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Aloisiuskolleg
Aloisiuskolleg | |
---|---|
Schulform | Gymnasium |
Gründung | 1921 |
Ort | Bonn |
Land | Nordrhein-Westfalen |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 50° 40′ 39,4″ N, 7° 9′ 2,1″ O50.6776138888897.150575Koordinaten: 50° 40′ 39,4″ N, 7° 9′ 2,1″ O |
Träger | Jesuitenorden |
Schüler | 800 |
Lehrer | 65 |
Leitung | Johannes Siebner SJ (Rektor), Manfred Sieburg (Schulleiter), Christopher Haep (Internatsleiter) |
Website | www.aloisiuskolleg.de |
Das Aloisiuskolleg (kurz AKO) ist ein gemischtes, altsprachliches, privates und katholisches Gymnasium in Bonn-Bad Godesberg mit angegliedertem Internat unter der Trägerschaft des Jesuitenordens. Namenspatron ist der heilige Aloisius von Gonzaga.
Trägerschaft
Träger und Gründer der 1925 gegründeten Jesuitenschule ist der Jesuitenorden. Im Rahmen des nordrhein-westfälischen Schulgesetzes werden dem Schulträger 94 % der haushaltsrechtlich anerkannten Schulkosten vom Land refinanziert. Die verbleibenden 6 % Eigenleistung wurden bisher hauptsächlich durch Zuschüsse des Erzbistums Köln aufgebracht. Internats- oder Externatskosten von sozial schwächeren Familien werden durch verschiedene Stipendien finanziert.
Geschichte
Gründung im Exil als Folge des Kulturkampfes
Als Folge des Kulturkampfes übernahm der Staat Preußen 1872 per Gesetz die Aufsicht über alle Jesuitenschulen. Am 12. August 1900 übernahm die deutsche Provinz der Gesellschaft Jesu das Aloisiuskolleg in Sittard, Holland als reine Jungenschule mit Internat. Der Schulunterricht wurde von deutschen Patres mit 43 internen und 38 externen Schülern am 29. September 1900 mit einer Vorklasse, einer Sexta und einer Quinta-Klasse eröffnet. Dies war der eigentliche Start des Aloisiuskollegs.
Pädagogische Ausrichtung in der Vorkriegszeit
Während das Internatswesen der Weimarer Republik teilweise schon dem Ideal der Reformschule zustrebte, war das Erziehungskonzept auch aus damaliger Sicht ausgesprochen konservativ. So erzählen ehemalige Schüler des Kollegs davon, dass beim wöchentlichen Wannenbad lederne „Lendenschurze“ getragen werden mussten – zum Schutze vor dem Blick auf den eigenen Körper. Körperstrafen waren (nicht anders als an vielen anderen Schulen) an der Tagesordnung. Im Gegensatz zur heutigen, romantisierenden Sicht auf das damals sehr verbreitete Internatswesen waren die meisten Schüler dort nicht freiwillig oder gar zur Förderung besonderer Ausnahmebegabungen. Die weitaus meisten Schüler stammten aus wohlhabenden Familien, zeigten an den heimatlichen Schulen jedoch nicht die gewünschte Leistung und Disziplin und wurden zu Erziehungszwecken zwangsweise auf strenge Internate geschickt. Auf Ausbüxen standen sehr harte Strafen, und es gab für viele Schüler auch auf Bitten der Eltern bei wichtigen Ereignissen wie Todesfällen oder Krankheiten innerhalb der Familie kein Schulfrei. Das Versenden von Geschenken und Zuwendungen (Lebensmittel, Geld) an Schüler wurde durch Postkontrollen verhindert, Briefe an die Eltern und Geschwister mussten unter Aufsicht an speziell dafür reservierten Nachmittagen verfasst werden. Das Abschirmen vor äußeren Einflüssen, auch der eigenen Familie, wurde damals als sehr wichtig für die konsequente Umsetzung der Erziehungsziele angesehen.
Umzug nach Bad Godesberg und Nationalsozialismus
Das Jesuitengesetz wurde erst 1917 außer Kraft gesetzt und so stand es den Jesuiten frei, wieder Schulen in Deutschland zu gründen und zu führen. Das Aloisiuskolleg zog nach Bad Godesberg (heute Stadtteil der Stadt Bonn). Am 15. Mai 1921 schrieb Pater Arnold Rump, der damalige Rektor, nach Köln: „Der preußischen Regierung teile ich ergebenst mit, daß das Collegium Hubertinum mit Ostern 1921 seinen Namen in Aloisiuskolleg geändert hat.“ Dies war der Start des Aloisiuskollegs in Bad Godesberg. Als Internatsgebäude diente die 1927 erworbene ehemalige Villa „Stella Rheni“ des Bankiers August Freiherr von der Heydt.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde der Kollegsleitung das Leben zunehmend schwer gemacht: Immer stärkere Restriktionen für die Abiturienten, die das Abitur nicht nur an einer anderen Schule (das Kolleg war nur genehmigt, nicht staatlich anerkannt), sondern in ihrem jeweiligen Heimatgebiet ablegen mussten, gefährdeten schon Mitte der 1930er-Jahre die Existenz des Kollegs. Kruzifixe zum Beispiel wurden heimlich, trotz Strafandrohung, aufgehängt. Da die jesuitische Erziehungstradition mit dem vom nationalsozialistischen Staat propagierten Modell nicht in Einklang zu bringen war, wurde die Schule 1938 von den Nationalsozialisten aufgelöst.
Eine wichtige Rolle auch im heutigen Selbstverständnis des Kollegs spielt der aktive Widerstand durch Jesuitenpatres und Schüler. Bekannte Personen des Widerstandes sind Georg Freiherr von Boeselager und sein Bruder Philipp.
Wiedereröffnung nach dem Zweiten Weltkrieg
Direkt nach dem Zweiten Weltkrieg eröffneten die Jesuiten 1946 das Aloisiuskolleg erneut.
Koedukation
Anfang der 1980er Jahre begann das Aloisiuskolleg mit dem Clara-Fey-Gymnasium für Mädchen die Koedukation innerhalb der Oberstufe. Die Mädchen der Oberstufe konnten einige Grund- und Leistungskurse am Aloisiuskolleg besuchen und umgekehrt. Seit dem Jahrgang 2002 hat das Aloisiuskolleg auch in den unteren Jahrgängen, beginnend mit der Sexta, Mädchen in der Schule aufgenommen. Seit 2006 werden nun auch Mädchen im Internat aufgenommen und in einem separaten Neubau untergebracht.
Missbrauchsfälle
Im Februar 2010 äußerten ehemalige Schüler des Aloisiuskollegs im Zuge eines durch Vorfälle am Canisius-Kolleg Berlin ausgelösten Missbrauchsskandals gegenüber der Süddeutschen Zeitung und dem Bonner General-Anzeiger, sie seien Opfer von sexuellem Missbrauch gewesen oder hätten davon gewusst. Als Täter wurden mehrere Patres der Anstalt genannt.[1] Hinweise auf sexuellen Missbrauch hatte schon 2004 Miguel Abrantes Ostrowski, ein ehemaliger Schüler des Kollegs, in seinem Buch Sacro Pop gegeben.[2] Am 8. Februar 2010 trat der Rektor des Aloisiuskollegs Pater Theo Schneider SJ mit sofortiger Wirkung zurück.[3]
Ursula Raue, die Missbrauchsbeauftragte des Ordens, berichtete am 9. März 2010 in einer ersten Zwischenbilanz, für die Zeit von 1946 bis 2005 würden sechs Jesuitenpater der Schule als Täter in Betracht kommen. 30 Opfer hatte das Kolleg bis zu diesem Zeitpunkt aufgelistet.[4] Einige Missbrauchsopfer haben sich zusammen mit den Geschädigten anderer Jesuiteneinrichtungen in dem Forum Eckiger Tisch organisiert.[5]
Eine Erhöhung der Zahl „Grenzverletzungen“ am Aloisiuskolleg zeigte der Zwischenbericht, den die vom Jesuitenorden eingesetzte unabhängige Kommission zur Aufklärung der Missbrauchsfälle unter der Leitung der Kölner Rechtswissenschaftlerin Julia Zinsmeister im November 2010 vorlegte.[6] Danach gab es seit den 1950er Jahren 45 Opfer mit vorliegendem Tatbericht sowie 17 weitere Personen, die keine Einverständniserklärung ihrer Daten abgegeben haben.[7] Aus den Angaben der Opfer ergeben sich nach Angaben der Kommission 18 Beschuldigte, davon 15 Mitglieder des Jesuitenordens. Anzeigen richten sich auch gegen einen früheren leitenden weltlichen Pädagogen am Kolleg, von dem sich das Kolleg im Herbst 2010 arbeitsrechtlich trennte.
Am 15. Februar 2011 wurde der Abschlussbericht[8] zu den Missbrauchsfällen vorgelegt. Nach dem Gutachten wurden insgesamt 23 Personen von Aussagen der Betroffenen belastet, darunter 18 Ordensmitglieder und 5 Mitarbeiter. Die meisten dieser Personen - 14 Patres und 3 Lehrer - waren in den 1950er und 1960er Jahren am Aloisiuskolleg tätig. Ein seit 1968 am Aloisiuskolleg tätiger Pater wurde schwer belastet. Nach Aussagen von 36 Personen gab es sexuelle Grenzverletzungen oder körperliche Übergriffe. In zehn Fällen soll es auch zu sexuellem Missbrauch gekommen sein. 1985 wechselte der Pater in das Amt des Schuldirektors, das er bis 1992 ausübte. Nach seiner Pensionierung war er bis 2006 als Erzieher für die Mittelstufe und für den Förderunterricht zuständig. [9]
Folgen der Missbrauchsfälle
Das Aloisiuskolleg stellte als Umsetzung der Erfahrungen mit Missbrauchsfällen im Dezember 2010 als erste deutsche Jesuitenschule einen Leitfaden zur Prävention von sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche vor. Darin enthalten sind die Kinderrechte und verbindliche Regeln zu Nähe und Distanz, die sich in Selbstverpflichtungen, Arbeitsverträgen und Dienstanweisungen an die Mitarbeiter niederschlagen sollen. Mit dem ebenfalls enthaltenen neuen Interventionskonzept wird die Vorgehensweise bei Verdachtsfällen und Vorfällen von sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche festgeschrieben.[10][11] In ihrem Abschlussbericht vertritt die unabhängige Untersuchungskommission die Auffassung, dass sich die vom Aloisiuskolleg und dem Jesuitenorden zu leistende Aufarbeitung und Neuorientierung nicht in diesen Regelungswerken erschöpfen kann. Diese Präventionsinstrumente könnten nur Wirkung entfalten, wenn das Aloisiuskolleg eine neue Organisationskultur entwickle, die eine für den Präventionsleitfaden und die Dienstanweisungen tragfähige Grundlage bilde. Hierzu gehöre es, „nicht mehr vorrangig den guten Ruf der Schule zu verteidigen, sondern verstärkt die Schüler und die eigenen Strukturen in den Blick zu nehmen, sich innerer und äußerer Kritik zu öffnen...“ und diesen Organisationsprozess von externen Fachleuten begleiten zu lassen.[12] P. Johannes Siebner, seit September 2002 als Direktor des Kollegs St. Blasien tätig, übernahm am 17. Juli 2011 das Amt des Rektors.
Sprachenfolgen und Fächerkanon
Es werden dieselben Unterrichtsfächer wie an staatlichen Schulen angeboten. Als Fremdsprachen stehen in der Eingangsklasse (5. Jahrgangsstufe) Englisch und Latein (5a) oder nur Englisch (5b/5c) zur Verfügung. In der 6. Jahrgangsstufe kommt dann die nächste Fremdsprache (Latein) in den B- und C-klassen hinzu. Altgriechisch oder Französisch kann als dritte Fremdsprache gewählt werden, wobei man sich auch für einen nicht sprachlich orientierten Differenzierungsunterricht (Informatik) entscheiden kann. Zu Beginn der Oberstufe stehen als neu einsetzende Fremdsprachen Italienisch und nochmals Französisch zur Wahl. Im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich werden Mathematik, Biologie, Physik und Chemie sowie auch Informatik, im gesellschaftswissenschaftlichen Bereich Erdkunde, Geschichte und Sozialwissenschaften unterrichtet.
Schulwettbewerbe
Bei Jugend forscht sowie bei Freestyle Physics erreichen Schüler des Kollegs regelmäßig vordere Plätze. Auch bei regionalen und nationalen Meisterschaften wie der Mathematik-Olympiade[13], Chemie oder Physikwettbewerben sind AKO-Schüler jedes Jahr unter den ersten Plätzen zu finden. Auch bei der PISA-Studie (Platz 4) und verschiedenen OECD-Studien schneidet die Schule europaweit unter den vorderen Plätzen ab. Bei dem Schülerwettbewerb Jugend gründet wurden ebenfalls Top-10-Platzierungen erreicht[14].
In sportlichen Bereichen wurde das AKO mehrmals Stadt- und Nordrhein-Westfalen-Meister, sowie Regionalmeister der Mittelstufe in Badminton, Basketball oder Fußball. 2003[15].
Religionsunterricht
Der Besuch des Religionsunterrichtes ist verpflichtend. Katholische und evangelische Schüler besuchen den ihrer Konfession entsprechenden Unterricht, während andere Schüler zwischen den beiden Konfessionen wählen können. Möglich ist auch der Wechsel zum anderen Religionsunterricht. Die Abmeldung vom Religionsunterricht zieht das Ende des Schulvertrages und damit das Ende der Schulausbildung am Kolleg nach sich.
Einfluss der Kirche
Während die Grundsätze der katholischen Kirche und des Ordens im Alltagsleben von Schule und Internat vielfältig praktiziert werden (Gottesdienste, Besinnungstage, Exerzitien, Morgengebet usw.), unterliegt die Schulausbildung vollständig dem Schulgesetz für das Land Nordrhein-Westfalen. Daher unterliegt etwa der Biologie-Unterricht keinerlei religiöser Einschränkung.
Internat
Dem Gymnasium ist ein Internat angegliedert, welches Raum für 175 interne Schüler bietet (120 Jungen und seit 2005 auch 55 Mädchen). Nach der Schule und dem gemeinsamen Mittagessen verbleibt den Schülern bis 15.00 Zeit zur Erholung und für private Aktivitäten über Fußball spielen bis zu zahlreichen AKO-Pro-Kursen. Danach folgt die Hausaufgabenbetreuung bis 17 Uhr (Oberstufe 18 Uhr). Anschließend steht den Internen – vorausgesetzt sie haben in dieser Zeit alle Hausaufgaben bewältigt – die Zeit wieder zur freien Verfügung bis zum Abendessen um 18.30 Uhr. Jeder Internatsschüler ist neben den schulischen Aktivitäten verpflichtet, mindestens zwei AKO-PRO-Kurse (siehe Freizeitaktivitäten) zu besuchen. Davon muss ein Kurs musischer/künstlerischer Natur sein und ein Kurs sportlicher Natur.
Allerdings wird dies der Erfahrung nach nicht immer eingehalten. Jedes zweite Wochenende verbringen die Internen im Internat. Hier werden gemeinsame Aktivitäten wie Nachtwanderungen, Exkursionen, Städtespiele mit kleinen Teams, die Fragen und Aufgaben lösen müssen, organisiert. Außerdem findet an diesen Samstagen Unterricht statt, was auch dazu führt, dass unter der Woche weniger Nachmittagsunterricht stattfindet.
Externat
Auch die externen Schüler haben die Möglichkeit, unter Betreuung am Nachmittag Hausaufgaben zu machen. Diese werden von Pädagogen betreut und kontrolliert. Für Externe ist die Wahl an Freizeitaktivitäten frei, Freizeitangebote unter Anderem vom AKO-Pro werden jedoch sowohl von externen AKO-Schülern, wie auch von Schülern anderer Schulen intensiv genutzt.
Freizeitaktivitäten: „AKO-PRO“
Das AKO-PRO ist eine eigenständige Institution unter der Schirmherrschaft des Aloisiuskollegs. Ziel ist ein reichhaltiges Angebot an Freizeitaktivitäten. Möglichkeiten zur sinnvollen Freizeitgestaltung bestehen in über 450 Angeboten, beispielsweise im Bereich Handwerk, Kunstgestaltung, Musik, Theater und Sport. Ab der Mittelstufe können auch Schüler gegen ein kleines Entgelt Kurse anbieten. In verschiedenen nationalen sowie internationalen Vergleichsstudien von Schulen erscheint das Aloisiuskolleg regelmäßig auf den vordersten Plätzen. In Sportarten wie Basketball, Fußball, und Tennis werden regelmäßig überregionale Meisterschaften gewonnen.
Vorwürfe gegen „AKO-PRO“
Im Verlauf des Jahres 2011 geriet „AKO-PRO“ in die Kritik. So erhob das städtische Rechnungsprüfungsamt (RPA) schwere Vorwürfe gegen die frühere Vereinsführung. Auch die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Betrugsverdachts gegen den Ex-Vorsitzenden. Er soll über Jahre hinweg mit falschen Angaben zu hohe städtische Zuschüsse erschlichen haben.[16] Als Konsequenz erwägt die schwarz-grüne Koalition im Rat der Stadt Bonn, „AKO-PRO“ die Anerkennung als Jugendhilfe-Träger entziehen zu lassen.
Berufsvorbereitung
Das Aloisiuskolleg bietet für seine Schüler eine Reihe von Themenabenden im Rahmen des „Arbeitskreis Schule und Beruf“ an. Diese Themenabende setzen sich aus zahlreichen Vorträgen zu einem weiten Berufsfeld zusammen (z. B. Themenabend „Menschen helfen= Arzt, Entwicklungshelfer, Seelsorger, Sozialhelfer etc.). Die Akquise der Referenten läuft zum großen Teil über die Elternschaft. Der Vorreiter dieses Projekts war die „AKO-Berufsbörse“, eine Schülerinitiative, deren Ziel es war, möglichst hochkarätige Referenten für Einzelvorträge an das Aloisiuskolleg zu holen, um ihren Beruf vorzustellen. Zu diesen gehörten: Kai-Uwe Ricke (damaliger Vorstandsvorsitzender der Telekom AG), Norman Rentrop (Verlagsgründer), Stefan Raab (Entertainer), Jörg Grabosch (Brainpool AG) und Christian Bungenstock (CTcon). Heute sind die Schüler der ehemaligen Berufsbörse aktiv in die Vortragsplanung und -durchführung des „Arbeitskreis Schule und Beruf“ eingebunden.
Glauben und soziales Engagement
Die Erziehung wird als Einsatz zu Glaube und Gerechtigkeit verstanden. Das bedeutet neben solider Betreuung und religiös fundierter Erziehung, dem einzelnen gerecht zu werden und seine Glaubens- und Vertrauensfähigkeit zu stärken. So machen die Schüler im ersten Halbjahr der Jahrgangsstufe 11 einen fünfwöchigen Sozialeinsatz in Krankenhäusern, Alters- oder Kinderheimen, oder in psychiatrischen Anstalten. Die Erziehung von Schule und Elternhaus wird in Jugendgruppen ergänzt und vertieft. In Gespräch und Meditation, bei Spiel und Sport werden christlicher Glaube und christliches Handeln praktiziert und in lebendiger Gemeinschaft erlebt.
Weitere Engagements sind soziale Projekte der Schüler oder des Kollegs in Südafrika, Nepal, Mongolei oder Burkina Faso [17].
Internationale Kooperationen
Das Kolleg legt Wert auf internationale Kontakte, fördert den kulturellen Austausch und die Begegnung mit Menschen anderer Länder. So beteiligt es sich seit 1997 am „Comenius-Programm“ der Europäischen Union, das die Zusammenarbeit europäischer Schulen fördert. Partnerschaften bestehen unter Anderem mit Clongowes Wood College (Irland), Eton College und dem Maidenhead College (beide in England).
Erziehungsziele
Das Aloisiuskolleg versteht sich nach wie vor als Jesuitenschule und richtet sich nach den Erziehungsgrundsätzen der Gesellschaft Jesu, für welche seit 1599 die „Ratio Studiorum Societatis Jesu“ gilt („Studienordnung der Gesellschaft Jesu“). Jesuitische Erziehung strebt „Welt- und Lebensbejahende“ Einstellung an und ruft zum Lernen und Erforschen aller Lebensbereiche auf, aber stets aus christlicher, also religiöser Sicht.
Zur religiösen Seite der Erziehung gehören die bekannten Angebote der Religion (Leben vor Gott, Unterricht im Glauben und Einübung im Gebet: Gottesdienste, Exerzitien). Zur weltlichen Seite der Erziehung gehört der christliche Grundsatz der Nächstenliebe: Wissen soll nicht vorrangig dem eigenen Nutzen dienen, sondern stets auf das Wohl der Mitwelt ausgerichtet sein: der „nächsten“ Umgebung, der Nation, der Menschheit.
Nach Ansicht der Gesellschaft Jesu sind dies nicht speziell katholische, sondern universelle Erziehungs- und Bildungs-Grundsätze. Darum steht das Kolleg nicht nur Katholiken offen, sondern auch Angehörigen anderer Religionsgemeinschaften. Nur müssen sie den grundsätzlich katholischen Charakter von Internat und Schule anerkennen und sich ihm einfügen.
