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Apfelsaft
Apfelsaft (in der Schweiz und Österreich auch Süßmost) ist ein Fruchtsaft, der durch Pressung von Äpfeln gewonnen wird. Aus 1,5 kg Äpfeln kann ca. 1 Liter Apfelsaft gewonnen werden. Im großen Maßstab geschieht dies in Keltereien. Als Apfelschorle wird er mit Mineralwasser verdünnt getrunken. 2014 betrug in Deutschland der Pro-Kopf-Verbrauch an Apfelsaft und Apfelsaftschorle jeweils 7,9 Liter. [1]
Naturtrüber und klarer Apfelsaft
Nach dem Pressen ist der Apfelsaft immer naturtrüb, d. h. fruchtfleischhaltig. Zentrifugiert und gefiltert erhält man den klaren Apfelsaft. Früher haben manche Hersteller zur Klärung des Apfelsafts Gelatine eingesetzt, die nicht deklarationspflichtig ist, weil sie vor der Abfüllung vollständig entfernt wird. 2015 wurde in Deutschland die Fruchtsaft- und Erfrischungsgetränkeverordnung geändert, so dass auch pflanzliche Eiweiße zur Klärung zulässig sind. Damit kann klarer Apfelsaft auch von Konsumenten getrunken werden, die die Verwendung von Gelatine wegen der tierischen Herkunft ablehnen. Die Varianten – naturtrüb, trüb und klar – werden zum Beispiel durch Pasteurisation haltbar gemacht. Dabei wird der Saft kurz auf ca. 78 °C erhitzt, um Mikroorganismen abzutöten und somit die Gärung zu verhindern. Da der naturtrübe Apfelsaft nicht gefiltert wird, befinden sich in ihm Schwebstoffe. Da sie schwerer sind als Wasser, können sie sich im Laufe der Zeit am Boden absetzen und sollen vor dem Trinken aufgeschüttelt werden. Aufgrund der in den Schwebstoffen enthaltenen Antioxidantien – es handelt sich hauptsächlich um Polyphenole – enthält naturtrüber Apfelsaft mehr sekundäre Pflanzenstoffe als gefilterter Saft.[2]
In Tierversuchen entwickelten Mäuse und Ratten, denen Apfelsaft verabreicht wurde, bis zu 50 % weniger Tumoren, als die Vergleichsgruppe ohne die Apfelsaftgaben.[3][4] Der trübe Apfelsaft war in diesen Versuchen wirksamer als der klare.[5] Vermutlich sind hier die Procyanidine, die in trübem Apfelsaft in hoher Konzentration enthalten sind, die Ursache.[6]
Weiterhin schmeckt der naturtrübe Apfelsaft häufig kräftiger als der klare. Sortenreine Säfte, die nur aus einer Apfelsorte gewonnen werden, erweitern die Angebotspalette mit einer hohen geschmacklichen Vielfalt.
Apfelsaft aus Konzentrat
Zur Herstellung von klarem Apfelsaft wird überwiegend Apfelsaftkonzentrat verwendet. Apfelsaftkonzentrat erhält man durch Entzug von Wasser und Abtrennen von Aromen. Dadurch reduziert sich das Volumen auf ca. ein Sechstel, sodass die Lagerung und der Transport günstiger werden. Durch Hinzufügen von speziell aufbereitetem Trinkwasser und den getrennt gelagerten Aromen erreicht man ein zum ursprünglichen Ausgangsprodukt gleichartiges Produkt (rekonstituieren). Die Verarbeitung von Apfelsaftkonzentrat ermöglicht es auch, durch Mischen geschmacklich unterschiedlich ausgeprägter Apfelsaftkonzentrate (süße/saure) einen gleichbleibenden Geschmack zu erreichen. Ansonsten würden je nach Apfelsorte oder Anbaugebiet unterschiedliche Geschmacksrichtungen in einem Produkt auftreten. Als Alternative bietet der Handel Direktsaft an, der meist ein stärkeres Eigenaroma aufweist.
Die Verfahren des Wasserentzuges und der Rückverdünnung beeinträchtigen den Geschmack und den Vitamingehalt geringfügig. In der deutschen Fruchtsaft- und Erfrischungsgetränkeverordnung (FrSaftErfrischGetrV) und in den Fruchtsaftrichtlinien der EU muss der rückverdünnte Saft gleichartige organoleptische und analytische Eigenschaften aufweisen wie ein nicht aus Konzentrat hergestellter Saft (Direktsaft) aus frischen Früchten derselben Art. Die analytische Gleichartigkeit der nicht flüchtigen Hauptinhaltsstoffe kann über Grad Brix, Zuckerspektrum, Aminosäurespektrum und Mineralstoffe beurteilt werden. Kennzahlen zur Beurteilung sind im AIJN Code of Practice[7] beschrieben. Für die Beurteilung der analytischen Gleichartigkeit des Apfelsaftaromas wird ein Aromaindex Apfel ermittelt.
Apfelsaft als Vorprodukt
Apfelsaft dient auch als Vorprodukt für Apfelwein (Cidre, Viez, Most), Apfelkraut und Apfelessig; darüber hinaus wird er auch zur Herstellung von Spirituosen, wie Obstbrand, Apfelkorn oder des bekannten Calvados verwendet.
In der Region um Frankfurt am Main wird der frische, trübe, nicht pasteurisierte Apfelsaft „Süßer“ genannt und zur Erntezeit genossen.
Apfelsaft-Produktion und Kreislaufwirtschaft
Bei der Apfelsaft-Produktion werden für eine ausgezeichnete Saftqualität Bandpressen, Dekanter und Separatoren eingesetzt.
- Bandpressen-Anlagen mit Tresterextraktion zur Erhöhung der Ausbeute
- Dekanter zum Abtrennen der Feststoffe aus Maische oder Saft
- Separatoren zur Klärung von Getränken und gewonnenen Säften
Durch die effiziente Verarbeitung wird eine besonders hohe Ausbeute erzielt. In Deutschland wird der Apfel bei der Fruchtsaftherstellung zu 100 Prozent verarbeitet. Etwa 75 Prozent ist die Saftausbeute, 25 Prozent bleiben als ausgepresste Maische mit Schalen und Kernen übrig – das ist der so genannte Trester. Er geht etwa zur Hälfte in die Herstellung von Apfelpektin, das z. B. als pflanzliches Geliermittel verwendet werden kann. Die andere Hälfte geht in die Tierfütterung oder Energiegewinnung.
Streuobstwiesen sind eine traditionelle Form des Apfelanbaus. Deutsche Fruchtsafthersteller setzen sich aus Naturschutz- und Qualitätsgründen für dessen Erhaltung und Förderung ein.
Einzelnachweise
- ↑ http://fruchtsaft.de/index.php?menu_sel=13&menu_sel2=3&menu_sel3=&menu_sel4=&msg=42
- ↑ Jan Oszmianski et al.: In: Journal of the Science of Food and Agriculture, doi:10.1002/jsfa.2707.
- ↑ C. Gerhauser: Cancer chemopreventive potential of apples, apple juice, and apple components. In: Planta Med 74, 2008, S. 1608–1624. PMID 18855307 (Review)
- ↑ T. C. Koch u. a.: Prevention of colon carcinogenesis by apple juice in vivo: impact of juice constituents and obesity. In: Mol Nutr Food Res 53, 2009, S. 1289–1302. PMID 19753605 (Review)
- ↑ C. Fähndrich: Wirkung von Apfelsaft auf die Kolonkarzinogenese und deren Modulation durch Wachstumsfaktoren im Tierexperiment. Dissertation, Tierärztliche Hochschule Hannover, 2005
- ↑ M. Fix: „An Apple A Day“ – warum Äpfel nie Krebs bekommen. (PDF; 3,6 MB) In: Einblick 1, 2009, S. 22–23.
- ↑ http://www.aijn.org/pages/cop/cop.html
Weblinks
- www.wissenschaft.de: Naturtrüber Apfelsaft ist gesünder - Die Schwebstoffe enthalten viele Antioxidantien, die beim Klären abgetrennt werden
- Fruchtsaft- und Erfrischungsgetränkeverordnung
- Film vom Apfel zum Apfelsaft
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Apfelsaft aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |