindsuppe besteht. [9]
Literatur
- Walter Goldinger: Lueger, Karl. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 15, Duncker & Humblot, Berlin 1987, S. 464 f.
- Karl Schwarz: Karl Lueger. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 5, Herzberg 1993, ISBN 3-88309-043-3, Sp. 394–396.
- Leopold Tomola: Unser Bürgermeister Dr. Karl Lueger. Festschrift. Gerlach & Wiedling, Wien 1904
- Felix Salten: Das österreichische Antlitz. Essays. S.Fischer 1910
- Richard Kralik: Karl Lueger und der christliche Sozialismus. Vogelsang, Wien 1923
- Richard Soukup: Lueger und sein Wien. ÖVP, Wien 1953
- Rudolf Kuppe: Karl Lueger und seine Zeit. Österreichische Volksschriften, Wien 1933
- Rudolf Kuppe: Karl Lueger. Persönlichkeit und Wirken. Hollinek, Wien 1947
- Kurt Skalnik: Dr. Karl Lueger. Der Mann zwischen den Zeiten. 1954
- Heinrich Schnee: Karl Lueger. Leben und Wirken eines großen Sozial- und Kommunalpolitikers. Umrisse einer politischen Biographie. Duncker & Humblot, Berlin 1960 (zuerst als: ders., Karl Lueger. Leben und Wirken eines großen Deutschen. Paderborn 1936.)
- Felix Czeike: Liberale, christlichsoziale und sozialdemokratische Kommunalpolitik (1861-1934). 1962
- John W. Boyer: Political Radicalism in the Late Imperial Vienna. Origins of the Christian-Social Movement 1848-1897, Chicago 1981; ND Chicago 1995.
- Helmut Andics: Luegerzeit. 1984
- Rudolf Spitzer: Des Bürgermeisters Lueger Lumpen und Steuerträger. Wien 1988
- Brigitte Hamann: Hitlers Wien. Lehrjahre eines Diktators. Piper, München 1996 ISBN 3-492-03598-1
- Johannes Hawlik: Der Bürgerkaiser. Karl Lueger und seine Zeit. Herold, Wien 1985 ISBN 3-7008-0286-2
- Robert S. Wistrich: Karl Lueger and the Ambiguities of Viennese Antisemitism. In: Jewish Social Studies. 45. 1983, S. 251-262
- Anna Ehrlich: Karl Lueger - Die zwei Gesichter der Macht. Amalthea, Wien 2010, ISBN 978-3-85002-700-7.
- John W. Boyer: Karl Lueger (1844-1910). Christlichsoziale Politik als Beruf. Böhlau, Wien 2010, ISBN 978-3-205-78366-4.
Einzelnachweise
- ↑ Harald D. Gröller: Die vielen Facetten des Personenkults um Karl Lueger.
- ↑ Eva Philippoff: Die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn. Ein politisches Lesebuch. Presses Universitaires du Septentrion, 2002, ISBN 2-85939-739-6
- ↑ Stadtchronik Wien. Verlag Christian Brandstätter, Wien 1986, S. 356.
- ↑ Ausschreibung zur Umgestaltung des Lueger-Denkmals in ein Mahnmal gegen Antisemitismus und Rassismus in Österreich.
- ↑ Lueger-Denkmal: Über 150 Ideen eingereicht (ORF Wien, 6. April 2010)
- ↑ [1]Online-Version in eher schlechter Qualität.
- ↑ In: Der Spiegel. Nr.19/1988.
- ↑ Friedrich Torberg: Die Erben der Tante Jolesch. dtv 1981, S. 52f.
- ↑ Nichts als Wein im Kopf. 13. April 2010.
Weblinks
- Literatur von und über Karl Lueger im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Karl Lueger. In: Österreich-Lexikon von aeiou.
- Tod von Karl Lueger in der österreichischen Presse (Österreichische Nationalbibliothek)
- Wienblibliothek im Rathaus: Virtuelle Ausstellung über Karl Lueger
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
Josef Strobach | Bürgermeister von Wien 1897–1910 |
Josef Neumayer |
Personendaten | |
---|---|
NAME | Lueger, Karl |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Politiker, Wiener Bürgermeister |
GEBURTSDATUM | 24. Oktober 1844 |
GEBURTSORT | Wieden (Wiener Bezirksteil) |
STERBEDATUM | 10. März 1910 |
STERBEORT | Wien |
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