Da die jesuitische Erziehung die ganze Persönlichkeit bilden will, wird neben der sportlichen Betätigung unter anderem auch die künstlerische Begabung gefördert. Chor und Orchester des Kollegs führen klassische Werke auf wie Bachs Weihnachtsoratorium und Passionen, Haydns Schöpfung und Orffs Carmina Burana. Die Big Band sorgt bei Feiern für den nötigen Schwung.
Einrichtungen, Gebäude und Anlage
Schule
Das Schulgebäude ist ein U-förmiges, dreistöckiges Gebäude aus den 1920er Jahren. Es beherbergt neben den Klassenzimmern zwei Chemieräume, zwei Physikräume, zwei Computerräume, zwei Musikräume, ein Sprachlabor und eine Bibliothek. Die „Werkräume“ befinden sich unter den Turnhallen und sind mit Schweissgeräten, einer Schreinerei, einem Tonofen, Druckmaschinen und vielem Anderen ausgestattet.
Den Übergang vom Schulgebäude zu den neueren Internatsgebäuden bildet der „Patresturm“, ein fünfstöckiger, quadratischer Turm, in dem die Patres seit einem Umbau in den 1970er Jahren leben. Zuvor waren in beiden oberen Etagen zwei Internatsgruppen mit den jüngsten Schülern untergebracht, was dem Gebäude den Spitznamen „Knabensilo“ einbrachte.
Sportanlagen
Zu den Sportanlagen zählen zwei Turnhallen neben dem Schulgebäude. Vor den Turnhallen ist ein Basketballplatz. Auf dem Schulhof sind ebenfalls ein Basketballplatz und ein Handballplatz. Oberhalb des Schulhofes auf dem Weg zur Stella befinden sich ein Fußballplatz und sechs Tennisplätze.
Stella Rheni
Der Elberfelder Bankier Karl Freiherr von der Heydt ließ 1891 bis 1893 das „Schloss auf dem Wacholder“ durch den Architekten Heinrich Plange[18] im neoklassizistischen Stil erbauen und gab ihm den Namen „Stella Rheni“ (lateinisch für „Stern des Rheins“). Von dem streng geometrischen Bau in gelbem Sandstein aus bietet sich ein Blick über das Rheintal und das Siebengebirge. Der Charlottenburger Gartendirektor Walther plante die ausgedehnte Parkanlage. Seit 1927 wird die Villa vom Jesuitenorden genutzt und dient derzeit als Internatsgebäude für Jungen der Unter- und Mittelstufe.
Jägerhaus
Das zum ehemaligen Besitz von der Heydts gehörige „Jägerhaus“, eine stark romantisierte „Miniaturausgabe“ eines Jagdschlosses liegt etwa 200m zu Füßen der Stella. Hier wohnten früher die Primaner selbstverwaltet, eigenverantwortlich ohne Aufsicht.
Neubau
Der Neubau ist ebenfalls in den 1960er Jahren mit dem Schulgebäude zusammen errichtet worden und an den Patres-Turm angeschlossen. Er war L-förmig und ist 2006 renoviert worden. Nach der Renovierung wurde ein Teil des Neubaus abgerissen und durch eine neu errichtete Bar (Rotunde) ersetzt. Die klassische L-Form wurde damit nicht beibehalten. Vom Neubau gibt es einen direkten Zugang zur Bar.
Mädcheninternat
Das Mädcheninternat wurde im September 2005 nach einjähriger Bauzeit auf den ehemaligen Obstwiesen gegenüber der Schule durch das Architektenbüro Pilhatsch & Partner fertig gestellt. Die Eröffnung als Mädcheninternat fand erst im Sommer 2006 statt, da in der Übergangszeit das Gebäude für die internen Jungen genutzt wurde, die vorübergehend den alten „Neubau“ aufgrund von Renovierungsarbeiten verlassen mussten.
Kirche
Die Kirche in Form eines Oktagons wurde Anfang der 1980er Jahre errichtet. An gleicher Stelle stand zuvor eine baufällige Kirche aus den 1960er Jahren. Prunkstück der Kirche ist eine Bronzeskulptur eines Engels von Ewald Mataré.
Altschüler
Alumni
Auch nach der Schulzeit bleiben sich die Ehemaligen weiter verbunden. Angefangen von den jährlichen Treffen im Sommer zum „AKO-Fest“ wird ein weiteres Netzwerk aller ehemaligen Jesuitenschüler in Deutschland betrieben. Auf den Stellaner-Seiten [19] können sich alle Altkollegianer vom Aloisiuskolleg, dem Kolleg St. Blasien und dem Canisius-Kolleg kontaktieren und in der Datenbank aktuelle Adressen einsehen. Speziell für die Ehemaligen des Aloisiuskollegs gibt es mit dem Aloisiuskolleg Alumni e. V.[20] noch eine eigene Anlaufstelle. Zu den ehemaligen Schülern des Aloisiuskollegs gehören unter anderen
- Stéphane Beemelmans - Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium
- Christian Berger - Diplomat, Botschafter im Irak
- Albrecht Freiherr von Boeselager – Jurist, Privatwaldbesitzer und Großhospitalier des Malteserordens
- Georg Freiherr von Boeselager – Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944
- Philipp Freiherr von Boeselager – Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 und Forstverbandsvertreter
- Philipp Brenninkmeyer – Schauspieler
- Till Brönner - Jazztrompeter, Komponist und Arrangeur
- Frank Haunschild – Musiker
- Drutmar Cremer – Schriftsteller, Verleger, Theologe
- Jörg Debatin – ärztlicher Direktor des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
- Bernd von Droste zu Hülshoff – stellvertretender Generaldirektor der UNESCO
- Hanns W. Feigen[21] – Rechtsanwalt
- Stefan M. Grüll – ehemaliger FDP-Landtagsabgeordneter in NRW, RA und Politikberater
- Benedikt Hauser - Politiker
- Gisbert Haefs – Autor
- Hanswilhelm Haefs – Publizist, Übersetzer und Forscher
- Mido Hamada - Film- und Theaterschauspieler
- Christoph Heckenbücker - Filmregisseur und -produzent
- Constantin Heereman von Zuydtwyck – Land- und Forstwirt, Verbandsfunktionär und Politiker (CDU)
- Florian Henckel von Donnersmarck - Regisseur und Produzent
- Oliver Henkel – Schriftsteller
- Andreas Hönisch – katholischer Geistlicher, Gründer des Ordens Diener Jesu und Mariens („Servi Jesu et Mariae (SJM)“)
- Erbo Graf von Kageneck - Jagdflieger im Zweiten Weltkrieg
- Johannes B. Kerner - Fernsehmoderator
- Joachim Kiefaber - Politiker und Staatssekretär im Saarländischen Ministerium für Wirtschaft und Wissenschaft
- Alexander Graf Lambsdorff – MdEP, Vorstand der FDP und Mitglied des Europäischen Parlaments
- Karl Lamers – MdB a. D., Politiker (CDU)
- Ernst Linderoth – Orgelbauer und Erzähler von Heimatgeschichten
- Martin Lohmann – katholischer Publizist
- Winrich Löhr – Kirchen- und Dogmenhistoriker
- Gernot Lucas – Professor für Architektur
- Johannes Ludewig – Staatssekretär a. D. und Wirtschaftsmanager
- Thomas de Maizière – Bundesminister des Innern. (Kabinett Merkel III)
- Erik Martin – Herausgeber und Autor
- Matthias Matussek – Journalist und Publizist
- Thomas Melle - Autor
- Klaus Mertes – deutscher Jesuit, Direktor des Kollegs Sankt Blasien
- Michael Mertes – Staatssekretär a. D. (Nordrhein-Westfalen)
- Andreas Meyer-Lindenberg – Psychiater
- Max Morsches – Mathematiker und Genealoge
- Eberhard Nieschlag - Mediziner
- Martin Noël – Maler, Zeichner und Grafiker
- Miguel Abrantes Ostrowski – Schauspieler und Autor
- Thomas Pfanner – Autor von Kriminalromanen
- Ansgar Puff - Weihbischof in Köln
- Stefan Raab – Fernsehmoderator
- Friedhelm Rentrop - Politiker
- Norman Rentrop – Verleger
- Hans Riegel – Unternehmer (Haribo)
- Peter Sager – Journalist
- Hartmut Schiedermair – Jurist; Ehrenpräsident des Deutschen Hochschulverbandes
- Joachim Schwermer - Mathematiker
- Karl-Ernst Vaillant - Unternehmer
- Otto van Volxem – MdB a. D., Politiker (CDU)
- Stephan Wahl – Priester, ehemaliger Sprecher des „Wort-zum-Sonntag“
- Nils Wülker – Musiker
AKO-Heft
Das AKO-Heft ist ein jährlich erscheinendes Schulheft. Es enthält neben den Verabschiedungen bisheriger und Vorstellungen neuer Mitarbeiter vor allem Berichte aus dem Kollegsleben und religiös-pädagogische Artikel. Außerdem werden hier Adressänderungen, Informationen wie Heirat, Tod oder Geburt und die Klassenfotos jeder Klasse angezeigt. Das AKO-Heft wird an alle Eltern und auch an die Altschüler kostenlos verschickt.
Weblinks
- Aloisiuskolleg
- Stern-Artikel zum Thema Schulranking des Aloisiuskollegs
- Stellaner Datenbank für Altschüler
- Aloisiuskolleg Alumni Anlaufstelle
Literatur
- Ebba Hagenberg-Miliu: Unheiliger Berg - Das Bonner Aloisiuskolleg der Jesuiten und die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals, 2014, Kohlhammer
Quellen
- ↑ „Gut 40 Jahre danach“, General-Anzeiger Bonn, 5. Februar 2010
- ↑ Miguel Abrantes Ostrowski: Sacro Pop : ein Schuljungen-Report. Essen: Klartext, 2004, ISBN 3-89861-311-9.
- ↑ „Rektor von Bonner Jesuiten-Schule tritt zurück“, Spiegel Online, 8. Februar 2010
- ↑ Ebba Hagenberg-Miliu: „Missbrauch am Aloisiuskolleg: Zwei Patres sind besonders im Visier“, General-Anzeiger Bonn, 4. März 2010
- ↑ Website des Forums Eckiger Tisch'
- ↑ Grenzverletzungen zum Nachteil von Kindern und Jugendlichen im Aloisiuskolleg Bonn-Bad Godesberg - Zwischenbericht zur Untersuchung im Auftrag der Deutschen Provinz der Jesuiten
- ↑ Ebba Hagenberg-Miliu: Missbrauch: Mehr Täter und Opfer als bisher bekannt, General-Anzeiger, 1./2. November 2010
- ↑ Abschlussbericht: „Schwere Grenzverletzungen zum Nachteil von Kindern und Jugendlichen im Aloisiuskolleg Bonn - Bad Godesberg“ (PDF-Datei; 1,91 MB)
- ↑ http://www.spiegel.de/schulspiegel/0,1518,745659,00.html
- ↑ Sexueller Missbrauch: Aloisiuskolleg legt Präventionsleitfaden vor. In: Berliner Morgenpost vom 10. Dezember 2010
- ↑ Robert Wittbrodt, Christopher Haep: Vergewisserung und Verpflichtung. In: Aus dem Aloisiuskolleg 2010. Bad Godesberg 2011, Seite 40–47
- ↑ Zinsmeister et al: Schwere Grenzverletzungen zum Nachteil von Kindern und Jugendlichen im Aloisiuskolleg Bonn Bad-Godesberg, Abschlussbericht zur Untersuchung vom 15. Februar 2011, S.230 unter Abschlussbericht: „Schwere Grenzverletzungen zum Nachteil von Kindern und Jugendlichen im Aloisiuskolleg Bonn - Bad Godesberg“
- ↑ http://www.mathepro.de/html/olympiade.html
- ↑ http://www.aloisiuskolleg-bonn.de/deutsch/02_schule/03_schuleplus/01wettbewerbe.htm (Weblink nicht mehr abrufbar.)
- ↑ http://www.aloisiuskolleg-bonn.de/schule/fachbereiche/sport/03mehr2.htm (Weblink nicht mehr abrufbar.)
- ↑ „Ako-Pro-Seminar: Politiker fordern Konsequenzen“, General-Anzeiger, 21. Dezember 2011
- ↑ http://www.ako-pro-seminar.de/BurkinaFaso2007/Projekte/tabid/89/Default.aspx
- ↑ Der Architekt Heinrich Plange (Vgl. z.B. Seite 458). Abgerufen am 22. Mai 2014.
- ↑ http://www.stellaner.de/wir/index.shtml
- ↑ http://www.aloisiuskolleg-alumni.de
- ↑ FAZ vom 11. März 2014:"Hoeness-Verteidiger im Porträt - Der Platzhirsch Hanns W. Feigen"
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Aloisiuskolleg aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |