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Alexander Wassiljewitsch Koltschak
Alexander Wassiljewitsch Koltschak (russisch Александр Васильевич Колчак, wiss. Transliteration Aleksandr Vasil'evič Kolčak; * 4. Novemberjul./ 16. November 1874greg. in Sankt Petersburg; † 7. Februar 1920 in Irkutsk) war ein Admiral der russischen Marine und Monarchist.
Leben und Wirken
Koltschak entstammte einer Offiziersfamilie. Er nahm als Hydrologe 1900–1903 und 1908–1911 an russischen Polarexpeditionen teil. Im Russisch-Japanischen Krieg 1904/1905 kommandierte Koltschak den Minenleger Amur und geriet in japanische Kriegsgefangenschaft.[1]
Erster Weltkrieg
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs war er als Kapitän zur See Chef des Operationsstabes bei der Baltischen Flotte unter Admiral Nikolai O. von Essen. Nach dessen Tod im Mai 1915 übernahm er den Befehl über die 1. Zerstörerdivision mit den modernen Booten des Typs Nowik und wechselte schließlich 1916/1917 als Oberbefehlshaber zur russischen Schwarzmeerflotte.
Russischer Bürgerkrieg
Im Russischen Bürgerkrieg rekrutierte Koltschak im November 1918 als Kriegs- und Marineminister der in Omsk residierenden „Sibirischen Regierung“ eine Armee, die sogenannte Koltschak-Armee. In Omsk war zu dieser Zeit die politische Krise ausgebrochen. Am 18. November verhafteten Kosakenoffiziere die vier Vorsitzenden der Sibirischen Regierung (die als „Direktorium“ bekannt war) und stürzten diese „Regierung“, in der die Sozialrevolutionäre die Mehrheit hatten. Durch die geheime Wahl des Ministerrates wurde Koltschak zum Obersten Regenten Russlands ernannt. Er wurde de facto von der Entente und de jure von dem Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen anerkannt und unterstützt.
In einem Appell an die Bevölkerung forderte Koltschak die Befreiung von Bolschewismus und äußeren Machteinflüssen, um die vom Ministerrat geforderte neue Verfassunggebende Versammlung einberufen zu können. Er wolle unter den „extrem schwierigen Bedingungen des Bürgerkriegs“ nicht den „Weg der Vergeltung [wörtl. „Reaktion“] oder der Parteilichkeit“ gehen. Das Hauptziel sei die „Schaffung einer effizienten Armee, ein Sieg über den Bolschewismus und die Errichtung von Recht und Ordnung, damit die Menschen nach eigenem Willen eine freie Regierung wählen [können], und das große Ideal [wörtl.: „Idee“] der Freiheit verwirklicht werde, das in aller Welt verkündet werde.“[2]
Er errichtete eine diktatorische Herrschaft und leitete mit materieller Hilfe aus Großbritannien und Frankreich zunächst erfolgreich den Kampf gegen die Rote Armee in Sibirien bis April 1919. Seine Truppen drangen bis Kasan und über die Wolga vor und erbeuteten 148 Tonnen des Zarengoldes, das sie dem Ufa-Direktorium unterstellten.
Durch ein Doppelspiel der Entente, die unhaltbar lange Front und politische Intrigen erlitt seine Armee aber bei Samara eine schwere Niederlage gegen die Rote Armee, am 14. November 1919 musste Omsk geräumt werden. Koltschaks Armee und die alliierten Militärmissionen in Sibirien sowie 200.000 Zivilisten zogen, zumeist zu Fuß, über den Sibirischen Trakt nach Osten, und am 14. Januar 1920 ließ Maurice Janin Koltschak in Nischneudinsk ultimativ „unter alliierten Schutz“ stellen. Die Tschechoslowakische Legion brachte ihn nach Irkutsk, wo der Stadtrat der Sozialrevolutionäre den Durchzug erlauben wollte, falls man Koltschak auslieferte. Janin, der sich bereits in Wladiwostok aufhielt, genehmigte das, und die Legion handelte noch 30 Waggons Kohle aus. Der Stadtrat wurde kurz darauf von den Bolschewiki übernommen, die Koltschak am 7. Februar 1920 standrechtlich exekutierten und seinen Leichnam in einem Eisloch in der Angara versenkten.
Rezeption
Nach Jahrzehnten der Verunglimpfung in der Sowjetunion ist Koltschak heute eine der umstrittensten historische Persönlichkeiten im modernen Russland. Zwei Rehabilitationsanträge wurden von einem regionalen Militärgericht im Jahr 1999 und vom Obersten Gerichtshof der Russischen Föderation im Jahr 2001 abgelehnt. Denkmäler, welche Koltschak gewidmet sind wurden 2002 in Sankt Petersburg, 2004 in Irkutsk, und 2016 in Omsk errichtet, trotz Einwände einiger kommunistischer Politiker sowie sowjetischer Veteranen.[3] Seine Denkmäler sind ein häufiges Ziel von Vandalismus. Die russische Marine erwog die dritte Fregatte der neuen Admiral-Grigorowitsch-Klasse zu nach Koltschak zu benennen, verwarf dies aber.[4]
Sonstiges
Auf Seiten Koltschaks kämpfte Edwin Erich Dwinger, der über seine Erlebnisse das Buch Zwischen Weiß und Rot verfasste. Dwinger beschreibt dabei Koltschaks Hinrichtung einschließlich der Anmerkung, dass der Admiral selbst den Feuerbefehl gab.
Anfang Oktober 2008 kam unter dem Titel Admiral (russisch Адмиралъ, Regie: Andrei Krawtschuk) eine Verfilmung seiner Beziehung zu Anna Wassiljewna Timirjowa (1893–1975) in den Jahren 1916 bis 1920 mit Konstantin Chabenski und Elisaweta Bojarskaja in den Hauptrollen in die russischen Kinos.[5][6]
Literatur
- Orlando Figes: Die Tragödie eines Volkes. Die Epoche der russischen Revolution 1891 bis 1924 Berlin Verlag, Berlin 1998, ISBN 3-8270-0243-5.
- Wladimir Maximow: Der Weisse Admiral. Langen Müller Verlag, München u. a. 1986, ISBN 3-7844-2127-X.
Weblinks
- Zeitungsartikel zu Aleksandr V. Kolcak in der „Pressemappe 20. Jahrhundert“ der Deutschen Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften (ZBW)
Einzelnachweise
- ↑ Bettina Brand in Gerhard Hirschfeld, Gerd Krumeich, Irina Renz (Hrsg.) : Enzyklopädie Erster Weltkrieg, 2. Auflage, Paderborn, 2014, S. 620
- ↑ М. И. Смирнов. Александр Васильевич Колчак (краткий биографический очерк). Париж, 1930.
- ↑ Streit ums Denkmal: Wie Russlands Ex-Staatsführer die Gemüter erhitzen
- ↑ В Петербурге доску Колчаку вновь закрасили черной краской. , Lenta, 10. Februar 2017. Abgerufen am 12. Februar 2017.
- ↑ Admiral auf film.ru
- ↑ Admiral. Internet Movie Database, abgerufen am 22. Mai 2015 (english).
Personendaten | |
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NAME | Koltschak, Alexander Wassiljewitsch |
ALTERNATIVNAMEN | Колчак, Александр Васильевич (russisch); Kolčak, Aleksandr Vasil'evič; Koltschak, A. Wassiljewitsch; Koltschak, A. W. |
KURZBESCHREIBUNG | russischer Admiral |
GEBURTSDATUM | 16. November 1874 |
GEBURTSORT | Sankt Petersburg |
STERBEDATUM | 7. Februar 1920 |
STERBEORT | Irkutsk |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Alexander Wassiljewitsch Koltschak aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |